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E-Book, Deutsch, 624 Seiten
Reihe: eBundle
McCabe Die Chase-Schwestern - 3-teilige historische Miniserie
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3710-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 624 Seiten
Reihe: eBundle
ISBN: 978-3-7515-3710-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Miniserie von Amanda McCabe
BETÖREND WIE DER DUFT DER LILIEN
Der Liliendieb hat erneut zugeschlagen: Wieder hat er eine antike griechische Kostbarkeit aus einem Stadtpalais entwendet und nichts als eine weiße Lilie hinterlassen! Londons feine Gesellschaft steht vor einem Rätsel - nur die hübsche Calliope hat einen Verdacht: Cameron de Vere, Earl of Westwood. Doch warum sollte der wohlhabende attraktive Lord Antiquitäten stehlen? Beherzt beschließt Calliope, der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Suche beginnt auf einer Hausparty - wo Cameron sie mit einem Kuss betört und sie auf den Olymp der Zärtlichkeit entführt ...
FASZINIEREND WIE DER KUSS DES HERZOGS
Was geschieht in der antiken Villa, wenn bei Sizilien die Sonne im Meer versinkt? Clios Neugierde ist größer, als es sich für eine junge englische Lady in der Sommerfrische geziemt! Abenteuerlustig beschließt sie, den Gerüchten auf die Spur zu kommen, nach denen Räuber einen Schatz in dem alten Gemäuer suchen - und läuft dabei Edward Radcliffe, Herzog von Averton, in die Arme: dem Mann, der sie schon so lange fasziniert - und dem sie nie zu vertrauen wagte. Und selbst als er sie heiß küsst, fragt sie sich, ob sie ihr Herz einem Helden oder einem Schurken schenkt ...
DAS GEHEIMNIS DES ITALIENISCHEN GRAFEN
An Verehrern mangelt es der betörenden Thalia Chase nicht. Doch die junge Schönheit hat ihr Herz schon vergeben. Seit sie dem geheimnisvollen Marco, Conte di Fabrizzi, auf Sizilien begegnet ist, verzehrt sie sich nach seinen zärtlichen Küssen. Wieso nur muss sie ausgerechnet jetzt nach England zu ihrer Schwester zurückkehren? Verzweifelt fragt sie sich: Wird sie Marco jemals wiedersehen? Umso schockierter ist sie, als er überraschend in Bath auftaucht - in Begleitung einer berüchtigten Kunstdiebin! Was verbirgt er vor ihr? Ist sie etwa auf einen Schwindler hereingefallen?
Amanda McCabe schrieb ihren ersten romantischen Roman - ein gewaltiges Epos, in den Hauptrollen ihre Freunde - im Alter von sechzehn Jahren heimlich in den Mathematikstunden. Seitdem hatte sie mit Algebra nicht mehr viel am Hut, aber ihre Werke waren nominiert für zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den RITA Award. Mit einer Menagerie von zwei Katzen, einem Mops und einem dickköpfigen Zwergpudel, lebt sie in Oklahoma. Sie nimmt Tanzunterricht, sammelt kitschige Reiseandenken und schaut sich gerne Kochsendungen an, obwohl sie gar nicht selber kocht.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
„Hiermit erkläre ich die Sitzung der Gesellschaft der kunstverständigen Damen für eröffnet.“ Calliope Chase klopfte mit ihrem Hämmerchen auf den Tisch. „Miss Clio Chase, unsere Schriftführerin, wird das Protokoll anfertigen.“
Peu à peu wurden alle Teetassen und Kuchenteller abgestellt, und die Mitglieder der Gesellschaft schenkten ihrer Gründerin und Präsidentin ihre Aufmerksamkeit. Wie um die frostige Düsternis der letzten Nacht vergessen zu machen, fiel warmes Sonnenlicht durch die hohen Fenster in den Salon des Chase’schen Stadthauses und brachte die pastellfarbenen Kleider der anwesenden Damen zum Leuchten. Nichts in dem elegant eingerichteten Zimmer fiel aus dem Rahmen: die luftigen Sitzgruppen aus Stühlen und kleinen Sofas, auf denen die Gäste Platz genommen hatten, das Teeservice, das Silber, die aufmerksamen Hausmädchen im Hintergrund, die sanften Mozartklänge des Pianofortes in der Ecke – alles stilvoll und angemessen.
Alles bis auf die Statue. Hinter Calliope stand ein marmorner Apoll auf seinem Postament, ein anatomisch vollkommener und gänzlich nackter Apoll. Aber im Haus eines bekannten Altertumsforschers wie Sir Walter Chase, der seine neun Töchter nach den griechischen Musen benannt hatte, war dies nicht weiter verwunderlich. In diesem Umfeld konnten sie nach Herzenslust ihren nicht immer ganz damenhaften Interessen nachgehen.
Calliope, mit 21 Jahren die älteste der Chase-Musen, war ein gutes Beispiel. Das schwarze Haar, die braunen Augen und die makellose helle Haut hatte sie von ihrer verstorbenen französischen Mutter geerbt, und ihre Schönheit hatte – im Verbund mit dem Chase’schen Vermögen – etliche begehrte Junggesellen angelockt. Doch sie hatte allen Verehrern die kalte Schulter gezeigt, da diese sich nicht für die Antike interessierten, und ihr Vater war ganz ihrer Meinung gewesen: Banausen kamen für die Chase-Musen einfach nicht in Frage.
Sie gab auch nicht viel um Mode oder Tanzen oder Kartenspiel und verbrachte ihre Zeit lieber mit der Lektüre oder im gelehrten Gespräch mit Gleichgesinnten.
Vor allem deshalb hatte sie die Gesellschaft der kunstverständigen Damen gegründet: damit ihre Schwestern und sie sich mit anderen Frauen austauschen konnten, die mehr als Kleiderstoffe und Hüte im Kopf hatten. „Wir sind doch sicher nicht die einzigen Wesen in London“, hatte sie ihrer Schwester Klio erklärt, „die am liebsten ihre Bücher zu Almack’s mitnehmen würden, um sich die Langeweile zu vertreiben.“
Und da saßen sie nun. Zu den Mitgliedern zählten neben den drei ältesten Chase-Töchtern zwei ihrer Freundinnen; die sechs jüngeren Schwestern gingen noch zur Schule und hatten daher erst Kandidatinnenstatus. Es gab auch eine Warteliste, aber Calliope hatte den Verdacht, dass die meisten der jungen Damen nur einen Blick auf den Apoll werfen wollten. Während der Saison trafen sie sich einmal in der Woche zu Gesprächen über Geschichte, Literatur, Kunst und Musik. Oft besorgte ihr Vater ihnen einen Gastredner, oder ein Maler stellte sein Werk vor. Manchmal blieben sie unter sich und redeten über ein Buch, das sie gelesen, oder eine Oper, die sie gehört hatten, oder die musikverliebte Thalia, die dritte Chase-Tochter, intonierte ein skandalös leidenschaftliches Beethovenstück.
Heute jedoch gab es etwas Ernstes zu besprechen, und als die anderen Calliope in ihrem weißen Musselinkleid so steif und aufrecht dasitzen sahen, verstummten sie prompt. Sogar Thalia nahm die Finger von den Tasten des Pianos und wandte sich ihrer Schwester zu.
Calliope hielt ein Exemplar der Post hoch, um auf eine Schlagzeile aufmerksam zu machen: Der Liliendieb ist wieder da!
„Es ist etliche Wochen her, dass dieser Verbrecher zuletzt zugeschlagen hat“, sagte sie. Zwar sprach sie leise, aber die Röte ihrer Wangen verriet den anderen, wie wütend sie war. Sie hatte gehofft, der Liliendieb sei ebenso in der Versenkung verschwunden wie so viele andere kurzlebige Gesellschaftsskandale: Zwei Tage helle Aufregung, dann musste ein neues Thema her, ein durchgebranntes Pärchen oder eine Affäre. „Vermutlich hatte er Angst, dass seine Missetaten in Vergessenheit geraten.“
Klio blickte von ihren Notizen auf, und über ihrem vergoldeten Brillengestell wurde eine rotbraune Braue sichtbar. Doch sie sagte nichts und schrieb weiter. Es war Lady Emmeline Saunders, die das Schweigen brach. „Vielleicht hat der Liliendieb aber auch ehrenhafte Motive.“
„Ehrenhaft wie Profitgier?“, rief Thalia vom Piano herüber. Mit ihren glänzenden, goldenen Locken wirkte sie sehr weiblich, aber sie hatte das Herz eines Gladiators, was sie oft genug in die Bredouille brachte. „Der Verkauf der Euphronios-Amphore von Lord Egermont und der Bastet-Statue der Clives muss ihm ein hübsches Sümmchen eingebracht haben.“
„Antiquitäten sind nicht nur finanziell wertvoll“, warf Clio leise ein. „Auch wenn ihre Besitzer das offenbar vergessen haben.“
„Natürlich sind solche Kunstwerke unersetzlich“, sagte Calliope. „Das macht die Taten des Liliendiebs umso niederträchtiger. Wer weiß, wohin die Stücke verschwunden sind und ob man sie je wieder sehen wird? Vielleicht sind sie für die Forschung für immer verloren.“
Clio beugte sich wieder über ihre Mitschrift und murmelte so leise, dass nur Calliope es hören konnte: „Als ob in Lady Tenbrays Bibliothek je geforscht worden wäre.“
„Der Liliendieb stiehlt nicht einfach Geld oder irgendwelche austauschbaren Diamanten wie normale Einbrecher. Er stiehlt Geschichte.“
Die anderen Mitglieder warfen sich ratlose Blicke zu. Schließlich hob wiederum Emmeline die Hand. „Was sollen wir tun, Calliope? Sollten wir einen Dozenten aus Cambridge zu einem Vortrag über Kunstdiebstahl einladen?“
„Oder über Grabräuberei!“, rief die leicht erregbare Miss Charlotte Price, das jüngste Mitglied der Gesellschaft. Sie hatte eine Vorliebe für Schundromane. Ihr Vater war mit Sir Walter Chase befreundet und hoffte, die Gesellschaft werde ihren Horizont erweitern. Bislang war davon nichts zu spüren, aber er gab die Hoffnung nicht auf. „In ‚Die Rache des Barons‘ geht es um einen verfluchten Grabräuber …“
„Das wäre eine Möglichkeit.“ Geschickt nutzte Calliope Lottys Atempause, um einer ausufernden Zusammenfassung zuvorzukommen. „Aber mir schwebt etwas wesentlich … Ambitionierteres vor.“
„Ambitionierter?“, fragten die anderen im Chor.
„Ja.“ Calliope legte die Hände flach auf den Tisch und beugte sich vor. „Wir werden den Liliendieb fangen.“
Seufzer und Rufe stiegen zur Stuckdecke empor.
Charlotte wirkte begeistert. „Genau wie in ‚Die Verwünschung der Lady Arabella‘!“
„Wir werden Amateurdetektive?“ Thalia klatschte in die Hände. „Großartig!“
„Genau“, fiel Emmeline ein. „Gelehrsamkeit ist schön und gut, aber manchmal muss man einfach handeln.“
Clios Federhalter schwebte über dem Papier, und sie hatte die Brauen zusammengezogen. „Wie soll uns das gelingen, Calliope? Selbst die Bow Street Runners haben den Liliendieb nicht aufgespürt.“
So genau wusste Calliope das auch nicht. Die Idee war ihr erst beim Frühstück gekommen, als sie sich bei der Zeitungslektüre in einen gerechten Zorn über diesen unverfrorenen Missetäter hineingesteigert hatte. Sie stellte sich vor, dass sie alle als Angehörige der besseren Gesellschaft sich freier und unauffälliger in den Sammlerkreisen bewegen konnten als diese Ermittler. Sie konnten zuhören und beobachten, ohne Argwohn zu wecken, und den Schurken vielleicht sogar auf frischer Tat ertappen.
Denn sie war sich sicher, dass der Dieb zur Londoner Gesellschaft gehörte – schließlich kannte er die Domizile und die gesellschaftlichen Termine der Lords und Ladies. Aber wie sollten sie die Suche angehen?
„Ich schlage vor, dass wir mit dem etruskischen Diadem anfangen, das gestern Abend gestohlen wurde. War jemand von euch auf Lady Tenbrays Soiree?“ Clio und Thalia waren zu Hause geblieben und hatten gelesen, und Calliope selbst war lieber mit ihrem Vater ins Theater gegangen. Macbeth war ihr spannender erschienen als dieser Ball. Hätte sie doch nur geahnt, dass der Liliendieb erneut zuschlagen würde!
Wieder hob Emmeline die Hand. „Ich war dort, habe aber nichts Besonderes bemerkt.“
„Hat sich niemand auffällig benommen?“, hakte Calliope nach.
„Nur Freddie Mountbank“, sagte Emmeline und seufzte. „Aber was will man erwarten? Es wäre verdächtiger gewesen, wenn er sich nicht danebenbenommen hätte.“
Die Damen kicherten. Der arme junge Mr. Mountbank war ernsthaft in Emmeline verliebt, hatte indes die unglückliche Neigung, laut zu fluchen, wenn er die Nerven verlor – und die Nähe einer Dame machte ihn immer nervös. So mancher Kontertanz musste vorzeitig beendet werden, weil er die Teilnehmer von den Füßen gerissen hatte. Mr. Mountbank schied als Liliendieb aus – wenn er nicht ganz besonders gerissen war und sich geschickt verstellte, was ihm jedoch niemand zutraute.
„Es war sehr voll“, fuhr Emmeline bedauernd fort. „Und da Mutter darauf bestand, dass ich mit Mr. Mountbank tanze, war ich vollauf damit beschäftigt, ihm zu entwischen.“
Sogar...