E-Book, Deutsch, 565 Seiten, eBook
Kruse / Wahl Zukunft Altern
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-8274-2200-2
Verlag: Spektrum Akademischer Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Individuelle und gesellschaftliche Weichenstellungen
E-Book, Deutsch, 565 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-8274-2200-2
Verlag: Spektrum Akademischer Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Popular/general
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Altern als Herausforderung.- Definition von Alter(n) – Alter(n) besser kennen lernen.- Demografische Schlüssel aspekte und Konsequenzen.- Zentrale Konstrukte und Botschaften der Alternsforschung.- Eine Landkarte zur aktuellen Alternsforschung.- Ausgewählte Konstrukte zur Biologie des Alterns.- Ausgewählte Konstrukte zur Psychologie des Alterns.- Ausgewählte Konstrukte zur Soziologie des Alterns.- Ausgewählte Konstrukte zu Altersinterventionen.- Übergreifende Konstrukte.- Zehn Weichen für den Weg in eine gute Alternszukunft.- Wissen über Altern.- Kreativitätsfördernde Rahmenbedingungen.- Engagement und Expertise.- Miteinander der Generationen.- Menschenfreundliche Umwelten.- Konsumentenverhalten und Wirtschaftskraft Alter.- Prävention.- Gesundheit, Krankheit, Pflege.- Endlichkeit und Grenzen des Daseins.- Alternsforschung neu positionieren.- Neue Anforderungen.- Neue Anforderungen an gesellschaftliche Akteure.- Neue Anforderungen an Ältere – und an alle Generationen.- Schlussbetrachtungen.
Miteinander der Generationen in der Familie (S. 392-393)
Über die Beziehungen zwischen den Generationen innerhalb der Familie liegen für Deutschland aus Surveyuntersuchungen repräsentative Daten vor. Diese zeigen, dass die sozialen Netzwerke der meisten älteren Menschen überwiegend durch Kontakte zu Familienangehörigen mehrerer Generationen geprägt sind. Für spätere Generationen älterer Menschen wird dies jedoch nicht im selben Maße der Fall sein. Nachdem sich die niedrige Geburtenrate bis zur Generation der heute älteren Menschen vor allem auf die Kinderzahl pro Familie, nicht aber auf den Anteil der Familien ohne Kinder ausgewirkt hat, wird der Anteil der Kinderlosen in zukünftigen Generationen älterer Menschen deutlich ansteigen: Von den 1950 geborenen Frauen blieben nur 11 % kinderlos, von den 1960 Geborenen bereits 23 %, und für die 1965 Geborenen geht man von 35 % Kinderlosen aus, wobei der Anteil unter den Frauen mit akademischer Ausbildung sogar auf 40 bis 44 % beziffert wird. Ein Rückgang der Geburtenrate ist gegenwärtig in allen europäischen Staaten zu beobachten, selbst in Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland, die gemeinhin als sehr kinderfreundlich gelten. Mit einer Geburtenrate von gegenwärtig 1,3 liegt Deutschland allerdings unter dem Durchschnitt der EU, und es ist nicht zu erwarten, dass familienpolitische Leistungen, so begrüßenswert diese im Allgemeinen auch sein mögen, hier mittelfristig Wesentliches verändern könnten.
Das Verhältnis zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern ist mit dem Begriff der Intimität auf Abstand treffend beschrieben worden. Alte Eltern leben in der Regel nicht mit ihren Kindern im selben Haushalt. Im Vergleich mit den anderen europäischen Staaten hat Deutschland in der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren den höchsten Anteil an Einpersonen- und den niedrigsten Anteil an Mehrpersonenhaushalten. Gleichwohl ist für die verschiedenen Generationen ein hohes Maß an räumlicher Nähe ebenso charakteristisch wie eine hohe Kontakthäufigkeit. In der Regel wohnt mindestens ein erwachsenes Kind nicht weit von dem älter gewordenen Elternteil entfernt. Im Alterssurvey gaben etwa 70 % der 70- bis 85-Jährigen an, dass zumindest ein erwachsenes Kind im selben Ort lebe. In der Altersgruppe der 40- bis 69-Jährigen liegt dieser Anteil noch einmal um etwa 10 % höher; dabei ist aber zu berücksichtigen, dass in früheren Erhebungen ein noch größerer Anteil ermittelt wurde. Hier wirkt sich ein vor allem in ländlichen Gebieten der neuen Bundesländer problematischer Trend aus: Im Zuge der deutschen Binnenwanderung ziehen oder pendeln Kinder zu einem neuen, weit entfernten Arbeitsort, die Eltern bleiben dagegen im Heimatort. Dabei nimmt die geografische Distanz zwischen alten Eltern und erwachsenen Kindern mit steigender Bildungsschicht zu.
Generationenkonflikte in der Familie haben in den letzten Jahrzehnten eher ab- als zugenommen. Im Arbeitskreis von Ursula Lehr und Hans Thomae vorgenommene umfangreiche Analysen spontaner Lebenslaufschilderungen der von 1890 bis 1925 Geborenen sprechen für im Vergleich zu späteren Kohorten (1930 bis 1932 Geborene und insbesondere 1950 bis 1952 Geborene, wie sie vor allem in der Interdisziplinären Längsschnittstudie des Erwachsenenalters erhoben wurden) intensivere und länger anhaltende Konflikte. Eine finanzielle und materielle Abhängigkeit, die früher häufig Anlass für anhaltende intergenerationelle Konflikte in der Familie war, wird heute weit seltener erlebt; Gebote und Verbote werden weit weniger ausgesprochen bzw. weniger als eingreifend in die eigene Lebensgestaltung empfunden.