Buch, Deutsch, Band 239, 379 Seiten, GB, Format (B × H): 135 mm x 210 mm, Gewicht: 544 g
Komödie - Posse - Schwank - Operette
Buch, Deutsch, Band 239, 379 Seiten, GB, Format (B × H): 135 mm x 210 mm, Gewicht: 544 g
Reihe: Beiträge zur neueren Literaturgeschichte
ISBN: 978-3-8253-5100-7
Verlag: Carl Winter
Was besagt es, wenn im Lachtheater der letzten 200 Jahre wieder und wieder ein Störenfried daherkommt, der ein gut eingespieltes Kollektiv durcheinanderbringt? Wenn in Possen Mundart Vertrauen, Hochsprache aber Argwohn einfößt? Wenn in Schwänken der Held beinahe regelmäßig am Ende des zweiten Aktes in Unterhosen erwischt wird? Wenn in Operetten verzückt zugleich und selbstironisch ein nichtsnutzig schönes Glück der Sinne umtanzt und umsungen wird? Und was besagt es, wenn wir lachend auf derlei uns einlassen?
Solchen und anderen merkwürdigen Fragen geht das Buch von Volker Klotz nach. Es gilt heiteren Bühnenstücken, die bisher von der Literatur-, Theater- und Musikwissenschaft weiterhin als unfein verachtet wurden. Die heiteren Bühnenstücke und Gattungen werden in Ihrer Kunstform, in ihrem sozialpsychologischen Gehalt und ihrem komischen Weltbild erörtert. Französische und deutschsprachige Werke kommen ebenso in den Blick wie russische, italienische, spanische, englische und irische. Ausgangspunkt ist die überraschende Feststellung, daß die gesellschaftlichen Umwälzungen der bürgerlichen Epoche, ihre Schrecknisse und Hoffnungen, ungleich stärker ins Lachtheater eingegangen sind als in die gleichzeitige erste dramatische Literatur.
Das erstmals 1980 erschienene Buch wurde fast einhellig im In- und Ausland als 'Pioniertat' (Hinck, Skreb) begrüßt. Auch deshalb, weil 'Theater hier nicht von der hohen Warte der Literaturgeschichte, sondern aus seinen szenischen Realitäten begriffen und analysiert wird' (Terry). Seitdem hat es sich weithin als brauchbar erwiesen: an Universitäten und Gymnasien; bei Dramaturgen, Regisseuren und Schauspielern; in Zeitungs- und Fernsehredaktionen. Die stark erweiterte Neuausgabe bietet ergänzend ausgiebige Erörterungen einschlägiger Stücke von Mitterer, Schwab, Kusz, Hürlimann und anderen. Zudem bezieht sie bislang vernachlässigte Genres ein: Zarzuela sowie Mischformen von Schwank und Avantgardetheater, so bei Molnar und Friel, Shaffer und Frayn.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Theater- und Filmwissenschaft | Andere Darstellende Künste Tanz
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Deutsche Literatur
- Geisteswissenschaften Theater- und Filmwissenschaft | Andere Darstellende Künste Theaterwissenschaft Theatertheorie, Ästhetik des Theaters, Theaterkritik
- Geisteswissenschaften Theater- und Filmwissenschaft | Andere Darstellende Künste Theaterwissenschaft Theatergeschichte
Weitere Infos & Material
Vorwort = Nachwort; WORUM ES GEHT
Theater zum Lachen - Neue Rolle des Lachtheaters.
I. THEMATISCHER LÄNGSSCHNITT: KOMÖDIENFORMEL ›KOLLEKTIV UND STÖRENFRIED‹.
Stationen der Formel von 1800 bis zur Gegenwart
August von Kotzebues Die deutschen Kleinstädter (1803); Adolf Bäuerles Die Bürger in Wien (1813); Nikolaj Gogols Der Revisor (1836), Johann Nepomuk Nestroys Der Talisman (1840); Freiheit in Krähwinkel (1848); Ernst Elias Niebergalls Datterich (1841) und Alexander Nikolajewitsch Ostrowskijs Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste (1868); John Millington Synges The Playboy of the Western World (1907); Sonderfälle: Nazi-Kollektiv und Störenfried. Fritz Hochwälders Der Himbeerpflücker (1965); Felix Mitterers In der Löwengrube
(1998).
Vorbürgerliches Lachtheater
William Shakespeares The Merry Wives of Windsor (1 98) und Molières Le Misanthrope (1666) Antibürgerliches Lachtheater
Wladimir Majakowskijs Die Wanze (1929); Friedrich Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame (1955); Dario Fos Zufälliger Tod eines Anarchisten (1971)
II. GATTUNGS-QUERSCHNITTE: SPIELARTEN DES BÜRGERLICHEN LACHTHEATERS
Posse
Unbekannte Vorläufer in Venedig und Madrid, Wien, Berlin, Frankfurt, Darmstadt; Selbstbildnis und Selbstrechtfertigung der Posse; Lokalpatriotismus als Verteidigung; Intaktes Milieu und seine Krise: von Carl Malss’ Stelldichein im Tivoli (1832) bis David Kalischs Junger Zunder - alter Plunder (1850); Heimsuchungen; Louis Angélys Fest der Handwerker (1828) - Meisterstück und Ritterschlag; Unbekömmliche Ausbrüche.
Exemplarisch unter der Lupe:
Niebergalls Datterich; Zwieträchtig vereint: Feierabend und Arbeitsalltag; Bieder- mit Unbiedermann, im Clinch des Schmolles; Eliminiertes Werkstattleben; Meister Bengler, werktätlich außer Haus; Hinabgelacht: klassischer Botenbericht und tragische Fallhöhe; Datterich - ein kurzfristiger Erlöser der Gezähmten?; Zwischenbilanz; Zentripetale Motive; Zentrifugale Motive; Eigensteuerungen der Possendramaturgie; Wirtshausszenen; -Verkörperter Ortsmund: die räsonierende Hauptperson; Komisch asynchrone Verhältnisse; Komische Deplatzierungen; Rolle und Reichweite der Mundart; Doppelkritik: nach draußen und drinnen; Possierliche Anachronismus; Tendenzen späterer Lokalstücke.
Bissige Nachpossen
Kriegsschauplatz Familienkreis: Fitzgerald Kusz’ Schweig Bub! (1976) und Letzter Wille (1996); Unwirtlichkeiten: Thomas Hürlimanns Der letzte Gast (1990); Blutrünstig; verschobenes Gelächter: Werner Schwabs ›Fäkaliendramen‹; Präsidentinnen; Volksvernichtung; Übergewicht, unwichtig: Unform; Normwidrige Kräfte der Mundart, neuerlich entdeckt und entfacht; Rede- und andre Eruptionen auf der Schwäbischen Alb; Eine Tüftlersonate: Franz Xaver Otts Hoimetaberau (1994); Zum Schießen: Susanne Hinkelbeins Waidmannsheil! (2004).
Schwank
Geschichtliche Daten; Paradesituation; Zweimal zwei Beispielschwänke; Geschlechterfronten im bürgerlichen Heim; Jene Potenz und diese; Seitensprungrahmen mit nationalen Varianten; Generationsverdopplung; Hintertreiber und Hintertriebene; Ablauf im Dreitakt; Allerlei ungewollte Realismen; Bloßstellungskämpfe; Sozialer Alptraum vom Pranger; Fassadenkünste; Zum Lachen? Zum Lachen!; Von der Posse zum Schwank.
Zwitter-Schwänke: gekreuzt mit Avantgarde-Theater
Radikale Neuerungen, international; Franz Molnár plus Luigi Pirandello; Spiel im Schloß (1926); Molinár plus Bertolt Brecht: Eins, zwei, drei (1931); Der Modernist Brian Friel plus Schwank X; The Communication Cord (Die Notbremse, 1982); Zwei kunstvoll windschiefe Schwänke aus England; Peter Shaffers Black Comedy (Komödie im Dunkel, 1962); Michael Frayns Noises off (Der helle Wahnsinn, 1982); Zwitter-Schwank musikalisch: Francisco Alonsos Las Leandras (Leandros Bühnenweiber, 1931).
Operette
Musikalisches Lachtheater, abweichend von ›Posse mit Gesang‹; Zugleich: Gegenpol zum Schwank; Vertracktes Spiel mit dem Glück; Inbegriff der Gattung: La Vie Parisienne; Lachende
Erbschaft der Oper; Tod und Auferstehung des singenden Panta