Lange | DSA 152: Kors Kodex | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 152, 300 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Lange DSA 152: Kors Kodex

Das Schwarze Auge Roman Nr. 152
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86889-866-8
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 152

E-Book, Deutsch, Band 152, 300 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-86889-866-8
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit seinem Namen auf den Lippen stürzen sich die Jünger des blutigen Kriegsgottes Kor in die Schlacht, doch er gilt auch als Verfasser des Khunchomer Kodex, der von Alters her als Grundlage für Soldverhandlungen herangezogen wird. Die Großtat aber, die Ghorio in der Überlieferung seiner Kirche unsterblich machte, ist nichts im Vergleich zu dem, was im Exil auf ihn wartete. Vom besten Freund als Mörder angeklagt, verbannt die Kirche der Rondra den jungen Ghorio in den hohen Norden, wo er im Dienste der Theaterritter für seine Tat Buße tun muss. Immer weiter entfernt er sich von den Idealen seiner Göttin, und es dauert nicht lange, bis eine Stimme in seinem Kopf zu ihm spricht, die nach Blut und Kampf verlangt.

Christian Lange (*1976) ist Autor mehrerer Romane und Kurzgeschichten, die in Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten deutschsprachigen Rollenspiels 'Das Schwarze Auge'. Der leidenschaftliche Rollenspieler, Briefspieler, Schnellleser, Fachinformatiker, Hobbyfotograf und Katzenfütterer lebt in Magdeburg.

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Kapitel 2 Khunchom, 291 BF Aus Dorgulawend stammte er, ein Findelkind wohl. Doch Rondra nahm sich seiner an, bis die Zeit reif war. —aus dem Buch der Schlange des Faruk Al-Alam, um 350 nach Bosparans Fall Die Zelle war feucht und kalt. Ghorio hatte nicht gewusst, dass es in Khunchom solch ungemütliche Orte gab. Und schon gar nicht hatte er geahnt, dass so etwas in den Katakomben des Feuersturmtempels auf Menschen wie ihn wartete. Das Licht der Fackel, das zitternd durch die kleine vergitterte Öffnung in der Zellentür drang, warf seltsam tanzende Schatten an die feuchten Mauern. Ghorio wusste nicht woran es lag, aber mehr als einmal war da dieses unbestimmte Gefühl, dass die Schatten dabei waren Form anzunehmen und aus der Wand herauszutreten. Es hatte ihn Überwindung gekostet, sich genau in jene dunkle Ecke zu setzen. Den Blick zur Tür gewandt, blendete ihn das tanzende Feuer draußen, sodass er die Schatten nicht mehr sehen konnte. Zitternd erhob er sich, als er Schritte im Gang hörte. Er vermutete, dass er der einzige Häftling in diesem Teil des Kerkers war. Sie kamen also seinetwegen. Er konzentrierte sich, schloss die Augen. Es waren fünf oder sechs Paar Stiefel, die er hören konnte. Hatten sie Angst vor ihm? Er verzog das Gesicht zu einem schwachen Grinsen und genoss den kurzen Anflug von Überlegenheit. Dann wurde der Balken vor der Tür zurückgeschoben, scheinbar war die Zelle so alt, dass es nicht einmal ein Schloss gab. Die Tür flog auf. Aufrecht schaute Ghorio den Männern entgegen. Von den sechs Rondrianern trugen zwei eine Fackel, die anderen standen mit gezogenen Kurzschwertern bereit. Kurz überlegte er, ob er seinem Freiheitsdrang nachgeben sollte, doch seine Ehre als Geweihter der Göttin ließ dies nicht zu. Zudem waren die Männer ihm an Zahl und Ausrüstung überlegen. Wortlos ging Ghorio aus seiner Zelle und folgte dem ersten Fackelträger, die anderen liefen hinter ihm. Als sie die Katakomben verließen, musste Ghorio innehalten. Die Zeit im dunklen Kerker – er wusste nicht genau wie lange er dort hatte zubringen müssen – hatte seine Augen empfindlich für das Licht der Sonne gemacht. Er legte die Hand vor die Augen, wurde jedoch unsanft vorwärts gestoßen. Er stolperte, fing sich aber. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht. Die Sonne stand hoch am Himmel. Man führte ihn auf den großen Platz vor dem Tempel, wo bereits etliche Schaulustige zusammengekommen waren. Ghorio schaute sich nervös um. Was geschah hier? Auf den Stufen des Tempels standen drei schlichte Schemel. Roshman, der Vorsteher des Tempels saß im vollen Ornat seines Amtes auf dem mittlerem. Neben ihm zur Linken Manjala, die Waffenmeisterin des Tempels und zur Rechten ein Geweihter des Ingerimm, den Ghorio nicht kannte. Man führte ihn vor das Tribunal, sodass er in der Sonne stehen bleiben musste. Als sich seine Wächter entfernten, blickte Ghorio sich um. Eine Flucht durch die Menschenmenge wäre sicher möglich, aber auch mehr als unwürdig. Er wusste nicht genau, was das Tribunal ihm vorwerfen würde, aber sicher würde sich alles klären lassen. Zwar fehlten ihm ein paar Tage Erinnerung nach dem Tode Karmals, aber was sollte dort schon geschehen sein? »Ghorio aus Dorgulawend«, die leise Stimme Roshmans zwang seinen Blick zum Tribunal. Das Gemurmel in den Reihen der Zuschauer verstummte langsam. Der Alte war sicher kein guter Kämpfer mehr, doch seine befehlsgewohnte Stimme zeugte von Autorität. »Du hast versagt«, stellte Roshman mit ruhiger Stimme fest. »Du solltest den Mörder und Räuber Ali Bey finden und richten. Stattdessen hast du die Deinen in einen aussichtslosen Kampf geführt, der zwei Zhâdsalim das Leben kostete.« Ghorio keuchte, während Roshmans Stimme leiser wurde. Plötzlich schien ihm die Sonne noch heißer zu brennen als bisher. Zwei Tote? Auch Sahil war gefallen? Wie hatte er das nicht mitbekommen können? Seine Erinnerung war getrübt, aber er dachte, dass Surkan und Sahil den Kampf überlebt hatten. »Ghorio!«, die Stimme Roshmans war lauter geworden. »Ich habe dir eine Frage gestellt!« Ghorio schluckte, »Verzeih, Rashtâd! Meine Erinnerung an jenen Kampf ist dunkel, mir war bis eben nicht klar, dass auch Sahil gefallen ist.« Roshman runzelte die Stirn und sah ihn prüfend an. »Surkan, erhelle Ghorios Geist und berichte was geschehen ist!« Surkan trat aus dem Schatten des Tempels hinaus ins Licht. Erstaunt stellte Ghorio fest, dass Surkans Kleider sauber waren. Scheinbar hatte man ihn nicht in die Katakomben geworfen. »Wir waren auf dem Weg Ali Bey zu richten«, begann Surkan. »Die Spur führte zu einer kleinen Herberge. Ghorio schickte Karmal vor, die Lage auszukundschaften. Nach seinem Bericht gab es ein Dutzend Wegelagerer in der Herberge, die wohl kurz zuvor die Bewohner massakriert hatten. Ob Ali Bey dabei war, konnte Karmal nicht sicher sagen. Ghorio befahl den Angriff, obgleich ich ihm abriet.« »Das ist nicht ...«, rief Ghorio, doch Roshman unterbrach ihn. »Du wirst dich später rechtfertigen!« »Wir griffen die Räuber also frontal an, und, wie ich befürchtet hatte, waren bald umringt von ihnen. Wir kämpften tapfer, doch irgendwann tötete einer der Räuber Karmal mit einem Wurfdolch.« Surkan machte eine kurze Pause, als müsse er sich sammeln. »Dann geschah etwas mit Ghorio. Er griff sich die Waffe eines Toten und schlug brüllend auf die Räuber ein. Dabei achtete er die Regeln des Kampfes nicht, welche uns die göttliche Löwin auferlegte. Er griff die Männer von hinten an, versetzte ihnen schmerzhafte, aber nicht tödliche Wunden, ganz so, als wolle er sie leiden lassen.« Ghorio starrte Surkan mit offenem Mund an. Das konnte nicht stimmen. Das durfte nicht stimmen. Seine Erinnerung war verschwommen, doch so war es sicher nicht gewesen. Er konnte sich unmöglich gegen die Ideale seiner Kirche, gegen seine Herrin Rondra versündigt haben, die den aufrechten Kampf liebte und Hinterlist verabscheute. »Natürlich strafte die göttliche Löwin dieses unwürdige Verhalten und versagte uns den Sieg. Irgendwann wurde Ghorio am Kopf getroffen und ging zu Boden. Rondra sei Dank, gelang es Sahil und mir, die verbliebenen Räuber zurückzuschlagen. Doch Sahil hatte zu viele Wunden im Kampf erhalten, er starb noch vor Ort in meinen Armen.« Ghorio blickte auf den Boden zu seinen Füßen und schüttelte ungläubig den Kopf. »Als Ghorio wieder erwachte, war er nicht ganz bei sich. Immerhin konnte ich ihn dazu bringen, die Leichname unserer Zhâdsalim auf die Pferde zu binden und nach Khunchom zurückzureiten.« Stille lag über dem Platz, nachdem Surkan seinen Bericht beendet hatte. Ghorio versuchte seine eigenen, trüben Erinnerungen mit den Erzählungen Surkans in Einklang zu bringen. Doch es gelang ihm nicht. Einiges schien zu stimmen, anderes nicht. »Was hast du dazu zu sagen?«, unterbrach Roshmans ruhige Stimme das Durcheinander seiner Gedanken. Ghorio hob den Kopf. Er spürte wie Tränen in seine Augen schossen. Er musste einige Male blinzeln, um wieder klar sehen zu können. Wenn das alles stimmte, was Surkan gerade behauptet hatte, dann musste Roshman ihn schwer bestrafen. Vielleicht würde er ihn sogar aus dem Feuersturmtempel verbannen. Sein Leben lag in Roshmans Hand. Ghorio wollte etwas sagen, doch er spürte, dass seine Stimme versagen würde. Er hustete, dann begann er zögerlich zu sprechen. »Meine Erinnerungen an jenen unseligen Tag sind lückenhaft. Ich weiß, dass wir die Räuber angegriffen haben, doch war es anders als Surkan beschrieb. Niemals hätte ich einen Frontalangriff auf einen zahlenmäßig überlegenen Feind befohlen.« Grübelnd griff er sich an den Kopf. »Ich erinnere mich daran, dass Karmal starb. Den Rest von Surkans Bericht kann ich weder bestätigen noch widerlegen.« Roshmans Blick verweilte prüfend auf ihm. Der Tempelvorsteher war dafür bekannt, gerechte Urteile zu fällen. Er neigte seinen Kopf zu Manjala, beriet sich leise mir ihr. Dann wandte er sich dem Ingerimmgeweihten zu und wechselte auch mit dem Diener des Feuerherren ein paar Worte. »Surkan, der Diener der Löwin, hat uns glaubhaft berichtet, was geschah. Ghorio, ebenfalls Diener der Löwin, hat dem Bericht nicht widersprechen können. Stimmt Surkans Aussage, so hat sich Ghorio schlimmer Verfehlungen schuldig gemacht. Zwei Zhâdsalim wären dann unter seinem Befehl einen sinnlosen Tod gestorben.« Roshman hielt inne, für Ghorios Geduld beinahe zu lang. Dann erhob sich der alte Mann und trat aus dem Schatten des Feuersturmtempels hinaus auf den Platz in das Licht der Sonne. »Es mag aber auch sein, dass man im Getümmel eines Kampfes Dinge sieht, die nicht so geschehen sind. Vielleicht hat der Schmerz über den Verlust seines Zhâdsal das Gedächtnis Ghorios getrübt. Möglicherweise ist Surkans Blick durch die Heftigkeit der Schlacht...


Christian Lange (*1976) ist Autor mehrerer Romane und Kurzgeschichten, die in Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten deutschsprachigen Rollenspiels „Das Schwarze Auge". Der leidenschaftliche Rollenspieler, Briefspieler, Schnellleser, Fachinformatiker, Hobbyfotograf und Katzenfütterer lebt in Magdeburg.



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