E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Kunde König Putin
2. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-3124-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
ISBN: 978-3-7693-3124-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es geschah Ende 2034, dass sich die drei Könige Putin, Trump und Xi Jinping auf eine Dreiteilung der Welt einigten... Das einzige Land, das sich erfolgreich der Vereinnahmung durch die drei Weltmächte widersetzte, war ausgerechnet das kleine Island. König Trump hatte erst einmal seine Berater konsultieren müssen, um zu erfahren, wo dieses Land lag. In einem Telefonat teilte ihm Putin mit, dass er dieses Eiland nicht haben wollte. Als Trump erfuhr, dass das Land voller Vulkane und Gletscher wäre, verkündete er, dass auch Trans-Amerika diese »Shit-Hole-Insel« nicht haben wolle. Zumal er über den Namen eines dieser Vulkane gestolpert war: Eyjafjallajökull. Alle seine Nackenhaare hatten sich gesträubt, als er wieder und wieder versucht hatte, diesen Namen zu lesen. Ein solcher Name grenzte aus Sicht von Trump an eine Unverschämtheit. Einen Vulkan mit einem derart zungenbrecherischen Namen zu belegen. Sollten sie ihn doch behalten, ihren Eierlukull-Vulkan. Dabei hatten die Wissenschaftler behauptet, auf Inseln käme es zu Verzwergung. Diese Namen sprachen eine andere Sprache! Es bestärkte König Trump wieder einmal in seiner Einschätzung von Wissenschaftlern. Diese Eierköpfe hatten keine Ahnung. Xi fand es unter seiner Würde, sich mit einem solch trostlosen Eiland überhaupt zu beschäftigen. Und so kam es, dass Island als einziges Land unabhängig blieb. Wie das Leben so spielt...
Geb. 1950, Studium der Mathematik, zwei Töchter, naturwissenschaftlich interessiert (Kosmologie und Neurowissenschaften)
Autoren/Hrsg.
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Leben in Zeppelinen
Science-Fiction Der Profiler stöhnte. Eben hatte sein Wecker geklingelt. Es war 1 Uhr nachts und Zeit, die Beobachtung des Stadtteils Lütten Klein von Rostock wieder aufzunehmen. Dabei hatte er so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Die Ruhe war himmlisch hier oben im Zeppelin. Der Zeppelin schwebte in einer Höhe von 3 km über Rostock. Er war festgezurrt an 6 schweren Betonsockeln, die auf dem freien Gelände zwischen Elmenhorst und Lütten-Klein im Boden verankert waren. Der Zeppelin war damit standortfest. Die Verankerungsseile waren eine technologische Sensation. Innen ein Geflecht aus Spinnenfäden und ummantelt mit einer Hülle aus Graphen, das eine unglaubliche Zugfestigkeit hatte. Dabei waren die Seile federleicht. Kein Vergleich zu den schweren Stahlseilen, wie sie noch immer in herkömmlichen Aufzügen verwendet wurden. Auch zum Zeppelin gab es einen Aufzug, genauer gesagt zwei – mit dem Lastenaufzug zum Transport von Versorgungs- und Entsorgungsprodukten, der Tag und Nacht im Einsatz war, sogar drei. Und natürlich kamen auch hier die High-Tech-Seile zum Einsatz. Die Fahrzeit im Aufzug zwischen Erdboden und Zeppelin betrug zwar fast 5 Minuten, aber die alten Leute, die hier oben lebten, hatten ja Zeit. Außerdem war das Panorama während einer solchen Fahrt atemberaubend. Man konnte weit über die Ostsee, fast 200 km weit, sehen. In allen Aufenthaltsräumen gab es leistungsfähige Teleskope. Mit ihrer Hilfe konnte man bei schönem Wetter bis nach Malmö, Kopenhagen oder Hamburg sehen. Ja sogar den Alex in Berlin konnte man bei klarer Sicht sehen, ebenso die Ruinen von Hammershus im Norden von Bornholm, die bis zu 75 m über dem Meer auf dem Granitfels standen. Der Wohnkomplex war ähnlich einem Kreuzfahrtschiff konstruiert, allerdings aus völlig anderem Material. Es handelte sich um neue Verbundfaserkonstruktionen, die ausgesprochen leicht, durch ihre zahlreichen Verstrebungen aber äußerst stabil waren. Der Wissenschaftler, der ihnen die Bauweise erklärt hatte, hatte die Konstruktion mit den Faszien in unserem Körper verglichen, was für den Profiler nicht sehr erhellend gewesen war. Auch Frau Lütte neben ihm hatte sich verwundert die Augen gerieben. Der Wissenschaftler, der das gesehen hatte, fühlte sich bemüßigt, darauf hinzuweisen, dass sogar rund um die Augen Faszien wären. Wären diese verspannt, würde das zu unbeweglichen Augen führen. Durch das Reiben der Augen würde altes Wasser aus den Faszien gequetscht und neues würde nachfließen. Das würde die Faszien wieder beweglich machen und die Verspannung lösen. ‚Was für ein Schwätzer!‘ hatte der Profiler gedacht. Aber man wertet gerne ab, was man nicht versteht. Der Wissenschaftler kam wieder auf die technischen Details der Zeppelin-Wohnanlage zu sprechen. Der Wohnkomplex wäre mit rund 20.000 Tonnen etwa um den Faktor 5-10 leichter als ein heutiges Kreuzfahrtschiff. Ganz oben auf dem Wohnkomplex sei die Zisterne, die bei Regen durch das am Zeppelin ablaufende Wasser gefüllt würde. Dabei liefe das Wasser zunächst in eine Filteranlage, die Schadstoffe beseitigte und in der gleichzeitig eine Beimengung von Mineralstoffen erfolgte, Elektrolyte für alte Menschen, hieß es kurz. Durch die Aufhängung oben wäre automatisch ein ausreichender Wasserdruck gegeben. Diese Zisterne und das Klärbecken mit angeschlossener Biogasanlage unterhalb der Wohneinheit trügen ca. 5000 Tonnen zum Gewicht des Wohnkomplexes bei. Das Gewicht der ca. 1500 Bewohner wäre mit ungefähr 150 Tonnen fast vernachlässigbar. Etwas verlegen wirkte der Wissenschaftler, als er erklärte, dass das große Kupferkabel für die Stromversorgung und das Blitzableiter-Kabel mit zusammen 30 Tonnen Eigengewicht beitrügen. Die Ummantelung wäre jeweils aus mehreren Lagen Graphen, um die Kabel reißfest zu machen. Der angeschlossene Trafo oben im Wohnkomplex würde auch noch einmal 50 Tonnen beitragen. Das Seniorenwohnheim in den Wolken war ein wissenschaftliches Experiment. Verschiedene Technologie-Institute und sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen hatten sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen und hatten eine Stadt für die Durchführung des Experiments gesucht. Der neue Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern hatte die Gelegenheit gleich beim Schopf gepackt und ein ehrgeiziges Weltraum-Programm namens »MV one« gestartet. Mecklenburg-Vorpommern müsse in Sachen Expansion in den Weltraum mit seinen Spitzenköpfen voranschreiten! hatte er getönt. Den Einwand, dass es doch nur 3 km Richtung Weltraum ginge, hatte der Ministerpräsident mit einer unwirschen Bemerkung „Papperlapapp!“ beiseite gewischt. Der Profiler hatte unwillkürlich an den Geschichtsunterricht im früheren Gymnasium denken müssen, an Oliver Cromwell und die sogenannten Rundköpfe und ihren Kampf gegen die Royalisten unter König Karl I. ‚Was für ein Schwätzer!‘ dachte er. Jedenfalls hatte sich Rostock unter seinem neuen isländischstämmigen und innovationsfreudigen Bürgermeister beworben und den Zuschlag erhalten, wohl auch dank großzügiger Förderung durch das Land. Das Konsortium hatte übrigens den treffenden Namen »Hoch Hinaus GmbH«. Bei den Rostockern hieß der Zeppelin mit Wohnkomplex später nur die Seniorenwurst. Man hatte sich damals als alter Mensch bewerben können. Als Testperson. Der Grund, warum nur alte Menschen in Frage kämen, läge darin, dass sie erstens viel mehr Zeit als die Jüngeren, meist Arbeitenden und deutlich geringeren Bewegungsdrang als Kinder und Jugendliche hätten, hatte es vom Sprecher des Konsortiums geheißen. Die Nachfrage eines älteren Herrn im Plenum, ob das Projekt nicht vielmehr der erste Schritt hin zur Verlagerung älterer Menschen in das Off sei, hatte er als absurd abgetan. Der Profiler verstand die Frage auch nicht. Er empfand es eher als Auszeichnung, dort oben in den Wolken leben zu können, weshalb er sich auch für das Projekt beworben hatte. Er hatte alle Kriterien erfüllt. Er war alt genug, ohne übermäßigen Bewegungsdrang und trotzdem relativ gesund für sein Alter. Auf die Frage, warum er sich bewürbe, hatte er damals geflunkert. Aber keiner hatte es gemerkt. Er hatte gesagt, dass er den Sternen näher sein wollte. In Wirklichkeit wollte er endlich diesen Knallkopf dingfest machen, der immer mitten in der Nacht Knallkörper zündete in Lütten Klein. Er erhoffte sich, aus der Vogelperspektive mit Hilfe dieser außergewöhnlichen Fernrohre des Zeppelins endlich diesen kranken Typ identifizieren zu können, der alle Leute in Lütten Klein mit seinen Polenböllern mitten in der Nacht terrorisierte. Aber das behielt er natürlich für sich. Jetzt war er wie gewünscht im Projekt »Senioren hoch hinaus« gelandet, aber er hatte etwas übersehen: Er hörte das Knallen unten nicht mehr wegen der großen Distanz. Früher konnte er schnell ans Fenster eilen, um nachzusehen. Aber jetzt musste er stundenlang an einem der Fernrohre1 ausharren, in der Hoffnung auf ein Aufblitzen eines frisch gezündeten Knallkörpers in seiner Siedlung. Das war so ermüdend. Die medizinische Projektassistenz, die hier oben ihr Büro hatte und jeden Tag die medizinischen Checks leitete, wunderte sich schon, dass er immer so müde war. Er hatte ihr erklärt, dass er die Hoffnung hätte, eine Supernova am Sternenhimmel zu entdecken, und deshalb öfter nachts an dem besonders leistungsfähigen Teleskop im Aufenthaltsraum Neptun sitzen würde (die Aufenthaltsräume waren nach den Planeten benannt). Die Assistenz – bei den Alten hieß sie nur Medusa - hatte ihn stirnrunzelnd angeschaut (die schlangenähnlichen Runzeln auf der Stirn waren der Grund für die Namensgebung), aber nichts gesagt. Stattdessen hatte sie irgendetwas in ihr Notebook geschrieben. Er musste aufpassen, dass er seinen Verbleib im Projekt nicht gefährdete. Das wollte er auf keinen Fall. Denn die Ruhe in der Nacht war hier oben einfach himmlisch. Meist ein leichtes Schaukeln im Wind, bei Regen das monotone Klopfen der Tropfen an die Fensterscheibe, bei stärkerem Wind ein fernes Brausen von draußen, wie ein Atmen der Sterne. Der Profiler stellte den Wecker ab und richtete sich im Bett auf. Durch sein Fenster konnte er den Sternenhimmel in einer schwarzen Nacht sehen, wie man ihn unten in Lütten Klein nie zu sehen bekam. Denn dort brannten die ganze Nacht hindurch die Straßenlaternen. Der Profiler zog sich seine bequemen Jogging-Klamotten an, fuhr sich einmal mit den Fingern über seine Glatze, ein Relikt von früher, als er noch dichtes Haar gehabt hatte. Dann begab er sich zu seinem Beobachtungspunkt im Aufenthaltsraum Neptun. Er richtete das Fernrohr nach Lütten Klein aus und fokussierte erst einmal grob auf den Bereich, in dem er wohnte. Er fühlte sich so hundemüde. Wenn er diesen Knallkopf mit seinem Knallkörper je erwischen sollte, der könnte was erleben. Er saß so vielleicht eine Viertelstunde, die Augenlider gelegentlich reibend (wegen der Faszien) – als er plötzlich etwas aufleuchten sah. War da nicht ein Blitzen dort unten gewesen? Schnell richtete er das Fernrohr auf den Punkt und fokussierte die Optik. Aber was war das? Er...