E-Book, Deutsch, 272 Seiten, eBook
Holtz-Bacha Frauen, Politik und Medien
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-90963-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 272 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-90963-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Wenngleich der Anteil von Frauen in der deutschen Politik noch längst nicht ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht, haben sie sich mittlerweile doch auch auf den höheren Ebenen der Politik etabliert. Erledigen sich damit auch die Klagen über die Art und Weise, wie die Medien über Politikerinnen berichten? Führt die stärkere Sichtbarkeit von Frauen in der Politik auch zu einer besonderen Ansprache von Wählerinnen?
Dieses Buch fasst Untersuchungen aus verschiedenen Ländern, in denen Frauen höchste Staatsämter innehaben, zusammen und prüft, wie die Medien mit ihnen umgehen und wie sich Wahlkampagnen von und für Frauen gestalten.
Dr. Christina Holtz-Bacha ist Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;5
2;Frauen, Politik, Medien: Ist die Macht nun weiblich?;7
3;Merkel, Roth... und sonst keine. Politikerinnen im Fernsehen;29
4;Der Merkel-Faktor – Die Berichterstattung der Printmedien über Merkel und Schröder im Bundestagswahlkampf 2005;53
5;Angela Merkel und der Fußball. Die Eroberung einer Männerbastion;76
6;Männliche Angie und weiblicher Gerd? Visuelle Geschlechter- und Machtkonstruktionen auf Titelseiten von politischen Nachrichtenmagazinen;87
7;Das Auge wählt mit: Bildberichterstattung über Angela Merkel;108
8;"Bambi und der böse Wolf". Ségolène Royal und der französische Präsidentschaftswahlkampf in der deutschen und französischen Presse;126
9;Michelle Bachelet und die Massenmedien: Die Kosten einer Kulturrevolution;155
10;"Lieber Hillary als Evita?" Cristina Kirchner und der argentinische Präsidentschaftswahlkampf in der argentinischen und deutschen Presse;184
11;Television and gender in Finnish presidential elections;212
12;Zielgruppe Frauen – ob und wie die großen Parteien um Frauen werben;239
13;Autorinnen und Autoren;270
Frauen, Politik, Medien: Ist die Macht nun weiblich?.- Merkel, Roth… und sonst keine. Politikerinnen im Fernsehen.- Der Merkel-Faktor — Die Berichterstattung der Printmedien über Merkel und Schröder im Bundestagswahlkampf 2005.- Angela Merkel und der Fußball. Die Eroberung einer Männerbastion.- Männliche Angie und weiblicher Gerd? Visuelle Geschlechter- und Machtkonstruktionen auf Titelseiten von politischen Nachrichtenmagazinen.- Das Auge wählt mit: Bildberichterstattung über Angela Merkel.- „Bambi und der böse Wolf“. Ségolène Royal und der französische Präsidentschaftswahlkampf in der deutschen und französischen Presse.- Michelle Bachelet und die Massenmedien: Die Kosten einer Kulturrevolution.- „Lieber Hillary als Evita?“ Cristina Kirchner und der argentinische Präsidentschaftswahlkampf in der argentinischen und deutschen Presse.- Television and gender in Finnish presidential elections.- Zielgruppe Frauen — ob und wie die großen Parteien um Frauen werben.
Das Auge wählt mit: Bildberichterstattung über Angela Merkel (S. 104-105)
Christina Holtz-Bacha & Thomas Koch
"Das Auge wählt mit", hieß es während des Bundestagswahlkampfes 2005 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, als diese wieder einmal Angela Merkels Aussehen diskutierte und sich erfreut über die "Radikalkur der Kandidatin" zeigte (Heine, 2005). Einmal abgesehen davon, dass die Zeitung damit abermals bestätigte, worüber sich Politikerinnen zu beklagen pflegen, dass nämlich die Medien sich viel zu sehr für ihre Kleidung und ihre Frisuren interessieren, wirft diese Feststellung ein Licht auf die hohe Relevanz des visuellen Eindrucks derjenigen, die gewählt werden wollen. Diesen gilt es daher zu pflegen, wo immer die Politikerinnen und Politiker zu sehen sind.
Während diese aber die Bilder, die sie für ihre Image- und Wahlkampfwerbung verwenden, selbst bestimmen und sich so ins beste Licht rücken können, obliegt die Entscheidung über das Wann und Wie einer Aufnahme dem Fotografen und darüber, welches Foto die Medien publizieren, den Redaktionen. Die visuelle Kommunikationsforschung ist, zumal im deutschsprachigen Raum, immer noch ein sehr junges Forschungsfeld und hat bislang nur eine überschaubare Anzahl an Studien auf diesem Gebiet hervorgebracht (Kappas & Müller, 2006, S. 15). Längst ist aber bekannt, dass es eben nicht reicht, bei Analysen der Berichterstattung nur die Texte einzubeziehen. In der Interaktion mit dem Text oder auch unabhängig davon übermitteln Fotos eine eigenständige Botschaft, die zu berücksichtigen ist. Nutzung, Verarbeitung und Wirkung von Bildern verlaufen ebenfalls anders als bei Texten.
"90 Prozent aller Zeitungsnutzer betrachten die Bilder, 40 bis 70 Prozent lesen die Überschriften, 20 bis 60 Prozent lesen die Vorspänne, 15 bis 60 Prozent beginnen, den Text zu lesen und höchstens 50 Prozent lesen den Text zu Ende." (Meckel, 2001, S. 27) Bilder erreichen also die Leserinnen und Leser mit einer größeren Wahrscheinlichkeit als Texte. Hinzu kommt, dass Bilder häufig unreflektiert genutzt werden. Als einen Grund hierfür führen Kappas und Müller (2006, S. 3–4) an, dass die "visuelle Kompetenz" der Rezipienten kaum trainiert ist, während beispielsweise das Lesen, Verstehen und Interpretieren verschiedener Textprodukte in der Schule regelmäßig geübt wird, gibt es in der Schule kein Unterrichtsfach, das den Kindern den Umgang mit visuellen Informationen beibringt.
Bildinformationen sind Textinformationen auch bei der Erfassung ihrer Botschaft überlegen: Viel zitiert ist Kroeber-Riels Metapher, derzufolge Bilder "schnelle[n] Schüsse[ n] ins Gehirn" gleichkommen (1993, S. 53), denn Bilder lassen sich erheblich schneller aufnehmen als Texte, weil sie ganzheitlich erfasst werden. Zudem genießen Bilder eine relativ hohe Glaubwürdigkeit, obwohl das aufgrund der technischen Entwicklung immer weniger berechtigt ist. Auf Grund der direkten und weniger rationalen Verarbeitung (Hartmann, 1995, S. 26) werden Bilder für glaubwürdiger gehalten und weniger kritisch hinterfragt als Texte. Zum Beispiel erschließt sich das Foto eines Politikers in einer bestimmten Pose dem Rezipienten schneller als ein mehr oder weniger komplexer Artikel.
Dies könnte daran liegen, dass es einfacher ist, ein Bild anzusehen als den dazugehörigen Text zu lesen (vgl. Holicki, 1993, S. 186). So schreiben Rezipienten den Fotos einen gewissen "Beweischarakter" zu – was auf einem Bild zu sehen ist, wird als objektiv eingeschätzt, der Ausschnitt muss der Realität entstammen und daher "wahr" sein (Hartmann, 1995, S. 23). Schließlich eignen sich visuelle Informationen wesentlich besser dazu, beim Rezipienten Emotionen zu erzeugen, als Texte dies vermögen.