Lange | Koogland | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Lange Koogland

Roman | Spannende Unterhaltung mit einem erschreckend realistischen Szenario
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-492-60436-9
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman | Spannende Unterhaltung mit einem erschreckend realistischen Szenario

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-492-60436-9
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bei einer Jahrhundertflut an der Nordsee brechen die Deiche der Elbmarschen nordwestlich von Hamburg. Die meisten Einwohner verlieren alles, zurück bleibt nur Verwüstung. Die Räumung des Gebiets wird staatlich angeordnet, doch eine Gruppe um den Deichhauptmann Thies Cordes will bleiben und ruft einen eigenen Staat aus: »Koogland«. Cordes allein entscheidet, wen er aufnimmt. Die Krankenschwester Lara darf bleiben, denn medizinisches Personal wird dringend benötigt. Was Cordes nicht weiß: Lara will herausfinden, was mit ihrer Schwester Alina geschah, die vor Kurzem in Koogland spurlos verschwand ...

Michael Lange, Jahrgang 1972, hat an der Filmakademie Baden-Württemberg Film studiert. Direkt nach dem Studium wurde er 1997 als Drehbuchautor für die Fernsehserie 'Lindenstraße' engagiert, für die er in den folgenden zwanzig Jahren knapp 400 Folgen geschrieben hat. Seit 2012 veröffentlicht er - auch unter Pseudonym - in verschiedenen Genres Bücher. Michael Lange lebt mit seinen zwei Kindern in Berlin-Kreuzberg.

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Prolog
»Der Deich wird brechen.« Es war tief in der Nacht, der Regen prasselte, das Wasser lief ihnen eisig in die Stiefel und in den Nacken. Die Männer zitterten im Sturm, während sie immer wieder Sandsäcke in neue Risse stopften. Meterhohe Wellen trieben auf die Deichkrone zu. Gegen den brüllenden Wind und das Tosen der See konnten sie sich nur schreiend verständigen. Dennoch hatte Thorsten den Satz klar und deutlich vernommen: Der Deich wird brechen. »Wir müssen evakuieren.« Auch diesen Satz verstand er. Thorstens Ziehvater Thies Cordes blickte hinaus in den schwarzen Abgrund. An schönen Tagen sah man dort die Elbmündung in die Nordsee. Heute war kein schöner Tag. Es hatte den ganzen Februar durchgeregnet, die Straßen hinter dem Deich standen längst unter Wasser, Frost hatte die Elbmündung unpassierbar gemacht. In dieser Nacht zerbrach der Sturm das Eis und trieb es mit der Flut über das Vorland. Die spitzen Kanten der Eisschollen zerhackten mit jeder weiteren Welle den Deich etwas mehr. Selbst der alte Cordes, Thies’ Vater, hatte so etwas noch nicht erlebt. Alle waren erschöpft, der Deich war es auch. Doch noch hielt er. Er hatte immer gehalten. »Er wird nicht halten!«, rief Thies Thorsten zu, als könne er dessen Gedanken lesen. »Das kann nicht sein.« »Es ist erst halb drei.« Im Kampf dieser Nacht hatte Thorsten sein Zeitgefühl verloren, doch nun verstand er Thies. Der Höhepunkt der Flut war für kurz nach vier vorhergesagt. Das Wasser würde noch mehr als eine Stunde lang weiter steigen.   Auf den eisglatten Wegen im Kaiser-Wilhelm-Koog stand das Wasser bereits mehrere Zentimeter hoch. Der Eisregen, die Löcher im Deich, das Grundwasser, es kam von überall. Die Männer gingen wie auf rohen Eiern zu ihren Fahrzeugen, jeder schrie in sein Handy, um so viele Menschen wie möglich zu warnen. Thies hatte über eine App bereits die höchste Alarmstufe aktiviert, doch bei vielen der Bauern reichte das nicht. Es reichte auch nicht, sie anzurufen. Man musste sie zwingen, ihre Höfe, ihre Felder, ihr Hab und Gut zurückzulassen. Thorsten sah nicht viel in der Dunkelheit, doch er wusste auch so, wo die Höfe standen, prachtvolle Häuser, Scheunen und Ställe. Wo die Felder lagen, mit dem Kohl, dem Getreide oder Gemüse. Wo die Wiesen waren, auf denen die Kühe und Schafe bei besserem Wetter grasten. Ihm wurde bewusst, dass man die Tiere nicht würde retten können. Die Wut kam. Thorsten war Thies zum nächsten Hof am Deich gefolgt, selbst mit dem Handy am Ohr, um seine Eltern zu erreichen, doch er kam nicht durch. Thies stand jetzt vor dem Bauernhaus und sprach mit Niklas, dem der größte Schäfereibetrieb in Dithmarschen gehörte. »Entweder du gehst jetzt«, appellierte Thies, »oder du wirst auf deinem Hof sterben.« »Thies, das ist doch Wahnsinn!«, rief Niklas aufgebracht. »Du hast gesagt, der Deich wird halten.« »Das ist lange her. Heute wird er nicht halten.« Thorsten wusste genau, was Thies meinte. Wie konnte der Deichhauptmann so ruhig bleiben? Seit Jahren ermahnte er die Verwaltungen nah und fern, dass der Deich ausgebessert und aufgestockt werden musste. Dass man endlich den Schwachsinn mit dem Naturschutzgebiet vor dem Deich vergessen sollte, um das Land dahinter zu schützen. Aber den verdammten Ökos in Berlin und Kiel waren irgendwelche Vögel wichtiger als die Bauern. Einer dieser Bauern stand jetzt mit Tränen in den Augen vor ihnen und schüttelte verzweifelt den Kopf. Thorsten hatte lange nicht mehr solch eine Wut gespürt. »Schick wenigstens deine Familie raus«, sagte Thies zu ihm. »Es können alle auf meinen Hof. Die Köge in zweiter Reihe sind sicher.« Ein paar Kilometer in Richtung des Landesinneren gab es alte Deiche, die die Küste gebildet hatten, bevor dem Meer weiteres Land abgetrotzt worden war. Die Landstücke, die von den Deichen umfasst wurden, nannte man Köge. Die vorderen, wie der Kaiser-Wilhelm-Koog, waren nur über wenige Straßen zu erreichen. Diese führten durch Öffnungen in den alten Deichen, die bei einer Sturmflut mit Planken verschlossen wurden. Dadurch war das Land dahinter sicher. Allerdings bedeutete es auch, dass die Köge direkt am Meer bei einem Bruch vollliefen wie eine Badewanne. »Du irrst dich!«, rief Niklas. »Der Deich wird halten.« Er blickte zu der grünen Wand nur hundert Meter vor seinem Hof. Thies ging nicht darauf ein, denn er hatte eine Nachricht auf seinem Handy erhalten. Obwohl nur wenig Licht von der Lampe über der Haustür auf die Männer fiel, konnte Thorsten genau sehen, wie Thies beim Lesen der Nachricht zusammensackte. »In Friedrichskoog-Spitze ist er gerade gebrochen.« Das Unvorstellbare. Dort stand der neueste Deich, und auch wenn dieser von drei Seiten der Kraft der Sturmflut ausgesetzt war, hätte er niemals brechen dürfen. Thorsten schlug mit der Faust gegen die Hauswand. Der Schmerz wärmte ihn. »Spar dir das auf«, sagte Thies zu ihm. »Ich brauche dich. Los, in meinen Wagen.« Thorsten wurde gebraucht. Die Wut musste warten. Niklas eilte davon. Nicht ins Haus, sondern zu den Ställen, zu seinen Schafen.   Bauer Niklas war nicht der Einzige, der trotz der drohenden Katastrophe zuerst an seinen Besitz dachte. Die Nachricht vom Deichbruch an der Spitze des benachbarten Koogs half zwar, die Leute zur Flucht zu bewegen, doch kaum einer wählte den direkten Weg aus der Gefahrenzone. Überall wurden unwillige Schafe und Kühe in die Eiseskälte getrieben und Autos oder Traktoren mit allem beladen, was Wert hatte. Weinende Kinder saßen wartend in Jeeps, Bauersfrauen trugen Koffer aus den Häusern, ein junger Mann hatte sich einen Fernseher unter den Arm geklemmt und rannte zu seinem Wagen. Immer mehr Autos starteten, schlitterten über die vereisten Straßen, fuhren herumirrende Tiere an. Schon nach wenigen Minuten herrschte in der Dunkelheit gefährliches Chaos. Der einzige Ruhepol war Thies Cordes. Ihm gehörte der größte Hof hier. Die anderen Bauern hatten ihn zum höchsten Wächter über die Deiche gewählt, er war der Dreh- und Angelpunkt in den Kögen von Süderdithmarschen. Auch in dieser furchtbaren Nacht. Er fuhr mit Thorsten systematisch die Höfe im bedrohten Kaiser-Wilhelm-Koog ab, informierte über Funk seine Helfer, welcher Bauer welche Hilfe benötigte, und wusste genau, wer noch nicht in Sicherheit war. Thorsten telefonierte auf Thies’ Anweisungen mit so vielen Leuten, wie er trotz überlastetem Netz erreichen konnte. Thies versäumte es nicht, ihn daran zu erinnern, es wieder bei seinen Eltern zu versuchen. Diese wohnten zwar im südlich gelegenen Neufelderkoog, aber auch auf den dortigen Deich hackten die Eisschollen ein. Während Thies mit einem waghalsigen Manöver über ein vereistes Feld bretterte, erreichte Thorsten endlich seinen Vater. Papa war wie immer der Fels in der Brandung, kochte Essen »für die hungrigen Helfer«. Ein Ritual der letzten Sturmfluten. Kochen war mehr als sein Beruf. Er war stolz auf das kleine Restaurant, das er im alten Hof seiner Eltern aufgebaut hatte, und wollte nicht akzeptieren, dass es damit vorbei war. Dass es mit allem vorbei war, was es in den Kögen an der Elbmündung gab. Er wollte schlichtweg nicht glauben, dass Friedrichskoog-Spitze bereits zwei Meter unter Wasser stand. Thorsten hörte die Stimme seiner Mutter. »Was sagt er?«, rief sie aus dem Hintergrund. »Gib sie mir«, raunte Thorsten seinen Vater an. Papa zögerte. Er wusste genau wie sein Sohn, dass Mama in Panik verfallen würde. Doch zum ersten Mal wollte Thorsten genau das. Zum ersten Mal waren Mamas Ängste für etwas gut. »Sag ihr, der Deich wird brechen. Und dass Thies das gesagt hat. Thies! Hörst du, Papa?« Thies machte eine Vollbremsung und sprang aus dem Land Rover. Sie waren an einer Stöpe angekommen. Hier führte eine der wenigen Straßen durch den alten Deich aus dem Koog hinaus. Eigentlich musste die Stöpe nach Thies’ Warnmeldung sofort verschlossen werden. Der dafür zuständige Bauer Michel stand mit seinen Leuten auf der Straße und wollte gerade die Planken in die vorgesehene Führung schieben. Doch der Bauer Udo, der vor der Stöpe aus seinem Jeep gesprungen war, hinderte sie laut zeternd daran. Er wollte nicht zulassen, dass die letzte Straße geschlossen wurde. Udo wartete auf seine Söhne, die noch mit...



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