Kleist | Heinrich von Kleist: Gesammelte Dramen in einem Band | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 751 Seiten

Kleist Heinrich von Kleist: Gesammelte Dramen in einem Band

Die Familie Schroffenstein, Amphitryon, Der zerbrochne Krug, Das Käthchen von Heilbronn, Die Hermannsschlacht, Prinz Friedrich von Homburg...
2. Auflage 2017
ISBN: 978-80-268-7636-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Familie Schroffenstein, Amphitryon, Der zerbrochne Krug, Das Käthchen von Heilbronn, Die Hermannsschlacht, Prinz Friedrich von Homburg...

E-Book, Deutsch, 751 Seiten

ISBN: 978-80-268-7636-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Heinrich von Kleist stand als 'Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit jenseits der etablierten Lager' und der Literaturepochen der Weimarer Klassik und der Romantik. Kleists erste Tragödie Die Familie Schroffenstein orientiert sich am Dramenstil Shakespeares und thematisiert die für Kleists Schaffen zentralen Themen Schicksal vs. Zufall und subjektives Urteil vs. objektive Wirklichkeit. Seine zweite Tragödie Penthesilea ist inspiriert von drei antiken Tragödien des Euripides (Medea, Hippolytos und Die Bakchen). Sie handelt von der Amazonenkönigin, die in kriegerischer Weise auf einem Schlachtfeld vor Troja um den griechischen Helden Achilles wirbt und dabei scheitert. Wegen der stilistisch gehobenen Sprache, der damals nicht darstellbaren Kriegsszenen und der der antiken Tragödie nachempfundenen Grausamkeit war dem Stück zu Kleists Lebzeiten kein Erfolg beschieden, es wurde erst 1876 in Berlin uraufgeführt. Erfolgreicher als diese beiden Tragödien war damals sein romantisches Schauspiel Das Käthchen von Heilbronn, oder Die Feuerprobe 1808, ein poetisches Drama voller Rätsel und mittelalterlichem Treiben, das sich seine Popularität erhalten hat. Im Genre der Komödie machte sich Kleist einen Namen mit dem Zerbrochenen Krug. Die Hermannsschlacht behandelt ein historisches Thema und ist zugleich voller Referenzen auf die politischen Verhältnisse seiner Zeit. In der Hermannsschlacht verleiht Kleist seinem Hass auf die Unterdrücker seines Landes Ausdruck. Inhalt: Die Familie Schroffenstein Amphitryon Der zerbrochne Krug Penthesilea Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe Die Hermannsschlacht Robert Guiskard Prinz Friedrich von Homburg Der Zwang zum Drama (Stefan Zweig) Heinrich von Kleist: Ein Bild seines Lebens und Wirkens (Rudolf Genée)

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Zweite Szene Inhaltsverzeichnis Warwand. Ein Zimmer im Schlosse.
Agnes führt Sylvius in einen Sessel. SYLVIUS: 
Agnes, wo ist Philipp? AGNES: 
Du lieber Gott, ich sags dir alle Tage,
Und schriebs dir auf ein Blatt, wärst du nicht blind.
Komm her, ich schreibs dir in die Hand. SYLVIUS: Hilft das? AGNES: 
Es hilft, glaub mirs. SYLVIUS: Ach, es hilft nicht. AGNES: Ich meine,
Vor dem Vergessen. SYLVIUS: Ich, vor dem Erinnern. AGNES: 
Guter Vater. SYLVIUS: 
Liebe Agnes. AGNES: 
Fühl mir einmal die Wange an. SYLVIUS: Du weinst? AGNES: 
Ich weiß es wohl, daß mich der Pater schilt,
Doch glaub ich, er versteht es nicht. Denn sieh,
Wie ich muß lachen, eh ich will, wenn einer
Sich lächerlich bezeigt, so muß ich weinen,
Wenn einer stirbt. SYLVIUS: Warum denn, meint der Pater,
Sollst du nicht weinen? AGNES: Ihm sei wohl, sagt er. SYLVIUS: Glaubst dus? AGNES: Der Pater freilich solls verstehn,
Doch glaub ich fast, er sagts nicht, wie ers denkt.
Denn hier war Philipp gern, wie sollt er nicht?
Wir liebten ihn, es war bei uns ihm wohl;
Nun haben sie ihn in das Grab gelegt –
Ach, es ist gräßlich. – Zwar der Pater sagt,
Er sei nicht in dem Grabe. – Nein, daß ichs
Recht sag, er sei zwar in dem Grabe – Ach,
Ich kanns dir nicht so wiederbeichten. Kurz,
Ich seh es, wo er ist, am Hügel. Denn
Woher, der Hügel? SYLVIUS: Wahr! Sehr wahr!
– Agnes, der Pater hat doch recht. Ich glaubs
Mit Zuversicht. AGNES: Mit Zuversicht? Das ist
Doch seltsam. Ja, da möcht es freilich doch
Wohl anders sein, wohl anders. Denn woher
Die Zuversicht? SYLVIUS: Wie willst dus halten, Agnes? AGNES: 
Wie meinst du das? SYLVIUS: Ich meine, wie dus gläubest? AGNES: 
Ich wills erst lernen, Vater. SYLVIUS: Wie? du bist
Nicht eingesegnet? Sprich, wie alt denn bist du? AGNES: 
Bald funfzehn. SYLVIUS: Sieh, da könnte ja ein Ritter
Bereits dich vor den Altar führen. AGNES: Meinst du? SYLVIUS: 
Das möchtest du doch wohl? AGNES: Das sag ich nicht. SYLVIUS: 
Kannst auch die Antwort sparen. Sags der Mutter,
Sie soll den Beichtger zu dir schicken. AGNES: Horch!
Da kommt die Mutter. SYLVIUS: Sags ihr gleich. AGNES Nein, lieber
Sag du es ihr, sie möchte ungleich von
Mir denken. SYLVIUS: Agnes, führe meine Hand
Zu deiner Wange. AGNES (ausweichend): Was soll das? (Gertrude tritt auf) SYLVIUS: 
Gertrude, hier das Mädel klagt dich an,
Es rechne ihr das Herz das Alter vor,
Ihr blühend Leben sei der Reife nah
Und knüpft' ihn einer nur, so würde, meint sie,
Ihr üppig Haupthaar einen Brautkranz fesseln –
Du aber hättst ihr noch die Einsegnung,
Den Ritterschlag der Weiber, vorenthalten. GERTRUDE: 
Hat dir Jerome das gelehrt? SYLVIUS: Gertrude,
Sprich, ist sie rot? GERTRUDE: Ei nun, ich wills dem Vater sagen: 
Gedulde dich bis morgen, willst du das?
(Agnes küßt die Hand ihrer Mutter.)
Hier, Agnes, ist die Schachtel mit dem Spielzeug.
Was wolltest du damit? AGNES: Den Gärtnerkindern,
Den hinterlaßnen Freunden Philipps schenk
Ich sie. SYLVIUS: Die Reuter Philipps? Gib sie her: 
(Er macht die Schachtel auf)
Sieh, wenn ich diese Puppen halt, ist mirs,
Als säße Philipp an dem Tisch. Denn hier
Stellt' er sie auf, und führte Krieg, und sagte
Mir an, wies abgelaufen. AGNES: Diese Reuter,
Sprach er, sind wir, und dieses Fußvolk ist
Aus Rossitz. SYLVIUS: Nein, du sagst nicht recht. Das Fußvolk
War nicht aus Rossitz, sondern war der Feind. AGNES: 
Ganz recht, so mein ich es, der Feind aus Rossitz. SYLVIUS: 
Ei nicht doch, Agnes, nicht doch. Denn wer sagt dir,
Daß die aus Rossitz unsre Feinde sind? AGNES: 
Was weiß ich. Alle sagens. SYLVIUS: Sags nicht nach: 
Sie sind uns ja die nahverwandten Freunde. AGNES: 
Wie du nur sprichst! Sie haben dir den Enkel,
Den Bruder mir vergiftet, und das sollen
Nicht Feinde sein! SYLVIUS: Vergiftet! Unsern Philipp! GERTRUDE: 
Ei Agnes, immer trägt die Jugend das Geheimnis
Im Herzen, wie den Vogel in der Hand. AGNES: 
Geheimnis! Allen Kindern in dem Schlosse
Ist es bekannt! Hast du, du selber es
Nicht öffentlich gesagt? GERTRUDE: Gesagt? Und öffentlich?
Was hätt ich öffentlich gesagt? Dir hab
Ich heimlich anvertraut, es könnte sein,
Wär möglich, hab den Anschein fast – SYLVIUS: Gertrude,
Du tust nicht gut daran, daß du das sagst. GERTRUDE: 
Du hörst ja, ich behaupte nichts, will keinen
Der Tat beschuldgen, will von allem schweigen. SYLVIUS: 
Der Möglichkeit doch schuldigst du sie an. GERTRUDE: 
Nun, das soll keiner mir bestreiten. – Denn
So schnell dahin zu sterben, heute noch
In Lebensfülle, in dem Sarge morgen.
– Warum denn hätten sie vor sieben Jahren,
Als mir die Tochter starb, sich nicht erkundigt?
War das ein Eifer nicht! Die Nachricht bloß
Der Krankheit konnte kaum in Rossitz sein,
Da flog ein Bote schon herüber, fragte
Mit wildverstörter Hast im Hause, ob
Der Junker krank sei? – Freilich wohl, man weiß,
Was so besorgt sie macht', der Erbvertrag,
Den wir schon immer, sie nie lösen wollten.
Und nun die bösen Flecken noch am Leibe,
Der schnelle Übergang in Fäulnis – Still!
Doch still! der Vater kommt. Er hat mirs streng
Verboten, von dem Gegenstand zu reden. (Sylvester und der Gärtner treten auf) SYLVESTER: 
Kann dir nicht helfen, Meister Hans. Geb zu,
Daß deine Rüben süß wie Zucker sind. – GÄRTNER: 
Wie Feigen, Herr. SYLVESTER: Hilft nichts. Reiß aus, reiß aus – GÄRTNER: 
Ein Gärtner, Herr, bepflanzt zehn Felder lieber
Mit Buchsbaum, eh er einen Kohlstrunk ausreißt. SYLVESTER: 
Du bist ein Narr. Ausreißen ist ein froh Geschäft,
Geschiehts um etwas Besseres zu pflanzen.
Denk dir das junge Volk von Bäumen, die,
Wenn wir vorbeigehn, wie die Kinder tanzen,
Und uns mit ihren Blütenaugen ansehn.
Es wird dich freuen, Hans, du kannsts mir glauben.
Du wirst sie hegen, pflegen, wirst sie wie
Milchbrüder deiner Kinder lieben, die
Mit ihnen Leben ziehn aus deinem Fleiße.
Zusammen wachsen wirst du sie, zusammen
Sie blühen sehn, und wenn dein Mädel dir
Den ersten Enkel bringt, gib acht, so füllen
Zum Brechen unsre Speicher sich mit Obst. GÄRTNER: 
Herr, werden wirs erleben? SYLVESTER: Ei, wenn nicht wir,
Doch unsre Kinder. GÄRTNER: Deine Kinder? Herr,
Ich möchte lieber eine Eichenpflanzung
Groß ziehen, als dein Fräulein. SYLVESTER: Wie meinst du das? GÄRTNER: 
Denn wenn sie der Nordostwind nur nicht stürzt,
So sollt mir mit dem Beile keiner nahn,
Wie Junker Philipp'n. SYLVESTER: Schweig! Ich kann das alberne
Geschwätz im Haus nicht leiden. GÄRTNER: Nun, ich pflanz
Die Bäume. Aber eßt Ihr nicht die Früchte,
Der Teufel hol mich, schick ich sie nach Rossitz. (Gärtner ab; Agnes verbirgt ihr Gesicht an die Brust ihrer Mutter.) SYLVESTER: 
Was ist das? Ich erstaune – O daran ist,
Beim Himmel! niemand schuld als du, Gertrude!
Das Mißtraun ist die schwarze Sucht der Seele,
Und alles, auch das Schuldlos-Reine, zieht
Fürs kranke Aug die Tracht der Hölle an.
Das Nichtsbedeutende, Gemeine, ganz
Alltägliche, spitzfündig, wie zerstreute
Zwirnfäden, wirds zu einem Bild geknüpft,
Das uns mit gräßlichen Gestalten schreckt.
Gertrude, o das ist sehr schlimm. – GERTRUDE: Mein teurer
Gemahl! – SYLVESTER: Hättst du nicht wenigstens das Licht,
Das, wie du vorgibst, dir gezündet ward,
Verbergen in dem Busen, einen so
Zweideutgen Strahl nicht fallen lassen sollen
Auf diesen Tag, den, hätt er was du sagst
Gesehn, ein mitternächtlich Dunkel ewig,
Wie den Karfreitag, decken müßte. GERTRUDE: Höre
Mich an. – SYLVESTER: Dem Pöbel, diesem Starmatz – diesem
Hohlspiegel des Gerüchtes – diesem Käfer
Die Kohle vorzuwerfen, die er spielend
Aufs Dach des Nachbars trägt – GERTRUDE: Ihm vorgeworfen?
O mein Gemahl, die Sache lag so klar
Vor aller Menschen Augen, daß ein jeder,
Noch eh man es verbergen konnte, schon
Von selbst das Rechte griff. SYLVESTER: Was meinst du? Wenn
Vor achtzehn Jahren, als du schnell nach Rossitz
Zu deiner Schwester eiltest, bei der ersten
Geburt ihr beizustehn, die...



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