Lang | Der Seelensammler vom Odenwald | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 323 Seiten

Lang Der Seelensammler vom Odenwald

Krimi

E-Book, Deutsch, 323 Seiten

ISBN: 978-3-947612-71-0
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Tief im Odenwald geht ein Mörder um und bringt unschuldigen Mädchen den Tod. Zweieinhalb Leichen zermartern KHK Karl Kunkelmann und seinem Kollegen Heiner Ehrenreich die Hirne. Gegen verstockte Bewohner, manifeste Ausländerfeindlichkeit und einen krankhaften Katholizismus müssen sie kämpfen.
Dem Autor gelingt es, verschrobene wie sympathische Odenwälder Eigenarten und Einwohner authentisch darzustellen und auch ein wenig zu entlarven. Der Leser dürfte sich fragen: "Ist das Fiktion oder sind die Odenwälder wirklich so?"

Knisternde Spannung, dezenter Humor und süffisante Seitenhiebe auf existierende Personen reichen sich in diesem fesselnden Krimi die Hände. Ein manchmal gruseliger, aber großartiger Appell an die Humanität!
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10
„Wo bleibst du denn so lange?“, fragte Lena, als Karl Kunkelmann sichtlich gut gelaunt aus der Konditorei Heidegger im österreichischen Seefeld gewackelt kam. „Erstens war es da drinnen proppenvoll, mein Schatz. Und zweitens dauerte es eine Weile, bis ich unter all den verlockenden Leckereien dies hier gefunden hatte!“ In seiner Hand prangte ein wahres Prachtexemplar von Granatsplitter, der mit etwas Fantasie an den unweiten Großglockner erinnerte. Das Wort ‚Schatz‘ überhörte die Gattin geflissentlich, da es in Kunkelmanns normalem Sprachgebrauch nicht existierte. Schon gestern kamen sie von dem Vorhaben ab, das nahe Innsbruck zu besuchen, denn der Wetterbericht kündigte Regen an. So machte sich der Klimawandel auch in den Tiroler Bergen bemerkbar. Und was sollte man mit einem Goldenen Dachl, wenn es nicht in der Sonne leuchtete? „Weißt du, was wir machen, Karl?“, sagte Lena, und der pfundige Ehemann sah in seiner Vorfreude schon die zünftige Haxe neben einem schankfrischen Weißbier auf dem Teller dampfen. „Ja …?“ „Wir gehen ins Olympiabad und gönnen uns einen richtig schönen Tag. Morgen fahren wir ja schon wieder heim. Außerdem wollte ich schon im letzten Jahr die neue Saunalandschaft ausprobieren. Die haben da jetzt vor der Blauen Grotte anscheinend einen Wildbach mit Felseninsel eingebaut.“ Unvermittelt traten dem ehemaligen Hauptkommissar die Augäpfel hervor und er war drauf und dran, ausgelöst durch einen plötzlichen Hustenreiz, den verkleinerten Großglockner in ein Grüppchen vorbeischlendernder Japaner zu katapultieren. Der groteske Anblick erinnerte an einen dicken Frosch, der aus Versehen statt einer Fliege eine Feldlerche verschluckt hatte und den Vogel auf Gedeih und Verderb wieder loswerden wollte. „Außerdem tut uns nach all den vielen Eindrücken ein Tag in tiefenentspannter Atmosphäre sicherlich gut.“ Von wegen entspannt! Vor seinem geistigen Auge sah Kunkelmann Myriaden von braungebrannten Wellness-Jägern mit eingeölten Waschbrettbäuchen durch die Badelandschaft stolzieren. Knappe Shorts klebten auf knackigen Hintern und zogen die Blicke der Ehefrauen von beleibten Mitfünfzigern auf sich. Auf einem der Liegestühle fläzte sich Lena und schien sich an diesem Anblick sichtlich zu weiden. Auf der Felseninsel hingegen rief aufgeregt hüpfend eine bezaubernde Blondine um Hilfe. Sie war lediglich mit einem silbernen Fußkettchen bekleidet und auf ihrem appetitlichen Venushügel kräuselte sich güldenes Haar, das von staubfeinen Perlen gletscherklaren Wassers durchwirkt war. Die kleinen, straffen Brüste zitterten rhythmisch im Takt und einladend grüßten die von den Fluten gehärteten Nippel zu ihm herüber. „Was hältst du von meiner Idee, du Tagträumer?“ Die Frage kam gerade, als Kunkelmann mit einem kühnen Kopfsprung die kecke Kleine aus ihrer misslichen Situation befreien wollte. Augenblicklich war ihm klar geworden, dass er in seiner Trance scheinbar seit Minuten in das faltige Gesicht einer ungefähr 70-jährigen Dame starrte, die mit erröteten Wangen nun ständig in zweideutiger Art und Weise das linke Auge zukniff. Kunkelmann schämte sich, und sein Teint glich sich sofort mit dem der angejahrten Tirolerin mit der Fasanenfeder auf dem grünen Lodenhütchen ab. Daraufhin signalisierten deren Blicke, dass sie verstand: Ihr Gegenüber war verheiratet, da würde nichts laufen. „Ähhm, ja, warum eigentlich nicht? Meinst du, dass die dort auch einen Imbiss haben? Sonst müsste ich mich ja nur vom Anblick der Amazonen ernähren!“, witzelte Kunkelmann sichtlich aufgeregt. „Und die sich von dem deinigen“, schoss Lena unvermittelt zurück. „Aber du kannst beruhigt sein. Frauen mit nur einer Brust wirst du dort kaum antreffen! Und wenn, dann kannst du nur hoffen, dass sie keinen Flitzebogen mit sich führen.“ Der gemütliche Dicke guckte leicht irritiert, denn von griechischer Mythologie hatte er nicht die geringste Ahnung. Dem Kommissar schwante Böses, doch er wollte am vorletzten Tag ihrer Ferien keine Diskussion anzetteln. Was die wohl jetzt in der Direktion so machten? Bestimmt hatte der Heiner wieder mehrere Cognac im Tee und wunderte sich über die schlagartig einsetzende Müdigkeit. Schnell wischte er den Gedanken an die Arbeit davon und quälte sich hinter das Lenkrad seines knallgelben VW-Käfers, den er vor vielen Jahren bei einer Versteigerung der Post in Darmstadt erstanden hatte. Auf beiden Türen schimmerte noch undeutlich das Hörnchen hindurch. Er legte den Rückwärtsgang ein und schickte sich an, den Wagen zu wenden. „Was machst du hier eigentlich?“, fragte Lena. „Ich fahre gerade rückwärts aus einer Parklücke hinaus und drehe das Auto so, damit wir mit dem Kofferraum voran wieder in unser Appartement nach Reith kommen.“ „Und was willst du dort?“ „Natürlich die Badesachen holen. Handtücher, frische Unterwäsche, den Föhn …“ „Nicht nötig, alles schon an Bord. Auf ins Olympiabad. Erholung, wir kommen!“, trompete die Gattin ihm ins Ohr. Unvermittelt trat er auf die Bremse und schaute in den Fußraum zwischen der Rückbank und den Vordersitzen. Eng eingezwängt quetschten sich zwei große Sporttaschen in die winzige Lücke. Sein Plan war nicht aufgegangen. Denn auf dem Weg zurück hatte er vor, Lena in den Gasthof „Alpenblick“ zu entführen. Dort gab es hervorragende Wiener Schnitzel zu einem akzeptablen Preis. Die Rechnung hätte er diesmal freiwillig übernommen. Traditionell und sinnigerweise hatten Kunkelmanns im Urlaub nämlich getrennte Kassen. Das Fiasko ging schon bei der Einfahrt in die Tiefgarage los. Karl Kunkelmann kapierte das Prozedere nicht. „Warum nimmt denn der Automat meinen 50er-Schein nicht an? Die Schluchtenkacker haben doch mittlerweile auch auf Euro umgestellt!“ Nachdem das Ticket dann endlich doch erstanden und verstaut war, ging es mit den Taschen unterm Arm durch ein zugiges Treppenhaus hinauf ins Badeparadies. In den engen Umkleidekabinen fiel es Karl ungemein schwer, aus den Klamotten zu schlüpfen. Die Hose pappte an den Beinen, es juckte im Schritt, und ständig rammte er mit den Ellbogen die Seitenwände. „Jo, Herrschoftszoitn. Do wuist amoi dei Ruah, und dann haust do so a dappertes Elefantenbaby in derer Bretterlbudn, dös zu seiner Muata wui!“ „Saubayer!“, stieß Kunkelmann leise hervor und wartete, bis der ungehobelte Rüpel seine Kabine verlassen hatte. Völlig verschwitzt stand er in seiner Bermuda, die ungefähr drei Nummern zu klein war, vor den Duschen. In einem rückwärtigen Spiegel sah er auf sein Hüftgold und bemerkte, dass die Badehose einen tiefen Einblick auf die Stelle gewährte, die üblicherweise Milchbrötchen in zwei gleiche Teile spaltet. Verbissen zog er am Bund, doch das einzige, was nach oben flutschte, war der rechte Hoden. „Da bist du ja endlich!“, brummelte Lena. Mit ihren 44 Lenzen machte sie im Badeanzug noch eine recht gute Figur. Die üppige Brust wurde durch geschickt eingearbeitete Körbchen gestützt. Die Beine waren tadellos. Die Polizistenfrau joggte regelmäßig und fuhr am Wochenende häufig den neu ausgewiesenen Radweg am Flüsschen Mümling von Erbach bis ins bayrische Obernburg. Da brachte sie es gut und gerne auf über 60 Kilometer. „Na, komm, Kunki. Lass uns hoch zur Sauna gehen!“, forderte Lena ihren Bullen auf. ‚Kunki‘, das mochte er gar nicht. Einerseits war es ja gut, aus der engen Hose zu kommen. Aber was würde ihn andererseits in dem heißen Areal erwarten? Die Möglichkeit, dass ihn hier jemand kannte, war verschwindend gering. So taperte er vertrauensvoll seiner Frau hinterher. Bei jedem Schritt wippte seine Brust ein wenig und er musste beschämt an die Blonde aus dem Tagtraum denken. Doch was ihn auf der Felseninsel erwartete, hätte ihn fast aus den Socken gehauen, wenn er denn welche angehabt hätte. So drohte er, aus den Badelatschen zu kippen: Das weibliche Wesen, das da splitterfasernackt den linken Ellbogen auf den Granitkoloss stützte und unsicher in seine Richtung blickte, kam ihm irgendwie bekannt vor. Durch das spärliche graue Haar, das im trockenen Zustand eine Dauerwellenfrisur darstellen mochte, schimmerten krebsrote Flecken von erhitzter Kopfhaut. Das faltige Gesichtsleder folgte der Schwerkraft und stoppte in nach unten hängenden, leeren und knittrigen Backentaschen, die dem Antlitz das Aussehen eines ausgehungerten Goldhamsters gaben. Bei den Brüsten erinnerte er sich an den doofen Witz, in dem sich eine ältere Dame das Leben durch einen Schuss ins Herz nehmen wollte. Sie setzte an der Brustwarze die Waffe auf und das Projektil durchschlug ihr linkes Knie. In Gedanken verpasste Kunkelmann der Nackten einen...


Michael Lang wurde 1962 geboren und lebt im Odenwald. Der Germanist und gelernte Deutschlehrer schreibt für mehrere Zeitungen und betreut die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Roten Kreuzes in der Region. Nachdem sein erstes Buch "Wunderplunder" mit humorvollen Gedichten im Selbstverlag herausgekommen war, konnte er in einem Publikumsverlag sein Büchlein "Neues aus der Schwatzhaft" mit zuvor im Odenwälder Echo erschienen Glossen veröffentlichen. Der Krimi "Der Seelensammler vom Odenwald" ist der erste Kriminalroman des leidenschaftlichen Schreibers und passionierten Lesers.


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