Leigh Breeds - Lyras Leidenschaft
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8025-9438-0
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5.5, 130 Seiten
Reihe: Breeds-Serie
ISBN: 978-3-8025-9438-0
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Weitere Infos & Material
2
Die Arbeitsplatte von Lyras blitzsauberer, hübscher Küche war voll mit Gebäck: frisches Weißbrot, Banane-Nuss-Brot und die Zimtschnecken, die ihr Vater so liebte. Neben ihrem Ellbogen stand eine Tasse frischer Kaffee, und vor ihr auf dem Tisch lag ein Kochbuch, in dem sie gerade nach dem Rezept für das Krabben-Étouffée suchte, das sie ausprobieren wollte. Das Kochbuch hatte mehrere Hundert Seiten, teils handgeschrieben, teils auf der Schreibmaschine getippt oder mit dem Computer ausgedruckt, die im Lauf der Jahre nach und nach hinzugekommen waren. Ihre Mutter hatte die Sammlung begonnen, und nun steuerte Lyra ihre eigenen Rezepte bei oder benutzte die schon vorhandenen. Die sanften Klänge einer neuen Country-Band tönten aus der Anlage im Wohnzimmer, und ihr Fuß wippte im fröhlichen Rhythmus der Musik. »Magst du diese Musik wirklich?« Ein überraschter Angstschrei drang aus ihrer Kehle. Sie sprang so heftig auf, dass ihr Stuhl gegen die Wand flog, und beinahe hätte sie auch noch die Kaffeetasse vom Tisch gefegt. Denn da stand er. Ihr Erzfeind. Der Mann musste einzig zu dem Zweck hierhergekommen sein, sie zu quälen und zu foltern. Eine andere Erklärung für sein Verhalten gab es nicht. »Was hast du getan?« Sie drehte sich um, hob hastig den Stuhl vom Boden auf und stellte ihn wieder an seinen Platz, bevor sie sich zu ihm wandte und die Hände in die Hüften stemmte. Er war hier. Und er verhielt sich ein kleines bisschen zu merkwürdig für ihren Geschmack. Bestimmt hatte er wieder irgendwas angestellt. Er stand direkt hinter der Tür. Er war frisch geduscht und sah so verflucht männlich-herb aus, dass er damit jede Frau aus der Ruhe gebracht hätte. Wenn er einfach nur gut aussehend gewesen wäre, den üblichen Schönheitsstandards entsprechend, hätte sie ihn ignorieren können. Aber das war er nicht. Sein Gesicht war markant, mit harten Kanten, hohen Wangenknochen und sinnlichen, köstlichen Lippen. Ein Mann sollte keine köstlichen Lippen haben. Es war eine zu große Ablenkung für Frauen, die nicht die geringste Hoffnung haben konnten, eine Kostprobe davon abzubekommen. »Ich habe gar nichts getan.« Er strich sich mit der Hand über den Nacken, drehte sich um und schaute anscheinend verwirrt zur Tür hinaus, bevor er den Blick wieder zu ihr wandte. »Ich wollte mich entschuldigen.« Er sah nicht so aus, als täte ihm etwas leid. Er sah vielmehr so aus, als wollte er etwas von ihr. Er rieb sich wieder am Hals, seine Hand bewegte sich unter seinem offen herabfallenden langen Haar. Der Schnitt definierte und betonte die harten Flächen und Kanten seines Gesichts. Natürlich wollte er etwas von ihr. Wie alle Männer. Und sie bezweifelte ernsthaft, dass es irgendwas mit ihrem Körper zu tun hatte. Was wirklich schade war. Ihr fielen eine Menge Sachen ein, für die sein fester, männlicher Körper sich hervorragend eignen würde. Leider hatten Männer wie er – sexy bad boys – im Allgemeinen nie etwas für sie übrig. »Dich entschuldigen?« Sie fing den halb versteckten sehnsüchtigen Blick auf, mit dem er zur Arbeitsplatte und dem dort auskühlenden Brot schielte. »Ja. Mich entschuldigen.« Er nickte kaum merklich, wobei sein Gesichtsausdruck für ihren Geschmack ein kleines bisschen zu berechnend wirkte. Sie presste die Lippen aufeinander. Ihr war vollkommen klar, dass er nicht hier war, um sich zu entschuldigen. Mit seiner Lüge verschwendete er nur ihre und auch seine Zeit. Er hatte es auf ihr Brot abgesehen. Das sah sie an seinen Augen. »Okay.« Sie zuckte abweisend mit den Schultern. Was hätte sie auch sonst machen sollen? »Wenn du dich in Zukunft von meinen Pflanzen fernhältst, vergebe ich dir. Du kannst jetzt gehen.« Er verlagerte sein Gewicht und lenkte ihren Blick auf seine breite Brust und sein strahlend weißes Hemd. Er hatte nicht nur geduscht, er hatte sich auch umgezogen. Jetzt trug er eine gut sitzende Jeans, in die das weiße Hemd ordentlich hineingesteckt war. Ein Ledergürtel umfing seine schlanken Hüften, und er hatte wie immer Stiefel an den Füßen, aber diese hier sahen ein wenig besser aus als das vorherige Paar. Sein Blick huschte wieder zu dem Brot. Sie lag richtig. Und das hungrige, verzweifelte Glimmen in seinen Augen ließ sie beinahe schwach werden. Beinahe. Sie nahm sich fest vor, sich nicht erweichen zu lassen. Sie sah ihn kühl an, während ihre Hand die Stuhllehne umklammerte. Er würde nichts von ihrem Brot bekommen. In den Augen ihres Vaters und ihrer Brüder war dieses Brot Gold wert, und sie hatte es dringend nötig, sich bei ihnen damit ein paar Sympathiepunkte zu verdienen. Denn sie wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, sie dazu zu bringen, dass sie ihr einen hübschen Holzschuppen bauten. Tarek sah Lyra direkt an und versuchte nicht einmal mehr, die kalte Berechnung in seinem Blick zu verbergen. »Du und ich, wir könnten einen Deal machen«, schlug er schließlich vor. Seine Stimme klang selbstsicher, beinahe feilschend. Nun, darauf hätte sie wetten können. »Ach ja?« Sie ließ den Stuhl los und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte, während sie ihn skeptisch musterte. »Und wie sollte der deiner Meinung nach aussehen?« Oh Mann, sie konnte es gar nicht erwarten zu hören, was jetzt kommen würde. Es müsste schon etwas Gutes sein. Sie wusste, wie Männer tickten, und sie wusste auch, dass er die nun folgende Rede garantiert sorgfältig einstudiert hatte. Aber sie war gespannt. Nur wenige Männer gaben sich Mühe, direkt oder zumindest ansatzweise ehrlich zu sein, wenn sie etwas wollten. Wenigstens machte er nicht einen auf Charmeur und tat so, als wäre er ganz verrückt nach ihr, um zu bekommen, was er wollte. »Sag mir, was ich machen muss, um einen Laib Brot und eine Tasse Kaffee von dir zu bekommen«, verkündete er schließlich mit fester Stimme. Sie starrte ihn schockiert an. Ein so direktes, vollkommen gewinnorientiertes Vorgehen war sie nicht gewohnt. Schon gar nicht von einem Mann. Sie musterte ihn nachdenklich. Er wollte Brot, sie wollte einen Schuppen. Na gut, vielleicht konnten sie tatsächlich handeln. Es war zwar nicht, was sie erwartet hatte, aber sie war bereit, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. »Kannst mit einem Hammer besser umgehen als mit einer Motorsense?« Sie brauchte diesen Schuppen. Seine Lippen wurden schmal. Er blickte wieder zu dem Brot, diesmal mit leicht bedauerndem Ausdruck. »Ich könnte dich anlügen und Ja sagen.« Er legte den Kopf schief und lächelte sie zögerlich an. »Die Versuchung ist sehr groß.« Na toll. Mit einem Hammer konnte er also auch nichts anfangen. Sie betrachtete seinen muskulösen, perfekt durchtrainierten Körper. Wenn ein Kerl so aussah, kam das nicht von Besuchen im Fitnessstudio. Seine Muskeln hatten eine natürliche Spannkraft, nicht das schwere, aufgepumpte Aussehen, das Männer sich im Fitnessstudio antrainierten. Aber wenn er weder seinen Rasen mähen noch einen Hammer gerade halten konnte, wie zur Hölle schaffte er es dann, so auszusehen? Sie schüttelte den Kopf. Offensichtlich meinte es die Natur sehr, sehr gut mit ihm, denn Tarek Jordan war alles andere als ein Outdoor-Typ. »Lass mich raten. Du bist ein Computergenie?« Sie seufzte bei dem Gedanken. Wieso geriet sie immer an Nerds statt an echte Männer? »Ja, das kann man so sagen.« Er lächelte sie hoffnungsvoll an. »Ist an deinem PC was kaputt?« Wenigstens war er aufrichtig – zumindest in manchen Dingen. Sie fand, dass er dafür eine Belohnung verdient hatte, obwohl sie sich ehrlich eingestehen musste, dass sie manchmal einfach zu nett war. »Hör zu, versprich mir, deine Geräte von der Grenze meines Grundstücks fernzuhalten, dann gebe ich dir einen Kaffee und eine Scheibe Brot«, bot sie an. »Nur eine Scheibe?« Seine Miene verfinsterte sich wie bei einem Kind, dem man seine Lieblingssüßigkeiten vor der Nase weggeschnappt hatte. Männer! Sie blickte hinüber zur Arbeitsplatte. Was soll’s, sie hatte sowieso zu viel gebacken. »Okay. Einen Laib.« »Von jeder Sorte?« Hoffnung leuchtete in seinen goldenen Augen auf, und einen Moment lang fragte sie sich … Nein, natürlich hatte er schon mal frisch gebackenes Brot gegessen. Hatte das nicht jeder schon mal? Aber da schimmerte eine merkwürdige Verletzlichkeit in seinen Augen durch, mit der sie nicht gerechnet hatte. Sie blickte wieder zur Arbeitsplatte. Sie hatte vier Laibe von jeder Sorte und einen Haufen Zimtschnecken. Es war nicht so, als würde nicht genug übrig bleiben. »Komm rein.« Sie wollte sich gerade umdrehen, um eine zweite Kaffeetasse zu holen, doch stattdessen hielt sie inne und starrte ihn überrascht an. Er zog sich die Stiefel aus? Er tat das ganz selbstverständlich, zog an den Fersen, bis das Leder von seinen Füßen glitt, streifte sie dann ab und stellte sie ordentlich neben die Tür. Seine Socken waren weiß. Ein reines, schönes Weiß auf dem dunklen Kastanienbraun ihrer Keramikfliesen, als er zum Tisch ging. Er blieb erwartungsvoll stehen. Was zur Hölle war er? Ein Alien? Kein Mann, den sie kannte, hatte weiße Socken. Und es machte sich definitiv keiner die Mühe, sich an der Tür die Schuhe auszuziehen, ganz egal, wie schmutzig und dreckverkrustet sie oft waren. Ihre Brüder waren in dieser Beziehung am schlimmsten. Sie schenkte den Kaffee...