Kumar | Boden, Seele und Gesellschaft | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Kumar Boden, Seele und Gesellschaft

Ein neuer Dreiklang für unsere Zeit
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-89060-498-5
Verlag: Neue Erde
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein neuer Dreiklang für unsere Zeit

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-89060-498-5
Verlag: Neue Erde
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer heute einen nu?chternen Blick auf die katastrophalen Zustände der Welt wirft, kann leicht der Verzweiflung anheimfallen. Satish Kumar hält dem das »Nicht-Anhaften« entgegen: Einfach das Richtige tun, ohne sich auf ein Ergebnis zu versteifen, und Aktionismus mit Meditation und Selbstfu?rsorge verbinden. Dabei beruft er sich auf seinen eigenen Werdegang vom Jain-Mönch, gandhianischen Aktivisten und Pilger fu?r den Frieden, Anhänger von Rabindranath Tagore zum Mitstreiter von E.F. Schumacher, Gru?nder des Schumacher College und langjährigem Herausgeber der weltweit fu?hrenden Umweltzeitschrift »Resurgence«. Dieses Buch ist die Frucht vieler Jahre des aktiven Handelns und tiefen Nachdenkens, ein Leuchtfeuer in dunkler Zeit.

SATISH KUMAR, ein ehemaliger Jain-Mönch, ist ein internationaler Friedens- und Umweltaktivist. Er sorgte weltweit fu?r Schlagzeilen, als er von Delhi nach Moskau, Paris, London und Washington wanderte und den Staatsoberhäuptern der Länder Friedenstee u?berreichte. Satish war u?ber vierzig Jahre lang Herausgeber des angesehenen Magazins Resurgenc & Ecologist und Mitbegru?nder des Schumacher College, das seinen Studenten Umweltbewusstsein und Mittel fu?r einen wirksamen Wandel vermittelt.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort
von Marion Cotillard
Satish Kumar: Ein Mann mit Mut und Phantasie
von Lindsay Clarke

Vorwort
Einfu¨hrung

1 Boden, Seele und Gesellschaft
2 Welt im Lotos
3 Sei die Veränderung
4 Wahrheiten von Tagore
5 Hirn, Herz und Hände
6 Klein ist immer noch schön
7 Neues Paradigma vs. altes Paradigma
8 Das wohlwollende Universum

Epilog: Boden, Seele, Gesellschaft (2022)
Eine Meditation u¨ber die Einheit des Lebens

Bibliographie
Literaturnachweis
Danksagung
Über den Autor
Index


1
BODEN, SEELE UND GESELLSCHAFT
Ich stelle den Boden an die erste Stelle, weil er die Natur repräsentiert und das gesamte Lebensnetz aufrechterhält. Alles entstammt dem Boden und kehrt zum Boden zurück. Große Bewegungen und immerwährende Philosophien haben im Laufe der Geschichte ihre wesentliche Botschaft oft in drei Worten, in einer Trinität zusammengefasst. Eine der hinduistischen Trinitäten ist Brahman, Vishnu und Shiva – die Prinzipien der Entstehung, des Seins und des Vergehens oder mit anderen Worten: Geburt, Leben und Tod. Die Christen haben Vater, Sohn und den Heiligen Geist. Die Griechen richteten sich auf das Wahre, Gute und Schöne aus. Die Väter der amerikanischen Verfassung nannten es Leben, Freiheit und Streben nach Glück, die Französische Revolution »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. In unserer Zeit beruft sich die New-Age-Bewegung auf das Konzept von Körper, Geist und Seele. Diese Trinitäten haben ihre Berechtigung und sind in ihrem jeweiligen Zusammenhang von Bedeutung – aber keine von ihnen stellt ausdrücklich eine ganzheitlich ökologische Weltsicht dar. Sie sind entweder spirituell oder sozial, und sie sind meist anthropozentrisch und berücksichtigen nicht unsere Beziehung zur Natur oder die Verbindung zwischen dem Gesellschaftlichen und dem Spirituellen. In einem alten hinduistischen Text, der Bhagavad Gita, bin ich jedoch auf drei Worte gestoßen, die mich zum Nachdenken über Ökologie, Spiritualität und Menschlichkeit angeregt haben. Diese drei Wörter im Sanskrit sind yagna, tapas und dana. Yagna bezieht sich auf die Beziehungen zwischen Mensch und Natur, Tapas auf das Innere und Dana auf die gesellschaftlichen Beziehungen. Ich habe diese Trinität als Boden, Seele und Gesellschaft übersetzt. Pflege des Bodens
Ich stelle den Boden an die erste Stelle, weil er die Natur repräsentiert und das gesamte Lebenssystem erhält. Alles entstammt dem Boden und kehrt zum Boden zurück. Die Nahrung, die das Leben erhält, kommt aus dem Boden. Das Wasser, das das Leben nährt, wird vom Boden gehalten. Die Sonne, der Mond und die Sterne, sie alle stehen in Verbindung zum Boden. Der Boden ist eine Metapher für das gesamte natürliche System. Wenn wir uns um den Boden kümmern, kümmert sich der Boden um uns. Durch den Boden sind wir alle miteinander verwandt und vernetzt. Wir werden vom Boden gehalten und getragen. Wir sind auf den Boden angewiesen. Alle Lebewesen sind vom Boden abhängig, und der Boden behandelt alle Lebewesen gleich. Reich oder arm, Dichter oder Bauer, jung oder alt, wer auch immer wir sind, der Boden liebt uns alle bedingungslos und erhält uns am Leben. Die Hoffnung ist das Ding mit den Federn Das in der Seele nistet Und die Melodie singt ohne Worte Und niemals aufhört zu singen Emily Dickinson Leider hat es sich durch die Entwicklung von Wissenschaften, Technik, Wirtschaft und Philosophie in den letzten Jahrhunderten ergeben, dass wir den Menschen zum Herrscher gemacht und ihm einen höheren Status als allen anderen Lebewesen gegeben haben. Wir haben eine Weltanschauung entwickelt, die besagt, dass die menschliche Spezies allen anderen Arten überlegen sei. Tiere, Wälder, Flüsse und Meere müssen nicht nur den Bedürfnissen des Menschen dienen, sondern seinem Begehr entsprechen und seiner Gier. Diese Denkweise wird als »Speziesismus« bezeichnet, was bedeutet, dass eine Spezies, nämlich die menschliche, als allen anderen überlegen zu betrachten ist. Diese Anmaßung hat dazu geführt, dass die wechselseitigen, respektvollen, ehrfürchtigen und spirituellen Beziehungen zwischen den Menschen und der übrigen Natur untergegangen sind. In der Tat sind die Menschen zu der Überzeugung gelangt, sie seien von der Natur getrennt und stünden über ihr. Die Natur ist dort draußen: die Wälder, die Flüsse, die Vögel und andere Wildtiere; und wir Menschen sind hier, eingeschlossen in unseren Häusern, Palästen, Schlössern, Wohnungen, Büros, Autos, Zügen und Flugzeugen. In der jüngeren Vergangenheit gab es Philosophen und Wissenschaftler, die es für richtig hielten, dass sich die Menschheit auf den Weg machte, die Natur durch Technik, Wissenschaft, Industrie und Handel zu erobern. In diesem industriellen und technologischen Zeitalter führt die Menschheit einen Krieg gegen die Natur und vergiftet das Land mit Chemikalien und Pestiziden, um die Nahrungsmittelproduktion zu steigern. Wir sperren Vögel und andere Tiere in Ställe und Käfige und behandeln sie grausam, um durch den steigenden Absatz von tierischem Eiweiß immer größere Gewinne zu erzielen; die schonungslose Zerstörung von Regen- und Laubwäldern wird gerechtfertigt, um die Anbauflächen für die Agrarindustrie zu vergrößern; die industrielle Fischerei ist ein weiteres Beispiel für unseren Krieg gegen die Natur. Wir sind uns kaum bewusst, dass wir selbst dann, wenn wir den Krieg gewännen, auf der Verliererseite stünden. Dieser Krieg gegen die Natur wird von unserer Überzeugung befeuert, dass die Funktion der Natur darin bestehe, den Motor der Wirtschaft anzutreiben. Die Wahrheit ist jedoch, dass die Wirtschaft eine hundertprozentige Tochter der Ökologie ist. Wenn das natürliche Kapital erschöpft und die natürliche Umwelt zerstört ist, dann wird die Wirtschaft zum Erliegen kommen! Die Herausforderung für die Menschheit im einundzwanzigsten Jahrhundert besteht also darin, Demut zu entwickeln und sich wieder mit der Natur zu verbinden. Wir müssen verstehen, dass die Natur nicht nur »da draußen« ist, sondern dass auch wir Natur sind. Das Wort »Natur« hängt mit natus, Geburt zusammen. »Natal«, »Nativität« (Geburtsstunde), »nativ« (einheimisch) und »Natur« stammen alle von derselben Wurzel ab. Alles, was geboren wird und stirbt, ist Natur. Da wir Menschen auch geboren werden und sterben, sind auch wir Natur. Natur und Mensch sind also eins. Deshalb müssen wir verstehen, dass wir das, was wir der Natur antun, auch uns selbst antun. Wenn wir der Natur schaden, schaden wir uns selbst. Wir sind alle miteinander verbunden; wir leben in einer wechselseitig abhängigen Welt. Mit diesem Gefühl für die Einheit von Mensch und Natur gelangen wir zu einer neuen Art der Wertschätzung und Anerkennung allen Lebens. Der norwegische Philosoph Arne Næss nannte dies »Tiefenökologie«. Wenn wir die Natur nur im Hinblick auf ihren Nutzen für den Menschen betrachten, wenn wir sie um des eigenen Vorteils willen erhalten und schützen, dann ist das eine oberflächliche Ökologie; wenn wir aber den inneren Wert allen Lebens erkennen, ob klein oder groß, dann ist das tiefe Ökologie. Ein Grashalm, ein Regenwurm, ein Insekt, sogar eine Mücke hat ein Recht auf Leben, ebenso wie Bäume, Flüsse, Vögel und Fische, ungeachtet ihres Nutzens für den Menschen. Tiefenökologie speist sich aus einer tiefen Erfahrung der Natur. Unserer modernen Lebensweise fehlt jedoch diese tiefe Erfahrung, weil wir kaum noch etwas mit der Natur zu tun haben. Unser Leben ist darauf angelegt, Abstand zu ihr zu halten. Unsere Häuser, unsere Büros, unsere Geschäfte sind von der Natur völlig abgekoppelt. Das moderne Leben findet bei künstlichem Licht, mit Klimaanlagen und mit Wasser aus Flaschen statt! Um tiefe Erfahrungen mit der Natur machen zu können, müssen wir den Boden berühren, im Wald spazierengehen, im Meer schwimmen, die Wolken beobachten und dem Sonnenuntergang huldigen. Nur aus einer solchen tiefen Erfahrung kann eine tiefe Verpflichtung zur Achtung und Pflege der Natur erwachsen. Nur dann können wir vom Konsumdenken zum Naturschutz gelangen. So wie wir die Menschenrechte anerkennen, verlangt die Tiefenökologie von uns, dass wir die Rechte der Natur anerkennen. Unsere Beziehung zur Natur muss in die Prinzipien der Ehrfurcht vor dem Leben eingebettet sein. Tiefenökologie führt zu einer ehrfürchtigen und spirituellen Ökologie. Die Natur ist kein totes Objekt. Die Natur ist lebendig. Der Wissenschaftler James Lovelock hat die Gaia-Theorie aufgestellt, wonach die Erde ein lebendiger Organismus ist. In der hinduistischen Philosophie wird die Natur als intelligent und bewusst angesehen. Den Elementen Erde, Luft, Feuer und Wasser wohnt Göttlichkeit inne. Hindus sprechen vom Regengott Indra, vom Windgott Vayu, von der Feuergöttin Agni und von der Erdgöttin Bhoomi. Sie sprechen auch vom Sonnengott, von der Mondgöttin, dem Gott des Himalaya, Shiva, und der Wassergöttin Ganga. Im Grunde genommen sind Götter und Göttinnen nicht von der Natur getrennt. In seinem Kommentar zur Gita sagt Vinoba Bhave, dass alles, was uns umgibt, nichts anderes als göttlich sei. Das Göttliche haben...


SATISH KUMAR, ein ehemaliger Jain-Mönch, ist ein internationaler Friedens- und Umweltaktivist. Er sorgte weltweit fu¨r Schlagzeilen, als
er von Delhi nach Moskau, Paris, London und Washington wanderte und den Staatsoberhäuptern der Länder Friedenstee u¨berreichte. Satish war u¨ber vierzig Jahre lang Herausgeber des angesehenen Magazins Resurgenc & Ecologist und Mitbegru¨nder des Schumacher College, das seinen Studenten Umweltbewusstsein und Mittel fu¨r einen wirksamen Wandel vermittelt.



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