Kain / Terrell | Bindung, Regulation und Resilienz | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Kain / Terrell Bindung, Regulation und Resilienz

Körperorientierte Therapie des Entwicklungstraumas
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95571-926-5
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Körperorientierte Therapie des Entwicklungstraumas

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

ISBN: 978-3-95571-926-5
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wie entsteht ein Entwicklungstrauma und wie lässt es sich behandeln? Frühkindliche Traumata haben erhebliche Folgen für die körperliche, geistige, emotionale und soziale Gesundheit der Betroffenen. Die Symptome sind komplex und ihre Ursachen sind nicht leicht zu erkennen, liegen sie doch häufig im vorsprachlichen Stadium. Eine Behandlung sollte deshalb sowohl physisch als auch psychisch ausgerichtet sein. Allen, die beruflich mit Traumata in der Kindesentwicklung zu tun haben, liefert dieses Buch theoretische Hintergrundinformationen und praktische Behandlungsansätze. Vielen Patienten hat es in ihrer Kindheit an Sicherheit und Geborgenheit gefehlt. Beides ist jedoch die Voraussetzung für die Entwicklung der Selbstregulation und die Grundfeste der Resilienz, die es zu fördern gilt. In diesem Buch behandelte Themen: - neurowissenschaftliche Erkenntnisse - Bindungstheorie und kindliche Entwicklung - Somatic Experiencing (Peter Levine) - Polyvagaltheorie (Stephen Porges) - der angemessene Einsatz von Berührung in der Psychotherapie „Nichts ist so förderlich für die Resilienz wie der Körper. Man muss nicht nur verstehen, wie das Trauma im Körper gespeichert ist, sondern auch, wie sich durch Interozeption das Gleichgewicht der Betroffenen wiederherstellen lässt, sodass sie zu sich selbst finden, sich als ganz erleben und wieder das Gute im Leben erkennen können.“ – aus dem Vorwort von Peter Levine

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Einleitung
Wie können wir Menschen helfen, die in der frühen Kindheit ein Trauma erlitten haben? Mit dieser Frage setzen sich gleichermaßen Psychotherapeut*innen, Traumatherapeut*innen und Neurowissenschaftler*innen auseinander. Sie, mehr aber noch diejenigen, die ihr Leben lang davon betroffen sind, sind derzeit Zeug*innen einer stillen Revolution, durch die gerade auch das Entwicklungstrauma in den Vordergrund gerückt ist. Auf diese neue Sachlage wollen wir in unserem Buch eingehen und einen körperorientierten, somatischen Ansatz vorstellen, mit dem frühe Kindheitstrauma behandelt und geheilt werden können. Immer mehr Forschungsarbeiten attestieren frühkindlichen Traumata erhebliche Schäden für die körperliche, geistige, emotionale und soziale Gesundheit. Die Symptome sind komplex und erfordern eine adäquate interdisziplinäre, d.h. sowohl physische als auch psychisch ausgerichtete, Behandlung, die jedoch häufig schwer zu bekommen ist. Unser Buch richtet sich in erster Linie an alle, die beruflich mit Traumata in der Kindesentwicklung zu tun haben. Wir möchten über die dynamischen Faktoren aufklären, die bei Menschen, die schon früh belastende Erfahrungen gemacht haben, tief greifende somatische Veränderungen hervorrufen. Die Auswirkungen sind von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich, doch zentral ist immer ein überwältigendes Gefühl der Ohnmacht. Je mehr wir über das Entwicklungstrauma wissen, desto besser können wir Informationen an die Betroffenen weitergeben, die ihrerseits dann besser verstehen, wie aus ihrer Hilflosigkeit verschiedene Symptome resultieren. Auf diese Weise werden sie handlungsfähiger und können selbstbestimmter leben, sie nehmen mehr Möglichkeiten wahr, sich ihres Daseins zu erfreuen, und werden so resilienter. Darum bemühen wir uns jeweils in unserer eigenen Praxis: Steve arbeitet mit früh traumatisierten Kindern und Erwachsenen und Kathy mit Erwachsenen, die unter extrem schweren somatischen Symptomen aufgrund eines frühkindlichen Traumas leiden. Gemeinsam geben wir Kurse für engagierte Behandler*innen. Unser Ziel besteht darin, die körperlichen, geistigen und seelischen Folgen von Kindheitstraumata zu behandeln und auf diese Weise die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Mithilfe der Erfolge und Niederlagen Zigtausender Klient*innen haben wir in jahrzehntelanger Arbeit die Teile dieses klinischen Puzzles zusammengesetzt, das uns hoffentlich die Auswirkungen von Kindheitstraumata erklärt. Die Puzzleteile, über die wir in unserem Buch informieren möchten, stammen aus folgenden Bereichen: Bindungstheorie Polyvagaltheorie (Porges) und andere neurowissenschaftliche Forschungsansätze Traumaforschung Somatische Interventionen bei Kindheitstraumata Entwicklungspsychologie Dieses Buch basiert auf unseren Erfahrungen aus 50 Jahren, in denen wir praktizieren und unterrichten. Es vermittelt Grundlagenwissen und soll für alle helfenden Berufe eine Einführung sein, z.B. für Psychotherapeut*innen, die wissen möchten, wie sie effektiv auf Menschen regieren können, die mit körperlichen oder psychischen Folgen von Kindheitstraumata und Bindungsstörungen zu tun haben. Dieses Buch gewährt Einblick in einen vielfältigen, von Mitgefühl getragenen Ansatz, der die besten Ergebnisse aktueller Forschungsarbeiten zu Trauma und Bindung auf neue und zutiefst effektive Weise kombiniert und vom Potenzial der Resilienz selbst bei schweren Fällen überzeugt ist. Unser somatischer Ansatz verknüpft Modelle, Theorien und Behandlungsmethoden auf eine Weise, dass die Heilung von Klient*innen, die mit den Folgen frühester Kindheitstraumata zu kämpfen haben, in jeder Hinsicht gefördert wird. In der Psychologie wird das Entwicklungstrauma häufig als Resultat chronischer Misshandlung durch wichtige Bezugspersonen verstanden. Doch unserer Meinung nach greift dies zu kurz: Die komplexen Traumafolgen lassen sich nicht immer auf mangelhafte Erziehung und Misshandlung zurückführen und können genauso gut von medizinischen Verfahren, Geburtskomplikationen, katastrophalen Ereignissen oder institutionellen Versäumnissen herrühren. Doch nicht allein unser Verständnis des Entwicklungstraumas hat sich durch die aktuelle Forschung verbessert – auch über Resilienz wird immer mehr in Erfahrung gebracht und ihr Definitionsrahmen erweitert. So haben erst kürzlich neue Forschungsarbeiten gezeigt, dass die Entwicklung bzw. Wiederherstellung der Resilienz nicht nur von individuellen Merkmalen beeinflusst wird, sondern von weitaus mehr Faktoren, wie etwa der Familie, dem sozialen Umfeld und breiteren kulturellen Zusammenhängen, wobei nicht ganz klar ist, welche Faktoren direkt eine Rolle spielen. Diese vielen hilfreichen neuen Erkenntnisse werfen außerdem die Frage auf, wie sich Resilienz eigentlich definiert. Im Zusammenhang mit diesem Buch haben wir uns auf folgende Definition geeinigt: Resilienz ist die Fähigkeit, allen Widrigkeiten zum Trotz positive – mentale, emotionale, soziale und spirituelle – Resultate zu erzielen. Obgleich wir immer noch nicht alles über Resilienz wissen, zeichnet sich immerhin schon ab, welche Schutzfaktoren ihr Entstehen bei Kindern fördern, selbst wenn diese erheblichen Belastungen ausgesetzt sind (Shonkoff et al. 2012; Walsh 2015): die Erfahrung von Solidarität vonseiten eines Erwachsenen das Gefühl der Selbstwirksamkeit und das Bewusstsein von Kontrolle über die Umwelt die Fähigkeit zu Anpassung und Selbstkontrolle die Möglichkeit, aus Glaube, Hoffnung und kulturellen Traditionen Kraft zu schöpfen Manche Menschen scheinen schon von Geburt eine günstige Veranlagung für Resilienz zu besitzen, doch diese ist nicht der Hauptfaktor. Laut dem Harvard University Center on the Developing Child ist „der häufigste Einzelfaktor für die Entwicklung von Resilienz mindestens eine stabile und verlässliche Beziehung zu einem Erwachsenen, der dem Kind beisteht, egal ob das ein Elternteil oder eine andere Bezugsperson ist“ (Center on the Developing Child 2017). Gewissermaßen wird im Beziehungskontext jeder einzelne resilienzfördernde Schutzfaktor gestärkt. Wie in den ersten Kapiteln erläutert wird, gehören zur Dynamik einer gesunden Erwachsenen-Kind-Beziehung sowohl die gesunde Entwicklung selbstregulatorischer Fähigkeiten als auch das Gefühl, Dinge bewirken und beeinflussen zu können. Mit dem edukativen Schwerpunkt unseres Buches möchten wir allen Behandelnden helfen, noch genauer zu verstehen, welche Elemente zu Resilienz beitragen beziehungsweise auf welche Weise jene so überaus wichtigen stützenden Beziehungen zu besseren Resultaten führen. Genauso wichtig aber ist das Verständnis, wie ein Entwicklungstrauma jene Schutzfaktoren beeinträchtigt und sich negativ auf die Resilienz auswirkt. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Ursachen für das Trauma an, sondern eher auf die Art, wie es sich im Leben der Betroffenen manifestiert. Diese sind häufig im Stadium der Überlebensphysiologie gefangen. Sie haben sich Bewältigungsstrategien angeeignet, um ihre Angst und ihr von anderen als negativ bewertetes Sozialverhalten zu überspielen. Das chronische Gefühl des Getrenntseins, des „Nicht-dazu-Passens“, führt dazu, dass sie ihre Symptome aus dem allzu menschlichen Wunsch nach Zugehörigkeit hinter einer Maske verbergen. Doch keine Strategie hilft. So bleibt das zugrunde liegende Problem der frühen Kindheit bestehen und erschwert den Alltag, wie wir bei vielen Erwachsenen und Kindern, mit denen wir arbeiten, feststellen können. Natalie und Gregg waren verzweifelt und wussten nicht mehr weiter. Sie konnten nicht aufhören zu weinen. Ihr sechs Jahre alter Adoptivsohn Mark war in die Psychiatrie eingewiesen worden und bekam dort hochdosierte Psychopharmaka gegen gewaltsames Ausagieren. Die beiden litten schrecklich darunter. Sie gaben sich selbst die Schuld, waren wütend und traurig zugleich. Er tat ihnen so leid. Die Psychiaterin sei der Meinung, ihr Sohn würde als Erwachsener nie auf eigenen Füßen stehen können – entweder werde er zu Hause auf Hilfe angewiesen sein oder in einer betreuten Wohngruppe leben müssen. Sie mögen ihn doch zu sich nach Hause holen und schon mal für die psychiatrische Behandlung sparen, die er später sicher einmal brauchen würde, habe man ihnen in der Klinik gesagt. Gleich nach der Geburt war Mark in Osteuropa ins Waisenhaus gekommen, wo er bis zu seiner Adoption blieb. Seine Adoptiveltern hatten an ihm Zeichen eines Entwicklungstraumas wahrgenommen. Er war Opfer seiner eigenen Überlebensphysiologie geworden, einer Art Überbrückungssystem, mit dem er nicht nur sich selbst, sondern uns alle – obwohl wir es eigentlich hätten besser wissen sollen – zum Ausagieren zwang. Für ein Kind wie Mark, das nie die notwendige soziale Bindung und Co-Regulation erfahren hatte (ein Konzept, das in Abschnitt I erläutert wird), war eine gesunde emotionale Regulation schier unmöglich. Er hatte eine entwicklungsneurologische Störung erlitten, die sich auf allen Lebensebenen auswirkte: spirituell, emotional, mental und physisch. Zum kollektiven Wohl der Familie waren Korrekturen nötig, damit das Gehirn und die neuronalen Netzwerke des Jungen das neue, liebevolle und sichere Umfeld, in dem er sich nun befand, aktiv zulassen und den Umgang damit erlernen konnte. Um Mark besser unterstützen zu können, mussten auch Natalie und Gregg lernen, sich anders zu verhalten. Auch sie mussten stabiler werden und ihre eigene Emotionalität besser im Zaum halten. Diese Kombination aus psychischen und somatischen...


Terrell, Stephen J.
Stephen J. Terrells Fachgebiete sind Entwicklungstraumata und Adoption. Ausbildung in Somatic Experiencing und EMDR.

Kain, Kathy L.
Kathy L. Kain ist Trainerin für Somatic Experiencing und Expertin für den Einsatz von Berührungen in der Psycho- und Traumatherapie.

Kathy L. Kain ist Trainerin für Somatic Experiencing und Expertin für den Einsatz von Berührungen in der Psycho- und Traumatherapie.

Stephen J. Terrells Fachgebiete sind Entwicklungstraumata und Adoption. Ausbildung in Somatic Experiencing und EMDR.



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