Kranz | Hypnotherapie bei Tinnitus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 292 Seiten

Kranz Hypnotherapie bei Tinnitus

Ein Praxisleitfaden
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-8409-2767-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein Praxisleitfaden

E-Book, Deutsch, 292 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2767-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Fast ein Prozent der Bevölkerung leidet an lästigen Ohrgeräuschen. Häufig gehen diese mit weiteren Problemen einher, wie z.B. Ängsten, Stress und Schlafstörungen. In chronischen Fällen ist daher eine psychotherapeutische Betreuung angezeigt. Die Hypnotherapie stellt eine Reihe von Techniken zur Verfügung, mit denen eine Behandlung des Tinnitusproblems möglich ist. Sie kann sowohl verhaltenstherapeutische als auch psychodynamische Therapieangebote ergänzen. Das Buch liefert Psychotherapeuten das notwendige Hintergrundwissen und „Handwerkszeug“ für eine erfolgreiche hypnotherapeutische Behandlung von Patienten mit einem Tinnitusleiden.
Der einführende Teil des Buches beinhaltet einen kurzen Abriss zur Geschichte der Hypnotherapie, vermittelt basale medizinische Kenntnisse zur Entstehung eines Tinnitusleidens und informiert über die Diagnostik und Therapieplanung bei der Anwendung hypnotherapeutischer Methoden. Ausführlich wird anschließend das hypnotherapeutische Vorgehen beschrieben. Von der Gestaltung des Rapports zum Patienten über hypnotische Strategien des Zugangs zum Problem mithilfe von direkten Suggestionen bis hin zu indirekten und symbolischen Suggestionen wird in die symptom- und problemorientierte Methodik der Hypnotherapie eingeführt. Die einzelnen Module können individuell angepasst werden und ermöglichen sowohl die Bearbeitung monofokaler Themen, wie z.B. die Aufmerksamkeitslenkung, Entspannung, Stress, als auch die Bearbeitung komplexerer Ursachen des Tinnitusleidens, wie z.B. das Erkennen von Zusammenhängen und Ursachen sowie die Veränderungsarbeit. Die beiliegende CD-ROM stellt umfangreiches Arbeitsmaterial wie Induktionstexte, Informationsmaterialien zur Psychoedukation sowie Audiodateien mit Ausschnitten aus Therapiesitzungen zur Verfügung, welches die Umsetzung der beschriebenen Methoden in der klinischen Praxis unterstützt.

Kranz Hypnotherapie bei Tinnitus jetzt bestellen!

Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Hypnotherapeuten, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, HNO-Ärzte, Klinische Psychologen, Psychologische Berater, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Hypnotherapie bei Tinnitus;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;11
2;Einführung;15
3;1 Historie und Wissenschaftlichkeit der Hypnotherapie;18
3.1;1.1 Von der traditionellen zur modernen Hypnose;18
3.2;1.2 Wissenschaft und Hypnose: Theorie, Physiologie und nachgewiesene Wirksamkeit;20
3.3;1.3 Hypnotherapie bei Tinnitus;26
4;2 Was Hypnotherapeuten über das Leiden am Tinnitus wissen sollten – notwendiges basales medizinisches Grundwissen;29
4.1;2.1 Tinnitus: Was ist das?;29
4.2;2.2 Wie kann es zum Leiden am Tinnitus kommen?;29
4.3;2.3 Symptomorientierte Diagnostik;35
4.4;2.4 Therapieansätze;36
4.5;2.5 Tinnitus in der ICD-10;41
5;3Einstieg in die Tinnitusbehandlung – Exploration, Indikation und Kontraindikationen;43
5.1;3.1 Wie kann es aus hypnotherapeutischer Sicht zum Tinnitusleiden kommen?;44
5.2;3.2Vorgehen bei der Exploration;45
5.3;3.3Kontraindikationen;48
6;4 Behandlungsziele und Therapieplanung bei einem Tinnitusleiden aus hypnotherapeutischer Sicht;49
6.1;4.1 Kennzeichen des hypnotherapeutischen Vorgehens bei Tinnitus;49
6.2;4.2 Hypnotherapeutische Behandlungsansätze und -ziele bei einem Tinnitusleiden;51
7;5 Ablauf, Grundlagen, Voraussetzungen und Methoden der Hypnotherapie bei einem Tinnitusleiden;56
7.1;5.1 Ablauf einer hypnotherapeutischen Therapiesitzung und Grundprinzipien der therapeutischen Arbeit;56
7.2;5.2Grundlagen für die Anwendung moderner Hypnotherapie bei einem Tinnitusleiden;59
7.3;5.3 Voraussetzungen für die Anwendung hypno­therapeutischer Methoden und Besonderheiten der Tranceinduktion bei einem Tinnitusleiden;63
7.4;5.4Methoden – direkte und/oder indirekte Induktion;64
7.5;5.5Was ist bei der Induktion einer Trance wichtig?;67
7.6;5.6Funktion und Prinzipien der Trancesprache;69
7.7;5.7Mögliche Probleme;70
7.8;5.8Hinweise zur Arbeit mit den vorgestellten hypnotherapeutischen Methoden;72
8;6 Symptomorientierte Hypnotherapie bei einem Tinnitusleiden;75
8.1;6.1Lieblingsplatz?/?Wohlfühlort;76
8.2;6.2Tinnitus als Bild – Sinneskanäle wechselnund Submodalitäten verändern;81
8.3;6.3Tinnitus als Skala – Sinneskanäle wechselnund Submodalitäten verändern;88
8.4;6.4Tinnitus als Bild an einem Ort „maskieren“;95
8.5;6.5Umlenkung der Aufmerksamkeit;101
8.6;6.6Ressourcen ankern;106
8.7;6.7Ressourcen aktivieren – Altersregression;114
8.8;6.8Ankern und Anker kollabieren;119
9;7Problem- und konfliktorientierte Hypnotherapie bei einem Tinnitusleiden;128
9.1;7.1Arbeit mit Metaphern I – Stellvertretertechnik;130
9.2;7.2Arbeit mit Metaphern II –Tinnitus als Landschaft oder Lebewesen;138
9.3;7.3Arbeit mit Metaphern III –Tinnitus als ungebetener Hausgast;147
9.4;7.4Arbeit mit Metaphern IV – Tinnitus als Person, Gegenstand oder Symbol;154
9.5;7.5Reframing I – Die positive Absicht des Tinnitus;161
9.6;7.6Reframing II – Die positive Absicht des Tinnitus;174
9.7;7.7Arbeit mit dem inneren Heiler;181
9.8;7.8Change History-Technik;186
9.9;7.9Zeitprogression;192
9.10;7.10Umgang mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen;197
10;8Selbsthypnose;206
10.1;8.1 Selbsthypnose 1 – Fixation, Atemregulierung und Treppe hinabsteigen;208
10.2;8.2Selbsthypnose 2 – 5, 4, 3, 2, 1-Methode;210
10.3;8.3Selbsthypnose 3 – Ateminduktion;211
10.4;8.4Selbsthypnose 4 – Visualisierung;212
10.5;8.5 Selbsthypnose 5 – Suggestionen zur Veränderung des Ohrgeräuschs („Durchsichtiger Ball“, in Anlehnung an Schildt, 1998);214
11;9Narrative Hypnotherapie bei Tinnitusleiden;217
12;Literatur;230
13;Anhang;235
13.1;Glossar;237
13.2;Arbeitsblätter;241


3 Einstieg in die Tinnitusbehandlung – Exploration, Indikation und Kontraindikationen (S. 41-42)

Es gibt keine Wirklichkeit als die, die wir in uns haben.
Hermann Hesse

Die moderne Hypnose im Sinne Milton H. Ericksons (1901 – 1980) arbeitet lösungs- und ressourcenorientiert und geht von der Annahme aus, dass ein Patient bereits alle Ressourcen in sich trägt, die es ihm ermöglichen, sein Problem zu lösen (vgl. hierzu auch die Ausführungen im Arbeitsblatt 6). Diese Ressourcen scheinen ihm allerdings nicht bewusst zugänglich zu sein. Das bewusste Denken als Ergebnis unserer lebensgeschichtlich bedingten Lern- und Sozialisationserfahrungen, so Erickson (1997) und Erickson & Rossi (1993), verhindere oft beispielsweise durch Ängste, Verdrängungen, Blockaden und andere Ereignisse neue Lösungen und Einsichten.

In der Hypnose sollen in einer Trance durch das Medium Sprache mithilfe von Suggestionen und speziellen Sprachmustern (Metamodell der Sprache, Milton- Modell) Such- und Neuordnungsprozesse angeregt werden, die zur Lösung der Problematik und Linderung der Beschwerden beitragen können. Ausgehend von der Annahme, dass der Patient über alle Ressourcen und Fertigkeiten zur Veränderung und Bewältigung von Problemen und/oder Beschwerden verfügt, werden vor allen diese unbewussten Selbstregulierungskräfte des Patienten angesprochen. Hypnose soll nicht „willenlos“ machen, sondern erschließt eigene, oft unbewusste Potenziale.

Die Hypnosetherapie nach Erickson orientiert sich an der Einzigartigkeit des Patienten und seinen Lebensumständen. Gefördert werden sollen die Anteile, Ressourcen und Fertigkeiten, die zur Gesundung beitragen. Angenommen wird, dass das Unbewusste „klüger“ ist als das bewusste Denken, also eine Art „innere, unbewusste“ Intelligenz verkörpert, die über Probleme, Konflikte, Schwierigkeiten und Lösungen des Patienten besser Bescheid weiß als sein Bewusstsein. Dementsprechend werden unbewusste körperliche Regungen und Denkprozesse gefördert und ermuntert, sich zu äußern und zu entfalten („Was will der Tinnitus/ das Symptom/das Gefühl mir sagen?“).

Hypnotherapie ist sowohl integrierbar in Ansätze der kognitiven Verhaltenstherapie als auch in psychodynamische Verfahren.

Tinnitus ist aus hypnotherapeutischer Sicht keine Krankheit, sondern ein Symptom (Schaaf & Hesse, 2011, S. 9; Hallam, 1994, S. 1). Ohrgeräusche können sowohl als Begleiterscheinungen verschiedener Formen von Schwerhörigkeit oder anderen organischer Schädigungen als auch als Folge akuter oder chronischer psychosozialer Belastungen und inadäquater Bewältigungsstrategien auftreten.

Aus hypnotherapeutischer Sicht kann das Leiden unter einem Tinnitus als Trancezustand verstanden werden, der sich auf dem Hintergrund unwillentlicher, selbstständiger Tranceinduktionen des Patienten beschreiben lässt. Hypnotherapeutisch ist die Enthypnotisierung und Überführung der Symptom- oder Problemtrance in eine Lösungstrance durch den Kontakt und die Nutzung der Ressourcen und Fähigkeiten des Patienten ein Ziel.

Die hohe Sensibilität und Aufmerksamkeit, die der Tinnitusbetroffene für sich und seine innere Beobachtung zeigt, wird dabei nicht als Defizit verstanden, sondern als wertzuschätzende Komponente, die sich in der therapeutischen Arbeit mit Hypnose gesundheitsförderlich nutzen lässt (Utilisation).

3.1 Wie kann es aus hypnotherapeutischer Sicht zum Tinnitusleiden kommen?

Die Wahrnehmung eines störenden Tinnitus mit seinen umfangreichen Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten ist zuerst einmal als ein Ergebnis unbewusster, unwillkürlicher Prozesse auf den Ebenen des auditiven und des limbischen Systems mit seinen Verbindungen zum autonomen Nervensystem zu interpretieren. Belastende Symptome und Beschwerden sieht Erickson als unbewusste, „unangemessene“, inadäquate, häufig selbstschädigende Lösungsversuche, weil der Patient aktuell bewusst über keine angemessene Bewältigungsstrategie verfügt und meint (meistens unbewusst), nur auf diese eine Weise sein Problem lösen zu können („Symptom als Problemlösungsversuch“, Erickson, 1997; Erickson & Rossi, 1993).

Die Mehrzahl der Patienten, die unter einem Tinnitus leiden, entwickelt beim Umgang mit dem Tinnitus einen Teufelskreis (vgl. Kap. 2, Abb. 2, S. 29). Die Bewertung des Tinnitus als bedrohlich und schädigend führt zu einer verstärkten, angstbesetzten und meist durchgehenden Aufmerksamkeitsfokussierung auf das Ohrgeräusch. Der unter Tinnitus Leidende lebt in einer dauerhaften Alarmsituation mit hohem Stresspegel und erheblicher emotionaler Belastung. Durch die starken Emotionen wird der Tinnitus vom Gehirn als ein relevanter Reiz interpretiert, der „unter Beobachtung“ bleiben muss. Aus hypnotherapeutischer Sicht wirkt diese (übermäßig) starke Fokussierung auf das Ohrgeräusch sowohl stabilisierend als auch chronifizierend für das Leiden unter einem Tinnitus.

Tinnituspatienten erleben häufig das Phänomen, dass sie trotz hinreichender Aufklärung und Information die Verhaltensverschreibung, die Aufmerksamkeit vom Tinnitus weg auf andere Dinge zu lenken, nicht befolgen können. Das Symptom „Tinnitus“ hat sich auf einer unbewussten Ebene etabliert, ein Bekämpfen führt eher zur Symptomverstärkung.



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