E-Book, Deutsch, Band 3, 272 Seiten
Reihe: Lia Sturmgold-Serie
Ley Lia Sturmgold – Unsichtbarer Elfenzauber
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-423-43979-4
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bezaubernde Elfenfantasy ab 10
E-Book, Deutsch, Band 3, 272 Seiten
Reihe: Lia Sturmgold-Serie
ISBN: 978-3-423-43979-4
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lieblingselfe Lia ist zurück!
Für Lia gibt es keine bessere Schule als das Elfeninternat Springwasser - doch es wird Zeit, den Körpertausch rückgängig zu machen. Mit ihrem Elfenbruder Dorient wagt sie heimlich einen ersten Besuch in die Menschenwelt, wo die echte Luftprinzessin Asalia Lias Platz eingenommen hat. Doch damit handelt sich Lia nicht nur jede Menge persönlichen Ärger ein – bei ihrer Rückkehr scheint auch in ganz Springwasser plötzlich alles aus dem Ruder zu laufen. Ein unerklärlicher Pflanzenwuchs befällt die ganze Schule und wann immer Lia ihre Blitzkunst einsetzt, verselbstständigt sich die und richtet großen Schaden an. Um hinter das Geheimnis dieser unsichtbaren magischen Kräfte zu kommen, setzen Lia und ihre Freundinnen schließlich alles auf eine Karte …
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1. Im Dunkeln munkeln
»Wir sind da, Prinzessin. Wenn du dann die Freundlichkeit hättest und endlich von meinen Füßen runtersteigen würdest?« »Sobald du mich nicht länger umklammert hältst und dabei Ludmillas Ranken platt drückst. Nur so nebenbei, mein lieber Dorient: Ich kann sehr gut allein aufrecht stehen.« »Ja, auf meinen Füßen.« »Haha«, machte Lia. »Ich lach mich schlapp.« »Meinetwegen, aber zuerst packst du deinen spitzen Ellbogen woandershin, der pikst mich nämlich.« Dorient stutzte. »Sag mal, hältst du dir eigentlich den Kopf fest, weil du Angst hast, dass er wegfliegen könnte?« Lia seufzte. »Ich halte bloß die Tiara fest. Dieser neue Weltenswitchkanal, den du in deinen Reisekristall eingebaut hast, ist ganz schön heftig. Wenn man von Andersreich in die Menschenwelt wechselt, wird man ordentlich durchgeschüttelt. Und mir reicht es ehrlich gesagt, wenn ich regelmäßig Albträume davon habe, wie ich mit einer schief sitzenden Tiara auf dem Kopf vor deinen königlichen Eltern stehe. Da will ich ganz bestimmt erst recht nicht erklären müssen, warum sie mir bei einer verbotenen Reise in die Menschenwelt verloren gegangen ist.« »Voll gruselig, das will ich mir nicht mal vorstellen.« Ein Schauder durchzuckte Dorient. Als ausgemachter Blödsinnmacher hatte der Prinz der Himmelsreiche sein halbes Leben damit verbracht, sich Standpauken von Königin Fetania Salira Nox und ihrem Gatten Tetastis Rufur von Silberhaar anzuhören. Bestimmt wurde Dorient gerade ganz bleich um die Nase, was Lia wegen der herrschenden Dunkelheit jedoch nicht sehen konnte. Apropos Dunkelheit, überlegte Lia. »Warum ist es eigentlich so finster? Wir wollten Asalia doch zur Mittagszeit einen Besuch abstatten.« »Stimmt, es ist echt zappenduster. Ich hatte bis eben meine Augen zu, weil …« Dorient schluckte. »Jetzt nicht lachen: weil mir schummerig ist – trotz des Weltenswitchkanals, den mir die Zwergenwerkstatt in den höchsten Tönen angepriesen hat. ›Jetzt wird das Reisen mit Kristallen zu einem Spaziergang.‹ Diese kleinen Gauner, denen werde ich was husten nach unserer Rückkehr.« Lia versuchte, ihren Arm runterzunehmen – was nicht leicht war, denn um sie herum gab es nicht gerade viel Platz. »Verschieb das Schmieden von Racheplänen auf später, jetzt müssen wir erst mal herausfinden, wo wir überhaupt gelandet sind und warum es so dunkel ist.« »Ich hab den Kurs auf Asalia eingestellt«, sagte Dorient. Dann ließ er Lia, die er eben erst im Elfeninternat Springwasser mit den Worten »Damit du im Weltenswitchkanal nicht falsch abbiegst und auf der verkehrten Seite eines Troll-Plumpsklos rauskommst« in die Arme geschlossen hatte, wieder los. Lia spürte, wie Dorient suchend eine Hand ausstreckte, um ihre Umgebung zu erkunden. Es rumpelte, dann fiel etwas scheppernd zu Boden. »Das ist jetzt peinlich, aber allem Anschein nach sind wir in eurer Besenkammer gelandet. Es hat wohl mit der Zieleinstellung nicht so ganz hingehauen«, sagte Dorient. »So ein Wurmlochhaufen, ich hätte den Reisekristall nicht an Lofi verleihen sollen, bloß weil er unbedingt bei der Feuertaufe seiner jüngsten Schwester in Magma City dabei sein wollte. Dabei hat er, wie es aussieht, die Navigationsringe für Zeit- und Ortsangabe mit seiner Hitze verbogen. Typisch Feuerelf! Wenn die aufgeregt sind, bringen sie alles zum Schmelzen.« Okay, das klang nicht gut, zumal bei Lia noch etwas anderes für ein flaues Gefühl sorgte: »In unserer Wohnung gibt es keinen Besenschrank. Und es riecht auch gar nicht wie bei mir zu Hause. Um genau zu sein, stinkt es hier ganz scheußlich.« Dorient atmete hörbar erleichtert aus. »Dann hast du den ekligen Gestank also auch bemerkt. Ich wollte nix sagen, es hätte ja sein können, dass Menschen den Geruch von faulen Eiern mögen.« »Würg, kein Stück«, regte Lia sich auf. »Wir sind Menschen und keine Verkehrtelfen, die in Stinkfrüchten hausen, weil sie auf den Geruch abfahren.« »Hey«, murrte Dorient. »Stampf gefälligst nicht mit dem Fuß auf, solange du auf meinem stehst. Für eine Luftelfe bist du nämlich ganz schön …« Weiter kam er nicht, weil in diesem Moment ein Lichtstrahl in das Dunkel fiel. Lia blinzelte. Dann erkannte sie in dem größer werdenden Spalt, durch den das Licht drang, Asalias Gesicht. Also eigentlich ihr eigenes Gesicht mit den Sommersprossen und der Brille auf der Nase, das zu ihrem Körper gehörte, in dem nach einem missglückten Zauber nun allerdings die Prinzessin Asalia Laliala Pergusta steckte. Eine laaaaange Geschichte, die ihren Anfang damit nahm, dass Eure Hoheit Asalia unbedingt Menschenmädchen spielen wollte, während Lia notgedrungen an ihrer Stelle das Elfeninternat Springwasser besuchen durfte. Allmählich war es allerdings an der Zeit, den Zauber rückgängig zu machen – und genau deshalb waren Lia und Dorient heute in die Menschenwelt gereist, um mit Asalia zu reden. Wohin genau ihre Reise sie geführt hatte, würden sie jetzt wohl endlich herausfinden. »Hallöchen, Asalia, da sind wir, frisch aus Andersreich eingetroffen«, zwitscherte Lia und setzte ein freundliches Lächeln auf. Anstatt zurückzugrinsen, zog Asalia die Nase kraus. Vermutlich wegen des Gestanks – und nicht etwa, weil ihre beiden Lieblingselfen vor ihr standen. Dabei rutschte ihr die Brille gefährlich tief auf die Nasenspitze. Während Lia mit der ständig schräg sitzenden Tiara kämpfte, mühte sich Asalia mit ihrer Brille ab, was, so gesehen, nur fair war. »Spar dir dein Hallöchen«, zischte Asalia. »Ich bin supersäuerlich, ihr Dummelfen quatscht nämlich so laut, dass euer Geplapper echt nicht zu überhören ist. Was, im Namen der großen Sturmmächte, macht ihr hier überhaupt?« »Wo genau ist denn hier?«, erkundigte sich Lia. »Egal«, sagte Dorient. »Hauptsache, wir kommen endlich von diesem Gestank weg. Lass mich mal vorbei, Schwesterherz.« »Auf keinen Fall!«, rief Asalia und versuchte, die Tür, die sie eben erst geöffnet hatte, wieder zuzudrücken. Aber Dorient war stärker und schob sie auf. Jetzt erkannte Lia, in welcher Besenkammer sie gelandet waren. Aus dem flauen Gefühl in ihrem Bauch wurde ein dicker Knoten. »Dorient, nicht!«, versuchte sie, den Elfenjungen zurückzuhalten. Doch es war zu spät, die Schranktür flog auf … und vor ihnen saß Lias Klasse von der Otfried-Preußler-Gesamtschule und machte große Augen. »Ups«, sagte Lia. Das war einer jener seltenen Momente, in denen in der 6b totale Stille herrschte. Alle starrten zum Schrank, in dem Lia und Dorient standen. Gut, abgesehen von Silla Bogner, die mal wieder nichts mitbekam, weil sie wie üblich geistesabwesend vor sich hin träumte. Aber alle anderen hatten nur Augen für den Schrank im Naturkunderaum, der neben Unterrichtsutensilien seit heute auch zwei Elfenkinder im Angebot hatte. Ging es noch schlimmer? Dieser blöde Reisekristall hatte sie mitten im Schulunterricht ausgespuckt! Eine Sekunde lang spielte Lia mit dem Gedanken, die Schranktür einfach zuzuziehen und so zu tun, als sei nichts geschehen. Bestimmt glaubte ihre Schulklasse, sie habe zu viel chemische Dämpfe eingeatmet und sich das mit den Elfenkindern bloß eingebildet. Aber dann bemerkte Lia, dass sich die Augen der 27 Schülerinnen und Schüler nicht auf sie und Dorient richteten, auch wenn sie mit ihren spitzen Ohren und den abgefahrenen Klamotten bestimmt der Hingucker schlechthin waren. Stattdessen stierten alle Asalia an – nicht, weil sie Lias altes Balletttutu über der Jeans trug. Sondern weil die meisten Menschen Elfen nicht sehen konnten. Deshalb waren Lia und Dorient für sie schlicht unsichtbar und Asalias Aktion echt schräg. Lia fiel ein Stein vom Herzen – bis sie plötzlich ihren Namen hörte. »Larissa Dornmeier«, erklang die Stimme der Chemielehrerin Frau Pjietro. »Was führst du denn für ein Theater auf? Setz dich gefälligst auf deinen Platz und gib Ruhe, es sei denn, du hast etwas Erhellendes zu unserem Versuchsaufbau beizutragen. Und damit meine ich keinen deiner üblichen Kommentare wie, dass es langweilig ist und hübscher aussehen würde, wenn der Schwefel lila statt gelb wäre.« Glücklicherweise war damit nicht die echte Lia gemeint, sondern Asalia, die in ihrem Körper steckte, inklusive des breiten Munds, den sie jetzt verkniffen zusammenpresste. »Schon gut, schon gut«, nölte Asalia. »Ich habe ja geschnallt, dass meine Expertise nicht gefragt ist, obwohl einem dieses Ekelgelb die ganze Freude an Ihrem Hoskuspokus-Unterricht verleidet. Hier hat allem Anschein nach noch nie jemand einen Farben-sind-Freunde-Kurs besucht, sonst wüssten Sie das, Frau Petrol. Und ich setze mich hin, sobald der Schrank zu ist.« »Dann mach ihn endlich zu, es riecht auch so schon unangenehm genug«, sagte Frau Pjietro, die glücklicherweise für ihre guten Nerven bekannt war. »Ganz nebenbei, ich heiße weder Frau Petrol noch Frau Pistol, und es wäre schön, wenn du dir das endlich mal merken könntest. Ich spreche dich schließlich auch mit deinem richtigen Namen an«, fügte die Lehrerin amüsiert an. Offenbar hielt sie Asalia für eine kleine Komikerin. »Versprochen. Ich gebe mir wirklich unfassbar viel Mühe, mir all diese vielen Lehrernamen zu merken, wobei Ihrer mit Abstand am wenigsten in meinem Kopf bleiben will. Aber jetzt ist erst mal die Schranktür dran, die wird jetzt zugemacht«, erwiderte Asalia, um dann ganz leise und nur für Elfenohren hörbar zu sagen: »Sobald mein dusseliger Bruder...