E-Book, Deutsch, 132 Seiten
Reihe: Edition zum rauhen Stein
Lamer Die Freimaurer in Österreich
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7065-5771-9
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weg und Schicksal der "Königlichen Kunst"
E-Book, Deutsch, 132 Seiten
Reihe: Edition zum rauhen Stein
ISBN: 978-3-7065-5771-9
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
"Das Buch bietet spannende Einblicke in die "Königliche Kunst", besonders interessant, da es aus Österreich kommt, wo man auf Verschwiegenheit und Diskretion noch immer höchsten Wert legt."
Ein Leser, Amazon
Ein Schleier des Geheimnisvollen umgibt seit jeher die internationale Bruderschaft der Freimaurer und ihre Logen. Diesen Schleier ein wenig zu lüften hat sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht. Es erläutert daher die Ideen und Ideale der "Königlichen Kunst", folgt den Spuren der Freimaurer auf dem Gebiet des heutigen Österreich von den Anfängen vor zweieinhalb Jahrhunderten bis in unsere Tage und zeigt auch die engen Bindungen auf, die wiederholt zwischen der österreichischen und der deutschen Freimaurerei bestanden.
Der Autor hat in Berlin, London und Oxford Geschichte und Volkswirtschaft studiert, war beim amerikanischen State Department tätig und kennt zahlreiche österreichische und deutsche, englische und amerikanische Freimaurerlogen der verschiedenen Systeme.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Geschichte einzelner Länder Europäische Länder
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Soziale Gruppen/Soziale Themen Klubs, Vereine, Geheimgesellschaften
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte
Weitere Infos & Material
VON DEN ANFÄNGEN ZU GLANZVOLLEN HÖHEPUNKTEN
DIE ERSTEN LOGEN
Bei der Gründung der englischen Großloge im Jahre 1717 hatten einige englische Logen noch abseits gestanden und sich nicht beteiligt. Doch schon bald begann zunächst in England und wenig später auch auf dem europäischen Festland und in Übersee eine geradezu atemberaubende Entwicklung, die zu einem Siegeszug sondergleichen wurde. Acht Jahre nach Gründung der Großloge, im Jahre 1725, zählte man in England schon 52 Logen. 1732 hatte sich ihre Zahl bereits verdoppelt, und heute unterstehen der Großloge von England etwa 5.000 Logen, davon viele in Übersee. Geradlinig verlief die Entwicklung allerdings nicht. In ihren Anfängen war die Freimaurerei eine Vereinigung mit vorwiegend geselligem Charakter. Die ersten Logen waren Sozietäten, in denen vor allem gut gegessen und reichlich getrunken wurde. Denn der damaligen Londoner Gesellschaft gefiel geselliges Beisammensein in gemütlichen Klubs, und wohl nicht durch Zufall trafen sich die ersten Logen in bekannten Londoner Gasthäusern und Tavernen. Natürlich waren die geistig-moralischen und die religiösen Ideen vorhanden und spielten sicher eine nicht unwesentliche Rolle; aber sie standen zunächst nicht im Mittelpunkt, sondern waren eher ein interessantes Beiwerk. Als nach der Veröffentlichung der Konstitution die geistigen Interessen dann immer mehr in den Vordergrund traten, bildeten sich sehr bald zwei Gruppen, die alten traditionellen Logen und die modernen, die sich in je einer Großloge zusammenschlossen und miteinander konkurrierten. Während die traditionellen Logen, die „ancients“, eine tief religiöse Auffassung vertraten, sahen die „moderns“ in der Konstitution sozusagen nur eine allgemeine Plattform. Erst dem berühmten Herzog von Wellington, der später zusammen mit Marschall Blücher – ebenfalls einem Freimaurer – Napoleon in der Schlacht von Waterloo besiegte, gelang es 1813, „ancients“ und „moderns“ in der Vereinigten Großloge von England zusammenzufassen, der dann fast 640 englische Logen unterstanden. Erster Großmeister dieser Vereinigten Großloge wurde der Herzog August Friedrich von Sussex, ein Sohn König Georgs III. Gewählt wurde er in einer feierlichen Tempelarbeit unter der Leitung eines Vertreters der schwedischen Großloge. Die Lösung, die man damals fand, bewährte sich und wurde richtungweisend. Man überließ die Vertiefung des schon in den drei Johannisgraden vorhandenen religiösen Grundgedankens den Hochgraden, die damals gerade ihre erste Blüte erlebten. So sind bis heute alle Hochgrade – und somit auch der dem weltweiten englischen System nahestehende Alte und Angenommene Schottische Ritus und der York-Ritus ebenso wie die Andreas- und Kapitelgrade des schwedischen Systems – stärker religiös akzentuiert als die Johannisgrade. Ebenso rasch wie in England verbreitete sich die Freimaurerei auf dem europäischen Festland. Schon in den ersten beiden Jahrzehnten nach Gründung der englischen Großloge entstanden Logen im heutigen Belgien, in Frankreich und in Böhmen, in Spanien, Italien, Schweden und der Schweiz. 1737 folgte als erste deutsche Loge in Hamburg die „Loge d’Hambourg“, die sich schon bald „Absalom zu den drei Nesseln“ nannte und die übrigens heute noch besteht. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich schließlich Logen und Großlogen in den meisten europäischen Ländern etabliert. Kaum langsamer verlief die Entwicklung in Übersee. Vor allem in den englischen Kolonien entstanden schon wenige Jahre nach Gründung der englischen Großloge mehrere Bauhütten. Als erste wurde 1728 eine Loge in Kalkutta gegründet, 1730 entstand die erste amerikanische Loge in Philadelphia und 1736 wurden die Lichter in einer Loge an der afrikanischen Goldküste entzündet. Als auch in den französischen und holländischen Kolonien ebenso wie in ganz Europa bald zahlreiche Logen entstanden, war der Grund gelegt für die weltweite Verbreitung der Freimaurerei. Schon bald gab es auch Bauhütten für bestimmte Berufsgruppen, wie etwa Militärlogen in den Garnisonstädten und Studentenlogen in deutschen Universitätsstädten. Vor allem in den angelsächsischen Ländern bildeten sich viele Logen, die auf eine bestimmte Berufsgruppe beschränkt waren, wie etwa Ärzte- und Advokatenlogen oder Logen für Polizeibeamte und Feuerwehrmänner, ja in London entstand sogar eine Loge für Kohlenhändler. Aber auch wandernde Bauhütten entstanden, die nicht an einen bestimmten Ort, an einen „Orient“ gebunden waren, sondern die als „Seelogen“ auf englischen Schiffen reisten, als „Regimentslogen“ den Regimentern zu ihren Einsatzorten folgten oder die im Krieg als „Feldlogen“ ihre Lichter überall dort anzündeten, wo die Logenbrüder gerade im Feld standen. Interesse für die Königliche Kunst zeigten vor allem die gebildeten Schichten in den Kreisen des Adels und des wohlhabenden Bürgertums. Der erste Vertreter des Hochadels, der sich einer Freimaurerloge anschloß und der auch gleich zum Großmeister gewählt wurde, war 1721 der Herzog John von Montagu, mit dem die lange Reihe der Großmeister aus dem englischen Hochadel und dem Königshaus beginnt. Schon bald nach ihm hat sich offenbar der in Böhmen als Habsburger Statthalter tätige Franz Anton Reichsgraf von Sporck dem Bund angeschlossen. 1731 nahm eine Abordnung der englischen Großloge mit dem Altgroßmeister an der Spitze im holländischen Haag den Herzog Franz Stephan von Lothringen (als römisch-deutscher Kaiser später Franz I.), den späteren Gemahl Maria Theresias, in den Bund auf. Noch im selben Jahr wurde er auf dem Landsitz des englischen Premierministers Sir Robert Walpole in der englischen Grafschaft Norfolk in den Meistergrad erhoben. 1737 schloß sich als erstes Mitglied des englischen Königshauses der Sohn König Georgs II., Friedrich Ludwig Prince of Wales, dem Bund an, und ein Jahr später ließ sich schließlich der preußische Kronprinz, der spätere König Friedrich der Große, in den Bund aufnehmen. Und sie bleiben keineswegs die einzigen. Ihnen folgten sehr rasch viele andere überall in Europa. Kaiser Franz I. (Ölgemälde von Johann Zoffany, um 1775) Schon bald wurde es in England und Schweden, später auch in Preußen und Dänemark üblich, daß stets führende Mitglieder des Herrscherhauses dem Bund angehörten und oft als Großmeister an die Spitze berufen wurden oder als Protektoren dem Bund ihren Schutz angedeihen ließen. Besonders stark ist die Bindung des englischen und des schwedischen Königshauses an die Freimaurerei. Während in England seit 1737 fast stets der König als Protektor amtiert und einer seiner nächsten Verwandten als Großmeister, steht in Schweden seit 1752 immer der jeweilige König an der Spitze der Freimaurer seines Landes. Allmählich entwickelte sich dort die Tradition, daß der König stets Ordensmeister ist – ein Amt, das es im englischen System nicht gibt –, während der schwedische Kronprinz als Großmeister amtiert. Erst in jüngster Zeit ist man von dieser Tradition ein wenig abgewichen. Aber noch immer ist der Orden Karls XIII. hohe staatliche schwedische Auszeichnung und freimaurerisches Ehrenzeichen zugleich. Doch nicht nur führende Mitglieder der Herrscherhäuser und des europäischen Hochadels schlossen sich dem Bund an. Auch viele bekannte Staatsmänner und berühmte Heerführer waren in den Logen zu finden, wie etwa in Preußen die Minister von Hardenberg und der Freiherr vom Stein, die Generäle Scharnhorst und Gneisenau sowie der Feldmarschall Blücher von Wahlstadt; in Frankreich der Marquis de Lafayette und der Graf von Mirabeau, aber auch die führenden Politiker der Revolutionszeit Danton, Marat und Robespierre; in den USA der Staatsmann und Naturforscher Benjamin Franklin und der erste Präsident der Vereinigten Staaten, George Washington. Unter den Vertretern des Geisteslebens gehörte es damals beinahe schon zum guten Ton, Freimaurer zu sein. In den deutschen Ländern waren nicht nur Goethe, Lessing und Wieland Logenbrüder, sondern auch Matthias Claudius, Fichte, Herder, Iffland und Klopstock, möglicherweise auch Schiller. In Frankreich waren so bedeutende Männer wie Beaumarchais, Diderot, Montesquieu und Voltaire Mitglieder sehr angesehener Logen. In Rußland war der deutsche Bühnenautor und langjährige russische Staatsrat August von Kotzebue ebenso Freimaurer wie der bekannte Schriftsteller und Begründer der russischen Journalistik Nikolai Iwanowitsch Nowikow, und in England schließlich gehörten der Schöpfer der St.-Pauls-Kathedrale, Sir Christopher Wren, und der berühmte Maler William Hogarth zu den ersten Künstlern überhaupt, die sich in eine Freimaurerloge aufnehmen ließen. Nicht anders war die Situation in den Ländern des Habsburger Reiches. Auch hier gehörten im 18. Jahrhundert viele führende Männer des öffentlichen Lebens dem Freimaurerbund an, darunter die größten Komponisten der damaligen Zeit. Dennoch hatte die Freimaurerei in den habsburgischen Ländern und besonders im Gebiet des heutigen...