E-Book, Deutsch, Band 1646, 160 Seiten
Reihe: Bianca
Jackson Nur für eine Mondnacht - 1. Teil der Miniserie "Die McCaffertys"
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-942031-04-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1646, 160 Seiten
Reihe: Bianca
ISBN: 978-3-942031-04-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ihre Schwester animierte Lisa Jackson zum Schreiben. Mittlerweile zählt sie zu den amerikanischen Top-Autorinnen, ihre Romane erobern regelmäßig die Bestsellerlisten. Die Schriftstellerin hat zwei erwachsene Söhne und lebt im Bundesstaat Oregon.
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2. KAPITEL Oh, Gott, das kann unmöglich Randi sein. Thorne sah auf die kleine, reglose Gestalt auf dem Bett. Ihr Körper war mit Monitoren und Apparaten verbunden. Von ihrem Kopf sah man kaum etwas außer dem Verband, und ein Bein in Gips hing erhöht an einer Schlaufe. Ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Sie lag in einer Stoffkabine, die zur Schwesternstation hin geöffnet war. Während er am Fußende des Bettes stand und hilflos die Fäuste ballte, entbrannte eine stille, erdrückende Wut in seiner Seele. Wie hatte das geschehen können? Beunruhigt sah er auf diese Fremde, die seine Stiefschwester war. Ein Dutzend Erinnerungen schossen durch seinen Kopf. Nach Randis Geburt war er zwar zunächst neidisch und böse auf sie gewesen, hatte es jedoch nie fertiggebracht, sie nicht zu mögen. Randi war immer so vertrauensvoll und lebendig gewesen. Ihre Augen strahlten vor Übermut, und ihr Lachen war ansteckend. Ein Mädchen, das sein Herz auf der Zunge trug. Arglos und in dem Glauben, dass sie zweifellos das Recht hatte, die kleine Prinzessin ihres Vaters zu sein, hatte sich Randi Penelope McCafferty ihren Weg durchs Leben gebahnt und dabei die Herzen fast aller erobert – auch die ihrer ablehnenden, missgünstigen Stiefbrüder. Schon während der Schwangerschaft ihrer Stiefmutter hatten sie sich geschworen, das Baby zu verschmähen, denn in ihren jungen Augen war dieses Kind der Grund, warum sich ihre Eltern hatten scheiden lassen. „Du kannst mit ihr sprechen“, sagte eine weiche Stimme. Er sah auf und erblickte Nicole, die ihn mitfühlend ansah. Ihre warmen, braunen Augen, umgeben von dichten Wimpern, schienen direkt in seine Seele zu blicken. Genauso wie damals, als er zweiundzwanzig war und sie gerade mal siebzehn. „Niemand weiß, ob sie dich hört oder nicht, aber es kann bestimmt nicht schaden.“ Ihre Lippen formten sich zu einem zärtlichen, ermutigenden Lächeln, und obwohl er sich dumm vorkam, nickte er. Nicht nur die Tatsache, dass sie sich zu einer reifen Frau entwickelt hatte, überraschte ihn, sondern ebenso sehr, dass sie eine Ärztin war. Eine Ärztin, die mit der gleichen Vehemenz sowohl Befehle erteilen als auch einfühlsam flüstern konnte. Dies war Nikki Sanders, das Mädchen, das beinahe sein Herz erobert und ihn fast dazu gebracht hätte, in Grand Hope zu bleiben und sein Leben auf der Ranch zu bestreiten. Es war schwierig gewesen, sie zu verlassen. Doch er hatte es getan. Er hatte es tun müssen. In der Annahme, dass er in diesem Moment ungestört sein wollte, wandte Nicole sich wieder ihren Unterlagen zu. Thorne riss seinen Blick von der zarten Linie ihres Nackens los, wobei er nicht umhin konnte, die goldene Haarsträhne zu bemerken, die sich aus ihrem aufgesteckten Haar gelöst hatte. Vielleicht war Nikki am Ende doch nicht so unnahbar und zugeknöpft. Thorne umfasste das kühle Metall des Krankenhausbettes. Er räusperte sich. „Randi?“, flüsterte er und fühlte sich wie ein vollkommener Trottel. „Hallo, Kleine, kannst du mich hören? Ich bin’s, Thorne.“ Er schluckte fest und sah auf ihren bewegungslosen Körper. Erinnerungen blitzten in kaleidoskopartigen Bildern in seinem Kopf auf. Er war es gewesen, der sie als Fünfjährige gefunden hatte, nachdem sie bei ihren ersten Fahrversuchen mit dem Fahrrad hingefallen war. Er war damals zu einem Kurzbesuch vom College nach Hause gekommen und hatte sie am Wegesrande entdeckt. Ihre Knie waren zerkratzt, die Wangen dreckig und voller Tränen. Ihr Stolz hatte furchtbar gelitten, weil sie etwas so Einfaches nicht konnte. Nachdem er sie ins Haus getragen und ihre aufgerissenen Knie von den kleinen Kieselsteinchen befreit hatte, reparierte er das verbogene Rad und unterstützte sie bei jedem erneuten Versuch, die Kunst des Radfahrens in den Griff zu bekommen. Als Randi neun oder zehn Jahre alt war, hatte Thorne ihr beigebracht, einen Baseball wie ein Junge zu werfen. Stundenlang hatte sie den verfluchten alten Ball immer wieder gegen die Scheunenwand geworfen, bis die Farbe abblätterte. Jahre später fand er bei einem Wochenendbesuch seinen Wildfang von Stiefschwester in einem langen, rosafarbenen Kleid vor, in Erwartung ihrer Begleitung zum Highschool-Abschlussball. Ihr dichtes, mahagonifarbenes Haar war zu einer Hochfrisur zusammengesteckt. Ihre Anmut hatte ihn fast erschreckt. Um ihren Hals trug sie eine Goldkette mit dem Medaillon, das John Randall ihrer Mutter zur Hochzeit geschenkt hatte. Nicole kam zum Bett zurück. Vorsichtig leuchtete sie mit einer Stiftlampe in Randis Augen und ergriff ihr Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Kleine Sorgenfalten zeigten sich zwischen ihren geschwungenen Augenbrauen. Sie biss sich auf die Unterlippe, als wäre sie tief in Gedanken versunken. Es war eine unbewusste und zugleich sinnliche Geste. Angewidert von seinen aufkeimenden Gedanken, sah Thorne schnell weg. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Nikki Notizen auf Randis Krankenkarte machte und zwischendurch zur Schwesternstation blickte. Randi zeigte weiterhin keinerlei Reaktion, und plötzlich brannten Thornes Augen auf die gleiche Weise wie damals, als er vom Tod seines Vaters erfahren hatte. Er strich sanft über die Hand seiner Schwester und begegnete Nicoles Blick, der stumm darauf hinwies, dass es Zeit war zu gehen. Er schob die Hände in die Manteltaschen, während er den Raum durchquerte und durch die Tür ging, die sich automatisch für ihn öffnete. „Sag mir die Wahrheit“, bat er Nicole, die ihm gefolgt war und nun neben ihm den hell erleuchteten Flur entlanglief. Durch große Fenster sah er, dass es draußen in Strömen regnete. „Wie sind ihre Chancen?“ „Sie ist jung und stark.“ Als sie den Fahrstuhl erreichten, berührte Thorne Nicole leicht am Ellenbogen. „Ich will wissen, ob meine Schwester durchkommt.“ Röte stieg ihr ins Gesicht. „Ich bin keine Hellseherin, weißt du, Thorne.“ „Aber sie wird überleben?“, fragte er, um Bestätigung ringend. Er, der sich immer unter Kontrolle hatte, hing jetzt von den Worten einer kleinen Frau ab, die er einst fast geliebt hatte. Sie sah fast so aus, als wollte sie gleich auf ihn losgehen, atmete dann aber tief durch. „Ich glaube schon. Falls es keine unvorhersehbaren Zwischenfälle gibt. Wir tun alles, was wir können.“ Offenbar bemerkte sie die Besorgnis in seinen Augen, denn ihr Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher, und er bemerkte ihre angespannten Züge und die Intelligenz in ihren wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen. „Es tut mir leid. Ich möchte dir nicht ausweichen.“ Sie streifte eine widerspenstige Haarlocke hinters Ohr. „Ich wünschte, ich könnte dir versichern, dass Randi wieder gesund wird, dass sie in ein paar Wochen wieder herumlaufen, lachen und zurück zu ihrer Arbeit gehen kann. Dass sie in der Lage sein wird, sich um ihr Baby zu kümmern und dass alles wieder okay sein wird.“ Sie sah auf ihre Unterlagen, als sie fortfuhr: „Aber das kann ich nicht. Sie hatte einen schweren Unfall. Innere Organe sind verletzt, Knochen gebrochen, und sie hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Ich will dir nichts vormachen. Sollte sie überleben, besteht die Gefahr eines bleibenden Gehirnschadens. Wir wissen es einfach noch nicht.“ Ihm blieb fast das Herz stehen. Er hatte um das Leben seiner Schwester gebangt, aber nicht einen Moment lang daran gedacht, dass sie vielleicht einen geistigen Schaden davontragen könnte. Sie war immer so smart gewesen, mit einem messerscharfen Verstand gesegnet, wie sein Vater häufig geprahlt hatte. „Sollte sich nicht ein Spezialist um sie kümmern?“ „Es gibt bereits mehrere, die das tun. Dr. Nimmo ist einer der besten Neurochirurgen im ganzen Nordwesten. Er hat sie bereits untersucht und wird sich bei dir melden, ganz sicher. Gibt es sonst noch irgendetwas?“ „Ich möchte lediglich über ihren Zustand auf dem Laufenden gehalten werden.“ Er holte seine Brieftasche hervor und zog eine Visitenkarte aus dem weichen Leder. „Das ist meine Geschäftsnummer und dies …“, er fand einen Stift in der Brusttasche seines Jacketts und schrieb eine andere Nummer auf die Rückseite seiner Karte, „… ist die Nummer der Ranch. Ich werde dort wohnen.“ Er gab ihr die Karte und beobachtete, wie sich eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen ein wenig hob. „Du erwartest, dass ich dich anrufen soll?“ „Dafür wäre ich dir … dankbar“, sagte er und berührte ihre Schulter. Sie sah auf seine Hand hinunter und auf ihrer Stirn bildeten sich ein paar kleine Falten. „Tu tätest mir einen persönlichen Gefallen“, ergänzte er. Ihre Lippen pressten sich zu einem Strich zusammen. „Weil wir uns einmal nahe gewesen sind?“, fragte sie, während ihre goldfarbenen Augen aufblitzten und sie ihre Schulter wegzog. Er ließ seine Hand fallen. „Weil du Anteil nimmst. Ich kenne die anderen Ärzte nicht, sie sind sicher gut. Aber dir kann ich vertrauen.“ „Du kennst mich doch überhaupt nicht.“ „Früher schon.“ Sie schluckte fest. „Das spielt jetzt keine Rolle“, sagte sie. „Nun gut … ich halte dich auf dem Laufenden.“ „Danke.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, woraufhin sie mit den Augen rollte.? „Versuch bloß nicht...