Kirnbauer | Vieltönige Musik | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3, 405 Seiten

Reihe: Schola Cantorum Basiliensis Scripta

Kirnbauer Vieltönige Musik

Spielarten chromatischer und enharmonischer Musik in Rom in der ersten Häfte des 17. Jahrhunderts
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-7965-2926-9
Verlag: Schwabe Basel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Spielarten chromatischer und enharmonischer Musik in Rom in der ersten Häfte des 17. Jahrhunderts

E-Book, Deutsch, Band 3, 405 Seiten

Reihe: Schola Cantorum Basiliensis Scripta

ISBN: 978-3-7965-2926-9
Verlag: Schwabe Basel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Mit mehr als zwölf Tönen – 'cela produit vn bel effet'

Der Band beschreibt anhand von Materialien aus Rom zur Zeit des Barberini-Papstes Urban VIII. (amtierend 1623–1644) ein heute in der Musikgeschichtsschreibung weitgehend vergessenes Phänomen – Vieltönigkeit. Bezeichnet ist damit Musik, die mit mehr als zwölf realen, d.h. mit unterschiedlichen Tonhöhen verbundenen Stufen in der Oktave operiert. Heutzutage wird dies mit Mikrotonalität verbunden, entstand seinerzeit aber aus ganz anderen Voraussetzungen heraus, wobei insbesondere die antiken Genera Chromatik und Enharmonik, aber auch die Lösung von Stimmungs- bzw. Temperaturproblemen eine Rolle spielten.

In zeitgenössischen Beschreibungen wie aber auch in konkreten Musikalien aus dem Umkreis eines Papstneffen, Kardinal Francesco Barberini, finden sich eindeutige Hinweise auf eine ‘vieltönige’ Aufführungspraxis, die einerseits mit einem Cimbalo cromatico, also einem Tasteninstrument mit geteilten Obertasten, anderseits mit einem speziellen Ensemble von Viole da gamba des Kardinals verbunden sind. Diese ebenso real praktizierte wie dann auch strukturell wirksame Vieltönigkeit findet ihre Bestätigung und theoretische Begründung in Traktaten von Giovanni Battista Doni (1593–1647), der sich als Gelehrter am Papsthof vor allem mit dem Studium der Antike und der antiken Musik beschäftigte. Seine dabei entwickelten Ideen und praktischen Umsetzungsversuche wurden im Umfeld der Barberini von Komponisten (wie Pietro Eredia, Luigi Rossi, Domenico und Virgilio Mazzocchi) unterstützt. Besonders bedeutsam war dabei das Engagement von Pietro della Valle (1586–1652), der zum wichtigen Beförderer dieser musikalischen Spielart wurde.

Wohl bedeutsamer als diese gleichwohl begrenzten Versuche einer musikalischen Antikenrezeption sind die weiterreichenden Folgen in auch scheinbar herkömmlich komponierter Musik. Wie sich zeigen lässt, wurden im römischen Kontext auch die tonartlich ‘ver-rückte´ Musik eines Carlo Gesualdo entsprechend vieltönig aufgeführt – und es wurden Neukompositionen angeregt, die etwa als ‘Madrigale al tavolino´ bekannt wurden. Die kulturhistorische Verortung der Vieltönigkeit – für die der gewählte Zeitraum und Ort nur ein dankbares Beispiel sind – findet sich schließlich in der Darstellung durch den Universalgelehrten Athanasius Kircher. Insgesamt zeigt die Studie zur Vieltönigkeit eine beispielhafte Verbindung von musikalischer Praxis, theoretischer Reflexion und daraus gespeister Innovation.

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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;7
2;Einleitung;11
3;I André Maugars in Rom;27
3.1;Mikrotonale Praxis;29
3.2;Ästhetische Horizonte – «knirschende Klänge»?;38
3.3;Orte der Musik – «in Casa di Monsignor Raimondo»;46
3.4;Madrigale von Domenico Mazzocchi;50
3.5;«L’accademia delle viole» von Kardinal Francesco Barberini;56
4;II Giovanni Battista Doni;63
4.1;«Ioannes Baptista Donius natus est Florentiae» ;66
4.2;Antike Genera und Modi;70
4.3;Eine praktische Realisierungsmöglichkeit;80
4.4;Weitere Instrumente nach Doni;87
4.5;Maugars und Doni;98
5;III Donis «musica erudita»;103
5.1;Donis «Modulationi»;104
5.2;Kompositionen von Pietro Eredia und Luigi Rossi;109
5.3;«Troadi di Seneca»;119
5.4;Pietro della Valle – «Stimme eines Modernen»;123
5.5;Della Valles Dialogo;129
5.6;Della Valles Engagement für Doni;140
5.7;Schwierigkeiten mit der «musica erudita»;143
5.8;Die gleichschwebende Stimmung in Rom;147
5.9;«Le Viole comuni più perfette»;153
6;IV Barberinis «accademia delle viole» und Donis «Musiche Metaboliche»;157
6.1;«I Madrigali del Principe, e simili cantilene Metaboliche»;158
6.2;Doni und das Madrigal;167
6.3;«Oda, e stupisca il Mondo» von Domenico Mazzocchi;175
6.4;«Chiudesti i lumi, Armida» von Domenico Mazzocchi;182
6.5;«Signor, non sotto l’ombra» von Domenico Mazzocchi;186
6.6;Die Viola da gamba in Rom;190
6.7;Madrigale von Michelangelo Rossi als vieltönige Musik;193
6.8;Madrigali al tavolino;199
7;V Athanasius Kirchers Mvsvrgia vniversalis;209
7.1;Eine Paraphrase Donis;210
7.2;Eine Motette von Galeazzo Sabbatini;215
7.3;Ein Madrigal von Ferdinand III.;221
7.4;Kirchers ekstatische Reise;223
8;Nachwort;227
9;Anhang;229
9.1;Exkurs 1: Vieltönige Cembali in Rom;231
9.2;Exkurs 2: Harfen als vieltönige Instrumente;239
9.3;Übertragungen;245
9.3.1;D. Mazzocchi, «Lamentum Matris Euryali»;247
9.3.2;D. Mazzocchi, «Lagrime amare» ;251
9.3.3;D. Mazzocchi, «Pian piano, aure tranquille»;255
9.3.4;G. B. Doni, «Modulationi»;263
9.3.5;P. Eredia, «Passa la vita»;267
9.3.6;P. Eredia, «Passa la vita» (bearbeitet von Doni);273
9.3.7;G. B. Doni, «Composizione di tre Generi»;275
9.3.8;P. della Valle, Dialogo di Ester;277
9.3.9;P. della Valle, Dialogo per la Festa della Santissima Purificazione;279
9.3.10;C. Gesualdo, «Tu m’uccidi crudele» (nach Doni);299
9.3.11;D. Mazzocchi, «Oda, e stupisca il Mondo»;301
9.3.12;D. Mazzocchi, «Chiudesti i lumi, Armida»;305
9.3.13;D. Mazzocchi, «Signor, non sotto l’ombra»;311
9.3.14;Ch. Waesich, «Ardo per voi»;315
9.3.15;Ch. Waesich, «O rubella d’Amor»;321
9.3.16;M. Rossi, «O prodighi di fiamme»;329
9.3.17;D. dal Pane, «Udite, lagrimosi»;335
9.3.18;D. dal Pane, «Avuezze à dar salute»;345
9.3.19;L. Cenci, «Lunge da voi»;355
9.3.20;G. Sabbatini, «Derelinquat impius viam suam»;361
9.3.21;Kaiser Ferdinand III., «Chi volge ne la mente»;367
9.4;Quellenverzeichnis;373
9.4.1;Handschriften;373
9.4.2;Drucke;375
9.4.3;Musikhandschriften;379
9.4.4;Musikdrucke;380
9.5;Literaturverzeichnis;382
9.5.1;Bibliographische Abkürzungen;404
9.6;Abbildungsverzeichnis;405
9.7;Register;407
9.7.1;Personen;407
9.7.2;Sachen;413
9.7.3;Orte;415


Martin Kirnbauer, geb. 1963, war nach einer Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher und Musikstudien Restaurator für Historische Musikinstrumente am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. 1988–1993 Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an den Universitäten Erlangen und Basel (Promotion 1998, Habilitation 2007). Zwischen 1994 und 2004 wissenschaftlicher Assistent und Leiter des Mikrofilmarchives am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Basel. Seit 2004 Leiter des Musikmuseums in Basel und Kurator für die Sammlung Alter Musikinstrumente des Historischen Museums Basel.



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