E-Book, Deutsch, Band 0164, 448 Seiten
Reihe: Julia Bestseller
Marinelli Julia Bestseller Band 164
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-0313-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0164, 448 Seiten
Reihe: Julia Bestseller
ISBN: 978-3-7337-0313-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Carol Marinelli wurde in England geboren. Gemeinsam mit ihren schottischen Eltern und den beiden Schwestern verbrachte sie viele glückliche Sommermonate in den Highlands. Nach der Schule besuchte Carol einen Sekretärinnenkurs und lernte dabei vor allem eines: Dass sie nie im Leben Sekretärin werden wollte! Also machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete fünf Jahre lang in der Notaufnahme. Doch obwohl Carol ihren Job liebte, zog es sie irgendwann unwiderstehlich in die Ferne. Gemeinsam mit ihrer Schwester reiste sie ein Jahr lang quer durch Australien - und traf dort sechs Wochen vor dem Heimflug auf den Mann ihres Lebens ... Eine sehr kostspielige Verlobungszeit folgte: Lange Briefe, lange Telefonanrufe und noch längere Flüge von England nach Australien. Bis Carol endlich den heiß ersehnten Heiratsantrag bekam und gemeinsam mit ihrem Mann nach Melbourne in Australien zog. Beflügelt von ihrer eigenen Liebesgeschichte, beschloss Carol, mit dem Schreiben romantischer Romane zu beginnen. Doch das erwies sich als gar nicht so einfach. Nacht für Nacht saß sie an ihrer Schreibmaschine und tippte eine Version nach der nächsten, wenn sie sich nicht gerade um ihr neugeborenes Baby kümmern musste. Tagsüber arbeitete sie weiterhin als Krankenschwester, kümmerte sich um den Haushalt und verschickte ihr Manuskript an verschiedene Verlage. Doch niemand schien sich für Carols romantische Geschichten zu interessieren. Bis sich eines Tages eine Lektorin von Harlequin bei ihr meldete: Ihr Roman war akzeptiert worden! Inzwischen ist Carol glückliche Mutter von drei wundervollen Kindern. Ihre Tätigkeit als Krankenschwester hat sie aufgegeben, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können. Dafür arbeiten ihre weltweit sehr beliebten ihre Heldinnen häufig im Krankenhaus. Und immer wieder findet sich unter Carols Helden ein höchst anziehender Australier, der eine junge Engländerin mitnimmt - in das Land der Liebe ...
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2. KAPITEL „Christine!“ Rico! Die Ringe ihrer Schwester in der Hand, erstarrte Christine. Ihr stockte der Atem, und sogar ihr Herz schien eine Sekunde lang auszusetzen. „Christine?“ Nun blickte sie zu ihm auf. Plötzlich raste ihr Herz. Sie hatte gehofft, dass sie nach so langer Zeit unempfänglich für seine männliche Ausstrahlung sein würde und dass sie ihm in ihrer Fantasie Attribute zugeschrieben hätte, die er in Wirklichkeit nicht besaß. Aber jetzt stellte sie fest, dass ihre Fantasie ihm nicht gerecht geworden war. Sie hatte vergessen, wie lässig elegant er wirkte mit seinem markanten Gesicht und dem pechschwarzen, erstklassig geschnittenen Haar. Das erste Grau an den Schläfen verlieh ihm etwas Distinguiertes, und in der Tiefe seiner unglaublich schwarzen Augen hätte Christine sich nur zu gern verlieren mögen. „Ich bin gekommen, so schnell ich konnte.“ Sie antwortete nicht. Dass er da war, im gleichen Raum wie sie, hatte ihr die Sprache verschlagen. So nickte sie nur und bewegte die Lippen, ohne dass ihr ein Wort entschlüpfte. „Wie lange bist du schon hier?“ „Seit fünf Uhr.“ Sie verstummte. Er sah sie erwartungsvoll an. Natürlich musste sie ihm mehr erzählen. Es war sein gutes Recht, die Tatsachen zu erfahren. „Als ich nach der Schule nach Hause kam, warteten zwei Polizisten auf mich. Sie haben mich gleich hergefahren.“ „Haben sie erzählt, wie es passiert ist?“ Christine schwieg. Ungeduldig drängte Rico auf Antwort. „Ich weiß, dass Marco und Janey einen Unfall hatten. Sie sind beide tot, Lily liegt auf der Kinderstation. Mehr hat man mir nicht gesagt.“ Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und an seinem Hals zuckte ein Muskel. Christine ahnte, wie schwer es für einen Mann wie Rico war, nicht informiert zu sein. Denn normalerweise kannte er sich aus, wusste als Erster Bescheid und behielt die Kontrolle. Diesmal dagegen tappte er im Dunkeln. Angesichts einer solchen Katastrophe konnte selbst er nichts tun, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen. „Ich habe versucht, die Ärzte und die Polizei zu sprechen, aber wer direkt mit dem Fall zu tun hatte, hat inzwischen Feierabend. Natürlich werde ich morgen früh alles von ihnen erfahren, aber im Moment wäre ich dankbar, wenn du mir berichten würdest, was du weißt.“ Er klang höflich. Als würde er mit einer Fremden sprechen. Christine versetzte es einen Stich. Vermutlich war sie genau das für ihn: eine Fremde, der er einmal kurz begegnet war. „Ja, natürlich Rico.“ Sie räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten für den Anfang. Rico sah sie so fordernd an, dass sie den Blick abwenden musste, um sich zu konzentrieren. Ihr tat der Kopf weh, und sie massierte sich die Schläfen, während sie versuchte, sich zu entspannen, damit ihr einfiel, was sie sagen sollte. „Ich muss erfahren, was passiert ist, Christine“, drängte er. „Das ist mir klar, und ich versuche, es dir zu erzählen. Aber könntest du …“ „Ich will es sofort hören!“ Ungeduldig schnippte er mit den Fingern. Christine fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Sein lauter Ton und die gebieterische Geste ließen sie zurückfahren. „Es tut mir leid, dass du als Einzige vor Ort warst, Christine. Aber ich konnte wirklich nichts dafür. Ich war bei einer Klausurtagung. Um konzentriert arbeiten zu können, hatten wir uns eingeschlossen und weder Telefon noch Handy im Konferenzraum. Sobald ich von dem Unfall erfahren habe, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht, doch ich bin erst am Flughafen aufgehalten worden und dann in einen Stau geraten. Die ganze Zeit über habe ich mir Sorgen gemacht, nach Erklärungen gesucht … Ich brauche Antworten!“ Rico verstummte und blickte Christine zum ersten Mal genauer an: ihre schockierte Miene, die verweinten Augen, ihr blasses Gesicht. „Ich kann mir vorstellen, welch einen schweren Tag du hinter dir hast, und es tut mir leid, dass du allein mit der Tragödie konfrontiert warst. Aber jetzt bin ich ja hier und kann alles in die Hand nehmen.“ „Du?“ Christine lachte verächtlich. Mit einem Mal brach sich der Ärger Bahn, der sich in ihr angestaut hatte, seit die Polizisten sie benachrichtigt hatten. Ob Rico eine Schuld traf oder nicht, war ihr in diesem Moment egal, denn er bot eine Zielscheibe für ihre Wut. Christine blitzte ihn wütend an, ihre Worte überschlugen sich, sie bebte vor Zorn. Wie konnte er es wagen, einfach hereinzuspazieren und Antworten zu fordern? Was fiel ihm ein, weit nach Mitternacht aufzutauchen und zu behaupten, er würde alles in die Hand nehmen? Dabei hatte doch sie sich ganz allein den Fragen der Polizei und der Sozialarbeiter gestellt. „Ich bin diejenige, die sich um alles gekümmert hat, Rico!“, schrie sie ihn an. „Genau wie damals, als meine Eltern umgekommen sind. Eigentlich müsste ich mich daran gewöhnt haben. Immerhin bin ich kein Neuling, wenn es darum geht, Leichen zu identifizieren und Formulare auszufüllen!“ Rico regte sich nicht. Schweigend hörte er sie an, ohne eine Miene zu verziehen. Seine Passivität schürte Christines Zorn. „Seit sieben Stunden sitze ich hier und kümmere mich um alles. Deshalb ist es ein Unding, dass du hier hereinplatzt und eine sachliche Darstellung des Hergangs von mir forderst. Und dann wagst du es auch noch, ungeduldig mit den Fingern zu schnippen, weil ich dir zu langsam bin!“ Sie hob trotzig das Kinn und sah Rico direkt in die Augen. „Ich bin weder mit dir verwandt noch deine Angestellte. Du hast kein Recht, irgendetwas von mir zu fordern. Trotzdem werde ich dir erzählen, was ich weiß. Es ist wenig genug. Aber du musst dich hinsetzen und etwas geduldiger mit mir sein.“ Eine Sekunde lang fürchtete sie, er würde sie schlagen. War sie zu weit gegangen? Rico ballte die Hände zu Fäusten, seine Augen funkelten zornig. Sicher hatten ihn die langen Stunden des Wartens während der Reise genervt. Doch nach einer Weile entspannte er die breiten, muskulösen Schultern und nickte beinahe unmerklich. Dann sah er sich in dem kleinen Raum um, als würde er seine Umgebung zum ersten Mal wahrnehmen. Schließlich setzte er sich auf den mit Kunstleder bezogenen Sessel neben Christine, fuhr sich über das kurz geschnittene Haar und sah sie an. „Ich bin so schnell wie möglich gekommen“, wiederholte er leise. Es klang beinahe, als wollte er sich entschuldigen. In diesem Moment erhaschte Christine einen kurzen Blick auf die Trauer und den Schmerz, die Rico Mancini hinter seinem gepflegten Äußeren verbarg, und sie verstand, wie schwer auch ihn der Verlust getroffen hatte. „Janey und Marco sind mittags essen gegangen“, begann Christine mit leiser Stimme. „Lily mussten sie mitnehmen, weil das Kindermädchen Jessica morgens gekündigt hatte.“ Sie schwieg gedankenvoll. Rico setzte zum Sprechen an, hielt sich dann aber zurück. Christine nickte ihm dankbar zu. Wenn er ihr genug Zeit ließ, würde sie ihm nach und nach alles erzählen. „Ich war gestern Abend noch bei ihnen, Rico“, stieß sie nach einer Weile hervor. „Du hast Marco und Janey besucht?“ Erstaunt blickte er sie an. Viele Fragen lagen ihm auf der Zunge, doch es gelang ihm, sich zurückzunehmen und es Christine zu überlassen, wann und wie sie mit ihrem Bericht fortfahren wollte. „Ich hatte gestern Elternabend in der Schule und kam erst nach neun Uhr dort weg. Weil ich nicht sofort nach Hause wollte, bin ich stattdessen zu ihnen gefahren. Ich weiß nicht, warum.“ Sie ballte die Hände im Schoß, weil sie den Schmerz sonst nicht ertragen hätte. Rico nahm ihre Hand und hielt sie fest in seiner. Nun erst gelang es Christine fortzufahren. „Ich konnte nicht länger untätig zusehen“, flüsterte sie. „Was Janey und Marco taten, ging mich nichts an. Aber um Lilys willen wollte ich endlich eingreifen.“ Rico nickte verständnisvoll. „Natürlich waren sie nicht zu Hause, also beschloss ich, auf sie zu warten und mit Jessica zu sprechen. Ich wollte wissen, ob es so schlimm stand, wie ich befürchtete. Jessica hat mir nur allzu gern ihr Herz ausgeschüttet. Sie hatte den Lebensstil von Marco und Janey gründlich satt, die wilden Partys, das Chaos, die Unruhe. Dass sie ständig ‚vergessen‘ haben, Jessica zu bezahlen, kam noch dazu. Gestern Abend hätte sie freigehabt, aber nicht zum ersten Mal sind Janey und Marco einfach ausgegangen. Und das, ohne ihr vorher Bescheid zu sagen.“ Christine blickte in ihren Schoß, wo ihre Hand in Ricos lag. Er hatte die Finger mit ihren verschränkt. Seine Finger waren lang, gebräunt und kräftig, das Handgelenk zierte eine breite Herrenarmbanduhr. Christines Hand wirkte dagegen schmal und blass. Am Zeigefinger hatte sie einen Tintenfleck, und die Fingernägel sahen weniger gepflegt aus als Ricos. „Jessica und ich haben auf Marco und Janey gewartet.“ Sie schwieg. Lange saßen Rico und Christine Hand in Hand, ehe er leise fragte: „Hat es dann Streit gegeben?“ Christine schloss fest die Augen. Es tat so weh, sich an die Szene zu erinnern. „Jessica kündigte an, dass sie am folgenden Tag ihre Stelle aufgeben würde. Sie wollte nur noch abwarten, bis Marco und Janey nüchtern genug waren, um die Verantwortung für Lily zu übernehmen. Vermutlich war Lily deshalb mit im Auto. Ich hätte erwartet, dass sie mit einem Baby im Wagen langsamer und vorsichtiger fahren würden, aber …“ „Dann hatten sie getrunken?“ Es klang eher wie eine Feststellung als eine Frage. „Ich weiß es nicht. Marco ist gefahren,...