King / Koller | Adoleszenz - Migration - Bildung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 274 Seiten, eBook

King / Koller Adoleszenz - Migration - Bildung

Bildungsprozesse Jugendlicher und junger Erwachsener mit Migrationshintergrund
2. Auflage 2009
ISBN: 978-3-531-91459-6
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Bildungsprozesse Jugendlicher und junger Erwachsener mit Migrationshintergrund

E-Book, Deutsch, 274 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-91459-6
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Der Betrachtung der Adoleszenz kommt für das Verständnis von Bildungsprozessen große Bedeutung zu, da die Adoleszenz eine entscheidende Phase für die Veränderung von Welt- und Selbstverhältnissen und die Neukonstruktion von Lebensentwürfen darstellt. Unter Migrationsbedingungen geht es dabei um Transformationen sowohl auf der Ebene des Wandels vom Kind zum Erwachsenen als auch auf kultureller oder sozialer Ebene. Bildungsprozesse der Adoleszenz haben es insofern mit einer doppelten Herausforderung zu tun, die je nach gesellschaftlichen, familialen und individuellen Ressourcen besondere Chancen und Risiken beinhaltet. Anliegen des Bandes ist es, diesen Chancen und Risiken nachzugehen und Bedingungen für die Ermöglichung konstruktiver Bildungsprozesse auszuloten.

Dr. Vera King ist Professorin an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg.
Dr. Hans-Christoph Koller ist Professor an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg.

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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;5
2;Adoleszenz als Möglichkeitsraum für Bildungsprozesse unter Migrationsbedingungen. Eine Einführung;8
2.1;Adoleszente Entwicklung als Bildungsprozess;9
2.2;Adoleszenz mit Migrationshintergrund als Transformationsprozess;10
2.3;Adoleszenz und soziale Ungleichheiten;12
2.4;Bildungsbeteiligung von Adoleszenten mit Migrationshintergrund;14
2.5;Adoleszenz mit Migrationshintergrund in Jugend- und Migrationsforschung;15
2.6;Die Beiträge;17
2.7;Literatur;23
3;Ungleiche Karrieren.;26
3.1;Weitergabe und Veränderung des Erbes;28
3.2;Biographische Perspektiven auf soziale Ungleichheiten;30
3.3;Klasse, Geschlecht und Ethnizität/Migrationsstatus in Bildungsverläufen der Adoleszenz;31
3.4;Generationenverhältnisse und das Ringen um Statusverbesserung in Migrantenfamilien;33
3.5;Verschränkungen von adoleszenten Entwicklungen und Bildungsverläufen;35
3.6;Schlussfolgerungen;41
3.7;Literatur;43
4;Tochter und Studentin – Beobachtungen zum Bildungsaufstieg in der zweiten türkischen Migrantengeneration;46
4.1;1. Soziale Mobilität und migrante Adoleszenz;47
4.2;2. Die Rücksichtsvolle – ein Fallbeispiel;49
4.3;3. Kontrastierungen;61
4.4;Literatur;64
5;Bildungsaufstieg als Migrationsprojekt.;65
5.1;Die Bedeutung der Herkunftsfamilie für den Bildungserfolg;66
5.2;Doppelte Transformationsanforderung: Adoleszenz und Migration;67
5.3;Fallrekonstruktion Familie Güngör;68
5.4;Zum Verhältnis von Migration und Bildungsaspirationen der Eltern;69
5.5;Engins Umgang mit dem Auftrag;72
5.6;Nichtvollzogene Ablösung von den Eltern;75
5.7;Diskriminierung und Distinktion;78
5.8;Fazit und Ausblick;80
5.9;Literatur;81
6;Adoleszenz zwischen sozialem Aufstieg und sozialem Ausschluss;83
6.1;Eric6: Die beschleunigte Adoleszenz;86
6.2;Nuran: Adoleszenz unter eingeschränkten Möglichkeiten;92
6.3;Diskussion;96
6.4;Literatur;99
7;Migration und Bildungsprozess. Zum ressourcenorientierten Umgang mit der Biographie;101
7.1;1. Migrationsforschung zwischen Defizit- und Chancendiskurs;102
7.2;2. Möglichkeiten einer Bildungsforschung zwischen Selektivität und subjektiven Erfahrungen;104
7.3;3. Fallbeispiel einer „erwartungswidrigen“ Bildungsbiographie;106
7.4;4. Zur Bedeutsamkeit der biographischen Erfahrungen vor dem Hintergrund der gegensätzlichen Diskurse in der Migrationsforschung;113
7.5;5. Zur Bedeutung der Rekonstruktion unerwarteter Bildungsbiographien für die Bildungsforschung;114
7.6;Literatur;116
8;Kreativer Umgang mit familialen Ressourcen bei adoleszenten Bildungsmigrantinnen;119
8.1;1. Einleitung;119
8.2;2. Die Situation jugendlicher Migranten – Konzeptioneller Rahmen;120
8.3;3. Fallstudien;123
8.4;4. Fazit;134
8.5;Literatur;134
9;Adoleszenz und Flucht – Wie jugendliche Flüchtlinge traumatisierende Erfahrungen bewältigen;136
9.1;1. Flüchtlingskinder und -jugendliche in Deutschland;136
9.2;2. Entwicklungsprobleme jugendlicher Flüchtlinge;138
9.3;3. Psychische Störungen jugendlicher Migranten und Flüchtlinge;142
9.4;4. Trauma und Versöhnung;145
9.5;Literatur;149
10;Adoleszente Generationenbeziehungen in Migrantenfamilien als Untersuchungsgegenstand.;151
10.1;1. Einleitung;151
10.2;2. Theoretische Ansätze zu Familien in der Migration;152
10.3;3. Methodische Perspektiven für die Erforschung von adoleszenten Generationenbeziehungen im Migrationskontext;157
10.4;Literatur;169
11;Spontane Bildungsprozesse im Kontext von Adoleszenz und Migration;173
11.1;I.;173
11.2;II.;175
11.3;III.;178
11.4;IV.;180
11.5;V.;181
11.6;VI.;182
11.7;VII.;185
11.8;VIII.;186
11.9;IX.;187
11.10;Literatur;189
12;Doppelter Abschied.;190
12.1;1. Theoretische Überlegungen zum Verhältnis von Adoleszenz, Migration und Bildung;191
12.2;2. Zur Verschränkung adoleszenz- und migrationsspezifischer Bildungsprozesse in Lena Goreliks Roman „Meine weißen Nächte“;196
12.3;Literatur;206
13;Zuweisung geschlechtlicher und ethnischer Zugehörigkeiten im Schulalltag;207
13.1;1. Das Postulat der Chancengleichheit;207
13.2;2. Dramatisierung ethnischer und geschlechtlicher Differenzen;210
13.3;3. Die Macht des Diskurses;214
13.4;4. Entdramatisierung ethnischer und geschlechtlicher Differenzen;215
13.5;5. Fazit;217
13.6;Literatur;217
14;Über die Entfaltung von Ressourcen in der Ortslosigkeit. Jugendliche in transnationalen sozialen Räumen;219
14.1;1. Azizas Lied;219
14.2;2. Es ist anders, von dort zu kommen und hier geboren zu sein, es jedem recht zu machen und trotzdem frei zu sein.;220
14.3;3. Der Fall von Claudia;222
14.4;4. Transnationales Leben;225
14.5;Literatur;230
15;Adoleszenz und Migration. Zur Bedeutung von Zugehörigkeitsordnungen;232
15.1;Experimentieren im Möglichkeitsraum Adoleszenz;232
15.2;Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit;237
15.3;Mitgliedschaft, Wirksamkeit und Verbundenheit;240
15.4;Die unterscheidende Macht der Zugehörigkeit;244
15.5;Literatur;250
16;Integrationspolitik als Rahmen für den bildungspolitischen Umgang mit Heterogenität – das Beispiel Hamburg;252
16.1;1. Das Scheitern der Schule an den Migrantenkindern;252
16.2;2. Integrationspolitik als Voraussetzung und Rahmen für Bildungspolitik;254
16.3;3. Zum Begriff „Integration“;256
16.4;4. Charakteristika der Integrationspolitik in Deutschland;258
16.5;5. Eine neue Situation mit dem Zuwanderungsgesetz von 2005;259
16.6;6. Bildungspolitik als Integrationspolitik;261
16.7;7. Neuere bildungspolitische Maßnahmen und Tendenzen;264
16.8;8. Abschließende Bewertung;268
17;Literatur;270
18;Die Autorinnen und Autoren;272

Adoleszenz als Möglichkeitsraum für Bildungsprozesse unter Migrationsbedingungen. Eine Einführung.- Ungleiche Karrieren..- Tochter und Studentin — Beobachtungen zum Bildungsaufstieg in der zweiten türkischen Migrantengeneration.- Bildungsaufstieg als Migrationsprojekt..- Adoleszenz zwischen sozialem Aufstieg und sozialem Ausschluss.- Migration und Bildungsprozess. Zum ressourcenorientierten Umgang mit der Biographie.- Kreativer Umgang mit familialen Ressourcen bei adoleszenten Bildungsmigrantinnen.- Adoleszenz und Flucht — Wie jugendliche Flüchtlinge traumatisierende Erfahrungen bewältigen.- Adoleszente Generationenbeziehungen in Migrantenfamilien als Untersuchungsgegenstand..- Spontane Bildungsprozesse im Kontext von Adoleszenz und Migration.- Doppelter Abschied..- Zuweisung geschlechtlicher und ethnischer Zugehörigkeiten im Schulalltag.- Über die Entfaltung von Ressourcen in der Ortslosigkeit. Jugendliche in transnationalen sozialen Räumen.- Adoleszenz und Migration. Zur Bedeutung von Zugehörigkeitsordnungen.- Integrationspolitik als Rahmen für den bildungspolitischen Umgang mit Heterogenität — das Beispiel Hamburg.


Spontane Bildungsprozesse im Kontext von Adoleszenz und Migration (S. 177-178)

Arnd-Michael Nohl

I.

Aus spontanem Handeln kann Bildung werden. In der Spontaneität des Handelns bricht das Neue in das Leben ein, schafft sich seinen Raum, wird von anderen respektiert und von den Betroffenen reflektiert. So kommt ein Bildungsprozess in Gang, der nachhaltige und tiefgreifende Veränderungen der Lebensorientierungen von Menschen zeitigt. Diese transformativen Bildungsprozesse lassen sich unterscheiden von Lernprozessen, bei denen Wissen und Können innerhalb gegebener Lebensorientierungen erworben werden.1 Spontane Bildungsprozesse finden sich bei den unterschiedlichsten Menschen: Älteren und Jüngeren, Männern und Frauen, Akademiker(inne)n und Arbeiter(inne)n, Migranten und Einheimischen (vgl. Nohl 2006a).

Möchte man spontane Bildungsprozesse im Kontext von Adoleszenz und Migration untersuchen, so rücken die Migrantenjugendlichen in den Fokus der Aufmerksamkeit. Es wäre allerdings problematisch, würde man die spontanen Bildungsverläufe dieser Personengruppe für sich, d. h. isoliert von anderen Untersuchungspersonen, betrachten und von den so erzielten empirischen Ergebnissen aus unmittelbar auf Adoleszenz- und Migrationsspezifisches schließen. Denn dann wäre man vor einem essentialistischen Fehlschluss, der von den Migrantenjugendlichen unmittelbar zum Adoleszenz- und Migrationskontext führt, nicht gefeit.

Nur weil etwas bei Migrantenjugendlichen empirisch rekonstruiert wurde, ist es mitnichten sogleich als adoleszenz- oder migrationsspezifisch zu bezeichnen. Empirische Einblicke in den Kontext von Adoleszenz und Migration ermöglicht vielmehr die komparative Analyse mit Untersuchungspersonen, die sich hinsichtlich des Lebensalters bzw. der Migration von den Migrantenjugendlichen unterscheiden: Im Vergleich mit anderen Lebensaltern wird das Adoleszenzspezifische empirisch deutlich, im Vergleich mit Einheimischen der Migrationskontext. Mit dieser komparativen Vorgehensweise stütze ich mich auf die dokumentarische Methode, die Ralf Bohnsack auf der Basis der Arbeiten des Wissenssoziologen Karl Mannheim entwickelt hat (vgl. Bohnsack 2003 u. Bohnsack/Netwig- Gesemann/Nohl 2001).

In der dokumentarischen Methode werden mehrere Einzelfälle von Beginn der Auswertung an miteinander verglichen und auf diese Weise Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihnen herausgearbeitet. Zum Beispiel rekonstruiert man, wie eine mehreren Fällen gemeinsame Problemstellung – etwa die Adoleszenzkrise – bewältigt wird. Innerhalb der Gemeinsamkeit der Problemstellung können sich dann zwischen den Fällen wiederum Gemeinsamkeiten und Unterschiede zeigen. Diese sind dann der Ausgangspunkt einer Typenbildung, in der Typisches, d. h. Spezifisches etwa für die Adoleszenz oder für die Migration, empirisch aufgezeigt wird.

Da solche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich nie auf eine Dimension beschränken – z.B. nie alleine in der adoleszenzspezifischen Dimension liegen, sondern weitere Dimensionen umfassen, wie etwa die Migration – lassen sich in mehreren Dimensionen Typen bilden. In der empirischen Untersuchung, auf die sich dieser Beitrag stützt (vgl. Nohl 2006a), wurden narrative, biographisch angelegte Interviews (vgl. Schütze 1983) mit Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Schulabschlusses und Migrationshintergrundes geführt und mit der dokumentarischen Methode vergleichend und typisierend ausgewertet (vgl. dazu Nohl 2006b).

Im Zentrum der Typenbildung stand zunächst der phasenhafte Ablauf des Bildungsprozesses. Diese Phasen des Bildungsprozesses werden von lebensalterstypischen Aspekten überlagert, wie sich im Vergleich der Personen unterschiedlichen Alters (Jugend, Lebensmitte, höheres Alter) zeigen lässt. Treten hier gerade die adoleszenzspezifischen Aspekte der spontanen Bildungsprozesse zu Tage, so geht es im Vergleich zwischen Einheimischen und Migranten dann darum, die Migrationslagerung, d. h. den für Migranten spezifischen Raum möglicher Erfahrungen (vgl. Nohl 2001: 31ff.), herauszuarbeiten.


Dr. Vera King ist Professorin an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg. Dr. Hans-Christoph Koller ist Professor an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg.



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