Kachler | Hypnosystemische Trauerbegleitung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Reihe: Hypnose und Hypnotherapie

Kachler Hypnosystemische Trauerbegleitung

Ein Leitfaden für die Praxis
7. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8497-8414-0
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Leitfaden für die Praxis

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Reihe: Hypnose und Hypnotherapie

ISBN: 978-3-8497-8414-0
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Trauer und Verlust gehören zu jeder Biografie, und so verwundert es nicht, dass beides auch im Verlauf vieler Therapien zum Thema wird. Vom herkömmlichen Ziel in der Trauerarbeit, einen Verstorbenen loszulassen, fühlen sich viele Betroffene jedoch nicht verstanden und unterstützt.

Neuere Untersuchungen zeigen, dass der Trauerprozess ein zirkulärer, selbstbezüglicher und dynamischer Selbstorganisationsprozess ist. Trauernde pendeln zwischen dem Realisieren des Verlusts und der tiefen Sehnsucht, eine neue innere Beziehung zum Verstorbenen zu finden. Trauerarbeit kann deshalb als kreative Beziehungsarbeit verstanden und als solche therapeutisch genutzt werden.

Roland Kachler stellt erstmals die systemischen, hypnotherapeutischen und hypnosystemischen Hintergründe und Vorgehensweisen dieses neuen Traueransatzes dar. Die vorgestellten Interventionen können unmittelbar für die Arbeit in der Trauerbegleitung angewandt werden. Zahlreiche Fallbeispiele illustrieren die Umsetzung sowohl in der akuten Trauerbegleitung als auch in der Psychotherapie

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Zielgruppe


Psychotherapeuten, Trauerbegleiter, Mitarbeiter von Beratungsstellen, Ausbilder an Trauerinstituten, Seelsorger


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Schwere und schwerste Verlusterfahrungen – eine Herausforderung für die Trauerbegleitung und Psychotherapie
Fallvignette Eine Mutter verliert ihren 22-jährigen Sohn bei dessen Studienaufenthalt in Afrika durch einen Autounfall. Unklsare telefonische Nachrichten, ob ihr Sohn tatsächlich bei einem Unfall umgekommen ist, lassen sie fast zwei Tage in traumatischer Ungewissheit. Dann dauert es zwei Wochen, bis der Leichnam ihres Sohnes in Deutschland eintrifft. Der Verwesungsprozess ist so weit fortgeschritten, dass sie ihren Sohn nicht mehr sehen kann. Der Bestatter ermöglicht es ihr, gegen die Vorschriften, wenigstens die Hand ihres Sohnes zu sehen und zu berühren. Im ersten Gespräch acht Wochen nach der Beerdigung sagt sie, dass sie nicht mehr wisse, wie sie das alles überlebt habe. Sie wisse auch nicht, wie sie ohne ihren Sohn weiterleben solle. Für sie waren ihr Sohn und die Beziehung zu ihm sehr wichtig. Er glich ihr in vielem, und sie war stolz darauf, dass er – anders als sie – studierte. Immer wieder zweifelt sie in den Trauergesprächen, ob diese ihr helfen können. Erst als sie versteht, dass sie in unseren Gesprächen auch lernen kann, eine innere Beziehung zu ihrem Sohn zu finden, lässt sie sich auf den Prozess der Trauerbegleitung ein. 1.1 Schwere und schwerste Verluste – eine bisher ungelöste Herausforderung für die Psychotherapie
Der hypnosystemische Ansatz, wie er hier entwickelt und Ihnen als Leserin und Leser vorgestellt wird, beschreibt die psychischen Phänomene und Prozesse, die allgemein bei Verlusten zu beobachten sind. Seine besondere Wirksamkeit entfaltet dieser neue Ansatz bei schweren und schwersten Verlusterfahrungen, bei denen die Betroffenen zunehmend Begleitung und Hilfe aufsuchen. 1.1.1 Was sind schwere und schwerste Verluste?
Jeder Verlust und Todesfall eines geliebten Menschen wird subjektiv sehr unterschiedlich erlebt und individuell sehr unterschiedlich verarbeitet. Das hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel von der Länge und Intensität der bisherigen Beziehung zum Verstorbenen, von der Todesart, von der Persönlichkeit der Trauernden und ihren bisherigen Verlusterfahrungen. Bei allen individuellen Unterschieden kann man davon ausgehen, dass folgende Verluste und Verlustsituationen in der Regel als sehr massiv und schwer erlebt werden: Unerwarteter Verlust zur Unzeit, wie zum Beispiel der plötzliche Herztod des 40-jährigen Partners. Traumatische Umstände beim Tode des geliebten Menschen, insbesondere entstellende Unfälle, Tod durch Gewalt u. a. Verlust eines Menschen bei sogenannten Großschadensereignissen. Das unmittelbare Miterleben des Todes eines nahen Menschen unter dramatischen Umständen. Traumatische Umstände bei der Überbringung der Todesnachricht, z. B. werden die Eltern von der Polizei, die mit Blaulicht vor dem Haus steht, aus dem Schlaf gerissen. Verlust durch einen Suizid. Mehrere schwere Verluste im Laufe einer Biografie, z. B. verliert eine junge Frau nach dem Tod ihres Bruders in der Kindheit nun als Erwachsene ihre Schwester und ein Jahr später ihren Partner. Uneindeutige Verluste, bei denen der Leichnam des Verstorbenen zerstört ist oder nicht gefunden werden kann. Verlust eines Menschen, für dessen Tod die Hinterbliebenen mitverantwortlich sind oder sich am Tod mitschuldig fühlen. Tabuisierte Verluste, zu denen sich Hinterbliebene nicht öffentlich bekennen können wie beim Tod einer Geliebten. Des Weiteren werden in der Regel als sehr schwer erlebt: Der Verlust eines Menschen, mit dem die Trauernden in intensiver emotionaler Beziehung lebten; hier auch ambivalente, ausbeutende oder missbrauchende Beziehungen des Verstorbenen zum Hinterbliebenen. Der Verlust eines Kindes jedweden Alters. Der Verlust eines Geschwisters, besonders im Kindes- und Jugendlichenalter der zurückbleibenden Geschwister. Der Verlust eines Elternteils oder beider Eltern im Kindes- und Jugendlichenalter. Für die Trauerbegleitung gilt die Grundregel, dass jeder Verlust für den jeweiligen Trauernden subjektiv als sehr schwer erlebt wird und deshalb seine Trauer dieser ganz individuellen Situation angemessen ist. Vergleiche mit anderen Verlusten – oft von Trauernden selbst angeboten – verbieten sich von selbst. Beachte! Bei Verlusten, mit denen ein traumatisches Erleben verbunden ist, brauchen Betroffene in der Regel eine Psychotherapie, in der sowohl Trauerarbeit als auch Traumatherapie geleistet werden. Beides muss klar voneinander unterschieden, aber doch eng aufeinander bezogen werden. Exkurs Der Trauerprozess als Ausdruck des Menschseins Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das seine Toten bestattet. Zwar erleben auch Säugetiere, insbesondere Primaten, Trauergefühle, aber die Bestattung und die Gestaltung von Erinnerungen an die Verstorbenen sind Ausdruck des Menschseins. Neben der Erfindung und Weiterentwicklung von Werkzeugen kennzeichnet die Bestattung den Beginn der Kultur. Trauerrituale, das Grab, die Grabpflege und Formen der Erinnerung sind eine kulturelle kreative Leistung sowohl der jeweiligen Gesellschaften als auch des Einzelnen in seinem Trauerprozess. Jeder einzelne Trauerprozess ist deshalb ein individueller Nachvollzug der Kulturwerdung des Menschen angesichts des Todes. Damit können wir jede Trauerbewältigung als eigene, besondere Kulturleistung des einzelnen Trauernden verstehen. Die Grabbeigaben schon bei altsteinzeitlichen Bestattungen zeigen die Fürsorge der Hinterbliebenen für die Verstorbenen. Sehr wahrscheinlich entstand hier auch der Gedanke an ein Weiterexistieren der Toten in einer anderen Wirklichkeit. Dies wiederum ist vermutlich eine der wichtigsten Wurzeln der Idee der Transzendenz und der Religion. 1.1.2 Interventionen
Die ersten Interventionen, die ich Ihnen in diesem Buch vorschlage, beziehen sich auf die Trauerbegleiter selbst. Wer in der Trauerarbeit tätig ist, sollte für sich klären: Will und kann ich schlimmste Verlusterfahrungen aushalten und sie zugleich bei den Trauernden als ihre Erfahrung lassen? Will und kann ich mich auf intensive und intensivste Gefühle einfühlsam einlassen und zugleich gut in meiner eigenen emotionalen Mitte bleiben und mich damit auf eine klare und doch wohlwollende Weise abgrenzen? Will und kann ich aushalten, dass ich angesichts des Todes zunächst nichts tun kann? Kann ich also mit den eigenen Gefühlen der Machtlosigkeit und Ohnmacht umgehen? Des Weiteren sollte jeder, der häufiger mit Trauernden arbeitet, im Rahmen einer Eigentherapie oder Selbstreflexion: seine eigenen Verlusterfahrungen kennen und reflektiert haben seine eigenen Strategien im Umgang mit Sterben, Tod und Abschied kennen und sie als Ressource oder aber als Restriktion für die Trauerarbeit verstehen seine eigenen Positionen zu spirituellen und religiösen Fragen im Umkreis von Verlusterfahrungen klären, zum Beispiel die Frage, wie er oder sie zu der Idee eines Lebens nach dem Tod eingestellt ist. 1.2 Der Trauerprozess als komplexer individueller Verarbeitungsprozess
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Trauer als Bewältigungsprozess wurde ganz wesentlich vom psychodynamischen und libidotheoretischen Verständnis Sigmund Freuds geprägt. Dies hat zu Phasenmodellen (Parkes 1972; Bowlby 1983; Kast 1977) geführt, die vor allen Dingen die Verläufe auf der emotionalen Ebene beschreiben und deren Ziel in einer Verabschiedung der Verstorbenen liegt. Demgegenüber kann nicht genug betont werden, dass der Trauerprozess in seiner Intensität, in seinem Verlauf und in seinem Ergebnis: außerordentlich individuell und für jede Person einzigartig ist den Trauernden in seinem ganzen psychosomatischen Erleben erfasst in Extremen zwischen unterschiedlichsten emotionalen Polen wie zum Beispiel Schmerz und Wut verläuft komplex zusammengesetzt ist in selbstbezüglichen Rückkopplungsprozessen und Schleifen verläuft in sich immer wieder als widersprüchlich, irrational und unverstehbar von den Trauernden erlebt wird. Exkurs Der Trauerprozess als prekärer Selbstorganisationsprozess Jeder lebende Organismus stellt sich über Selbstorganisationsprozesse der Erfahrung der Entropie, also seiner Sterblichkeit und Vergänglichkeit entgegen und ringt die eigene Struktur der entropischen Tendenz der physikalischen Realität ab (Maturana 1987; Simon 2006). Der Tod eines nahen Menschen ist nun eine der unmittelbarsten menschlichen Erfahrungen der Entropie in der eigenen psychischen Struktur. Diese Entropie-Erfahrung bedroht die Selbstorganisation des Hinterbliebenen massiv. Aus der biologisch angelegten Selbsterhaltungstendenz heraus reagiert der Organismus mit dem Versuch, zunächst die eigene Struktur zu erhalten und sie dann an die Bedingungen, die der Verlust hergestellt hat, anzupassen. Die...


Roland Kachler, Dipl.-Psych. und Psychologischer Psychotherapeut, Klinischer Transaktionsanalytiker, Supervisor (EZI), Systemischer Paar- und Sexualtherapeut; Fortbildungen u. a. in Hypnotherapie, Ego-State-Therapie, EMDR, Traumatherapie (PITT); leitete von 1990–2013 eine Psychologische Beratungsstelle in Esslingen; Mitarbeit bei der Landesstelle der Psychologischen Beratungsstellen Stuttgart; eigene psychotherapeutische Praxis.
Schwerpunkte: Psychotherapie, Paar- und Sexualtherapie, Trauerbegleitung und Trauertherapie; Vorträge und Workshops zu verschiedensten psychologischen Themen, bes. Trauer, Partnerschaft, Familie, Erziehungsthemen.



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