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E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Humor Floaten

Storys von BookRix-Autoren

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-7487-2238-0
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Einige Beiträge aus dem monatlichen Anthologie-Wettbewerb bei BookRix.
 
bookrix.de/_group-de-anthologie-wettbewerb-1/
 
Die beteiligten Autoren:
 
Phil Humor
bookrix.de/-philhumor
 
Petra Peuleke
bookrix.de/-rce8cde1e38fe85
 
Bert Rieser
bookrix.de/-garlin
 
Mike Vulthar
bookrix.de/-yf47849f3a98795
 
Michaela
bookrix.de/-ep21c26d98ba7b5
 
Elke Immanuel
bookrix.de/-af3d1dcd46ea065
 
Marcel Porta
bookrix.de/-oberon2013/
 
Die Texte:
 
Verliebt in einen Weihnachtsbaum * Taxidrohne * Midlife * Aus Liebe * Sternzeichen: Tod * Dunkle Ketten * Die Brücke * Die Bewerbung * Begegnung an der Bar * Unter der Oberfläche * Hass * Mein Gefängnis, die Sehnsucht * Ort des Vergessens * Konferenz der Werbe-Tiere und Maskottchen * Gesines Urlaub * Das Ungeheuer * Der Schiffbrüchige * Neuanfang * Das Weihnachtswunder * Das Haus der Liebe * Die Quote * Influencer und Follower
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Dunkle Ketten
  Bert Rieser https://www.bookrix.de/-garlin   Salvatore Morini konnte sein Glück kaum fassen. Er war Reporter der Boulevardzeitung La Vista, die zu Silvio Berlusconis Medienimperium zählte, und er brauchte dringend eine Story. Sonst wären seine Tage als Mitarbeiter gezählt, zumal er keinen festen Vertrag hatte. Eine gute Story, die ins Spektrum der Zeitung passte. Salvatore hasste seinen derzeitigen Job, er hasste das Schundblatt, er hasste seinen Besitzer Berlusconi, aber er hatte keine Wahl. Hier, im tiefsten Kalabrien, gab es als Arbeitgeber nur die Gazzetta oder die 'Ndragheta. Für ihn als Journalist war deshalb nur der Job bei der Zeitung akzeptabel. Aber woher die Story nehmen? Gegen die Mafia zu schreiben grenzte an Selbstmord, gegen die korrupten Lokalbeamten zu recherchieren ebenso. Seine Tage als Reporter in Kalabrien waren gezählt, wenn er keine gute Geschichte an Land zog. Doch diese Story marschierte gerade an ihm vorbei! Salvatore Morini saß noch als letzter und einziger Gast vor der Fedora-Bar im Dunkeln, während von drinnen Tonio schon die Tür verschlossen hatte und die Rollläden herunter ließ. Salvatore setzte die Flasche Peroni an den Mund, schluckte den Rest des abgestandenen Bieres und wollte gerade aufstehen, als er auf der gegenüberliegenden Seite der sonst menschenleeren Straße eine seltsame Prozession erblickte. Dunkel, sehr schemenhaft, aber für ihn doch klar erkennbar. Als er die Schattengestalten nach ihren Bewegungen, Gangmustern und Silhouetten differenzieren konnte, kamen ihm zwei davon sehr bekannt vor. Die eine, die ganz hinten ging, war eindeutig Jamila Odinga, eine Prostituierte, die er sehr gut kannte. Sie war seine Lieblingswahl in dieser verdammten Stadt. Sie hatte eine gewisse Aura, die ihn ungemein ansprach, und sie wirkte, als wäre ihr Job eine Verlegenheitslösung, eine Bürde, die sie zutiefst anwiderte. Nach dem ersten Treffen, das für Salvatore sehr seltsam verlaufen war, hatte er sie immer wieder gebucht. Schon bei der ersten Begegnung hatte er gespürt, dass sie keine Prostituierte, sondern ein zutiefst unglücklicher Mensch war. Deshalb war er sehr häufig zu ihrem Standplatz gekommen, hatte sie zum Essen eingeladen, ist mit ihr in Bars gegangen, und sie hatten geredet. Nur geredet. Jamila war eine intelligente Frau. In einer kenianischen Kleinstadt geboren, hatte sie Lesen und Schreiben gelernt und konnte bezaubernd über alles sprechen, was sie bewegte. Nur über ihre Arbeit nicht. Als Nutte war sie offenbar eine glatte Null. Salvatore war klar, woher die Striemen und blauen Flecken kamen, aber er sprach sie nicht darauf an. Er liebte die nächtelangen Gespräche und zahlte ihr neben ihrem Lohn, den sie sowieso an ihren Zuhälter abführen musste, immer noch mehr als das Doppelte obendrauf. Dass das für seine finanzielle Situation eine ziemliche Belastung darstellte, war ihm egal. In der Dunkelheit konnte Salvatore ihr Gesicht nicht erkennen, denn es hatte eine Farbe wie Ebenholz, und ihre Kleidung hätte eher zu einer jungen, italienischen Mutter gepasst, die froh war, wenn sie sich überhaupt etwas Tragbares leisten konnte. Nicht das obszöne Nuttenoutfit. Doch ihr Gang verriet sie. Es war eindeutig Jamila Odinga. Salvatore strengte die Augen an und versuchte, die anderen Personen zu identifizieren, aber auch deren Gesichter waren wie Schatten. Es waren alles Frauen. Schwarze Frauen. Und es lag auf der Hand, dass sie demselben Gewerbe nachgingen, wie Jamila. Und sie waren jung, denn sonst hätten sie der Person, die wie ein Leithammel mit langen, ausholenden Schritten vorne weg eilte, nicht so problemlos folgen können. Diese Person erkannte der Reporter sofort. Im schummrigen Schein einer einsamen, verdreckten Straßenlaterne leuchtete das Gesicht wie ein auf und ab hüpfender Vollmond. Der Rest des Körpers war durch eine schwarze Kutte nahezu unsichtbar. Padre Nicolo Pastera. "Porco dio!", murmelte Salvatore, schaltete sein aufgemotztes Smartphone auf Fotomodus und drückte gefühlte hundert Mal auf den Auslöser, in der Hoffnung, dass ein verwertbares Bild dabei sein würde. Die eilige Truppe verschwand in der nächsten Gasse, Salvatore sprang auf, überquerte die Strasse und rannte hinterher. Das ist ja nicht zu fassen!, dachte er. Ich danke dir, heiliger Francesco di Sales, Schutzpatron aller Journalisten! Ein katholischer Priester mit einer Horde Nutten im Schlepptau – nicht einmal die bigotten Mafiosi der 'Ndragetha' würden etwas dagegen haben, wenn er darüber schreiben würde. Im Gegenteil. Denn die Mitglieder der 'Ehrenwerten Gesellschaft' in Kalabrien gaben sich schon lange nicht mehr mit Zuhälterei ab. Zwanzig bis sechzig Euro pro Nutte und Nacht! Abzüglich der Kosten blieb da kaum was übrig. Sie rechneten jetzt in ganz anderen Dimensionen, seit sie an der Wallstreet und in dubiosen Gesellschaften wie der Deutschen Bank aktiv waren. Und sie hatten das Drogengeschäft der angeschlagenen sizilianische Cosa Nostra übernommen und überflügelten damit sogar die mexikanischen und kolumbianischen Kartelle. Also überließen sie das lächerliche Rotlichtgeschäft den afrikanischen Zuhältern, solange sie nicht störten. Aber für Berlusconis Schmierblatt würde es eine grandiose Geschichte werden. Magenschmerzen bekam Salvatore allerdings, wenn er an Jamila dachte. Er musste sie unbedingt heraushalten. Vorsichtig spähte er in die Seitengasse und sah Jamila gerade noch nach rechts verschwinden. Wo wollte die Truppe hin? So lautlos er konnte rannte er durch die Gasse, und dann wurde ihm klar, wo das Ziel lag: Santa Margaretha. Wow! Das kann doch nicht wahr sein!, dachte er. Der Pfarrer schleppt eine Horde Nutten ins Pfarrhaus um dort mit seinen Mitbrüdern eine flotte Orgie zu feiern! Ab-so-lu-ter Wahnsinn! Ein paar Bilder davon, eine reißerische Story dazu und seine Zukunft wäre gerettet. Schnell huschte er die viuzza entlang, spähte über den Vorplatz zur Kirche am Campanile vorbei zum Pfarrhaus, doch dort war niemand zu sehen. Merda! Ein knarzendes Geräusch, das über den Platz schlich, lenkte seinen Blick zur Kirche zurück, und im Schummerlicht konnte er gerade noch erkennen, wie sich das Eingangsportal schloss. Das kann doch nicht wahr sein!, dachte er wieder. Er traute es selbst dem verkommensten Pfaffen nicht zu, eine Orgie in der heiligen Kirche zu veranstalten und Padre Nicolo Pastera schon gar nicht. Oder doch? Salvatore Morini holte tief Atem, hastete über den kleinen Platz und stieg die Stufen zum Portal hoch. Er sah sich verstohlen um. Nirgendwo in den umstehenden Häusern brannte Licht, kein später Passant war zu sehen, nur eine maunzende Katze rieb sich am Campanile. Vorsichtig öffnete er das Tor einen Spalt. Ein Schwall von Moder und Weihrauch, von Kerzenwachs und dem Geruch alter Leute drang heraus, aber hören konnte er nichts. Im Scheine weniger Altarkerzen lag das Kirchenschiff düster und leblos da wie eine altägyptische Gruft. Wo war die Gruppe abgeblieben? Der Gedanke an die Gruft ließ ihn erschauern. Sollten die wirklich so dreist sein und ihr obszönes Vergnügen in den Katakomben unter der Kirche stattfinden lassen? Wie pervers! Aber wo sonst sollten sie sein? Salvatore Morini war einiges gewohnt. Als Reporter hatte er viel gesehen, viel erlebt. Aber das hier sprengte seine Vorstellungskraft. Vor allem, weil Jamila dabei war. Bisher hatte er es sich nicht eingestanden, aber jetzt, als die Abscheu so tief in ihn eindrang, wusste er plötzlich, dass er sich in sie verliebt hatte. Verliebt? Was für ein dämlicher, schwächlicher, blöder Begriff für das, was er gerade fühlte. Aber besser ein Ende mit Schrecken, als … Salvatore zog das Tor weiter auf, zwängte sich hindurch und sorgte dafür, dass es sich geräuschlos wieder schloss. Im flackernden Kerzenlicht schlich er zur Treppe, die hinunter zur Krypta führte, tastete sich die seit dem Mittelalter von Millionen von Füßen ausgetretenen Stufen hinab, bog dann um einen scharfen Knick und lauschte. Und dann hörte er es. Als ehemaliger Ministrant und Italiener war er des Lateinischen soweit mächtig, dass er wusste, was die Worte bedeuteten, die er gerade hörte: "Sicut dispérgitur fumus, dispergúntur, et sicut díffluit cera ante ignem, sic péreunt pecatóres ante Deum" – Wie Rauch verweht, so verwehen sie, und wie Wachs vor dem Feuer zerfließt, vergehen vor Gott die Bösen. Es war ein Psalm, der beim Rituale Romanum verwendet wurde. Beim Exorzismus. Vorsichtig blickte Morini in die Krypta, und da sah er sie liegen. Flach auf dem Boden, die Arme ausgestreckt, die Hände gefaltet. Auf den Stufen des kleinen Altars mit den qualmenden Kerzen stand Pater Nicolo Pastera und besprühte zu seiner monotonen Rezitation der Exorzismusriten die Prostituierten mit Weihwasser. Salvatore schoss aus dem Schatten einige Fotos. Dann zog er sich zurück, floh aus der Kirche, rannte über den Platz und versteckte sich hinter einem Vorsprung einer Bauruine. Während er den Eingang des Gotteshauses beobachtete, versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Sicher war das eben ein ganz perverses Vorspiel zu der bald folgenden Orgie gewesen. Die Nutten mussten sich...


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