E-Book, Deutsch, Band 20/2, 637 Seiten, eBook
Husserl / Melle Logische Untersuchungen. Ergänzungsband. Zweiter Teil.
2005
ISBN: 978-1-4020-3574-6
Verlag: Springer Netherland
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Texte für die Neufassung der VI. Untersuchung. Zur Phänomenologie des Ausdrucks und der Erkenntnis (1893/94-1921)
E-Book, Deutsch, Band 20/2, 637 Seiten, eBook
Reihe: Husserliana: Edmund Husserl - Gesammelte Werke
ISBN: 978-1-4020-3574-6
Verlag: Springer Netherland
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Ausdruck und Zeichen.- Ausdrücke fremden Seelenlebens und eigentliche Ausdrücke.- Signale und kategoriale Zeichen.- signum und verbum im Vergleich mit dem Bildbewusstsein und dem Ausdruck des Seelischen in der Leiblichkeit>.- Zur Frage, Ob Das Bedeuten des Ausdrucks in Einer vom Wortlaut Auslaufenden Tendenz Oder in Einer Im Wortlautbewusstsein Fundierten Bedeutungsintention Besteht und Wie Sich Dementsprechend das Verhältnis von Leere und Fülle Gestaltet.- Tendenz .- Logischen Untersuchungen, wonach zum Wort bedeutungsgebende Akte als wortkonstituierende gehören. Neue Auffassung>.- Zum Unterschied und VerhäLtnis von Signitiver Tendenz, Thematischer Tendenz und Tendenz Auf Erfüllung.- Bekanntheit des Wortes — .- Das signifikative Bewusstsein .- Zur Frage, ob das Ausdrücken ein Begreifen oder Erkennen des Auszudrückenden Voraussetzt.- Funktionen der „Meinung“. Funktionen der Rezeptivität und der Spontaneität in Intellekt und Gemüt. Das Problem des Ausdrucks>.- Ausdrücken, und das in ihm liegende „ geistige “ Ausdrücken Begreifen oder Erkennen.- Das Zeichen und seine Bedeutung. Apprehensive Hindeutung und signitive Bedeutung. .- Die angebliche Doppelschicht beim Ausdrücken. .- Die Allgemeinheit des Wortes, Allgemeinheit 30 des Ausdrucks. .- Zum Verhältnis von Anschauung und Denken als Begriff, Urteil und Aussage.- Anschauung und Begriff. Wahrnehmung (anschauliche Seinserfassung überhaupt) und Urteil (als Aussage).- Urteil und Aussage als eine konkrete Einheit. .- Wahrnehmung, Urteil, Aussage. .- Eigennamen und Okkasionelle Ausdrücke.- Das individuelle Erkennen .- Eigenerkennen, Erkennen überhaupt als Erkennen durch ein Prädikat.- Okkasionelle Aussagen und ihre Objektivität.- Kategoriale Anschauung und Ihr Ausdruck. Zur Erkenntnis- undBegriffslehre.- Isolierte Erkenntnisakte. Die angeblich eingliedrigen Urteile. .- Erkennen .- Zur Lehre von den Kategorialien bzw. zu dem durch Ausdrücke zu Bedeutenden.- Der Ausdruck des Wunsches. Zur Lehre von der Doxischen Umwendung.- Sinn der Wunschaussage.- Wunschsätze .- Zur Lehre von den Impersonalien.- Das Problem der Bedeutung der Rede. .
V. ZUM VERHÄLTNIS VONANSCHAUUNGUND DENKEN ALS BEGRIFF, URTEIL UND AUSSAGE (p. 319-320)
Nr. 19
(Anschauliche Synthesis und begriffliches Denken)
Indem die Worte geäußert werden, werden sie verstanden, sie erregen eineMeinung (übertragen sagen wir von ihnen selbst, dass sie etwasmeinten), und in derAnschauung liegt eben das, was siemeinen. Die Meinung, die den Worten anhaftet, ist gleichsam eine Intention, die in dem Angeschauten seine Erfüllung .ndet. Und diese Einheit zwischen dem dem Wort anhaftenden Meinen und seiner Erfüllung in dem Gegenstand, in dem nun das Interesse befriedigt ruht, diese ist es, die zwischen Ausdruck und Anschauung hier besteht. So ist es im Verhältnis von Ausdruck (verstandenem Ausdruck, gedanklicher Vorstellung) undAnschauung, wo dieAnschauung eben ausgedrückt ist, denkend bearbeitet ist.
In der einheitlichen Anschauung hatten wir einen Verlauf von Einzelanschauungen, die auf die Einheit des Gegenstands bezogen waren, und nicht bloß das, die auch die Einheit des Gegenstands repräsentierten, sofern nämlich die Mannigfaltigkeit der Einzelanschauungen ihre Synthesis hatte in der Einheit der Gesamtanschauung mit dem Korrelat der Einheit des Gegenstands. Während ich von der ersten Apprehension des Gegenstands als eines Ganzen zur Apprehension des Teiles übergehe, halte ich doch den Gegenstand fest, der Teil wird als Teil des Ganzen aufgefasst, auch ohne dass hier konzeptiv geurteilt würde.
Ich urteile nicht über Identität, ich sage nicht „Dies, was ich so auffasse, ist dasselbe, was ich anders auffasse, und dieses,was ich jetzt auffasse, gehört alsTeil zu dem, was ich vorher auffasste", sondern: Ich fasse auf (Tintenfass als Ganzes), mein Blick haftet nun am Hals, aber ich halte doch den ganzen Gegenstand fest, ich erfasse denHals desTintenfasses, ich erfasse alsomit demHals zugleich das ganze Tintenfass vom Standpunkt, der mir hier gegeben ist (scil. indem ich den Hals primär betrachte), und dabei ist es dasselbe Tintenfass, das ich vorher vom anderen Standpunkt, von der anderen Seite anschaute usw.
Es ist eine Mannigfaltigkeit von Anschauungen, die eine innere Einheit ausmacht, eine Einheit komplexer Anschauung, und eine fühlbare Kontinuität der Verknüpfung geht durch das Ganze, eben die, welche ich denkend bezeichne durch dieWorte „Es wird Schritt für Schritt dasselbe aufgefasst, nur von verschiedener Seite, nach verschiedenen Teilen usw." „Identisch", „Teil" u. dgl., das sind Ausdrücke, die ihr Fundament haben in diesen Eigenheiten der Synthesis von Anschauungen, die sich zusammenschließen zu einer Kontinuität der Anschauung (oder des Anschauungsverlaufs, Einheit der Anschauung im weiteren Sinn).
Dieser anschaulichen Synthesis, welche aus dem Anschauungsverlauf die eine kontinuierliche Anschauung des Gegenstands macht, korrespondiert die gedankliche Synthesis, welche sich im Denkverlauf demAnschauungsverlauf anpasst und ihn intendiert, meint (bzw. ausdrückt). Die Begriffe „Identität", „Zukommen" (dass dem Gegenstand einerVorstellungdieses oder jenes,was Inhalt einer anderen ist, zukommt u. dgl.) haben ihr Fundament in der Synthesis der Anschauungen, sind aber nicht sie selbst. Sie meinen die Formen der Synthesis und haben in der Synthesis selbst (im Vollzug der lebendigen Identi.zierung etc.) ihre Erfüllung.