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E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Löwe Almfieber

Ein Fall für Bröker
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-86532-604-1
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Bröker

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-86532-604-1
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Während eines Fußballspiels bricht ein Spieler der Arminia Bielefeld tot zusammen. Bröker ist schockiert. Noch schlimmer kommt es für den eingefleischten Arminia-Fan, als bekannt wird, dass es keine natürliche Todesursache war. Sofort brodelt die Gerüchteküche, und schnell ist von Dopingmissbrauch die Rede.
Bröker kann nicht länger tatenlos zusehen, wie sein Lieblingsverein in den Medien durch den Dreck gezogen wird. Unterstützt von seinen Freunden Gregor, Mütze und Charly ermittelt der Mr. Marple von der Sparrenburg erneut auf eigene Faust. ?Dabei trifft er auf dubiose Spielervermittler, redselige Sportmediziner und einen besorgten Zeugwart und gerät immer wieder in skurrile Situationen, die ihn überraschend auf eine heiße Spur bringen …

Bröker im Almfieber: gewohnt humorvoll nimmt er seinen vierten Fall in Angriff.

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Kapitel 1
Verletzungen Blut, Blut, da war überall Blut! Es rann in kleinen Bächen über den Küchentisch und tropfte über dessen Rand. Auch auf dem Boden hatte sich schon eine kleine Lache gesammelt. Die Luft war erfüllt von seinem süßlichen, metallischen Geruch. Bröker schrie. „Verdammter Mist!“, fluchte er so laut, dass er sogar die aufgeregte Reporterstimme im Radio, das er auf volle Lautstärke aufgedreht hatte, übertönte. Dann rannte er ins Bad, so schnell es ihm seine beachtliche Körperfülle gestattete. Er hatte für Gregor und sich kochen wollen. Ein Festmahl hatte es werden sollen. Drei Gänge, dazu reichlich Wein. Und wieder einmal hatte er sich dabei in den Finger geschnitten. Nun schon zum dritten Mal im letzten halben Jahr! Noch dazu mit seinem Lieblingswerkzeug, einem Damaszenermesser, das besonders scharf war. Eine Blutspur zeichnete den Weg von der Küche ins Badezimmer nach, das im oberen Stockwerk seiner kleinen Stadtvilla am Sparrenberg lag. Bröker hasste sich in solchen Momenten inbrünstig. „Was bin ich doch für ein verdammter Idiot!“, stieß er hervor, während er unbeholfen versuchte, die Tür des Arzneimittelschränkchens zu öffnen, ohne sie mit einer Vielzahl von Fingerabdrücken zu übersäen. Dahinter befand sich das Verbandsmaterial. Unter dessen tropfte das Blut munter weiter aus seinem Daumen. Mittlerweile machte sich neben Brökers Wut auf sich selbst auch ein weiteres Gefühl bemerkbar: Schmerz. Die Wunde pochte heftig. Ihm wurde schummrig. Nur einen Moment ausruhen, dachte er, und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Aber auch das war keine gute Entscheidung. Schließlich konnte er den verletzten Daumen ja nicht unversorgt lassen. Also erhob er sich widerwillig. Er ächzte. Wer hatte den kleinen Kasten für die Medikamente auch derart hoch an der Wand angebracht? Ein weiteres Mal fluchte er, dieses Mal innerlich. Dann dämmerte es ihm: Er war es vermutlich selbst gewesen – und zwar, um die zahlreichen Bohrlöcher zu verdecken, die sein vergeblicher Versuch, an gleicher Stelle eine Lampe zu installieren, hinterlassen hatte. Noch einmal reckte er sich, schlang seinen wurstigen kleinen Finger durch den Türgriff des Arzneischranks und zog kräftig. Die Tür öffnete sich mit einem Ruck. Bröker taumelte rückwärts und glitt auf den Fliesen aus. Unsanft landete er auf seinem Hinterteil. Er fühlte eine gewaltige Zorneswelle in sich aufsteigen. Kurz bevor er ihr freien Lauf lassen konnte, hörte er noch ein verräterisches Knacken in seinen Lendenwirbeln. Er brüllte. Wie bei einer Eruption Lava aus einem Vulkankegel bricht, schossen ihm Schimpfwörter aus dem Mund. Sicherlich konnte die gesamte Nachbarschaft sein Geschrei hören, aber das war ihm in diesem Moment egal. Seine Wut musste einfach raus, andernfalls, so wusste er, würde er platzen. Erst zehn Minuten später hatte sich Bröker wieder so weit im Griff, dass er versuchen konnte sich aufzurappeln. Noch immer spürte er, wie er vor Zorn bebte. Doch das war noch das kleinste Hindernis bei seinem Versuch, wieder in eine vertikale Lage zu gelangen. Mit seiner Rechten hielt er seinen verletzten linken Daumen, damit ihm das Blut nicht weiter auf den Pullover floss, doch dadurch fehlten ihm beide Hände bei seinen Bemühungen sich aufzurichten. Schwerfällig rollte er sich auf seine Knie, winkelte das rechte Bein an – und rutschte wieder aus. Erneut landete er auf seinem lädierten Rücken. Verdammt, wie das schmerzte! Hoffentlich hatte er sich nichts gebrochen. Erst fünf Minuten später gelang es ihm, unter Verwünschungen von Küchenmessern, Badezimmerschränkchen und seiner eigenen Dummheit, sich erneut auf den Badewannenrand zu setzen. Nun konnte es an das Verarzten seiner Wunde gehen. Umständlich umwickelte er den verletzten Daumen mit einer Mullbinde und verklebte den Verband anschließend mit einem Pflaster, bis dieser aussah, als wolle er jemandem mit einem überdimensionalen „Viel Glück!“ bedenken. Als Bröker sah, wie schnell sich das Weiß des Verbands dunkelrot färbte, stöhnte er noch einmal auf. Nein, er war kein Held und der Anblick von Blut ließ ihn einer Ohnmacht nahekommen. Eine Eigenschaft, die ihm regelmäßig den Spott seines jugendlichen Mitbewohners Gregor eintrug. Dabei musste er in diesem Moment zugeben, dass der Schnitt im Daumen zwar wehtat, die Verletzung, die er sich bei seinem Sturz auf den Rücken zugezogen hatte, aber um ein Vielfaches schmerzhafter war. Er ächzte vernehmlich, als er aufstand und mit einer halben Rolle Toilettenpapier oberflächlich das Blut vom Boden aufwischte und langsamen Schrittes wieder ins Untergeschoss zurückkehrte. Aus der Küche plärrte das Transistorradio, mit dem Bröker seit seiner Kindheit die Bundesligakonferenz verfolgte, fröhlich weiter. Brökers Laune hatte sich in den letzten Minuten wieder ein wenig gebessert. Trotzdem lauschte er der Reporterstimme bei Weitem nicht so intensiv, wie das ohne sein Missgeschick der Fall gewesen wäre. Schließlich spielte doch die Bielefelder Arminia, Brökers absoluter Lieblingsclub. Er verpasste nur selten ein Spiel. Ja, dass er gerade nicht im Stadion war, sondern vor dem heimischen Herd, war nur der Tatsache geschuldet, dass die Arminia an diesem Wochenende ein Auswärtsspiel hatte, noch dazu in Heidenheim. Die Anreise dorthin war selbst ihm als eingefleischtem Fußballfan zu weit gewesen. Allmählich aber dämmerte es Bröker: Irgendetwas Aufregendes musste sich in dem Fußballstadion rund vierhundert Kilometer südlich seiner Heimat zugetragen haben. Die Stimme des Reporters war merkwürdig hoch und überschlug sich mehrfach. Zunächst dachte Bröker, es sei ein Tor gefallen. Dann aber merkte er, dass sich die Schilderung weniger um das eigentliche Spiel drehte. Vielmehr musste etwas anderes auf oder neben dem Feld geschehen sein, das den Radiomann dermaßen in Aufregung versetzte. „Das sieht schlimm aus, ganz, ganz schlimm!“, rief er immer wieder. Nein, um den Spielstand konnte es nicht gehen, es sei denn die Arminia hatte während Brökers Abwesenheit gleich mehrere Gegentreffer kassiert. Doch das schien ihm angesichts des Spielverlaufs eher unwahrscheinlich, schließlich war die Partie zuvor eher dahingeplätschert. Was aber mochte dann passiert sein? Ob es zu Zuschauerausschreitungen gekommen war? Allerdings kam das Publikum Bröker eher verdächtig leise vor. Vielleicht hatte sich ja jemand verletzt? Hoffentlich nicht Gärtner, der Mittelstürmer, den die Arminia erst zu Saisonbeginn gekauft hatte und der die Bielefelder mit seinen Treffern beinahe im Alleingang in der zweiten Bundesliga gehalten hatte. Jedenfalls sah es jetzt, da die Saison auf die Schlussgerade einbog, nicht nach einem Abstieg von Brökers Lieblingsclub aus – und das war mehr, als er zu Saisonbeginn zu hoffen gewagt hatte. „Das erinnert mich fatal an einen Vorfall beim Confed-Cup 2003“, fuhr die Radiostimme fort. „Die Älteren unter Ihnen werden sich vielleicht noch erinnern: Damals brach der Kameruner Mittelfeldspieler Marc-Vivien Foé auf dem Spielfeld zusammen und verstarb wenig später. Lassen Sie uns die Daumen drücken, dass Philip Janowski hier und heute nicht das gleiche Schicksal erleidet!“ Um Janowski ging es also. Auch der war erst seit dieser Saison bei der Arminia. Ein Mittelfeldspieler, der die Bälle für den Spielmacher schleppte. Ein kleines Laufwunder. Er hatte zwar nicht so eingeschlagen wie Gärtner, sich aber immerhin innerhalb kurzer Zeit einen Stammplatz in der Mannschaft erkämpft. Und nun war er zusammengebrochen? Instinktiv versuchte Bröker die Lautstärke des kleinen Transistorgeräts hochzudrehen, bemerkte aber, dass diese schon ihr Maximum erreicht hatte. „Der Mannschaftsarzt, der Physio und die Sanitäter sind auf das Spielfeld geeilt. Einer macht sich an Janowskis Mund zu schaffen. Wahrscheinlich will er seine Zunge herausziehen. Das ist ja immer eine große Gefahr, wenn ein Spieler bewusstlos wird, dass er sich an seiner eigenen Zunge verschluckt“, gab der Reporter mit seinem Expertenwissen an. „Ein Sanitäter winkt eine Trage herbei!“ Er schwieg einen Moment, nur um kurze Zeit später fortzufahren: „Janowski wird gerade darauf festgeschnallt und Richtung Außenlinie getragen. Meine Damen und Herren, man mag ein Anhänger der Bielefelder Arminia sein oder nicht: Ich glaube, in diesem Moment wünschen wir alle hier im Stadion dem Spieler das Allerbeste!“ Bröker nickte. Nachdenklich setzte er einen Kaffee auf. Der Verband um seinen Daumen behinderte ihn dabei. Doch das war in diesem Moment zweitrangig. Seine ganze Aufmerksamkeit war bei der Übertragung aus Heidenheim. „Nun geht das Spiel mit einem Schiedsrichterball weiter“, wusste der Reporter zu berichten. „Ich weiß nicht, wie die Spieler nun noch die notwendige Konzentration aufwenden können, um diese Partie zu Ende zu bringen. Den meisten von ihnen steht der Schrecken über den Zusammenbruch von Philip Janowski ins Gesicht geschrieben.“ Wieder nickte Bröker. Eigentlich hatte er genug gehört. Unwillkürlich schenkte er sich Kaffee in seine Lieblingstasse mit dem Logo von Arminia Bielefeld ein. Dann ließ er sich langsam auf der Eckbank in der Küche nieder. Sein Rücken schmerzte noch immer und er konnte kaum aufrecht sitzen. Dass es im Spiel noch 0:0 stand, bekam er nicht mit. Wie der Reporter dachte auch er an den tragischen Tod des Kameruner Spielers vor mehr als zehn Jahren. Soweit er sich erinnern konnte, war Marc-Vivien Foé damals noch am selben Tag gestorben. Hoffentlich erging es Janowski nicht ebenso. Der Berichterstatter hatte nichts dergleichen erwähnt, aber Bröker schwante nichts...


Matthias Löwe wurde 1964 in Löhne (Westfalen) geboren. Er studierte in Bielefeld und wohnte in der Teuto-Stadt - mit Unterbrechungen - von 1985 bis 1998. Nach einigen Lehrtätigkeiten in der Bundesrepublik und den Niederlanden ist er seit 2003 Professor für Mathematik in Münster.



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