E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Jochem Brust bewusst
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-641-24480-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alles über unseren fabelhaften Busen - Mit wertvollen Tipps für Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
ISBN: 978-3-641-24480-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. med. Carmen Jochem ist Präventivmedizinerin an der Universität Regensburg. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin forscht sie zur Prävention von chronischen Erkrankungen und zur Frauengesundheit. Sie ist Autorin von Fachbüchern zur Brustkrebsprävention sowie zu Risikofaktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel. Mit Prof. Dr. Dr. Michael Leitzmann hat sie das Buch »Sitzstreik. Tipps und Tricks gegen die Risiken und Nebenwirkungen des Sitzens« verfasst. Carmen Jochem ist Mutter von drei Kindern und lebt in Regensburg.
Autoren/Hrsg.
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2. Ganz am Anfang: Die Brüste entstehen
Wie aus zwei Milchleisten die weibliche Brust entsteht
Wenn ein Baby zur Welt kommt, können wir rein äußerlich nur einen Bruchteil dessen erkennen, was bereits im Inneren des Körpers angelegt ist und sich zu einem späteren Zeitpunkt einmal entwickeln wird. Der Körper eines Babys birgt also jede Menge kleine Wunder. Eines dieser Wunder ist, dass unsere Brüste schon im Mutterleib angelegt sind – und zwar bei weiblichen Babys ebenso wie bei männlichen. Denn das Leben unserer Brüste beginnt weit vor dem, was wir unser Bewusstsein nennen – nämlich im embryonalen Zustand vor der Geburt, wenn der Embryo die sogenannte Milchleiste ausbildet, die das Fortbestehen der Menschen sichern soll.
Bereits in der fünften Woche der embryonalen Entwicklung – also, wenn viele Frauen gerade erst bemerken, dass sie schwanger sind, und zu einem Zeitpunkt, an dem der Embryo gerade einmal zwei Millimeter groß ist – entsteht die Milchleiste. Wie eine Straße verläuft sie auf beiden Seiten des Körpers von der Innenseite der Oberschenkel bis hinauf in die Achseln. Genau genommen sind es also zwei Milchleisten, eine auf der rechten und eine auf der linken Körperseite. Nur wenige Wochen später, wenn der Embryo in etwa die Größe eines kleinen Fingernagels erreicht hat, bilden sich diese beiden Milchleisten schon wieder größtenteils zurück. Nur ein kleiner Teil im Bereich der mittleren Brustregion – dort, wo später einmal die Brust ist – bleibt bestehen. An dieser Stelle bilden sich auf beiden Seiten des Körpers Verzweigungen der Haut in das unterliegende Bindegewebe, aus denen schließlich – noch während der Entwicklung des Babys im Bauch der Mutter – die Brustdrüsen entstehen.
Da sich die zwei Milchleisten unabhängig voneinander entwickeln, kommt es häufig vor, dass die Brustwarzen oder die Brustdrüsen nicht ganz symmetrisch sind. Später wird diese Differenz manchmal noch verstärkt, nämlich dann, wenn Fett- und Bindegewebe auch nicht hundertprozentig symmetrisch in den Brüsten zu liegen kommen.
Überprüfen Sie doch bei Gelegenheit einmal, ob Ihre Brüste ganz symmetrisch und gleich geraten sind. Wie die meisten Frauen werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass das nicht so ist. Während manche Frauen die Einzigartigkeit jeder Brust stolz hervorheben, empfinden andere es als Schönheitsfehler, wenn ihre Brüste nicht absolut identisch aussehen. Wieder andere bemerken vielleicht erst jetzt, dass ihre linke Brust anders aussieht als die rechte. Und das ist auch vollkommen in Ordnung und absolut normal so. Es besteht überhaupt kein Grund zur Sorge, wenn die Brüste nicht ganz gleich geraten sind. Wichtig ist nur, dass Sie genau wissen, wie gleich oder verschieden Ihre Brüste aussehen. Denn nur, wenn Sie Ihre Brüste genau kennen, können Sie auch Veränderungen der Brüste schnell feststellen.
Aus zwei wird drei: Über dritte Brustwarzen und überzählige Brüste
Wenn sich die embryonale Milchleiste nicht vollständig zurückbildet, kann es passieren, dass zusätzliches Brustdrüsengewebe oder überzählige Brustwarzen bestehen bleiben. Rund ein bis fünf Prozent der neugeborenen Babys haben eine dritte Brustwarze oder Brustdrüse, die jedoch häufig zu Beginn nicht entdeckt wird, weil sie wesentlich kleiner und unscheinbarer ist als die beiden normalen Brustanlagen. Die zusätzlichen Brustdrüsen oder Brustwarzen sind jedoch immer angeboren, treten meist einseitig auf und liegen in der Regel im Verlauf der embryonalen Milchleiste.
Überzählige Brustwarzen führen in der Regel nicht zu Beschwerden und sind kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Sie machen den Körper einzigartig und können durchaus ein kleiner Hingucker sein. Bei überzähligen Brustdrüsen hingegen können schon mal Beschwerden auftreten. Sie finden sich häufig im Bereich der Achselhöhle, aber in seltenen Fällen verirrt sich eine Brustdrüse auch mal an Kinn, Ohr oder Schamlippen, wo sie als weicher Drüsenkörper unter der Haut zu tasten ist. Da überzählige Brustdrüsen ebenso auf Geschlechtshormone reagieren wie die beiden normalen Brustdrüsen, können sie vor Beginn der Periode, aber auch in Schwangerschaft und Stillzeit anschwellen und dabei zu Schmerzen führen. Häufig fallen zusätzliche Brustdrüsen aber erst in der Stillzeit auf – nämlich dann, wenn Milch austritt. Sind die Beschwerden zu groß, kann die dritte Brustdrüse operativ entfernt werden.
Wenn die Brustwarze zu flach geraten ist
Nicht nur die Zahl der Brustwarzen kann auch mal über die üblichen zwei hinausgehen, auch die Form der Brustwarzen kann sehr unterschiedlich ausfallen. So kann es sein, dass bereits bei der Geburt eine angeborene Veränderung der Brustwarze vorliegt oder sich diese erst in der Pubertät entwickelt. Wenn sich die Brustwarze nicht über das Niveau des Warzenhofes erhebt, spricht man von Flachwarzen. Sind die Brustwarzen gar in den Warzenhof eingestülpt oder eingezogen, werden sie Hohlwarzen genannt. Diese Brustwarzenformen sind an sich nicht weiter schlimm, können jedoch das Stillen des Babys erschweren. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel »Wieder Frust mit der Brust«.
Hexenmilch: Alles andere als ein Hexenwerk
Wenn dem Neugeborenen – ganz egal ob männlich oder weiblich – kurz nach der Geburt ein Busen zu wachsen scheint, bekommen es manche frischgebackene Eltern mit der Angst zu tun. Tritt dann auch noch eine milchige Flüssigkeit namens Hexenmilch aus den Brustwarzen des Babys, fürchten manche gar Übernatürliches. Im Mittelalter glaubte man, dass ein neugeborenes Baby von teuflischen und verhexten Vögeln befallen war, wenn es die vermeintlich giftige Hexenmilch ausstieß.
Heute weiß man, dass die sogenannte Hexenmilch schlimmer klingt, als sie ist. Sowohl die Schwellung der Brustdrüsen bei Neugeborenen als auch der kurzzeitige Austritt eines milchigen Sekrets aus den Brustwarzen sind kein Grund zur Sorge. Sie entstehen durch den Übertritt mütterlicher Hormone auf das Baby gegen Ende der Schwangerschaft und kommen bei einem von drei Neugeborenen vor. Ohne großes Hex-hex bilden sich die Babybrüste nach etwa ein bis zwei Wochen ganz von allein wieder zurück, und die Hexenmilch versiegt von selbst. Hexenmilch sollte jedoch nie ausgedrückt werden. Dann kann es unter Umständen zu einer schmerzhaften Brustentzündung beim Baby kommen. Im Zweifel kann die Nachsorgehebamme einen Blick auf die Brust des Babys werfen. In den seltensten Fällen besteht jedoch Grund zur Sorge, und eine Therapie ist in aller Regel nicht notwendig.
Die Minipubertät oder Warum Babys mit Busen schöner weinen
Ja, auch Babys können schon in die Pubertät kommen – in die sogenannte Minipubertät. Dabei geht es jedoch nicht um die erste Trotzphase im Kleinkindalter, sondern um Busen, Schambehaarung und erhöhte Östrogenspiegel beim Baby. In den ersten Lebensmonaten kann es sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Babys zu einem Anstieg der Geschlechtshormone kommen. Durch einen erhöhten Spiegel an weiblichen Geschlechtshormonen wachsen dem Baby kleine Brüste, die sich aber bis zum zweiten Lebensjahr von selbst wieder zurückbilden. Nicht selten tritt auch eine Schambehaarung auf, und in einigen Fällen kommt es bei weiblichen Babys zur Monatsblutung.
Auch wenn so gut wie nie darüber gesprochen wird und die wenigsten Eltern darüber aufgeklärt sind, ist die Minipubertät ein recht häufiges Phänomen. Sie ist völlig normal, und es besteht kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, die Babys scheinen sogar von dem erhöhten Sexualhormonspiegel zu profitieren. Der erhöhte Östrogenspiegel in der Minipubertät hat offensichtlich positive Auswirkungen auf die Sprachentwicklung des Kindes. In einer Studie zeigte sich, dass Babys mit erhöhten Spiegeln des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen im Alter von zwei Monaten komplexere Melodien beim Weinen hatten.1 Und variantenreiches und komplexes Weinen wirkt sich wiederum positiv auf die Sprachproduktion und das Sprachverständnis des Kindes aus, wenn es älter ist.
Nach der Minipubertät schließt sich eine hormonelle Ruhephase an. Das heißt, beim Mädchen werden während der gesamten Kindheit keine Östrogene gebildet. Auch die Brust verhält sich ruhig und wartet sanft schlummernd auf den Startschuss der Hormone in der »echten« Pubertät.
Exkurs: Über die Entwicklung der männlichen Brust
Rein äußerlich ist an den Brustwarzen von Babys, Kleinkindern und Kindern vor der Pubertät noch kein Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennbar. Allerdings gibt es bereits während der embryonalen Entwicklung einige kleine, aber bedeutende Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein. Zwar bilden männliche Babys ebenso wie weibliche Babys zu Beginn ihrer embryonalen Entwicklung die paarigen Milchleisten aus, und auch deren Rückbildung erfolgt gleichermaßen. Dennoch entwickelt sich die Brust eines männlichen Babys durch den Einfluss der männlichen Geschlechtshormone, die aus den Hoden des Babys stammen, ein kleines bisschen anders als die eines weiblichen Babys. Interessanterweise würde sich die Brust eines Babys ohne den Einfluss der männlichen Geschlechtshormone immer zur weiblichen Brust ausbilden – auch wenn dabei gar keine weiblichen Geschlechtshormone im Spiel sind. Da aber die Anlage der Milchleiste beim männlichen Baby genauso stattfindet wie beim weiblichen Baby, kann es auch bei Männern zu einer angeborenen überzähligen Brustwarze kommen.
Und falls Sie sich schon einmal gefragt haben, ob Männer nicht nur Brustwarzen, sondern auch Brustdrüsen haben, lautet die Antwort: Ja, auch Männer haben...