Klinger / Knapp / Sauer | Achsen der Ungleichheit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 36, 290 Seiten

Reihe: Politik der Geschlechterverhältnisse

Klinger / Knapp / Sauer Achsen der Ungleichheit

Zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-593-41442-3
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität

E-Book, Deutsch, Band 36, 290 Seiten

Reihe: Politik der Geschlechterverhältnisse

ISBN: 978-3-593-41442-3
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Gesellschaftliche Ungleichheit wurde lange Zeit vor allem anhand von »Klasse« thematisiert. Inzwischen hat sich der Fokus um andere Konfliktlinien erweitert. In diesem Band werden die unterschiedlichen Relationen von Ungleichheit in den Dimensionen von Klasse, Geschlecht und Ethnizität bestimmt und in einen gesellschaftstheoretischen Horizont gestellt. Mit Beiträgen von Brigitte Aulenbacher, Regina Becker-Schmidt, Mechthild Bereswill, Hans- Jürgen Bieling, Wolfgang Gabbert, Christoph Görg, Sabine Hark, Lars Kohlmorgen, Helga Krüger, Sybille Küster, Helma Lutz, Shalini Randeria, Markus Schroer und Thomas Schwinn.
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Einführung
Gudrun-Axeli Knapp, Cornelia Klinger, Birgit Sauer

Achsen der Ungleichheit - Achsen der Differenz: Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, "Rasse"/Ethnizität
Cornelia Klinger, Gudrun-Axeli Knapp

Vom fordistischen Wohlfahrts- zum neoliberalen Wettbewerbsstaat: Bewegungen im gesellschaftlichen Gefüge und in den Verhältnissen von Klasse, Geschlecht und Ethnie
Brigitte Aulenbacher

"Class", "gender", "ethnicity", "race": Logiken der Differenzsetzung, Verschränkungen von Ungleichheitslagen und gesellschaftliche Strukturierung
Regina Becker-Schmidt

Undurchsichtige Verhältnisse: Marginalisierung und Geschlecht im Kontext der Männlichkeitsforschung
Mechthild Bereswill

Die neue politische Ökonomie sozialer Ungleichheit
Hans-Jürgen Bieling

Vom (internen) Kolonialismus zum Multikulturalismus - Kultur, Ethnizität und soziale Ungleichheit
Wolfgang Gabbert

Räume der Ungleichheit: Die Rolle gesellschaftlicher Naturverhältnisse in der Produktion globaler Ungleichheiten am Beispiel des Millennium Ecosystem Assessments
Christoph Görg

"Überflüssig": Negative Klassifikationen - Elemente symbolischer Delegitimierung im soziologischen Diskurs?
Sabine Hark

Klasse, Geschlecht, Regulation - Ein integraler Ansatz der Sozialstrukturanalyse
Lars Kohlmorgen

Geschlechterungleichheit verstimmt: Institutionalisierte Ungleichheit in den Verhältnissen gesellschaftlicher Reproduktion
Helga Krüger

Staatsangehörigkeit in Deutschland: Historische Aspekte der Nationalisierung und Ethnisierung von "Fremdheit"
Sybille Küster

"Die 24-Stunden-Polin" - Eine intersektionelle Analyse transnationaler Dienstleistungen
Helma Lutz

Staatliche Interventionen, Bevölkerungskontrolle und Gender: Indien und China im Vergleich
Shalini Randeria

Defizitäre Reziprozität: Der Raum der Überflüssigen und ihr Kampf um Aufmerksamkeit
Markus Schroer

Komplexe Ungleichheitsverhältnisse: Klasse, Ethnie und Geschlecht
Thomas Schwinn

Autorinnen und Autoren


Die paradoxe Gleichzeitigkeit von Prozessen sozialer Entbettung und neuen Formen der Raum-Zeit-Verdichtung ist in vielen Zeitdiagnosen registriert worden. Damit verändern sich nicht nur die gesellschaftlichen Konstellationen, in denen unterschiedliche Formen der Ungleichheit hervorgebracht und fortgeschrieben werden, sondern auch die Vergleichshorizonte ihrer Wahrnehmung, Politisierung und Regulierung. Vor allem die nationalstaatlich verengte Axiomatik der Ungleichheitsdiskussion wurde in diesem Zusammenhang wieder zu einem heiß diskutierten Thema. Zwar war der Begriff des "methodologischen Nationalismus" schon 1974 von Herminio Martins (Martins 1974) geprägt worden, aber seine schnelle Verbreitung in der jüngeren Diskussion deutet darauf hin, dass wir es in der Tat mit der Öffnung von Horizonten und der gleichzeitigen Erosion der Stützpfeiler eines wirksamen Wahrnehmungsdispositivs aus den Gründerjahren der Sozialwissenschaften zu tun haben. Die intensivierte Reflexion auf die Sichtschatten, die mit unseren Begriffen und Theorien einhergehen, ist nicht nur Indikator innerwissenschaftlicher Lern- und Abarbeitungsprozesse, sondern auch Reflex einer Erschütterung überkommener Gewissheiten durch Veränderungen gesellschaftlicher Wirklichkeit. Die Drift zwischen gesellschaftlichen Umbruchsprozessen und den Analysemitteln, mit denen wir diese zu begreifen suchen, wird in allen Fächern, in fast allen Theorietraditionen und mit Blick auf viele Gegenstandsbereiche registriert, insbesondere aber in der auf Gesellschaftsanalyse spezialisierten Disziplin der Soziologie und deren Kernbereich, der Ungleichheitstheorie und -forschung.

Für uns ist die Erschütterung von Gewissheiten, so verunsichernd und gelegentlich auch schmerzhaft sie sein mag, nicht nur eine unumgehbare und ernste Herausforderung. Wir sehen in ihr auch eine Situation, in der sich ein Interesse, eine Lust am offenen Austausch wiedergewinnen lässt, die in Zeiten theoretischer Schließungen und unter dem zunehmenden Konkurrenz- und Zeitdruck im Wissenschaftsfeld systematisch entmutigt werden. Unter dem Eindruck der auf globalem Maßstab explodierenden gesellschaftlichen Probleme mehren sich in den drei Wissenschaftsbereichen, in denen unser Thema hauptsächlich verhandelt wird - das heißt in der Gesellschaftstheorie, in der Ungleichheitssoziologie und in jenen Forschungsrichtungen, die sich jeweils auf eine der Kategorien Klasse, "Rasse"/Ethnizität und Geschlecht konzentrieren - die Anzeichen dafür, dass die mit einem Übermaß an Spezialisierung verbundenen Einbußen an Analysefähigkeit selbstkritisch reflektiert werden. Drei Aspekte werden dabei im Rückblick auf die Diskussionen der vergangenen Jahre hervorgehoben: Zum einen gelte es, neben dem Wandel in den Erscheinungs- und Wahrnehmungsformen sozialer Ungleichheit auch strukturelle Kontinuitäten wieder stärker in den Blick zu rücken. Zweitens gehe es um die systematische theoretische Integration unterschiedlicher Strukturgeber von Ungleichheit. Last but not least gehe es darum, Ungleichheit gesellschaftstheoretisch einzubetten. Dazu ist es nötig, die Arbeitsteilung zwischen Gesellschaftstheorie und Ungleichheitstheorie zu überwinden.


Cornelia Klinger ist ständiges wissenschaftliches Mitglied am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Gudrun-Axeli Knapp ist Professorin für Soziologie an der Universität Hannover. Birgit Sauer ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien.



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