Horn | Verlockung der Unfreiheit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 416 Seiten, Gewicht: 1 g

Horn Verlockung der Unfreiheit

Eine kritische Bibliothek von 99 Werken der Geistesgeschichte
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-03810-115-4
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Eine kritische Bibliothek von 99 Werken der Geistesgeschichte

E-Book, Deutsch, 416 Seiten, Gewicht: 1 g

ISBN: 978-3-03810-115-4
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Nach dem 2007 publizierten, erfolgreichen Band 'Die Idee der Freiheit', der 111 Werke zur liberalen Geistesgeschichte vorstellte, erschien die Idee reizvoll, einen zweiten Band über die Idee der Unfreiheit herauszugeben. Die Struktur wird beibehalten: Nach einer kurzen Darstellung von Zeitkontext und Biografie folgt eine pointierte Inhaltsangabe, danach wird auf die Wirkung des Textes eingegangen und aus liberaler Warte Stellung dazu bezogen. Abgerundet werden die 101 Präsentationen mit aussagekräftigen Zitaten und Literaturhinweisen. Bei der Auswahl der Texte wurde unterschieden zwischen radikalen Freiheitsverleugnern, die eine totalitäre Idee der Entmündigung des Menschen und einen politischen Kollektivismus befürworten, und solchen, die vom klassischen Liberalismus mehr oder weniger abweichen und durch ihr Denken die Akzeptanz für die Idee der Unfreiheit vergrössern helfen, die ihre Verdienste haben und wichtige Beiträge zur liberalen Idee geleistet haben. Es sind klassische Texte, denen Bedeutung und Substanz nicht abgesprochen werden kann. Der Band ist nicht als 'liberaler Index' zu verstehen, sondern will zur Auseinandersetzung mit Denkströmungen und zum kritischen Nachdenken anregen über die Idee der Bevormundung ebenso wie über die ihr entgegentretende Idee der Freiheit.
In Deutschland und Österreich: Frankfurter Allgemeine Buch

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Die Alternative | Rudolf Bahro Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus, Köln 1977 I. Selten hat das Buch eines DDR-Regimekritikers so viel Aufsehen erregt wie Bahros Alternative. Höchstens die Bücher des berühmtesten Dissidenten Robert Havemann erhielten eine ähnliche Aufmerksamkeit im Westen. In der DDR sind sie jedoch weniger gelesen worden als Bahros Werk. Das hängt mit dem dramatischen Schicksal des Autors zusammen, der am Tag nach der Veröffentlichung eines Auszugs aus seinem Buch im Magazin Der Spiegel am 22. August 1977 verhaftet wurde. Am selben Tag, an dem Bahro in das Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen gebracht wurde, strahlten ARD und ZDF Bahro-Interviews aus, die einige Tage zuvor aufgezeichnet worden waren. Die Aufmerksamkeit in den Medien war bereits groß, als Anfang September das Buch in den Handel kam. Die erste Auflage war schon vor der Auslieferung vergriffen, und bald erschienen auch Übersetzungen in andere Sprachen. «Wir machen uns mit unserer Normalität kaputt. Die Erde hält die ‹Menschen, wie sie nun mal sind›, nicht mehr aus.» (S. 302, Hervorhebung im Original) Die Alternative stieß eine intensive Diskussion in der DDR und unter den westeuropäischen Linken über den Realsozialismus an. Für Herbert Marcuse war Bahros Buch «der wichtigste Beitrag zur marxistischen Theorie und Praxis, der in den letzten Jahrzehnten erschienen ist». Das sah Rudi Dutschke ganz anders. Er kritisierte, dass Bahro im Leninismus verhaftet blieb und warf ihm eine zu geringe Beachtung der Menschenrechte vor. Seine Lösungsvorschläge seien «völlig unrealistisch». Damit hat Dutschke als einer der ersten die freiheitsfeindliche Dimension des bahroschen Denkens erkannt. Der 1935 im schlesischen Bad Flinsberg (heute Swieradów-Zdrój) geborene Rudolf Bahro war seit 1954 SED-Mitglied. Zu dieser Zeit nahm er das Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin auf. Nach dessen Abschluss wirkte er als Journalist und als Mitarbeiter der Arbeitsorganisation in einem Gummikombinat. Zwei Jahre nach seiner Verhaftung wurde er 1979 anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung der DDR entlassen und in den Westen ausgebürgert. In der Bundesrepublik war er Gründungsmitglied der Grünen. Nach dem Fall der Mauer ging er nach Berlin zurück und wurde zum außerordentlichen Professor am Institut für Sozialökologie an der Berliner Humboldt-Universität ernannt. Rudolf Bahro starb 1997. II. Das Buch ist über mehrere Jahre entstanden. Daraus erklären sich einige Doppelungen in den drei Abschnitten. Der erste Teil ist dem «Phänomen des nichtkapitalistischen Weges zur Industriegesellschaft» gewidmet. Er stellt im Wesentlichen einen Exkurs in die frühen Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels dar, hauptsächlich über die Deutsche Ideologie, in der die beiden Klassiker des Marxismus-Leninismus ihre Kommunismus-Utopie entwickelten, die sich auf Vergesellschaftung des Privateigentums und Assoziierung freier Produzenten gründet. Der marxsche Gedanke, dass die freie Entwicklung des Einzelnen die Grundlage für die freie Entwicklung aller ist, hebt Bahro stark hervor. Außerdem arbeitet er die Ähnlichkeiten der marxschen Vorstellungen über den Gesellschaftsaufbau mit dem Ansatz der Anarchisten heraus. In einer freien Gesellschaft assoziierten sich die Individuen von unten nach oben, der Staat und seine Bürokratie spielten eine untergeordnete Rolle. Auch die Entscheidungsprozesse verliefen von unten nach oben. Zudem sahen Marx und Engels den voll entwickelten Kapitalismus als notwendige Voraussetzung für den Übergang zum Kommunismus. «Die Herrschaft der Ökonomie über die Gesellschaft muß beendet werden.» (S. 489) Vor diesem Hintergrund kommt Bahro zu dem Schluss, dass man das, was sich seit dem Oktoberputsch von 1917 erst in der Sowjetunion und dann im ganzen sowjetischen Block entwickelt hat, nicht als Sozialismus, also als erste Stufe des Kommunismus bezeichnen kann. Es handele sich bestenfalls um einen «Protosozialismus». Die Bolschewiki hätten nach ihrer Machtergreifung eine andere Aufgabe gehabt als das, was sie öffentlich verfolgten. Sie mussten, schreibt Bahro, das rückständige Russland industrialisieren und damit für den Kommunismus vorbereiten. Diese Aufgabe hätten sie bravourös gelöst. Bahro bezieht Stalin hier ausdrücklich mit ein, dessen Politik er als «notwendig» bezeichnet. Kritik an dessen Terror sucht man bei Bahro vergebens. Im zweiten Teil, der «Anatomie des realen Sozialismus», führt Bahro den Gedanken, dass es sich bei diesem realen Sozialismus eben nicht um einen solchen handelt, breiter aus. Vor allem kritisiert er, dass die Vergesellschaftung des Privateigentums und der Produktionsmittel nur äußerst unzureichend stattgefunden habe. Statt konsequent den nichtkapitalistischen Weg zu beschreiten, seien die sogenannten sozialistischen Gesellschaften dem Kapitalismus hinterhergelaufen und hätten dessen Massenkonsum zu kopieren versucht. «Der Mensch der nachindustriellen Ära muß so sein, daß er die natürliche Ordnung nicht mehr stört.» (S. 472) Im dritten Teil, «Zur Strategie einer kommunistischen Alternative», zeigt Bahro, wie sehr er im Leninismus stecken geblieben ist. Die entscheidende Rolle bei der notwendigen «Kulturrevolution» hin zum Kommunismus spielt für ihn die Partei, nicht das Individuum, dessen freie Entwicklung ja nach Marx die Voraussetzung für die freie Entwicklung aller sein soll. Ganz im Sinne der hegelschen Dialektik bezeichnet Bahro die «allgemeine Emanzipation» als die «subjektive Seite des Kommunismus». Damit wird aus dem Individuum etwas Universelles. Der Weg für die «totale Umwälzung» ohne kleinliche Rücksichtnahme ist frei. Individuen existieren nur noch «vereinigt». Sie müssen die «totale Aneignung der Produktivkräfte» vollziehen, damit das Privateigentum aufhört. Nicht nur das: Alle «sozial bedingten Entwicklungsschranken» müssen fallen, um die «Universalität der Aneignungsfähigkeit für alle Individuen» zu ermöglichen. Jegliche Unterschiede, auch Differenzen der Geburt und der Veranlagung, sollen geschliffen werden. Herauskommen soll der Einheitsmensch, der ein Hochschulstudium absolviert hat, in Musik, Literatur und Kunst ebenso bewandert ist wie in Philosophie und Wissenschaft und der sich mit schmutziger, niedriger körperlicher Arbeit ebenso auskennt wie mit geistiger Arbeit. Alle sollen alles können und tun. Besondere Eignungen und Talente dürfen keine Rolle spielen. Individuelles Leben wird den Individuen nicht zugebilligt. Kleinfamilien sind das «letzte Residuum ursprünglicher Gemeinschaftlichkeit». Es gilt die «Wiedereingliederung des Menschen in ein Gemeinschaftsleben» zu erreichen. Dieses Gemeinschaftsleben soll nach Bahros Vorstellungen in einer Gesellschaft stattfinden, fern von der «Unersättlichkeit des Kapitalismus», vor der schon Leo Tolstoi gewarnt habe. Genaue Planungen sollen sicherstellen, dass der Mensch ein Leben ohne Luxus führt. III. Bei der Beschreibung der Planungsnotwendigkeit hatte Bahro Schwierigkeiten zu erklären, was sein Plansystem eigentlich von der DDR unterscheidet. Auch er wollte den wissenschaftlich-technischen Fortschritt radikal uminterpretiert und die Entwicklung umprogrammiert sehen. Bahro war sich darüber klar, dass dafür «die Massen gegen ihre Gewohnheit zur Umkehr» bewegt werden müssen. Dies war das Hauptziel der von ihm gewünschten Kulturrevolution. Bahro schrieb es nicht so, aber im Prinzip läuft sein Gedankengebäude auf etwas außerordentlich Illiberales hinaus: darauf, dass die Menschen gleichgeschaltet werden müssen, bevor sie sich assoziieren können. Assoziation statt Subordination ist die frohe Botschaft, die Bahro seinen Jüngern auf dem richtigen Weg zum Kommunismus – und nicht etwa zum Liberalismus – zu verkünden hatte. Durch die Überwindung von Subalternität soll auch die Arbeitsteilung verschwinden. Ein einheitlicher Bildungsweg soll die absolute Gleichheit des Bildungsniveaus sicherstellen. Familien gibt es in der schönen neuen Bahro-Welt nicht mehr, ebenso wenig wie Unterschiede zwischen Mann und Frau oder gesellschaftlichen Schichten. «Kulturen sind auf Tiefenstrukturen im menschlichen Bewußtsein gegründet […] Traditionell sind diese als ‹religiös› bezeichnet worden. Jedenfalls ist die Rede von Bewußtseinsverfassungen, die bis in den Urund Grundbestand unseres Genotyps, in unseren anthropologischen Kern rückgekoppelt sind. Eine neue Kultur setzt eine neue Bewußtseinsverfassung voraus […]» (S. 301) Schwierigkeiten sah der Autor bei der Kontrolle von Sonderinteressen, die auf einer niedrigen Assoziationsstufe stehen, beispielsweise in Kommunen. Sonderinteressen darf es in seiner «freien» Gesellschaft nicht mehr geben. Assoziation der Individuen, Assoziation ihrer Verbände, Assoziation der Kommunen zur nationalen Gemeinschaft, Assoziation der Nationen in einer befriedet kooperierenden Welt: Dergestalt, als Vermittlung in die jeweils höhere Einheit auf Basis von gewählten Delegierten, konnte sich Bahro eine Ordnung vorstellen, in der die «Bedingungen realer Freiheit» zusammenfallen mit den Bedingungen realer Gleichheit und Brüderlichkeit. Kommunismus ist möglich – so schloss er seine Ausführungen. Da irrte er. Vera Lengsfeld Marko Ferst, Rudolf Bahro – vom DDR-Kritiker zum spirituellen Ökologen, in: Udo...


Gerd Habermann, Prof. Dr., Wirtschaftsphilosoph, Hochschullehrer und Publizist. Honorarprofessor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam, Initiator und Mitgründer der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und der Friedrich- August von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft.
Hans Jörg Hennecke, Prof. Dr., lehrte Politikwissenschaft an der Universität Rostock. Seit 2010 ist er Abteilungsleiter bei der Handwerkskammer Düsseldorf und ausserplanmässiger Professor an der Universität Rostock.
 Karen Horn, Dr., hat Volkswirtschaftslehre studiert. Nach langjähriger journalistischer Tätigkeit bei der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' ist sie heute Geschäftsführerin der Wert der Freiheit GmbH, Vorsitzende der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und Dozentin für ökonomische Ideengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.



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