E-Book, Deutsch, Band 10, 128 Seiten
Reihe: Leitlinien der Ergotherapie
Kaldenberg / Smallfield / AOTA Ältere Menschen mit Sehbeeinträchtigungen
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-456-95781-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Leitlinien der Ergotherapie, Band 10
E-Book, Deutsch, Band 10, 128 Seiten
Reihe: Leitlinien der Ergotherapie
ISBN: 978-3-456-95781-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Alltägliches Handeln ermöglichen: die Leitlinien der Ergotherapie als Instrumente für Praxis, Lehre und Wissenschaft
Praxis verbessern, Versorgungsqualität steigern, Kosten sparen und Zufriedenheit der Klienten erhöhen: Die Anforderungen an die therapeutischen Gesundheitsfachberufe sind hoch. Praxisleitlinien stellen Informationen und Interventionen bereit - systematisch und evidenzbasiert.
Band 10: Ältere Menschen mit Sehbeeinträchtigungen
Die Welt mit anderen Augen sehen: Verschwommen, undeutlich und wolkig - so beschreiben Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung ihren Blick auf die Umgebung. Sind Sehschärfe und Gesichtsfeld eingeschränkt, so ist eine soziale Teilhabe erschwert und die Fähigkeit vermindert, die Aktivitäten des Alltags effektiv und effizient auszuführen.
Die Leitlinie umfasst:
- Gegenstandsbereich und Prozess der Ergotherapie
- Überblick zu Sehbeeinträchtigungen
- Ergotherapeutischer Prozess
- Best Practice und Zusammenfassung der Evidenz
- Schlussfolgerungen für Praxis, Ausbildung, Forschung
- Evidenzbasierte Praxis und Übersicht zur Evidenz
- Glossar aus dem Occupational Therapy Practice Framework (OTPF, 2014) des AOTA in deutscher Sprache
Zielgruppe
Ergotherapeuten in Wissenschaft, Lehre, Forschung und Praxis
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Augenheilkunde, Optometrie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Physiotherapie, Physikalische Therapie Ergotherapie, Kreativtherapie (z. B. Kunst, Musik, Theater)
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Geriatrie, Gerontologie
Weitere Infos & Material
1;Ältere Menschen mit Sehbeeinträchtigungen;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
1.2;Danksagung;9
1.3;Geleitwort;11
1.4;1 Einführung;15
1.4.1;1.1 Zweck und Verwendung dieser Veröffentlichung;15
1.4.2;1.2 Gegenstandsbereich und Prozess der Ergotherapie;16
1.4.2.1;1.2.1 Gegenstandsbereich;16
1.4.2.2;1.2.2 Prozess;18
1.5;2 Überblick zu Sehbeeinträchtigung;19
1.5.1;2.1 Definition und Epidemiologie;19
1.5.2;2.2 Das alternde Auge;20
1.5.2.1;2.2.1 Altersbedingte Augenerkrankungen;20
1.6;3 Ergotherapeutischer Prozess bei älteren Menschen mit Sehbeeinträchtigung;23
1.6.1;3.1 Screening;23
1.6.2;3.2 Verordnung;23
1.6.3;3.3 Evaluation;25
1.6.3.1;3.3.1 Betätigungsprofil;28
1.6.3.2;3.3.2 Betätigungsanalyse;28
1.6.3.3;3.3.3 Betätigungsbereiche;29
1.6.3.4;3.3.4 Performanzfertigkeiten;31
1.6.3.5;3.3.5 Klientenfaktoren;32
1.6.3.6;3.3.6 Performanzmuster;33
1.6.3.7;3.3.7 Kontext und Umwelt;33
1.6.3.8;3.3.8 Aktivitätsanforderungen;35
1.6.3.9;3.3.9 Überlegungen zum Assessment;36
1.6.4;3.4 Intervention;37
1.6.4.1;3.4.1 Interventionsplan;37
1.7;4 Best Practice und Zusammenfassungen der Evidenz;39
1.7.1;4.1 Implementierung der Intervention;39
1.7.1.1;4.1.1 Training visueller Fertigkeiten;40
1.7.1.2;4.1.2 Vergrößerung;41
1.7.1.3;4.1.3 Sensorische Ersatzstrategien;44
1.7.1.4;4.1.4 Ordnungsstrategien;44
1.7.1.5;4.1.5 Anpassungen der Umwelt;45
1.7.1.6;4.1.6 Nicht-optische Strategien;46
1.7.1.7;4.1.7 Autofahren und kommunale Mobilität;47
1.7.1.8;4.1.8 Problemlösen und Selbstmanagement;49
1.7.1.9;4.1.9 Fürsprache (advocacy);50
1.7.1.10;4.1.10 Multidisziplinäre und mehrteilige Interventionen;50
1.7.2;4.2 Überprüfung der Intervention;55
1.7.3;4.3 Ergebnis und Ergebniskontrolle;55
1.7.4;4.4 Abschluss, Entlassungsplanung und Nachsorge;57
1.8;5 Schlussfolgerungen für Praxis, Ausbildung und Forschung;59
1.8.1;5.1 Schlussfolgerung für die Praxis;59
1.8.2;5.2 Schlussfolgerung für die Ausbildung;60
1.8.3;5.3 Schlussfolgerung für die Forschung;61
1.9;6 Anhänge;65
1.9.1;A Vorbereitung und Qualifikationen von Ergotherapeuten und Ergotherapie-Assistenten;65
1.9.2;B Selected Current Procedural Terminology™ (CPT) Codes for Occupational Therapy Evaluations and Interventions for Older Adults With Low Vision;67
1.9.3;C Evidenzbasierte Praxis;70
1.9.4;D Übersicht zur Evidenz;74
1.10;Literatur;103
1.11;Sachwortverzeichnis;113
1.12;Glossar;119
1.13;Herausgeberin und Übersetzerinnen;127
3 Ergotherapeutischer Prozess bei älteren Menschen mit Sehbeeinträchtigung
3.1 Screening
Aufgrund der Verbreitung von Sehbeeinträchtigung bei über 65-Jährigen sollte das regelmäßige Überprüfen des Sehvermögens im Alltag zur ergotherapeutischen Arbeit gehören. Das Ziel ist dann, Einschränkungen des Sehvermögens, die die Betätigungsperformanz beeinträchtigen können, zu erkennen und die Überweisung zu einem Augenarzt zu veranlassen. Dieses Überprüfen wird zwar nicht von Kostenträgern vergütet, jedoch können so Personen ermittelt werden, die entsprechende Dienstleistungen benötigen, und der Überweisungsprozess kann eingeleitet werden. Ergotherapeuten sollten, zusätzlich zu ihren Standardassessments für andere Funktionen, die Bereiche der Sehfunktionen überprüfen, von denen bekannt ist, dass sie das Risiko für funktionale Beeinträchtigungen einer Person erhöhen. Dazu gehören das scharfe Sehen im Nah- und Weitsichtbereich, Kontrastsensitivität und das zentrale und periphere Gesichtsfeld (Ramrattan et al., 2001; Rubin, Roche, Prasada-Rao & Fried, 1994; Taylor, 2002; Waern et al., 2002; Wang, Mitchell, Simpson, Cumming & Smith, 2001; West et al., 2002).
Ein formales Screening-Instrument zum Erkennen, ob ein älterer Mensch weitere Untersuchungen oder rehabilitative Leistungen wegen einer Sehbeeinträchtigung benötigt, ist der Fragebogen zur Überprüfung des Sehvermögens im Alltag (Functional Vision Screening Questionnaire) (Horowitz, Teresi & Cassels, 1991; Lighthouse International, 1996), ein Erhebungsinstrument mit 15 Items, das die Befragten selbst ausfüllen und das Fragen zu funktionellen Aufgaben umfasst wie Zeitung, Post und Beipackzettel von Medikamenten lesen – alles Aufgaben, die durch eine Sehbeeinträchtigung eingeschränkt sein können. Die Person muss einfach alle 15 Items mit „ja“ oder „nein“ beantworten. Jede Antwort entspricht, je nach Frage, einem Wert von 0 oder 1. Zusammen ergeben die Antworten einen Gesamtwert zwischen 0 und 15. Eine Person mit einem Wert von 9 oder mehr sollte ermutigt werden, sich professionelle Hilfe zu suchen (Horowitz et al., 1991; Lighthouse International, 1996).
3.2 Verordnung
Ehe eine ergotherapeutische Evaluation der Sehbeeinträchtigung eingeleitet wird, ist es wichtig, dass sich ein Augenarzt und/oder Optometrist mit der Gesundheit der Augen des Klienten9 befasst. Ergotherapeutische Assessments und Interventionen sind treffender und effektiver, wenn der Klient über eine so gut wie möglich korrigierte Sehfähigkeit verfügt. Um die bestmögliche Behandlung gewährleisten zu können, sollte bei dem Klienten erst kürzlich eine umfassende augenärztliche, augenoptische und optometrische Untersuchung vorgenommen worden sein, um die Sehschärfe und das Gesichtsfeld durch die Nutzung verordneter Linsen oder sonstige medizinische Interventionen zu optimieren. Daher sollte vor der Inanspruchnahme therapeutischer Dienstleistungen eine Überweisung zu einem geeigneten Optometristen oder Augenarzt erfolgen, um sicherzustellen, dass der Klient auf das ergotherapeutische Assesssment und die Intervention vorbereitet ist.
Eine Verordnung für Ergotherapie ist angemessen, wenn die Sehbeeinträchtigung beginnt, sich auf Betätigungen auszuwirken. Solch eine Verordnung kann durch einen Optometristen oder Augenarzt, einen Arzt, einen anderen Berufstätigen im Gesundheitswesen, ein Familienmitglied oder durch den Klienten selbst in die Wege geleitet werden. Der besondere Fokus der Ergotherapie auf Beteiligung an wertgeschätzten Betätigungen und Rollen zur Förderung der Partizipation zuhause und in der Nachbarschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der multidisziplinären rehabilitativen Dienstleistungen, die in einer Vielzahl von Behandlungsprogrammen in gemeindenahen Zentren oder Einrichtungen angeboten werden. Ältere Menschen, die in einem Stadtviertel selbstständig oder in unterstützenden Einrichtungen leben, können aus verschiedenen Gründen im Verlauf einer Erkrankung eine zeitweilige Verordnung für Ergotherapie beantragen.