Lovelock / Appleyard | Novozän | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Lovelock / Appleyard Novozän

Das kommende Zeitalter der Hyperintelligenz
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-406-74569-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das kommende Zeitalter der Hyperintelligenz

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-406-74569-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



James Lovelock, der einflussreichste Ökodenker unserer Zeit, hat mit 100 Jahren eine staunenswerte Theorie über das zukünftige Leben auf dem Planeten Erde vorgelegt. Er begründet darin, warum wie an der Schwelle eines ganz neuen Zeitalters stehen. Vor uns liegt das Novozän: das Zeitalter der Hyperintelligenz.

James Lovelock, der Schöpfer der Gaia-Hypothese und berühmteste Ökodenker unserer Zeit, ist im vergangenen Juli 100 Jahre alt geworden - und hat ein neues Buch mit einer spektakulären These veröffentlicht. Darin prophezeit er gelassen das Ende des Anthropozäns und den Anbruch einer neuen Zeit: Mit unserer Gegenwart hat das "Novozän" begonnen, das Zeitalter der Hyperintelligenz.
Schon sehr bald wird aus der künstlichen Intelligenz eine neue Art von Lebewesen hervorgehen: Cyborgs, die 10000 mal schneller sein werden als wir. Unsere Lebensform wird ihnen ähnlich entwickelt erscheinen wie uns die Pflanzenwelt. Doch diese Intelligenz wird vermutlich nicht von jener grausamen Art sein, die wir aus den Science-Fiction-Spektakeln aus Hollywood kennen. Denn auch sie wird von dem Überleben unseres Planeten abhängen und sich der großen Klimakatastrophe stellen müssen, die auf uns zurollt. Cyborgs könnten in Wahrheit unsere letzte Rettung sein. Doch das ist längst nicht alles: Der große ökologische Visionär Lovelock hat mit 100 Jahren einen Blick in unsere Zukunft geworfen und ein weises und höchst originelles Buch geschrieben, in dem es keinen einzigen langweiligen Satz gibt.
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2 Am Rande der Auslöschung
Das bedeutet nicht, dass wir alle in den nächsten paar Jahren sterben werden – auch wenn das möglich ist. Das Aussterben der Menschheit war immer schon eine drohende Gefahr. Wir sind sehr zerbrechliche Versteher, die sich unsicher an die Erde, unser einziges Zuhause, klammern. Asteroideneinschläge könnten die Biosphäre zerstören, von der wir abhängen, so wie einer von ihnen vor 65 Millionen Jahren der Herrschaft der Dinosaurier ein Ende gesetzt hat. Die Oberflächen des Mondes und unseres Schwesterplaneten Mars sind mit Kratern übersät, die ziemlich sicher durch den Aufprall von Gesteinsbrocken entstanden sind. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass die Erde mit ebenso vielen zusammengestoßen ist, aber unser Planet, der eine dünne flüssige Haut aus Wasser besitzt, kann nur auf dem Land Krater aufweisen, und diese werden vom unablässigen Regen eingeebnet. Und trotzdem gibt es, wenn man die Oberflächengesteine sorgfältig untersucht – wie Geologen das getan haben –, Hinweise auf zahlreiche Zusammenstöße, von denen einige Krater mit einem Durchmesser von über 300 Kilometern hinterlassen haben. Noch verheerender wäre ein vulkanisches Ereignis wie jenes, durch das – vor 252 Millionen Jahren – das Perm endete und die Trias begann. Dies wurde, wie man glaubt, durch einen gewaltigen Ausbruch von Magma verursacht, der das formte, was wir heute den Sibirischen Trapp nennen. Dieses Ereignis wird oft als das große Massenaussterben bezeichnet – 90 Prozent der Meeresspezies und 70 Prozent der Landlebewesen wurden ausgelöscht. Die Ökosysteme erholten sich davon 30 Millionen Jahre lang nicht. Das ist lange her, aber es gibt dennoch keinen Grund zur Entwarnung. Vor nur 74.000 Jahren wurde die menschliche Population massiv dezimiert, auf vielleicht wenige Tausend. Dies geschah durch den vulkanischen Winter, der sich nach der ungeheuren Eruption, die in Indonesien den Tobasee schuf, über die Erde ausbreitete. Und erst 1815, wieder in Indonesien, verdunkelte der Ausbruch des Berges Tambora den Himmel und ließ überall auf dem ganzen Planeten die Temperatur sinken. Diese Dunkelheit inspirierte angeblich Mary Shelleys Roman Frankenstein und Lord Byrons schauerliches Gedicht «Finsternis», das mit den Zeilen endet: «Die Winde waren in der faulen Luft/Verwelkt, die Wolken fort; die Finsterniß/Hatt’ sie nicht nöthig mehr – sie war das All!» Der Dichter hatte einen flüchtigen Blick auf die kosmische Fragilität unserer Existenz erhascht. Auch wenn ein weiteres Ereignis dieser Art uns nicht komplett auslöschen würde, könnte es doch unserer Zivilisation ein Ende bereiten und uns in die Steinzeit zurückkatapultieren. Das Verstehen des Kosmos stünde dann auf unserer Prioritätenliste nicht mehr sehr weit oben. Einige dieser Risiken können entschärft werden. Dank unserer Fähigkeit, Dinge zu verstehen, besitzen wir bereits Raketen und Nuklearwaffen, die eingesetzt werden könnten, um einen Asteroiden abzulenken, der die Erde bedroht. Es sollte uns – wenn vielleicht auch nur vorläufig – mit Stolz erfüllen, dass wir es bisher erfolgreich geschafft haben, uns mit eben jenen Waffen nicht selbst zu zerstören. Sobald der nationenübergreifende Wille existiert, eine Rakete mit einer Ablenkungsvorrichtung zu konstruieren, wird erstmals ein Planet des Sonnensystems, die Erde, die Fähigkeit entwickelt haben, die Annäherung eines großen, auf tödlichem Kollisionskurs durchs All schlingernden Gesteinsbrocken auszumachen. Und weit mehr als das, die Erde wird damit die Mittel und die Macht erlangt haben, seine gefährliche Flugbahn abzulenken, und sich selbst zu retten. Kosmisch betrachtet, ist das eine höchst bedeutsame Entwicklung. Nicht jeder Überlebensplan ist ähnlich vielversprechend wie dieser. Ein wirklich verrückter Plan für das Überleben der Menschheit taucht regelmäßig in den Medien und den Köpfen einiger Abenteuerlustiger auf. Es handelt sich um die Vorstellung, dass – falls unser Leben auf der Erde vor der Auslöschung stünde – der Mars ein Zufluchtsort für die Menschheit sein könnte. Man scheint anzunehmen, dass sich die Oberfläche des Mars nicht allzu sehr von jener der Sahara oder der australischen Wüsten unterscheidet. Man müsste nur noch bis zu einer Wasserschicht hinunter bohren, wie man das in Städten wie Phoenix oder Las Vegas in den Vereinigten Staaten tut. Dann könnten wir ein bequemes, zivilisiertes Leben als Marsianer führen, umgeben von Casinos, Golfplätzen und Swimmingpools. Leider ist eines der Dinge, die uns die unbemannten Expeditionen zum Mars gezeigt haben, dass die Marswüste für alle denkbaren Daseinsformen der Erde ganz und gar lebensfeindlich ist. Die Atmosphäre ist etwa hundertmal dünner als auf dem Gipfel des Mount Everest, und sie bietet keinen Schutz gegen kosmische Strahlung oder die Ultraviolettstrahlung der Sonne. Die dünne Luft des Mars besteht zu 99 Prozent aus CO2, und man kann sie absolut nicht atmen. Es gibt Spuren von Wasser auf dem Planeten, aber es ist so salzig wie das Wasser des Toten Meeres und untrinkbar. Der Pionier und Möchtegernraumfahrer Elon Musk sagte, er würde gern auf dem Mars sterben, allerdings nicht bei einem Aufprall. Die Bedingungen auf dem Mars legen jedoch nahe, dass es wahrscheinlich doch besser wäre, bei einem Aufprall zu sterben. Vielleicht könnte man auf dem Mars Einsiedlerzellen für die Superreichen bereithalten, die womöglich ihr halbes Vermögen dafür ausgeben, um freiwillig dorthin zu reisen. Was auch immer an Geld übrig bliebe, könnte man dann dafür verwenden, eine winzige Überlebenskapsel zu bauen und zu unterhalten, aus der man nicht mehr herauskäme. Es wäre eigentlich viel weniger grausam, sie ihre Gefängniszellen auf der Eiskappe der Antarktis errichten zu lassen. Zumindest kann man dort die Luft atmen. Solche Unternehmungen zu planen, während man den wirklichen Zustand der Erde ignoriert, erscheint außerordentlich pervers. Die Hoffnung, irgendeine winzige Oase auf dem Mars zu finden, rechtfertigt eigentlich nicht die enormen Ausgaben, vor allem dann nicht, wenn Forschung, die nur einen Bruchteil der Planetenerkundung kostet, entscheidende Daten über die Erde liefern könnte. Wir dürfen niemals vergessen, dass dies der Planet ist, auf dem wir leben, und dass Informationen über die Erde, auch wenn sie weniger spektakulär sind als Neuigkeiten vom Mars, genau das sein könnten, was unser Überleben sichert. Was müssen wir also über die Erde wissen, um sicherzustellen, dass ein Verständnis des Kosmos fortbestehen kann? Wir müssen uns auf die Hitze, die drängendste und wahrscheinlichste Bedrohung unserer Heimat und Existenz, konzentrieren. Ich werde mich damit im nächsten Teil dieses Buches detaillierter auseinandersetzen, aber ich muss an dieser Stelle einige Punkte ansprechen. In den letzten Jahren haben wir Tausende von «Exoplaneten» – Planeten außerhalb unseres Sonnensystems – entdeckt. Das hat große Aufregung hervorgerufen, nicht nur unter Astronomen. Viele begannen zu spekulieren, dass wir vielleicht kurz davor stehen, Anzeichen für intelligentes organisches außerirdisches Leben zu finden. Aber ich habe den Verdacht, dass diese Menschen zu anthropozentrisch sind. Zum einen ist es für Alienjäger wichtig, Planeten, die durch organische Lebensformen bestimmt werden, von jenen zu unterscheiden, auf denen elektronisches Leben herrscht. Dass Letzteres aus Ersterem hervorgehen wird, davon handelt dieses Buch. Jede fortgeschrittenere Zivilisation als die unsere wird vermutlich elektronisch sein, es ergibt also wenig Sinn, nach kleinen Wesen mit großen Köpfen und riesigen, schrägstehenden Augen zu suchen. Dann ist da die Sache mit der Temperatur dieser Exoplaneten. Besonders aufregend war die Entdeckung, dass einige von ihnen innerhalb der «bewohnbaren Zone» liegen. Sie wird manchmal auch Goldilocks Zone, Goldlöckchen-Zone, genannt: Wie Goldlöckchens Brei ist sie genau richtig, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Ein Goldlöckchen-Planet läge gerade weit genug entfernt von einem Stern, um Leben zu ermöglichen – nicht so weit weg, dass er zur Eiswelt werden, und nicht so nah, dass er durch Hitze sterilisiert würde. Wie ich schon sagte, glaube ich nicht, dass es...


James Lovelock ist Naturwissenschaftler, Erfinder mit mehr als 50 Patenten und Autor von mehr als 200 Aufsätzen zu Medizin, Biologie und Geophysiologie. Er ist Mitglied der Royal Society und Träger zahlreicher Umweltpreise, darunter der japanische Blue Planet Prize und der Amsterdam Prize for the Environment der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften. Zwei seiner Erfindungen stehen auf dem Mars. Der Asteroid 51663 ist nach ihm benannt. Mit der Gaia-Theorie hat er das ökologische Weltbild revolutioniert. Im vergangenen Juli wurde er 100 Jahre alt. Lovelock lebt mit seiner Frau Sandy in Südengland.



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