Lessenich / Nullmeier | Deutschland - eine gespaltene Gesellschaft | Buch | 978-3-593-38190-9 | sack.de

Buch, Deutsch, 374 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 215 mm, Gewicht: 519 g

Lessenich / Nullmeier

Deutschland - eine gespaltene Gesellschaft


1. Auflage 2006
ISBN: 978-3-593-38190-9
Verlag: Campus

Buch, Deutsch, 374 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 215 mm, Gewicht: 519 g

ISBN: 978-3-593-38190-9
Verlag: Campus


Die Rede vom geteilten Deutschland lässt uns spontan an den innerdeutschen Ost-West-Konflikt denken. Doch Deutschland bietet ein Bild vielfältiger sozialer Gegensätze – ob arm versus reich, alt versus jung oder erwerbstätig versus arbeitslos. Welche Gräben durchziehen unsere Gesellschaft und wie bestimmen sie die künftige soziale Entwicklung in Deutschland?
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nhalt

Einleitung: Deutschland zwischen Einheit und Spaltung 7
Stephan Lessenich und Frank Nullmeier

Arm - Reich 28
Hans-Jürgen Andreß und Martin Kronauer

Beschäftigt - Arbeitslos 53
Wolfgang Bonß

Sicher - Prekär 73
Berthold Vogel

Kapital - Arbeit 92
Heiner Ganßmann

Alt - Jung 115
Martin Kohli

Frauen - Männer 136
Christine Wimbauer

Eltern - Kinderlose 58
Claus Leggewie

Gebildet - Ungebildet 175
Heike Solga und Justin Powell

Elite - Masse 191
Michael Hartmann

Ost - West 209
Karl-Siegbert Rehberg

Nord - Süd 234
Karl Friedrich Bohler und Bruno Hildenbrand

Stadt - Land 256
Hartmut Häußermann

Deutsche - Ausländer 273
Dietrich Thränhardt

Gläubig - Ungläubig 295
Heinz Bude

Links - Rechts 313
Frank Nullmeier

Beweglich - Unbeweglich 336
Stephan Lessenich

Gewinner - Verlierer 353
Sighard Neckel

Autorinnen und Autoren 372


Aus der Einleitung:

Bei der Bundestagswahl im September 2005 zeigte sich Deutschland von seiner gespaltenen Seite. Die beiden großen Volksparteien konnten praktisch gleich viele (oder wenige) Zweitstimmen auf sich vereinigen, und die Landkarte mit der Verteilung der Direktmandate zwischen Christ- und Sozialdemokratie teilte Deutschland in eine ›schwarze‹ und eine ›rote‹ Hälfte. Doch nach dem Willen beider Seiten sollte die sichtbare Spaltung Deutschlands in zwei politische Lager nicht von allzu langer Dauer sein. Den obligatorischen wahlabendlichen Abgrenzungsreflexen (einschließlich des unmittelbar legendär gewordenen, aggressiv-autistischen Auftritts des bis dahin amtierenden Bundeskanzlers) folgte alsbald der Ruf nach Konsens und nach der Zusammenarbeit der beiden Großparteien im Interesse eines höheren Gutes namens ›Gemeinwohl‹. Die seither bestehende Große Koalition bindet Christ- und Sozialdemokraten - bisweilen mehr schlecht als recht, aber im Grundsatz doch - institutionell, personell und legitimatorisch aneinander und symbolisiert zugleich den parteiübergreifenden Willen, Deutschland aus der (interessen-)politischen Selbstblockade zu befreien. Die Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 hat die beiden aus der Bundestagswahl hervorgegangenen politischen Impulse zumindest kurzfristig verstärkt: Das überraschend erfolgreiche Abschneiden der gastgebenden (mit ›amerikanischen‹ Methoden wiederbelebten) Nationalmannschaft wurde in breiten Kreisen der Öffentlichkeit als Ausweis und Initialzündung deutscher ›Reformfähigkeit‹ gedeutet. Zugleich diente die allgemein - und offenbar nicht nur in Deutschland selbst - als ebenso untypisch wie erlösend empfundene Begeisterung ›der Deutschen‹ für ›ihre‹ Elf und deren Trainer als endlich sicht- und spürbares Zeichen jener gesellschaftlichen Einheit, die das Land nach 1989, allen finanziellen Bemühungen und politischen Sonntagsreden zum Trotz, nicht hat herstellen können. Wird also für das damals kurzzeitig ›glücklichste Volk der Welt‹ am Ende doch noch alles gut?
Der Blick des vorliegenden Bandes geht weiter. Indem er die Phänomenologie deutscher Spaltungen in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt, befragt er die deutsche Gesellschaft - oder genauer: die deutsche Sozialwissenschaft als deren professionelle Beobachtungs- und Beschreibungsinstanz - nach der theoretischen und empirischen Plausibilität gesellschaftlicher Einheitsvorstellungen. Seine 20 Autoren und Autorinnen beschreiben soziale Differenzierungs-, Spannungs- und Konfliktlinien dieser Gesellschaft, die die Frage nach ihrer ›Einheit‹ auf eine veränderte Grundlage stellen. Ihre hier versammelten Beiträge zu gesellschaftlichen Gegensätzen beziehungsweise Entgegensetzungen, die - so die Ausgangsannahme - auch das Alltagsbewusstsein der auf deutschem Territorium Lebenden strukturieren, sollen zum einen die zeitdiagnostische Kraft sozialwissenschaftlicher Analyse erweisen. Und sie dienen zum anderen dazu, die politisch und gesellschaftlich - aber eben nicht zuletzt auch sozialwissenschaftlich - reproduzierte Idee einer Einheit ›der‹ deutschen Gesellschaft in Frage zu stellen. Die Lektüre der 17 auf diese Einleitung folgenden Abhandlungen ergibt vielmehr, jedenfalls in der Wahrnehmung und Interpretation der Herausgeber dieses Bandes, das mosaikartige Bild von Deutschland als einer Gesellschaft, die ›Einheit‹ allenfalls in der Vielzahl ihrer politischen und kulturellen, materiellen und symbolischen Spaltungen und Abspaltungen findet.


Nullmeier, Frank
Frank Nullmeier ist seit 2002 Professor für Politikwissenschaft am SOCIUM - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen. Er ist Mitglied des Sonderforschungsbereiches 'Globale Entwicklungsdynamiken der Sozialpolitik' und ist dort Projektleiter des Projektes 'Mechanismen der Verbreitung von Sozialpolitik'. Seine zentralen Forschungsinteressen liegen auf den Gebieten der interpretativen Politikanalyse, der Politischen Theorie und der Sozialpolitikanalyse. Er ist Mitherausgeber des Oxford Handbook of Transformations of the State (2015) und des 'Handbuch Digitalisierung in Staat und Verwaltung' (2020).

Lessenich, Stephan
Stephan Lessenich ist Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Universität Frankfurt sowie Direktor des Instituts für Sozialforschung.

Stephan Lessenich ist Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Universität Frankfurt sowie Direktor des Instituts für Sozialforschung.
Frank Nullmeier ist seit 2002 Professor für Politikwissenschaft am SOCIUM - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen. Er ist Mitglied des Sonderforschungsbereiches 'Globale Entwicklungsdynamiken der Sozialpolitik' und ist dort Projektleiter des Projektes 'Mechanismen der Verbreitung von Sozialpolitik'. Seine zentralen Forschungsinteressen liegen auf den Gebieten der interpretativen Politikanalyse, der Politischen Theorie und der Sozialpolitikanalyse. Er ist Mitherausgeber des Oxford Handbook of Transformations of the State (2015) und des 'Handbuch Digitalisierung in Staat und Verwaltung' (2020).



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