Howard | Zweimal Himmel und zurück | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Howard Zweimal Himmel und zurück


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95576-603-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-603-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie konnte sie sich von Johns Küssen verführen lassen? Jetzt wird ein Mordanschlag auf John verübt, und Michelle ahnt, wer dahintersteckt - ihr brutaler Ex. Wird sie ihm je entkommen können?



Seit Linda Howards Karriere als vielfach beachtete Autorin begann, hat sie mehr als 25 Romane geschrieben, die weltweit eine begeisterte Leserschaft gefunden haben und millionenfach verkauft wurden. Zahlreiche Auszeichnungen sprechen für den internationalen Ruhm, den sie durch ihr Schaffen erreicht hat. Zusammen mit ihren Mann und zwei Golden Retrievers lebt sie in Alabama.

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1. KAPITEL


Sie fand das Papier, während sie die persönlichen Dinge im Schreibtisch ihres Vaters durchsah. Michelle Cabot faltete das Blatt auseinander und überflog es mit genauso beiläufiger Neugier wie zuvor schon ein Dutzend andere Blätter, aber bereits nach dem ersten Absatz drückte sich langsam ihr Kreuz durch und ihre Finger fingen an zu zittern. Wie vor den Kopf geschlagen begann sie noch einmal von vorn zu lesen.

Jeder andere, nur er nicht. Lieber Gott, bloß er nicht!

Sie schuldete John Rafferty hunderttausend Dollar.

Plus Zinsen, versteht sich. Zu welchem Zinssatz? Unfähig weiterzulesen, ließ sie das Blatt auf den mit Papieren übersäten Schreibtisch flattern und sank in den abgeschabten alten Ledersessel ihres Vaters, wobei sie die Augen schloss, um gegen die in ihr aufsteigende Übelkeit anzukämpfen. Dabei war sie schon am Boden, aber diese Schulden, mit denen sie nicht gerechnet hatte, machten sie endgültig fertig.

Warum nur musste es ausgerechnet John Rafferty sein? Warum nicht irgendeine Bank? Im Endergebnis wäre es natürlich auf das Gleiche hinausgelaufen, aber wenigstens ohne Demütigung. Allein bei der Vorstellung, ihm gegenübertreten zu müssen, fühlte sie sich klein und verletzlich. Wenn Rafferty diese Verletzlichkeit je entdeckte, war sie verloren. Dann hatte sie keine Chance mehr.

Sie streckte die immer noch zitternden Finger erneut nach dem Blatt aus, um es noch einmal gründlicher zu lesen. John Rafferty hatte ihrem Vater Langley Cabot hunderttausend Dollar geliehen, zuzüglich zwei Prozent Zinsen, was niedriger als der offizielle Zinssatz war … und der Fälligkeitstermin war seit vier Monaten überschritten. Sie fühlte sich immer elender. Sie wusste, dass dieses Geld noch nicht zurückgezahlt worden war, weil sie in dem Bemühen, Ordnung in das finanzielle Chaos zu bringen, das ihr Vater bei seinem Tod hinterlassen hatte, alle Bücher und Unterlagen sorgfältig durchgegangen war. Sie hatte fast ihre gesamte Habe verkauft, um die Schulden zu begleichen, alles bis auf diese Ranch, die der Traum ihres Vaters gewesen und für sie selbst in letzter Zeit zu einem Zufluchtsort geworden war. Als ihr Vater vor zehn Jahren das Haus in Connecticut, in dem sie gelebt hatten, aufgegeben und sich diese Viehranch im schwülen Zentralflorida gekauft hatte, hatte sie Florida nicht gemocht. Aber seitdem war vieles anders geworden. Die Zeiten hatten sich geändert … und die Leute mit ihnen. Im Gegensatz zu ihrem Vater hatte sie nie davon geträumt, eine Ranch zu besitzen, und sie liebte diese Ranch auch nicht, aber sie war schlicht alles, was ihr geblieben war. Früher war ihr das Leben so kompliziert erschienen, doch erstaunlich, wie klar die Dinge waren, wenn es ums nackte Überleben ging.

Es fiel ihr schwer, einfach aufzugeben und dem Unvermeidlichen seinen Lauf zu lassen. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es praktisch unmöglich war, die Ranch nicht nur zu halten, sondern auch noch Gewinn zu erwirtschaften, aber sie war wild entschlossen gewesen, es wenigstens zu versuchen. Weil sie es sich nie hätte verzeihen können, wenn sie den Weg des geringsten Widerstands gegangen wäre und die Ranch einfach verkauft hätte.

Aber jetzt würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als zu verkaufen, zumindest das Vieh. Einen anderen Weg gab es nicht, um diese hunderttausend Dollar zurückzuzahlen. Obwohl es ein Wunder war, dass Rafferty sein Geld bis jetzt noch nicht verlangt hatte. Aber wenn sie das Vieh verkaufte, was wollte sie dann noch mit der Ranch? Sie lebte davon, dass sie von Zeit zu Zeit ein Stück Vieh verkaufte, und wenn dieses Einkommen wegfiel, musste sie die Ranch sowieso aufgeben.

Ein Gedanke, der wehtat, da sie mittlerweile schon zaghaft angefangen hatte zu hoffen, dass sie sie vielleicht doch behalten könnte. Aber jetzt begann dieser winzige Hoffnungsschimmer auch noch zu verschwinden. Was bedeutete, dass sie wieder einmal versagt hatte, so wie sie in ihrem Leben stets versagt hatte: als Tochter, als Ehefrau und jetzt als Rancherin. Selbst wenn Rafferty ihr noch einen kurzen Aufschub gewährte – wovon nicht auszugehen war – war es wenig realistisch zu hoffen, dass sie das Geld später leichter zurückzahlen könnte. Die harte Wahrheit war, dass sie das Geld weder jetzt noch später hatte.

Gut, aber dadurch, dass sie es aufschob, war nichts gewonnen. Sie musste mit Rafferty reden, und da sie keine andere Wahl hatte, konnte sie es genauso gut gleich machen. Es war jetzt kurz vor halb zehn; Rafferty würde bestimmt noch auf sein. Sie suchte seine Nummer heraus und wählte, dann setzte ihre übliche Reaktion ein. Noch bevor das erste Klingelzeichen ertönte, legten sich ihre Finger so fest um den Hörer, dass ihre Knöchel weiß wurden, und ihr Herz begann zu hämmern, als ob sie schnell gerannt wäre. Ihr Magen zog sich vor Anspannung zusammen. Verdammt! Sie würde keinen einzigen zusammenhängenden Satz herausbringen, wenn sie sich nicht in den Griff bekam.

Als nach dem sechsten Läuten die Haushälterin an den Apparat kam, war Michelles Stimme absolut ruhig und kühl, als sie nach Rafferty fragte.

„Tut mir leid, er ist im Moment nicht zu Hause. Kann ich irgendetwas ausrichten?“

Wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie jetzt alles noch einmal durchmachen musste, hätte sie es als eine Art Begnadigung empfunden. „Richten Sie ihm bitte aus, dass er Michelle Cabot anrufen soll“, sagte sie und nannte der Haushälterin ihre Telefonnummer. Dann fragte sie: „Kommt er bald zurück?“

Da war ein leichtes Zögern, bevor die Haushälterin sagte: „Nein, wahrscheinlich wird es spät, aber ich werde es ihm gleich morgen früh ausrichten.“

„Danke“, sagte Michelle und legte auf. Sie hätte sich natürlich gleich denken können, dass er unterwegs war. Rafferty war für seine zahllosen Frauenaffären berühmt oder besser gesagt berüchtigt. Dass er mit zunehmendem Alter ruhiger geworden war, konnte man nicht behaupten, zumindest nicht dem Klatsch nach zu urteilen, der über ihn im Umlauf war. Ein Blick aus diesen harten dunklen Augen ließ den Puls einer jeden Frau, die er ansah, schneller schlagen, und er sah eine Menge Frauen an, aber Michelle gehörte nicht dazu. Als sie und Rafferty sich vor zehn Jahren kennengelernt hatten, lag auf den ersten Blick Feindseligkeit zwischen ihnen, und ihre Beziehung ließ sich bestenfalls als Waffenstillstand bezeichnen. Ihr Vater war früher ein Puffer zwischen ihnen gewesen, aber nachdem er jetzt tot war, befürchtete sie das Schlimmste. Rafferty gab sich nicht mit halben Sachen zufrieden.

Da sie wegen der Schulden heute Abend nichts mehr unternehmen konnte und ihr die Lust, noch weiter in den Sachen ihres Vaters herumzukramen, gründlich vergangen war, beschloss sie, ins Bett zu gehen. Sie duschte nur kurz, obwohl sich ihre schmerzenden Muskeln nach einer längeren Dusche gesehnt hätten, aber sie musste an allen Ecken und Enden sparen, auch bei der Stromrechnung.

Als sie schließlich im Bett lag, bekam sie kein Auge zu, obwohl sie todmüde war. Sie musste ständig an das vor ihr liegende Gespräch mit Rafferty denken, und dabei fing ihr Herz sofort wieder an, schneller zu klopfen. Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie tief und langsam durchatmete. So war es schon immer gewesen, und jetzt, wo sie gezwungen war, ihm gegenüberzutreten, war es sogar noch schlimmer. Wenn er bloß nicht so groß wäre! Aber er war über eins neunzig und ungefähr hundert Kilo schiere männliche Muskelkraft, was zur Folge hatte, dass sich jeder andere neben ihm wie ein Zwerg vorkam. In seiner Nähe fühlte sich Michelle immer auf eine elementare Art und Weise bedroht, und jetzt bekam sie schon allein bei dem Gedanken, als Bittstellerin vor ihm zu stehen, Zustände. Bei keinem anderen Mann hatte sie jemals so reagiert; niemand sonst konnte sie so wütend machen, so wachsam – oder sie auf eine seltsam animalische Art und Weise derart erregen.

Und so war es von ihrer ersten Begegnung an gewesen. Sie war damals achtzehn gewesen, verwöhnt und so hochnäsig wie es ein Teenager, der auf seiner Würde beharrte, nur sein konnte. Damals hatte er seinen Ruf schon weggehabt, und Michelle war entschlossen gewesen, ihm im Unterschied zu all den anderen Frauen, die ihn anhimmelten, die kalte Schulter zu zeigen. Als ob er sich für einen Teenager interessiert hätte! dachte sie trocken, während sie sich ruhelos im Bett herumwälzte. Was für ein Kind sie doch gewesen war. Ein dummes, verwöhntes, verunsichertes Kind.

John Rafferty hatte ihr Angst gemacht, auch wenn sie praktisch Luft für ihn gewesen war. Oder besser gesagt war es ihre Reaktion auf ihn gewesen, die ihr Angst gemacht hatte. Er war damals sechsundzwanzig gewesen – ein Mann im Unterschied zu den Jungs, mit denen sie geflirtet hatte, und zwar ein Mann, der es in seinem Alter bereits geschafft hatte, durch jahrelange harte Arbeit eine kleine Ranch in ein blühendes Unternehmen zu verwandeln. Selbst heute konnte sie sich noch ganz genau daran erinnern, wie ihr, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, die Luft weggeblieben war.

Bis dahin hatte sie ihn nur vom Hörensagen gekannt. Wenn die Rede auf ihn kam, nannten ihn die Männer bewundernd einen Zuchthengst. Wenn eine Frau zum ersten Mal mit ihm ausging, mochte man vielleicht noch zu ihren Gunsten entscheiden, aber beim zweiten Mal war ausgemacht, dass sie bereit war, mit ihm ins Bett zu gehen. Damals hatte Michelle keine Sekunde daran gezweifelt, dass das, was man sich über ihn erzählte, stimmte. Und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Rafferty hatte etwas an sich, das jede Mär, die über ihn in Umlauf war, wahrscheinlich machte.

Und dennoch war sie nicht auf den wirklichen Mann...



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