- Neu
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Lutz / Brede Verstehen statt verlieren
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32172-7
Verlag: Kösel
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erste Hilfe für die Smartphone-Pubertät - Mit einem Vorwort von Nicola Schmidt - Spiegel-Bestseller-Autorin
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-641-32172-7
Verlag: Kösel
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Heutige Jugendliche und ihre Eltern erleben eine vollkommen andere Pubertät als noch die Generation vor ihnen. Während das Gehirn in dieser wichtigen Entwicklungsphase eine große Baustelle ist, zieht heute gleichzeitig das Smartphone mit all seinen Herausforderungen für die Eltern-Kind-Beziehung ins Familienleben ein. Aus Frust zerstörte Konsolen? Pornos im Klassenchat? Dauerstreit um Medienzeiten? Die erfahrene Digitalexpertin und Spiegel-Bestseller-Autorin Leonie Lutz denkt gemeinsam mit der gefragten Sexualpädagogin Mareike Brede Pubertät und Mediennutzung explizit zusammen. Sie schaffen Verständnis für Eltern und Jugendliche und bieten konstruktive Lösungen an, diese herausfordernde Zeit gemeinsam sicher zu meistern. Mit zahlreichen Erste-Hilfe-Maßnahmen und Anleitungen, die es Eltern Schritt für Schritt ermöglichen, ihre Teenager in allen Lebenslagen – analog wie digital – aufzuklären und zu schützen.
Mit hilfreichen Interviews und Beiträgen von Expert*innen zu den Themen Gaming, Sucht, Angst und Sexualität und einem Vorwort von Nicola Schmidt.
- Neuer Ansatz für DAS Reizthema in Teenagerfamilien: Pubertät und digitale Medien zusammengedacht
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Deep-Dive Social Media in der Pubertät: Leonie klärt auf »Mein Kind will alle Social-Media-Apps nutzen und schreibt permanent auf allen Plattformen gleichzeitig, teilt Snaps bei Snapchat, chattet bei WhatsApp, immer ploppen neue Nachrichten auf – der totale Stress.« Instagram-Nachricht einer Mutter an Leonie Social Media ist Teil der Jugendkultur. Und Pubertät in Zeiten von Social Media bedeutet, dass sich unsere Kinder darin zwischen Selbstfindung und Selbstverlust bewegen. Sosehr wir gewisse Apps manchmal verfluchen, gehört auch zur Realität, dass Social-Media-Anwendungen für Teilhabe stehen. Ein junger Mensch, der kein Smartphone, kein WhatsApp, Instagram oder TikTok nutzen darf, fühlt sich schnell ausgeschlossen aus der Peergroup, kann bei Internettrends nicht mitreden oder im blödesten Fall nicht digital kommunizieren, wenn WhatsApp nicht auf dem Gerät installiert ist. Aber Teenies möchten dabei sein und dazugehören. Und eigentlich ist es ja auch genau das, was wir uns als Eltern für unsere Kinder wünschen: dass sie sich zugehörig fühlen. Nutzen Kinder also Social-Media-Plattformen müssen sie lernen, dass es einen Unterschied macht, ob sie soziale Medien oder redaktionelle Medien konsumieren. Hinter Social-Media-Plattformen stehen keine Redaktionen, die die Inhalte kuratieren. Das ist Sinn und Zweck der Plattformen. Jeder ist Sender, jede Empfängerin, alle können (fast) alles hochladen. Und das ist problematisch, insbesondere bei Jugendlichen, die (noch) nicht wissen, wie wichtig es ist, Wahrheiten und Fakten von Falschnachrichten zu unterscheiden. Wir leben in politisch herausfordernden Zeiten, soziale Netzwerke werden missbraucht, um rassistisches und propagandistisches Material zu verbreiten. Klimaleugner*innen machen Stimmung gegen angebliche Klimahysteriker*innen, Drogen werden verherrlicht, Depressionen romantisiert. Und mittendrin: unsere Kinder auf dem Weg ins Erwachsenenleben, bei denen sich jetzt auch entscheidet, was sie glauben und wofür sie stehen möchten. Schon 2013 zeigte eine Studie der Freien Universität Berlin13, dass Soziale Medien das Belohnungssystem im Gehirn ähnlich triggern wie Alkohol, Drogen oder Sex. Es kommt zur Dopaminausschüttung und einem Glücksgefühl. Und dieses Glücksgefühl verlangt unser Gehirn immer wieder. Besonders aktiv sind die betroffenen Hirnregionen, wenn man zum Beispiel ein Like erhält. Bei Likes und positiven Kommentaren werden Endorphine und Serotonin ausgeschüttet – das sorgt für ein Wohlgefühl. Und genau deshalb fällt es unseren Kindern und uns Eltern ja teilweise auch so schwer, die Geräte wegzulegen. Eine Studie der Krankenkasse DAK, die die Mediennutzung durch das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) auswerten ließ, zeigte 2023, dass 6 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und siebzehn Jahren abhängig von Gaming und Social Media sind. Aus Sicht der Forscher zeigen 600000 Jugendliche in Deutschland ein pathologisches Nutzungsverhalten. Diese Zahlen sind beängstigend. Hellhörig kannst du als Elternteil werden, wenn dein Kind wütend oder sogar depressiv reagiert, wenn es keinen Zugang zum Gerät hat. Denn die Social-Media-Apps, die unsere Kinder nutzen, sind absichtlich so gestaltet, dass sie länger dranbleiben. Die Tech-Unternehmen gehen also durchaus manipulativ vor, deshalb benötigen unsere Kinder hier auf jeden Fall Unterstützung und Begleitung durch uns Eltern. Diese Unterstützung sieht vor, dass wir genau hinsehen, wie lange unsere Kinder welche App nutzen, und darauf achten, welche Inhalte unsere Kinder konsumieren. Es ist wichtig, die Jugendschutzeinstellungen der Plattform-Betreiber zu nutzen, wenngleich sie nicht für hundertprozentigen Schutz stehen. Aber: Die größte Gefahr im Internet geht von anderen, fremden Menschen aus, die die Technologien missbrauchen. Die Kinder kontaktieren, ihnen sogenannte »Dick Pics« (Penisfotos) schicken, die sich an Teenies rangroomen, also versuchen, einen sexualisierten Kontakt aufzubauen. Das ist schlimm und kann nicht komplett verhindert werden. Daher braucht es viel Dialog und Begleitung, wenn Kinder ein eigenes Gerät nutzen. Social Media konkret Wo sich unsere Jugendlichen im Netz am liebsten bewegen, ermittelt die jährliche JIM-Studie. Das steht für »Jugend, Information, Medien« und ist eine Basisuntersuchung zum Medienumgang Zwölf- bis Neunzehnjähriger. Befragt werden jeweils 1200 Jugendliche aus Deutschland über einen Zeitraum von drei Monaten, telefonisch sowie online. 99 Prozent der befragten Teenager hatten in der Ausgabe 2023 ein eigenes Smartphone. WhatsApp ist für alle befragten Jugendlichen die wichtigste App und somit am häufigsten genutzt. Den zweiten Platz belegen je nach Altersklasse TikTok (bei den Zwölf- bis Dreizehnjährigen) oder Instagram (bei den befragten Kindern ab vierzehn Jahren). Auf Rang drei steht bei der überwiegenden Mehrheit YouTube. Erst danach wird Snapchat genannt, das 23 Prozent der befragten Mädchen und 15 Prozent der befragten Jungen nutzen. Wir sehen also, dass es fünf Plattformen gibt, die wir uns genauer ansehen sollten: WhatsApp, TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat. Schauen wir im Folgenden also auf die meistgenutzten Social Media Apps von Teenagern und wie ihr die Anwendungen sicherer einstellt. »Sicherer« heißt übrigens nicht »sicher«. Es bleiben Risiken, daher ist Begleitung so wichtig. An dieser Stelle aber auch noch ein paar Gedanken zu den Gefahren vorab: Nicht jedes Kind wird jedem negativen Netzphänomen begegnen! Wir beschreiben diese, damit du für den Fall der Fälle gewappnet bist. Aber, noch einmal, nicht allen begegnet alles Schlechte im Internet. Viele Kinder und Jugendliche machen auch sehr viele großartige Erfahrungen bei Social Media. Weil Social Media auch für positive Veränderung stehen kann. Ohne Twitter wäre die #MeToo-Debatte nicht so groß und #FridaysForFuture nicht so erfolgreich geworden. Ohne Instagram hätte eine Petition gegen die Abschiebung des Hamburger Schülers Joel A. nicht so rasant viral gehen können – der Junge darf jetzt hier sein Abitur machen! Und für marginalisierte Gruppen, die in den redaktionellen Medien unterrepräsentiert sind, kann Social Media mehr Sichtbarkeit und Identifikationsmöglichkeiten bedeuten. Queere Teenager, vor allem in ländlich geprägten Regionen, profitieren von Social Media, weil sie durch queere Vorbilder verstehen dürfen, dass sie so wie sie sind, genau richtig und nicht alleine sind. Ja, es gibt Gefahren. Social Media steht aber auch für Bereicherung, das sollten wir bei all den nachweislichen Risiken nicht vergessen. WhatsApp »WhatsApp ist für mich sehr wichtig im Alltag. Blöd an WhatsApp sind die Kanäle, die man abonnieren kann, weil ich finde, dass WhatsApp für Freunde und Familie ist und nicht für Influencer, die man gar nicht kennt.« Anna, vierzehn Jahre, im Gespräch mit Leonie WhatsApp ist seit April 2024 laut Nutzungsbedingungen schon ab dreizehn Jahren erlaubt, zuvor waren es sechzehn Jahre. Doch die Realität sprach auch vor dieser Änderung schon eine andere Sprache. WhatsApp ist das Einstiegstool für Kinder und Kommunikationsmittel Nummer eins, sobald ein eigenes Smartphone vorhanden ist. Über die Jahre sind jede Menge Funktionen hinzugekommen: Konnte anfangs via Text und Bild kommuniziert werden, sind mittlerweile auch Sprach- und Videonachrichten sowie Sprach- und Videotelefonie möglich. Sprachnachrichten können sogar in den Status gestellt werden. Hier ist es für Teenager also besonders wichtig, das Bewusstsein zu haben, dass jeder Kontakt auf diesen Status zugreifen kann – falls nicht umfassende Privatsphäre-Einstellungen in der App vorgenommen wurden. Es gibt Gruppenchats und die Möglichkeit zur Gruppen-Telefonie. Außerdem aktiviert werden kann eine Chatsperre, dabei wird die Unterhaltung dann mit einem Passwort gesichert. Diese Funktion ist bei Teenagern ausgesprochen beliebt, weil Eltern, die ab und zu mal beim WhatsApp-Account des Kindes spicken wollen, nichts mehr mitlesen können. Die geheimen Chats werden in einem extra Ordner abgelegt, kommen neue Nachrichten rein, folgt keine sichtbare Benachrichtigung. Du als Mutter oder Vater hast also keine Möglichkeit, diese geheimen Chats zu lesen. Und das wäre auch gar nicht im Sinne des Erfinders. Mir berichten immer wieder Eltern, dass sie die Nachrichten ihres Kindes lesen – heimlich. Davon möchten wir dir abraten. Du baust dir über Jahre ein enges Vertrauensverhältnis zu deinem Kind auf. Das wäre im Nu gestört, wenn dein Kind mitbekommt, dass du seine Nachrichten ohne sein Wissen liest. Falls du dir bezüglich einer Sache mal Sorgen machst, dann frag dein Kind, ob es dir die Nachrichten zeigt. Das Smartphone deines Teenagers ist kein Selbstbedienungsladen! WhatsApp hat großes Nervpotenzial. Denn bei falscher Einstellung blinkt, vibriert und pusht ständig irgendetwas. Das lenkt unsere Kinder ab. Wir empfehlen daher unbedingt, dass ihr gemeinsam in die Einstellungen guckt und Eltern wie Kind die Benachrichtigungen ausstellen. Das bringt Entspannung, versprochen! Weil sowohl du als auch dein Teenager die App dann nutzt, wenn ihr gerade Zeit und Muße dafür habt. Und nicht, wenn die App beschließt, dass ihr da jetzt reingucken sollt. Was die Gruppen bei WhatsApp angeht, sieht die Nutzung bei Teenagern doch noch ein bisschen anders aus als die Nutzung bei Erziehenden. Während wir Eltern in Gruppen für Schule (Elternchat, wer kennt es nicht), mit der Familie oder Hobbys sind, bewegen sich unsere...