E-Book, Deutsch, Band 2, 256 Seiten
Reihe: Lia Sturmgold-Reihe
Ley Lia Sturmgold – Das Geheimnis der Meereselfe
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-423-43879-7
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bezaubernde Elfenfantasy ab 10
E-Book, Deutsch, Band 2, 256 Seiten
Reihe: Lia Sturmgold-Reihe
ISBN: 978-3-423-43879-7
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wasserzauber und Elfenmagie
So wie die Dinge stehen, muss Lia noch eine Weile im Elfeninternat Springwasser bleiben und die Luftprinzessin spielen. Aber wenn sie ehrlich ist: Sie steht auf ihr neues Leben in dieser zauberhaften Schule, an der sie so viel über Elfenmagie lernt, und fühlt sich unter ihren neuen Elfenfreundinnen immer wohler. Umso entsetzter ist sie, als ihre Schule von magischen Wasserfluten bedroht wird und ausgerechnet ihre Freundin Serafina – die einzige Meereselfe auf Springwasser – unter Verdacht gerät. Um herauszufinden, wer oder was wirklich dahintersteckt, heckt Lia einen Plan aus und macht sich mit ihren besten Freundinnen auf eine riskante Suche …
Weitere Infos & Material
1. Traumseifenblasen
Das erste Dämmerlicht fiel bereits durch den Vorhang, doch das Gesicht des schlafenden Mädchens lag noch im Schatten. Da löste sich etwas von seiner Stirn: ein feiner Streifen Mondlicht, der langsam aufstieg und zu einer fußballgroßen Seifenblase anschwoll. Träge waberte sie durch die Luft. In ihrem Inneren war das Mädchen inmitten einer pinkgoldenen Funkenfontäne zu sehen. Rund um sie herum flogen wild klatschende Hände und dazwischen flatterten Banner mit der Aufschrift KnallGirrrlz. Im bunten Schimmer der Seifenblase war nun auch das Gesicht der Schlafenden zu erkennen: Sie lächelte, so breit sie konnte. »Wow. Ich kann echt von einem Ohr zum anderen grinsen«, sagte Lia, die neben dem Bett stand und die glücklich schlummernde Asalia betrachtete. »Dein Mund ist der Knaller, erinnert mich irgendwie an ein bestimmtes Tier. Ich komm nur gerade nicht drauf.« Dorient, der neben Lia stand, tippte nachdenklich gegen sein Kinn. »Sag jetzt ja nichts über Breitmaulfrösche«, warnte Lia den Elfenjungen. Dorient hob abwehrend die Hände. »Käme ich im Traum nicht drauf. Apropos Traum: Asalia feiert ihr erstes Spiel bei den KnallGirrrlz sogar im Schlaf. Das Hockeyspielen scheint es ihr echt angetan zu haben.« Lia nickte. »Ich hätte keinen Moos-Kristall-Pop drauf verwettet, dass sich ausgerechnet dieses verwöhnte Luftprinzesschen in so ein krasses Spiel wie Hockey verlieben würde.« Es war wirklich nicht vorherzusehen gewesen, dass Dorients kleine Schwester Asalia, ihres Zeichens hochwohlgeborene Prinzessin der Himmelsreiche, in Lias Menschenkörper tatsächlich derart Spaß haben würde. Zumal Lia zugeben musste, dass im Vergleich dazu so ein Elfenkörper der pure Wahnsinn war! Besonders, wenn er obendrein Asalia Laliala Pergusta von Silberhaar gehörte und mit den tollsten kristallblau schimmernden Flügeln überhaupt ausgestattet war. Ein netter Nebeneffekt des Körpertausches war, dass Lia, die als Einzelkind aufgewachsen war, plötzlich einen großen Bruder hatte. Allein für die Freundschaft mit dem zwei Jahre älteren Dorient mit seinem Sturmhaar und dem frechen Grinsen hatte sich das Abenteuer, an Asalias Stelle die Elfenschule Springwasser zu besuchen, schon gelohnt. Aber das war noch nicht alles: Seit Lia nach einem missglückten Körpertauschzauber aussah wie Asalia, hatte sie ihr Talent für die Blitzkunst entdeckt, weshalb sie jetzt den Ehrentitel Sturmgold trug. Diese Neuigkeit hatte sogar Asalia von den Socken gehauen, obwohl sich das Elfenmädchen ansonsten nur für Menschenkram interessierte. Mit den Händen Blitze abzuschießen war sogar unter den magisch begabten Elfen der Hit … auch wenn es sich momentan eher um Miniblitze handelte, die ihr Eigenleben führten. Meist entluden sich die kleinen Energiebündel, wenn Lia es gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte. Immer wieder kokelte sie unbeabsichtigt die edlen Holzfußböden von Springwasser, Lehrerroben oder die eigenen Fingernägel an. Ansonsten genossen es die beiden Mädchen nach einigen Anlaufschwierigkeiten, in der Haut der jeweils anderen zu stecken. Während Lia ihren Plantling Ludmilla, eine Efeuranke, voller Begeisterung hegte und pflegte, hielt Asalia Kaugummi mit Zimtgeschmack für die abgefahrenste Errungenschaft der Menschheit. Es hatte mehrere Telefonate mit dem Fendrill, einem verschnörkelten Oval auf Lias Unterarm, gebraucht, um Asalia beizubringen, wie man Kaugummi kaut, ohne sich den Mund zu verkleben. Und dass, wenn das Zeug erst mal in den Haaren gelandet war (wie auch immer einer Elfjährigen ein solches Missgeschick passieren konnte), nur noch ein beherzter Schnitt mit der Schere half. Deshalb trug Asalia jetzt einen Pony, was überraschend gut aussah. Während über Asalias Kopf immer noch die Seifenblase mit ihrem »Applaus, Applaus!«-Traum waberte, schob ihr Lia vorsichtig ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Seit wann habe ich lila Augenbrauen?« Dorient zuckte mit den Schultern. »Lila ist doch deine Lieblingsfarbe.« »Aber doch nicht in meinem Gesicht! Wenn ich könnte, würde ich jetzt sofort sämtliche verrückten Ideen aus deiner Schwester rausschütteln. Als ob es nicht reichen würde, dass sie innerhalb von ein paar Tagen mein Zimmer in einen Saustall verwandelt hat …« Dorient winkte ab. »Du weißt doch, dass Asalia so chaotisch ist wie ein Wirbelwind-Fresser. Ihre Zofe ist regelmäßig in ihrem Kleiderschrank verloren gegangen, das arme Ding. Und du bist jetzt schon seit drei Wochen in Springwasser und findest dich in der von Asalia gepackten Truhe immer noch nicht zurecht.« Das stimmte. Allerdings war das gute Stück aus Immertreu-Esche in ihrem Inneren auch groß wie ein ganzes Haus, ach was, wie eine riesige Lagerhalle. Und Asalia hatte alles reingeworfen, was ihr im elterlichen Glaspalast vor ihrer Abreise nach Springwasser unter die Finger gekommen war. Neulich hatte Lia sogar einen Vorrat an Hagelschauer in konzentriertem Wolkenformat herausgeholt. Sie hatte ihn gerade noch rechtzeitig auf den Balkon geschoben, bevor er die Nachtflugwabe verwüsten konnte. »Sind deine Haare eigentlich auch gefärbt?«, erkundigte sich Dorient, der sich gerade über die schlafende Asalia beugte und sie eingehend musterte. Lia schüttelte den Kopf. »Daran hat deine Schwester ausnahmsweise mal nicht rumgepfuscht. Mit diesem Allerweltsbraun laufe ich schon mein ganzes Leben lang rum.« »Von wegen normalo. So eine Haarfarbe habe ich noch nie zuvor gesehen.« Dorient versuchte, eine der braunen Locken anzufassen, doch seine Finger glitten hindurch, als wären sie Luft. »Klar«, sagte Lia. »Weil ihr Elfen eben tausendfach coolere Haarfarben habt als wir Menschen. Zum Beispiel Sonnenaufgangsrot, Rabenfederblau oder metallisch glänzend.« Sie deutete auf ihr eigenes silbriges Haar, das dem Familiennamen Silberhaar alle Ehre machte. Nachdenklich knabberte Dorient an seiner Unterlippe. »Alles regenbogenmäßig«, stimmte er Lia zu. »Aber mir gefällt dieses Braun, es sieht so ganz anders aus als die vielen bunten Elfenschöpfe in Andersreich.« Eigentlich wollte Lia sofort widersprechen – Hallo? Seit wann ist ein langweiliges Braun abgefahrener als Silber oder Dorients Sturmhaar? Doch dann hielt sie die Luft an. Dorient mochte ihr Haar, also ihr wirkliches Haar! Das träumte sie wohl, oder? Ein lautes »Peng!« riss Lia aus ihrer Verwunderung. Die schimmernde Traumblase war zerplatzt. Einen Moment später setzte Asalia sich im Bett auf und rieb sich die Augen. »Muss ich schon aufstehen? Mag nicht«, nuschelte sie und ließ sich zurück in die Kissen plumpsen. Nur um sofort wieder hochzuschnellen und sich die Steppdecke bis ans Kinn zu ziehen. »Einbrecher!« »Psst«, machte Dorient. »Das sind doch nur Lia und ich.« Sofort entspannte sich Asalia, griff nach Lias Brille auf dem Nachttisch und setzte sie so routiniert auf ihre Nase, als würde sie das nicht erst seit Kurzem tun. Genervt blinzelte sie die beiden Elfen vor ihrem Bett an. »Sagt doch gleich, dass ihr beiden Nervelfen das seid. Ich hab einen halben Herzschnappfakt bekommen.« »Herzinfarkt«, korrigierte sie Lia automatisch. Asalia zeigte ihr einen Vogel. »Wer von uns hat donnerstags Fünfte und Sechste Bio bei Frau Finsterlein? Ich oder du? Das Herz schnappt und dann ist es hin, Fakt.« Ihr Ausdruck bekam etwas Verträumtes. »Ich finde Bio übrigens super! Total verrückt, wie eure Menschenkörper funktionieren. Trotzdem würde euch eine Prise Elfenzauber manchmal ganz guttun. Wenn ihr euch zum Beispiel mal ein bisschen aufhübschen wollt. Bei uns reicht da ein Döschen Famoses Glamourium. Bei euch Menschen saut man gleich das ganze Badzimmer ein, nur weil man seine Augenbrauen einen Hauch interessanter macht. Und anschließend bekommt man von Mama Dornmeier eine Ansprache, dass einem die Ohren klingen. Ich hab ja immer gedacht, dass die Frau Mama Königin laut werden kann … aber dagegen hat sie ein zartes Vogelstimmchen.« »Meine Mutter ist sauer auf mich?« Lias Magen verwandelte sich in einen Eisklumpen. »Keine Ahnung, ob sie auch was gegen dich auf der Pfanne hat«, sagte Asalia. »Aber ich musste mir ganz schön was anhören, nur weil das Badezimmer jetzt einen hübschen lila Tupfenlook hat. Und dann hat Mama Dornmeier doch ernsthaft von mir verlangt, dass ich alles mit einem Schwamm und eklig riechendem Putzzeug sauber mache. Dabei habe ich in meinem ganzen Leben noch nie sauber gemacht. Eine Prinzessin fabriziert vieles, aber niemals, wirklich niemals Schmutz!« Es klang, als hätte sie nicht bloß das Waschbecken von lila Farbspritzern reinigen, sondern, lediglich mit einer Zahnbürste ausgestattet, die gesamte Kanalisation schrubben müssen. »Unser Beileid«, sagte Dorient nüchtern. »Pfff«, machte Asalia. »Was macht ihr beiden eigentlich hier? Solltet ihr nicht brav in euren Internatsbetten dösen, zusammen in einer Wabe mit dusseligen Feuerelfen und griesgrämigen Undinen?« Dorient und Lia wechselten einen raschen Blick und beschlossen, gar nicht erst darauf einzugehen. Dorients Kumpel, der Feuerelf Lofi, war nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte, aber dafür hatte er das Herz am rechten Fleck. Und die Wasserelfe Serafina, mit der Lia seit dem letzten Mondscheintanz befreundet war, war tatsächlich ganz schön oft griesgrämig. Manchmal auch kratzbürstig und zickig. Tja, und fast immer hatte Serafina einen seeigelpiksigen Kommentar auf den Lippen. Aber ansonsten war sie ein echter Schatz. »Es ist so …«, startete Dorient eine Erklärung. »Wir sind gar...