Lingg | Die Völkerwanderung: Band 1, Teil 1 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 82 Seiten

Lingg Die Völkerwanderung: Band 1, Teil 1


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7448-4909-8
Verlag: BoD E-Short
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 82 Seiten

ISBN: 978-3-7448-4909-8
Verlag: BoD E-Short
Format: EPUB
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Die Völkerwanderung von Hermann Lingg ist ein Nachdruck der Originalfassung in 3 Bänden (1866-1868). Die Völkerwanderung: Band 1, Teil 1 umfasst: Prolog. Erster Gesang. Die Gothen an der Donau. Zweiter Gesang. Das Abendland. Dritter Gesang. Götterdämmerung.

Hermann Lingg (1820-1905) gehörte dem Dichterkreis um König Max II. an und war ein berühmter bayerischer Epiker und Lyriker.

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Prolog.
Wach auf aus deinem süßen Friedensschlafe, 
Entsteige deinem Melodienborn, 
Du Königin der Strophen, auf, Oktave! 
Gürt um dein Schwert, stoß in dein gold'nes Horn! 
Auf daß ich deine Feinde Lügen strafe, 
Leg' in dein schönes Angesicht den Zorn, 
Wirf deine seid'ne Lockenfluth, enthülle 
Im stolzen Gang des Südens Formenfülle!

Zerstörte Tempel, umgestürzte Säulen, 
Schlachtfelder von Erschlagenen bedeckt; 
Verheerte Länder, nur von Schakalheulen 
Aus wüster Einsamkeit emporgeschreckt, 
Palläste, nun durchrauscht vom Flug der Eulen, 
Seestädte, die kein Schifferruf mehr weckt, 
Entnervte Völker, zuckend in Verblutung, 
Erdbeben, Hunger, Pest und Ueberfluthung;

Jahrhundert langes Frevelthun gezüchtigt, 
Kein Blüthethal, kein Leben unverschont; 
Glorreiche Thaten, Namen schwer berüchtigt, 
Verbrechen mit Verbrechen abgelohnt; 
Wie Meteore Reich um Reich verflüchtigt, 
Unsterbliche wie Sterbliche entthront; 
Zwei Welten sich im Kampf entgegenbrausend, 
Ein sterbend' und ein werdendes Jahrtausend.

Entroll' die Fluth der Völkerwanderungen! 
Sie riß den Erdkreis von der Kette frei, 
Mit welcher Rom die Völker hielt umschlungen; 
Doch mit der Kette riß zugleich entzwei, 
Was in Jahrhunderten der Geist errungen. 
In Trugverkünd'gung, Nacht und Barbarei 
Erschien bis auf den letzten bleichen Funken, 
Die alte Freiheit und Cultur versunken.

Nie, seit in unversehrter Frühlingsgrüne 
Auf jedes Menschenweh mit Jubelschall 
Die Erde Antwort gibt, trug ihre Bühne 
Ein Trauerspiel, wie jenen Donnerfall 
Des alten Roms – nie floß mehr Blut der Sühne, 
Und nie, so lang die Menschheit stürmt' im All, 
Den Himmel fleh'nd mit Hilfruf und Verfluchung, 
Bestand ihr Genius größere Versuchung.

Von jenen Stürmen, die sich längst gelegt, 
Wir hören's noch wie ferne Brandung rollen; 
Und der auch uns den Völkerkrieg erregt, 
Wir hören rings den dumpfen Donner grollen. 
Mit Kampflust ringt die Furcht, und tief bewegt, 
Erschließt die Gegenwart in ahnungsvollen 
Gefühlen sich dem kommenden Verhängniß, 
Wie sich der Blüthenkelch dem Lichtempfängniß.

Denn wir auch fragen, ob es uns erreiche, 
Daß jenem ausgestorb'nen Lebensstrom, 
Daß jener alten Welt einst unsre gleiche? 
Schon einmal drohten Hunnen unserm Dom! 
Weissagung wohnt im Schutt der alten Reiche, 
Wie sibyllinisch blickt Athen und Rom! 
Herolde der Nothwendigkeit entsteigen 
Aus ihrem Grab mit ernsten Fingerzeigen.

In Indien wächst ein Baum aus Lavaklüften, 
Vor welchem scheu die Schlange selbst entweicht. 
Der Vogel fällt getödtet aus den Lüften, 
Wenn ihn der Zweige Blüthenhauch erreicht; 
Zu Boden sinkt, vergiftet von den Düften, 
Der Tiger, wenn er hier nach Beute schleicht, 
Und beide deckt, den Räuber sammt dem Raube, 
Der Todesbaum mit seinem dunklen Laube.

Ein stolzrer Baum ist Rom dereinst gewesen! 
Kein Geist der Freiheit schwang sich hoch genug; 
Es kam aus allen Völkern auserlesen 
Jahrhundert lang ein langer Sklavenzug, 
Um unter seinem Gifthauch zu verwesen; 
Selbst als des Nordens Schwert den Stamm zerschlug, 
Sank noch wie oft die Kraft der Heldenglieder, 
Vergiftet von den schon gestürzten nieder. Die Menschheit sah erschreckt zum Rande jäher 
Und tiefer Abgrund-Nacht sich hin entrückt, 
Und fühlte sich im Geiste nah und näher 
Dem Grab, und wie vom Grabeshauch erdrückt. 
Uralte Weisheit, Träume der Chaldäer. 
Vom Baum der Mystik gierig abgepflückt, 
Verhüllten mit geheimnißvollen Ranken 
Der müden Welt die letzten Qualgedanken.

Der Norden aber warf die hellen Garben 
In diese Nacht voll düst'rem Dämmerlicht, 
Und brachte seine Kraft und seine Narben 
Zum Opfer dar dem großen Weltgericht, 
In dem als Helden ganze Völker starben; 
Ein jüngster Tag, wo vor dem Angesicht 
Des Ew'gen sie, damit sie Sühne nahmen, 
Von überall herangezogen kamen.

Schon blühte längst der Weinstock, wo gestritten 
Der Cimber und Teuton die Todesschlach't, 
Wo Ariovist den Rhonestrom durchritten, 
Bis fern zur Donau hielten Römer Wacht. 
Rom selbst nur sank, erkrankt in seinen Sitten; 
Denn seiner Freiheit Helden, von der Macht 
Des allgemeinen Abfalls überfluthet, 
Die großen Seelen hatten ausgeblutet.

Und nun begann, gesättigt von Exilen, 
Augustus mit vollkomm'ner Meisterschaft 
Den Tag der Götter im Olymp zu spielen, 
Und nach dem Ruhm von Kunst und Wissenschaft, 
Jedoch mit stumpfen Pfeilen nur, zu zielen; 
Denn jede Kraft im Innern war erschlafft; 
Es ließen ohne Widerstand die Schemen 
Der einst'gen Freiheit sich gefangen nehmen.

Und wirklich war bald Aller Sinn und Hoffen 
Auf Ihn, als auf den Einzigen gewandt; 
Man sah, was man geahnt, war eingetroffen, 
Und hielt selbst die Erinnerung verbannt, 
Zerrüttet zwar, ergab man sich doch offen 
Dem neuen Zustand, den man anerkannt, 
Dem unbestritt'nen Herrn des Erdenrundes, 
Und jedem Wort und Zucken seines Mundes.

Wo gluthdurchhaucht mit Palmen Mauretanien 
Des alten Atlas mythisch Haupt umkränzt, 
Vom rauhen Britenstrand bis wo Campanien, 
Der Meeresländer Aphrodite glänzt, 
Vom Fuß des Libanon bis Lusitanien, 
Von Wüsten hier und dort von Schnee begrenzt, 
Erstreckte sich, bewacht und stark befestigt, 
Sein Herrschgebiet, von Feinden kaum belästigt.

Rom selbst stand da, geschmückt mit allen Kronen, 
Und übertraf an Herrlichkeit noch weit 
Den Glanz der alten Stadt der Pharaonen. 
Die stolzen Säulen der Unsterblichkeit, 
Die Statuen der Götter und Dämonen, 
Die Tempel flammten in der Dunkelheit, 
Entflammten jedes Herz zur Lust und nährten 
Der Feste Rausch, die jeden Wunsch gewährten.

Unzählig war die Menge der Gebäude; 
Belebt von immer neuem Müßiggang 
Die Stätten des Genusses jeder Freude, 
Die Gärten voll von Leben und Gesang, 
Die öffentlichen Hallen für Getreide, 
Und ungeheuer war der Menschendrang, 
Ein Sprachgemisch von allen Nationen, 
Ein Chaos von Gestalten aller Zonen.

Kein Boden gab, es floß kein Quell so spärlich, 
Er trug für Rom doch beide Hände voll, 
Kein Meer schien, keine Ferne zu gefährlich, 
Zu räub'risch kein Tribut, zu hoch kein Zoll, 
Wenn nur der Stadt nie satten Wölfen jährlich 
Der Nil aus seinen reichen Ufern quoll, 
Wenn nur das tausendköpf'ge Thier sich füllte 
Und nicht zu laut am Thor des Cäsars brüllte. Aus allen Meeren in die große Küche 
Entluden die Galeeren ihre Fracht; 
Aufstöhnten aller Inseln Marmorbrüche, 
Erz floß für Rom aus jedem Felsenschacht; 
Zur gold'nen Decke dampften Wohlgerüche 
Von den umschwelgten Tischen Tag und Nacht; 
Und Tag und Nacht erfüllten sich mit Schwärmen 
Die Räume der Theater und der Thermen.

Auf einmal trübt des Glückes Glanz ein Schatten; 
Als wie ein böser Stern die Kunde kam, 
Daß in Germanien dem Volk der Katten 
Ein römisch Heer erlag, da furchte Scham 
Das Angesicht von Livia's stolzem Gatten, 
Im Goldpokal ein Tropfen bitt'rer Gram; 
Erschüttert hörten des Pallastes Hallen; 
Des Varus Legionen sind gefallen.

Hart dröhnten durch der Tempel Marmorböden 
Die schweren Speere vom Cherusker-Hain, 
Trotz Lied und Saitenspiel des Citharöden 
Schlich eine tiefe Bangigkeit sich ein – 
Augustus aber sah sein Haus veröden 
Im höchsten Alter, kränkelnd und allein, 
Und wie sein Reich und sein Besitz vollkommen 
Am letzten Ziel des Lebens angekommen. Das düst're Bild der inneren Zerstörung, 
Tiber, empfing den schwer gedrückten Staat. 
Mit ihm begann das Zittern vor Verschwörung, 
Das Schleichen, und der Name Hochverrats 
Und an den Grenzen lauert die Empörung; 
Hohnlachend stößt er von sich den Senat, 
Mit kalter Ruhe mordet er die Seinen 
Und Alle, die ihm noch gefährlich scheinen.

Im Osten ragt ein Kreuz emporgerichtet, 
Am Kreuz des Menschen Sohn. Die Erde bebt, 
Sie fühlt, die Macht des Todes ist vernichtet. 
In Ewigkeit wird leben, wer ihm lebt. 
Ein Strahl vom Himmel hat die Nacht gelichtet, 
Und über Allem siegesreich erhebt 
Der Glaube sich an einen Welterlöser; 
Erhöhter steht der Mensch, die Gottheit größer.

Verfinstert ward der Tag, und tönend sprangen 
Die Gräber auf, als sich geneigt sein Haupt; 
Entsetzen faßt das Volk und reuig' Bangen; 
Ja selbst Pilatus, wenn er auch nicht glaubt, 
Fühlt tiefes Mitleid, und er ruft befangen: 
»Erstanden ist er, sagt ihr, nein, geraubt 
Hat man den Leichnam nur von seiner Stätte; 
O daß man nicht sein Blut vergossen hätte!«

Die Pharisäer...



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