E-Book, Deutsch, Band 1967, 144 Seiten
Reihe: Julia
James Du bringst mein Herz in Gefahr
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86349-717-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1967, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86349-717-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Voller Vorfreude steigt Ria die Stufen zu Highbridge Manor empor. In dem exklusiven Internat hofft die hübsche Lehrerin endlich zur Ruhe zu kommen. Aber kaum hat sie ihren umwerfenden neuen Boss Jasper Trent kennengelernt, weiß sie: Hier ist ihr Herz in Gefahr! Als Jasper sie eines Nachts - nach einem erschütternden Treffen mit ihrem Vater - tröstend in die Arme nimmt und zärtlich küsst, erwacht heiße Sehnsucht in ihr. Doch am nächsten Morgen verhält Jasper sich so, als sei nichts geschehen. Verletzt muss Ria sich fragen: Empfindet ihr Traummann nur Mitleid für sie?
Schon als junges Mädchen liebte Susanne James es, sich Geschichten auszudenken. Mit zwölf Jahren vollendete sie stolz ihren ersten Roman und war untröstlich, als dieser nicht veröffentlicht wurde. Eine ganze Weile blieb es bei diesem einen erfolglosen Versuch - und andere Dinge begannen wichtiger zu werden: Sie beendete die Schule, verliebte sich und gründete eine Familie. Ihren Traum, eines Tages Schriftstellerin zu werden, vergaß sie dennoch nie, entschied sich aber bewusst dafür, zuerst ganz für ihre Familie da zu sein. Bis heute sind ihre drei erwachsenen Kinder ihr Ein und Alles - doch endlich ist auch das Schreiben ein großer Teil ihres Lebens. Leider hat ihr Ehemann diesen Erfolg nicht mehr miterleben können. Heute lebt sie mit Toffee, ihrem jungen Cavalier King Charles Spaniel, in Oxfordshire, nahe ihrer Familie. Toffee ist es auch, der entscheidet, wann es Zeit ist, aufzustehen und wann ein Spaziergang dringend nötig ist!
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Ria fuhr langsam auf das große viktorianische Gebäude zu. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Knirschen der gekiesten Einfahrt unter den Reifen ihres Wagens wahrnahm und das Gebäude beeindruckt musterte. Ein Paradebeispiel einer Schule, die einen schon bei ihrem Anblick in Angst und Schrecken versetzt, dachte sie und stellte sich die unzähligen blassen Kinder vor, die mit klopfendem Herzen und trockenen Mündern zum ersten Mal dieses Internat zu Gesicht bekommen hatten. Es war ein lang gezogenes, zweistöckiges Gebäude, das aus zwei Komplexen bestand, getrennt durch einen Glockenturm. Obwohl es vor mehr als einem Jahrhundert errichtet worden war, wirkte es äußerst gut erhalten. Der Rasen, der sich zu beiden Seiten des Weges erstreckte, war gepflegt und ordentlich. Weiße Steine säumten in regelmäßigen Abständen die Auffahrt, damit niemand unerlaubterweise dort parken konnte. Zur Linken befanden sich vier Tennisplätze, deren Netze so fest gezurrt waren, dass man fast meinte, sie seien erstarrt in ängstlicher Erwartung der vierhundert Jungen, die zum Sommerhalbjahr zurückkommen würden. Ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit erfüllte Ria. Sie parkte neben dem Eingang mit den erhabenen Steinsäulen und stieg aus. Einen großen Teil ihrer Kindheit hatte sie selbst in Internaten verbracht, und obwohl sie noch nie einen Fuß in Highbridge Manor gesetzt hatte, wusste sie, dass sie nichts Neues erwartete. Auch hier würde es nach Reinigungsmitteln und Holzpolitur riechen, nach dem unverkennbar staubigen Duft von Büchern und Papier und irgendwo in weiterer Entfernung unverwechselbar nach Gemüseeintopf. Allerdings rechnete sie nicht damit, dass heute schon jemand in der Küche war. Die Schüler würden erst nächste Woche eintreffen. Ria erreichte den Eingang und betätigte die Türglocke. Die schwere Tür wurde geöffnet, und eine hochgewachsene, elegant gekleidete Frau in grauem Rock und Twinset stand ihr gegenüber. Sie hatte die Lesebrille auf den Kopf geschoben und betrachtete Ria eingehend mit ihren intelligenten blauen Augen. Ihr selbstbewusstes Auftreten ließ darauf schließen, dass sie schon sehr lange hier sein musste. „Ria Davidson?“ Ihr Lächeln war seltsam zurückhaltend, sodass Ria hastig antwortete: „Ja. Ich habe einen Termin mit Mr. Trent um zehn Uhr dreißig.“ Es folgte kurzes Schweigen. „Wir haben Sie erwartet. Kommen Sie doch bitte herein.“ Sie machte Ria ein Zeichen einzutreten. „Ich heiße Helen Brown und bin die Schulsekretärin“, fügte sie hinzu. Natürlich bist du das, dachte Ria. Du hättest nichts anderes sein können. Ihre Erfahrung hatte gezeigt, dass Schulsekretärinnen eine ganz eigene Spezies waren – kompetent, penibel auf ihre Rechte achtend und einschüchternd. Sie folgte Helen den Korridor hinunter und in einen kleinen Raum mit Blick auf die Tennisplätze. „Das ist mein Reich, mein Arbeitszimmer“, verkündete Helen. „Setzen Sie sich bitte einen Moment. Ich teile Mr. Trent Ihre Ankunft mit.“ Sie nahm den Hörer vom Telefon und wählte. „Miss Davidson ist da“, sagte sie. „Soll ich sie jetzt zu Ihnen bringen?“ Und dann: „Oh. Ja, gut. Wir kommen also in zehn Minuten.“ Mit einem Blick auf die kleine Uhr an der Wand ihr gegenüber stellte Ria fest, dass es erst zwanzig nach zehn war. Heute war sie überpünktlich. Und Mr. Trent hielt sich fest an die Verabredung – zehn Uhr dreißig, nicht zehn Uhr zwanzig! Sie seufzte verstohlen. So einer ist er also, dachte sie, ein langweiliger Kleinkrämer. Helen legte auf. „Er wird noch vom Hausmeister aufgehalten. Aber es wird nicht lange dauern.“ Froh über die Gelegenheit, ein wenig mehr herauszufinden, lehnte Ria sich entspannt zurück. „Die Agentur hat sich erst gestern wegen dieser Position mit mir in Verbindung gesetzt“, begann sie und wurde sofort von Helen unterbrochen. „Ich weiß. Es war eine einzige Katastrophe. Eine unserer Englischlehrerinnen hat uns ganz unerwartet kurz vor Ende des vorigen Halbjahrs verlassen. Was sicher bedauerlich war, aber ganz ehrlich …“, Helen senkte vertraulich die Stimme, als fürchtete sie, jemand würde sie belauschen, „in Wirklichkeit war es ein Segen. Der Frau haben wir keine Träne nachgeweint, das können Sie mir glauben.“ Sie seufzte. „Wir haben bereits mit drei Kandidatinnen gesprochen, von der nur eine passend gewesen wäre – und ausgerechnet die sagte uns dann ab! Also befinden wir uns im Moment in einem ziemlichen Schlamassel.“ „Ja, dass es sich um eine Art Eilauftrag handelt, habe ich schon gemerkt.“ Ria lächelte. „Es ist sowieso nur eine zeitlich begrenzte Stelle bis zum Ende des Halbjahrs, wie Sie sicherlich wissen“, fuhr Helen fort. „Im September sollte es uns leichterfallen, jemand fest einzustellen.“ „Sind Sie schon seit Langem hier?“ Helen lächelte und betrachtete einen Moment ihre perfekt manikürten Fingernägel. „Etwa fünfzehn Jahre.“ „Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es immer ein privates Internat gewesen?“, fragte Ria. „Oh ja. Und seit der Gründung im Besitz und unter der Leitung der Familie Trent, was schon einen Rekord für Tradition und Beständigkeit darstellt, finde ich.“ Abrupt stand Helen auf. „So, kommen Sie jetzt bitte mit.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war genau zehn Uhr achtundzwanzig. Gemeinsam gingen sie den langen Korridor entlang, bis sie eine Tür erreichten, auf der ein Schild mit großen Buchstaben das Büro des Direktors auswies. Helen klopfte zaghaft und wartete. Im nächsten Moment war eine kräftige Stimme zu hören. „Herein.“ Ria folgte Helen in den Raum und musste im ersten Moment die Augen vor dem grellen Sonnenlicht zusammenkneifen, das durch die Fenster drang. Doch sobald ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, wurde sie von dem atemberaubenden Anblick von Mr. Jasper Trent regelrecht überwältigt. Er war jung, ganz und gar nicht so alt, wie sie angenommen hatte. Wahrscheinlich war er erst Ende dreißig und mindestens einen Meter neunzig groß, breitschultrig und gut gebaut. Er sah umwerfend aus in seinem strengen dunklen Anzug und der dezent gestreiften Krawatte. Das schwarze Haar trug er modisch kurz geschnitten. Was sein attraktives Gesicht mit den starken, kühnen Zügen aber vor allem dominierte, waren die dunklen Augen. Ria war noch nie einem Mann mit einem so klugen, durchdringenden Blick begegnet. Du liebe Güte, dachte sie, natürlich gibt es an dieser Schule kein Problem mit der Disziplin. Würde jemand freiwillig einen Streit mit Mr. Jasper Trent riskieren? Die kühle, recht herrische Stimme, mit der er sprach, ließ nur ein klares Nein auf ihre Frage zu. „Miss Davidson? Bitte kommen Sie doch herein und setzen Sie sich“, bat er und erlaubte sich ein knappes Lächeln, bevor er wieder ernst wurde. Er kam auf Ria zu und schüttelte ihr kräftig die Hand. Dann folgte ein knappes: „Danke, Helen.“ „Danke, Jasper“, erwiderte die Sekretärin und schloss leise die Tür hinter sich. Während Mr. Trent ihr einen großen Ledersessel anbot und selbst hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, gab Ria sich alle Mühe, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen. Doch der unbewegte Blick, mit dem er sie bedachte, hielt sie regelrecht in seinem Bann. Zwei Gedanken gingen Jasper unwillkürlich durch den Kopf, während er sie intensiv musterte, ohne sich etwas anmerken zu lassen – zum einen, dass er sich zu seiner eigenen Verwunderung eingestehen musste, von der Frau ihm gegenüber völlig verzaubert zu sein, und zum anderen, dass er darüber nicht wenig verärgert war. Sie war ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte. Mit einem Stirnrunzeln studierte er die Papiere vor sich auf dem Schreibtisch. „Sie werden mir verzeihen, Miss Davidson, dass ich als Erstes auf Ihr Alter zu sprechen komme“, hob er kühl an, „aber mir wurde gesagt, Sie seien … fünfundfünfzig Jahre alt.“ Er hielt kurz inne. „Was Sie allerdings offensichtlich nicht sind.“ Ria musste lächeln. Also waren sie heute Morgen beide in ihrer Erwartung getäuscht worden. „Nein“, gab sie zu. „Ich bin fünfundzwanzig.“ „Dann ist das schon mal geklärt“, bemerkte er trocken. Bei dem wenig ermutigenden Ausdruck auf seinem Gesicht packte Ria unwillkürlich die Armlehne ihres Sessels fester, um das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Sie hatte Vorstellungsgespräche schon immer gehasst. Das hier heute bildete keine Ausnahme. Hätte sie nicht jemand davor warnen können, was sie – nein, wen sie zu erwarten gehabt hatte? Warum hatte sie geglaubt, der Schulleiter wäre ein netter, väterlicher Herr mit grauem Haar und Brille und einem Körper, an dem der Zahn der Zeit deutliche Spuren hinterlassen hatte? „Also“, fuhr er fort, „ist Miss Davidson fünfundzwanzig Jahre alt. Ihrem Lebenslauf zufolge haben Sie ein Englischstudium abgeschlossen, weisen drei Jahre Lehrtätigkeit auf und haben auch als Aushilfs- und Privatlehrerin gearbeitet?“ „Das stimmt.“ „Und Ihnen ist klar, dass diese Stellung nur bis zum Ende dieses Schuljahrs andauern wird – vorausgesetzt, beide Seiten sind einverstanden?“ Insgeheim dachte er, dass sie die Position auch länger haben könnte, wenn sie sich als tüchtige Lehrerin erwies. Doch sein Instinkt riet ihm, diese Möglichkeit lieber gar...