Martin / Schmidt | Biofeedback und Neurofeedback | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 103 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Martin / Schmidt Biofeedback und Neurofeedback


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8444-2229-0
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 103 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8444-2229-0
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Biofeedback beschreibt eine technikbasierte verhaltenstherapeutische Methode, bei der objektiv messbare Biosignale erfasst und an Patientinnen und Patienten zurückgemeldet werden, um sie zur Selbstregulation von Krankheitssymptomen zu befähigen. Eingesetzt werden kann die Methode bei verschiedenen somatischen und psychischen Störungen, z. B. zur Verringerung muskulärer Verspannungen bei Schmerzstörungen, zur Verengung von Blutgefäßen bei Migräne, zur Steigerung der mit Aufmerksamkeit assoziierten Gehirnaktivität bei ADHS oder zur Verbesserung der allgemeinen Entspannungsfähigkeit.
Dieses Buch beschreibt die wissenschaftlichen und psychophysiologischen Hintergründe von Biofeedback und der spezifischen Variante des Neurofeedback, welches auf der Messung der Gehirnaktivität beruht. Neben den angenommenen Wirkmechanismen und vielfältigen Varianten des Biofeedbacks auf Basis unterschiedlicher Biosignale und Körpersysteme, z. B. Herz-Kreislauf-System, Muskelsystem, autonomes und zentrales Nervensystem, wird die zugrunde liegende Messtechnik erklärt. Zusätzlich werden der typische Aufbau von Biofeedback-Sitzungen, die zugehörige Diagnostik sowie Standardprotokolle dargestellt. Das Vorgehen wird anhand von Fallbeispielen verschiedener Störungsbilder veranschaulicht. Erläuterungen zu typischen Anwendungsproblemen sollen ebenso zum Einsatz dieser vielseitigen Methode in der therapeutischen Praxis motivieren, wie der ausführliche Überblick über die aktuelle Evidenz für Biofeedback. Das Buch ist damit eine Bereicherung für therapeutisch arbeitende Personen, die dieses auf objektiven Messungen basierende Verfahren einsetzen wollen, um ihr Behandlungsspektrum zu erweitern.

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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut_innen, Fachärzt_innen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psycholog_innen Biofeedback-Trainer_innen, Ergo- und Physiotherapeut_innen, Logopäd_innen, Rehabilitationswissenschaftler_innen, Sportwissenschaftler_innen Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


|1|1  Beschreibung
Biofeedback ist ein verhaltenstherapeutischer Behandlungsansatz, der zu den Selbstregulationsmethoden gehört. Das Neurofeedback ist eine spezifische Variante des Biofeedbacks zur Regulation der Gehirnaktivität. Seit den 1970er Jahren ist Biofeedback zur Behandlung verhaltensmedizinischer und psychischer Störungen etabliert, die mit einer spezifischen, symptomverursachenden oder -fördernden Körperaktivität einhergehen (z.?B. muskuläre Verspannungen bei Schmerzstörungen, abnorme Gehirnaktivität bei Epilepsie etc.). Grundprinzip ist die Messung, Rückmeldung und Regulation dieser physiologischen Aktivität mithilfe entsprechender technischer Geräte. Aus der Erkenntnis, dass Körperfunktionen mithilfe eines solchen Feedbacks der Biosignale veränderbar sind, wurde die Methode in den 1970er/1980er Jahre optimistisch bis euphorisch in der psychophysiologischen Forschung und klinischen Anwendung aufgegriffen. Dennoch hat Biofeedback bis heute nur punktuell Einzug in die Versorgungspraxis gefunden. Das mag beispielsweise daran liegen, dass nicht jedem Therapeuten1 z.?B. der Kosten-Nutzen-Aspekt für den Einsatz der technischen Mess- und Feedbackapparaturen sowie entsprechender Weiterbildungen ersichtlich wird. Auch in der wissenschaftlichen Biofeedback-Forschung wurden unter anderem der Mehrwert der Methode gegenüber anderen aktiven Behandlungen sowie ihre Wirkmechanismen und mögliche Placebo-Effekte kontrovers diskutiert. Demgegenüber stehen jedoch vielfältige klinische Studien und Metaanalysen, welche die gute Wirksamkeit von Biofeedback bei verschiedenen Störungsbildern belegen, insbesondere auch bei Indikationsbereichen, die anderen psychotherapeutischen Methoden schwer zugänglich sind (z.?B. Migräne oder Entleerungsstörungen). Zudem wurde Biofeedback in die Leitlinien zur Behandlung einiger somatischer und psychischer Störungen aufgenommen (z.?B. Kopfschmerz von Spannungstyp, Chronischer Rückenschmerz, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung [ADHS]). Durch die fortschreitenden technischen Entwicklungen wird Biofeedback-Equipment heute zunehmend anwenderfreundlicher und erschwinglicher, so dass es gerade in der aktuellen Forschung und Praxis ein „Revival“ erlebt. |2|Dies begünstigt Evidenznachweise und Untersuchungen neuer Anwendungsfelder mit vielversprechendem Potenzial. In diesem Buch möchten wir einen Überblick über die Methoden des Bio- und Neurofeedbacks gerade auch jenen Psychotherapeuten geben, die bisher wenig mit der Methode vertraut sind. Einführend wird beschrieben, was unter Biofeedback zu verstehen ist, bei welchen Anwendungsfeldern es sich bewährt hat und auf welchen Wirkmechanismen diese therapeutische Methode basiert. Typische Feedbackmodalitäten und die grundlegende Struktur der Biofeedback-Anwendungen werden beschrieben. Weiter vertieft wird die Anwendung von Biofeedback anhand spezifischer Anwendungsbeispiele. Die Übersicht über die Evidenz zur Wirksamkeit von Biofeedback soll helfen, entsprechende Behandlungsentscheidungen treffen zu können. Insgesamt hoffen wir, mit den Ausführungen den Einstieg in die Anwendung von Biofeedback in der klinisch-psychologischen Praxis zu fördern. Diese Methode der angewandten Psychophysiologie stellt aus unserer Sicht eine wertvolle Ergänzung zu klassischen psychotherapeutischen Methoden und ihren Indikationsgebieten dar. 1.1  Bezeichnung
Der Begriff Biofeedback setzt sich zusammen aus „Feedback“ von sogenannten „Bio“-Signalen. Damit subsumiert die Bezeichnung Biofeedback sowohl Methoden des peripherphysiologischen Feedbacks (z.?B. der Muskel- und Herz-Kreislauf-Aktivität) als auch des neurophysiologischen Feedbacks der Gehirnaktivität. Während einige Autoren bei Verwendung peripherphysiologischer Rückmeldesignale von Biofeedback und bei Verwendung neurophysiologischer Rückmeldesignale von Neurofeedback sprechen, verwenden wir in der Regel den Begriff „Biofeedback“ im Sinne des generelleren Oberbegriffs (und vermerken nur spezifisch, wenn eine Abgrenzung zwischen Bio- und Neurofeedback sinnvoll ist). Biofeedback stellt eine Methode dar, die es einer Person ermöglicht, Selbstkontrolle über körperliche Vorgänge zu erlernen. Beim Biofeedback werden körperliche Prozesse gemessen und dem Patienten als wahrnehmbares Signal zurückgemeldet. Diese Rückmeldung kann über ein visuelles, akustisches oder taktiles Feedback geschehen, wobei sich die Modalitäten auch kombinieren lassen. Für die Messung werden geeignete Messfühler, Signalverstärker und Computerprogramme genutzt. Bereits kleine Veränderungen des gemessenen Signals in die jeweils erwünschte Richtung werden erfasst und verstärkt. Beispielsweise wird das Ansteigen der Hauttemperatur einer Person, als messbares Zeichen einer Entspannungsreaktion, während eines Entspannungstrainings mit einer proportional immer leiser werdenden Tonfolge „hörbar“ oder über eine visuell präsentierte ansteigende Kurve „sichtbar“ |3|gemacht. Zusammenhänge zwischen Veränderungen der rückgemeldeten physiologischen Vorgänge und somatischen oder mentalen Begleiterscheinungen können hergestellt werden, indem die Messwerte kontinuierlich aufgenommen und nahezu verzögerungsfrei zurückgemeldet werden. Zu den zurückgemeldeten Körpersignalen zählen autonome Maße, wie z.?B. Hauttemperatur, Herzfrequenz, Blutdruck und elektrodermale Aktivität, aber auch elektromyographische Signale (EMG) und zentralnervöse Parameter, sind erfassbar, beispielsweise über die Elektroenzephalographie (EEG). Über diese Feedbackanordnung wird wiederholt sichtbar gemacht, wenn eine Veränderung im Verhalten oder Erleben der Person eine Veränderung in den Biosignalen und damit der gemessenen körperlichen Aktivität bewirkt. Der Patient kann so die Wirksamkeit seiner eigenen Strategien zur Veränderung nachvollziehen und so Kontrolle über seine Körperaktivität erwerben. Die Kontrolle über körperliche bzw. physiologische Funktionen wird zunächst mithilfe des zurückgemeldeten Signals erworben. Ziel ist es jedoch, dass die Person diese Selbstkontrolle auch ohne das Feedback und ohne externe Instrumente ausüben bzw. aufrechterhalten kann, um damit ihre Beschwerden direkt (z.?B. Blutdrucksenkung bei Hypertonie) oder indirekt (z.?B. durch Förderung genereller Entspannungsfähigkeit) zu verbessern. Eine klassische Anordnung ist in Abbildung 1 dargestellt. Anmerkung: (1) Im ersten Schritt werden die gewählten Biosignale über Sensoren/Elektroden erfasst und an ein Biofeedback-Gerät geleitet. (2) Die Signale werden in einen Feedback-Parameter umgerechnet, (3) der dem Patienten in Echtzeit zurückgemeldet werden kann. In diesem Beispiel erfolgt die Rückmeldung in Form einer Strandanimation (rauschende Wellen), die stoppt, wenn das Feedbacksignal einen festgesetzten Grenzwert überschreitet. Dieser wird dem Patienten ebenfalls als Balkendiagramm mit einer Regulationsanweisung präsentiert (links). (4) Durch das Feedback erhält der Patient die Möglichkeit, seine Körperaktivität bewusst oder unbewusst zu verändern und wird dabei durch das Feedback bestärkt. |4|Merke Das Grundprinzip von Biofeedback besteht in der Erfassung von körperlichen Vorgängen und deren kontinuierlicher und nahezu verzögerungsfreier Rückmeldung in Form von wahrnehmbaren (zumeist visuellen oder akustischen) Signalen. Biofeedback ermöglicht es, Kontrolle über bestimmte körperliche Vorgänge zu erlernen. Ziel ist immer die Selbstkontrolle ohne apparative Hilfen. Fallbeispiel: Frau K. – Kopfschmerzen Die 24-jährige Patientin Frau K. berichtete zu Therapiebeginn unter sehr häufigen Kopfschmerzepisoden zu leiden, die zwar in ihrer Intensität schwankten (auf einer numerischen Schmerzratingskala von 0 bis 10 durchschnittlich bei 5, in ihren Spitzen bis zu 8), sie jedoch aufgrund der Häufigkeit (durchschnittlich 1 Episode pro Woche) und deren Dauer (bis zu 3 Tagen) erheblich in den Alltagsfunktionen behinderten. Zwischenzeitlich sei sie sehr verzweifelt, da sie aufgrund akuter Schmerzen auch oftmals von den Kursen ihres Lehramtsstudiums fernbliebe und Angst habe, das Studium am...



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