Meißner / Jenner / Walton | Phantastische Einblicke | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 315 Seiten

Meißner / Jenner / Walton Phantastische Einblicke

Golkonda | Memoranda 2018: Die Leseproben

E-Book, Deutsch, 315 Seiten

ISBN: 978-3-946503-74-3
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wollen Sie die Gegenwart überschreiten und einen Blick in die Zukunft werfen, die Golkonda und Memoranda für Sie bereit halten? Stürzen Sie sich in das nächste Prognosticon, das Hiob Montag bevorsteht; wägen Sie mit Otmar Jenner ab, welche Folgen ein ewiges Leben auf die Gesellschaft haben könnte; besuchen Sie in einer außergewöhnlichen Weltraum-Operette von Erik Simon & Angela und Karlheinz Steinmüller den Trödelmond Toliman; durchforsten Sie mit Hellboy den Horror eines paranormalen Nebels.
Mit exklusiven Leseproben erhalten Sie phantastische Einblicke in das Programm 2018 des Golkonda Verlags und dessen Imprint Memoranda.

Dieses kostenlose E-Book enthält Leseproben zu:

"Der Älteste" von Otmar Jenner
"Hiobs Spiel 4: Weltmeister" von Tobias O. Meißner
"Der Tag der Lerche" von Jo Walton
"Hap & Leonard: Die Storys" von Joe R. Lansdale
"Captain Future 06: Sternenstraße zum Ruhm" von Edmond Hamilton
"H. P. Lovecraft: Leben und Werk" von S. T. Joshi
"Der Himmel auf dem Mars" von Ray Bradbury (enthalten in "Science Fiction Hall of Fame – Die besten Storys 1948-1963" von Robert Silverberg (Hrsg.))
"Der vor dem Zaubrer flieht" von Peter Crowther (enthalten in "Hellboy 2: Eine offene Rechnung" von Mike Mignola & Christopher Golden)
"Kane 3: Herrin der Schatten" von Karl Edward Wagner
"Die Wurmloch-Odyssee" von Erik Simon & Angela und Karlheinz Steinmüller
"Die Hugo Awards 2001 – 2017" von Hardy Kettlitz
"SF Personality 26: Robert Silverberg – Zeiten der Wandlung" von Uwe Anton
"Fortschritt und Fiasko – Die ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction" von Hans Frey
"Die Überschreitung der Gegenwart – Science Fiction als evolutionäre Spekulation" von Wolfgang Neuhaus
Meißner / Jenner / Walton Phantastische Einblicke jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


"Der Älteste" von Otmar Jenner
"Hiobs Spiel 4: Weltmeister" von Tobias O. Meißner
"Der Tag der Lerche" von Jo Walton
"Hap & Leonard: Die Storys" von Joe R. Lansdale
"Captain Future 06: Sternenstraße zum Ruhm" von Edmond Hamilton
"H. P. Lovecraft: Leben und Werk" von S. T. Joshi
"Der Himmel auf dem Mars" von Ray Bradbury (enthalten in "Science Fiction Hall of Fame – Die besten Storys 1948-1963" von Robert Silverberg (Hrsg.))
"Der vor dem Zaubrer flieht" von Peter Crowther (enthalten in "Hellboy 2: Eine offene Rechnung" von Mike Mignola & Christopher Golden)
"Kane 3: Herrin der Schatten" von Karl Edward Wagner
Dieses kostenlose E-Book enthält Leseproben zu:

"Die Wurmloch-Odyssee" von Erik Simon & Angela und Karlheinz Steinmüller
"Die Hugo Awards 2001 – 2017" von Hardy Kettlitz
"SF Personality 26: Robert Silverberg – Zeiten der Wandlung" von Uwe Anton
"Fortschritt und Fiasko – Die ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction" von Hans Frey
"Die Überschreitung der Gegenwart – Science Fiction als evolutionäre Spekulation" von Wolfgang Neuhaus


Auszug aus Kapitel 5 Fünfhundert? 500! Ein Mensch diesen Alters musste in seinem Leben schon viele Geburtsurkunden gefälscht haben, denn anders wäre wohl nicht zu erklären, warum er erst dieser Tage gefunden worden war. Einhundert, der Eintritt ins Reich der Dreistelligkeit, bisher umweht vom Hauch der Ewigkeit, schien mit seiner Existenz wie zurückgeworfen in die Zeit der Adoleszenz. Die Ältesten der Alten – auf einmal wirkten sie jung verblüht. Doch so weit war ich mit meinen Gedanken noch nicht, als ich an jenem trüben Berliner Morgen in einem Café sitzend Veroux aus der Hand legte und die Zeitung des Tages las. Vor einigen Tagen hatte ich Johannes Elmang wiedergetroffen, mit 87 angeblich Berlins ältester Partyraver. Elmang stand am U-Bahnhof Kottbusser Tor am Gleis der U1 in Richtung Uhlandstraße und trat wegen der Kälte von einem Bein aufs andere. Wie immer trug er hautenge Röhrenhosen, dazu Schnürstiefel mit Budapester-Nähten und einen dunkelbraunen Ledermantel, allerdings nicht zugeknöpft, weswegen das oliv-grünblau karierte Sakko aus Harris-Tweed, das er darunter trug, sichtbar war, sowie eine pink-blau-schwarz gestreifte Fliege zu einem lila Hemd, kaum verdeckt von einem hellgrauen Schal. »Ahoi, Elmang«, begrüßte ich ihn. Er nickte anstelle einer Antwort und drehte sich würdevoll einmal um die eigene Achse. Dann fuhr auch schon der Zug ein, und Elmang entschwand in einem Abteil. Weil ich in die Gegenrichtung musste, mein Zug aber erst in einer Minute kam, blieb ich auf seiner Seite des Bahnsteigs stehen, sah, wie er sich setzte und sofort von einer Gruppe junger, hübscher Mädchen angesprochen wurde. Man konnte neidisch werden bei dem Erfolg eines solchen Auftritts. Vor einigen Monaten hatte ihm das eine Einladung für Modeaufnahmen in Japan eingebracht und den Ruf des coolsten Alten aller Zeiten. Elmang ließ sich mehrfach in den Klubs »Burgschein« und »Le Mal« blicken und wurde regelmäßig im »Queen Victoria« beim Tanzen gesehen. Während der Zug anfuhr, sah ich, wie eines der Mädchen, eine dunkelhaarige Schönheit, Elmang einen Stift und ein Stück Papier reichte, woraufhin er mit sichtlich erfreutem Gesichtsausdruck etwas daraufschrieb – wahrscheinlich eine Widmung und sein Autogramm. Ich gönnte ihm diesen späten Ruhm. Was sollte ich Johannes Elmang sagen, wenn ich ihn das nächste Mal traf? Vielleicht: He, Mann, nach dem jetzigen Stand der Gerontologie bist du gerade mitten in der Pubertät. Er wandte sich in die Richtung, in der die Alfalfa liegen sollte, musste aber die Abzweigung, die man ihm genannt hatte, verpasst haben, denn er landete in einer ungewöhnlich breit angelegten Sackgasse mit Geschäften zu beiden Seiten. Rechts wies das sehr aufwändig gemalte Bild einer dunklen Schönheit in einem rotweißen Rüschenkleid mit wehenden Haaren und Kastagnetten in beiden Händen auf den Eingang zu einem Geschäft für Folkloreartikel. Der Laden schräg gegenüber wirkte dagegen heruntergekommen und irgendwie abstoßend, hatte aber den eigenartigen Namen »Matteo Perlheims Fantasie-Store«. Erst wollte er sich abwenden, überlegte es sich aber dann anders. »Sie«, sagte er mit lauter Stimme, während er den Laden betrat und auf den Mann zusteuerte, der genauso mächtig wirkte wie der Schreibtisch, an dem er saß, »Sie müssen Matteo Perlheim sein.« »Sie sagen es«, antwortete der Mann und hob seinen dicken Kopf mit einer solchen zeitlupenartigen Langsamkeit, dass er das Geschäft wieder verlassen hätte, wenn das Plakat im Rücken des Mannes nicht gewesen wäre. »I teech yo whatewer yo wont«, stand dort. »Sie können mir also alles beibringen? Mich lehren, was auch immer ich lernen will?«, fragte er daher den Mann. »Sí«, brummte der daraufhin. »Was Sie geschrieben haben, da oben«, er zeigte auf das Plakat, »ist aber falsches Englisch. Wenn Sie es selbst nicht beherrschen, wie könnten Sie mir richtiges beibringen, falls ich das von Ihnen verlangen wollte?« Der Mann kniff sein linkes Auge zu und blickte den Besucher mit dem rechten an, während er sich mit beiden Händen vom Schreibtisch in eine stehende Haltung wuchtete und dabei mit einem seltsamen Schwanken in der Stimme fragte: »Spüren Sie es?« »Was meinen Sie?«, erwiderte er, lauter, als er es beabsichtigt hatte. »Schauen Sie auf die Straße«, kommandierte Kneifauge daraufhin. Doch konnte er dort draußen beim besten Willen nichts Besonderes entdecken. Eine Möwe pickte am Boden. Eine zweite hockte auf einem Mauervorsprung und sah der ersten zu. Ein trostloser Anblick. »Was meinen Sie?«, wiederholte er ungeduldig. »Es hat begonnen«, sagte der Mann mit einer ungewöhnlich tiefen und wohlklingenden Stimme. »Die Ankündigung.« »Verstehe«, sagte er nun, um irgendetwas zu sagen und sein Gegenüber nicht zu verärgern, denn er hatte ja eine Frage, auf die er eine Antwort suchte. Möglich, dass dieser seltsame Mensch in diesem seltsamen Geschäft sie kannte. Oder ihn darin unterrichteten könnte, wie der Älteste am besten zu finden war. Er wandte sich wieder zu Matteo Perlheim um, der sich mit seinen fetten Armen und der angesammelten Masse menschlichen Phlegmas auf die Tischkante stützte. Doch der Dicke ließ den Kopf auf die Brust sinken und sah vor sich auf den Boden. Mit seiner Geduld am Ende, wollte er schon den Laden verlassen, als er erneut die Stimme des Inhabers hörte. »Der Wind atmet, was die Leute noch nicht wissen«, sang der Mann hinter seinem Rücken. »Das ist das revolutionäre Pathos.« »Was Sie nicht sagen.« Erstaunt blickte er sich nochmals zu dem Mann um. Der stand jetzt vollständig aufrecht, hatte nun sein rechtes Auge zugekniffen und stattdessen das linke aufgerissen. Mit dem linken hatte er einen Blick, der irgendwie lodernd und irre wirkte. »Schauen Sie genau her«, befahl der Mann und hob die linke Hand mit dem ausgestreckten, sehr dicken Zeigefinger. »Schauen Sie auf meinen Finger.« Er begann die Hand vor dem Gesicht des Besuchers zu bewegen. Hin und her. Schneller. Und noch schneller. Und dann fand er sich draußen auf der Straße wieder. Im ersten Moment hatte er keinen weiteren Gedanken, sondern fühlte sich geradezu umhüllt und durchdrungen von der Verblüffung, plötzlich in der Sackgasse vor dem Laden zu stehen. Der Gedanke klebte an ihm und wollte ihn eine gefühlte Ewigkeit lang nicht loslassen. Doch dann fegte ein Luftzug durch die Gasse und blies auch in seinem Kopf etwas frei – und er dachte einen zweiten Gedanken. Warum hatte er den Ladeninhaber weder nach dem Ältesten gefragt noch ihm den abfotografierten Zeitungsartikel auf dem Handy gezeigt? »Wie dumm ist das denn?«, dachte er laut und versuchte, dies gleichzeitig auch leise zu sagen. Aber es wurde ein stiller Gedanke und ein lautloses Flüstern daraus. Minutenlang rang er mit sich selbst. Der Laden war inzwischen dunkel. Wahrscheinlich hatte Perlheim das Licht gelöscht und vorzeitig geschlossen. Er nahm sich vor, morgen zu entscheiden, ob er wiederkommen und den Inhaber zur Rede stellen wollte, unterdrückte aufkommenden Ärger, zog schließlich sein Portemonnaie mit dem darin gefalteten Original aus der Hosentasche und entnahm den Ausschnitt. Vielleicht mit dem unbewussten Impuls, die Wahrhaftigkeit des darin Beschriebenen mit den Händen fühlen zu wollen. Anschließend stand er noch einige Minuten an eine Hauswand gelehnt neben dem Geschäft herum und dachte absolut gar nichts. Er, der auch ich ist. »Geboren am 4. März 1517 in Cádiz, männlich, lebendig, ein medizinisches Wunder.« Am selben Tag, einem Montag, erfuhr ich aus dem Internet, war Hernández de Córdoba von Kuba aus losgesegelt, um auf der Insel Guanaja vor Honduras Sklaven für die spanische Krone zu fangen. Die Seite mit dem Impressum der Zeitung hatte sich dann auch noch angefunden. Den Chefredakteur kannte ich nicht, dafür seine Stellvertreterin, Hannelore von Noretzki, meine ehemalige Kollegin, die ich einige Wochen lang auch nach der Arbeit getroffen hatte. »Ah, Meerzen, lange nichts von dir gehört«, hatte Noretzki gesagt, als ich mich vor einigen Wochen schließlich überwunden hatte, sie anzurufen. »¡Hola, Hanne«, grüßte ich zurück. »Wie läuft’s?« »In die falsche Richtung.« Stille am anderen Ende der Leitung. »Gestern wurde eine Kollegin nicht weit vom Eingang erstochen. Deshalb und wegen möglicher Anschläge haben sie an der Pforte Kontrollen wie am Flughafen installiert.« »Die Inghimasi?« »Wie die Termiten«, erwiderte sie. »Stürzen sich für die Gruppe ins Feuer oder … Bombe, boom, puff, Brücke ins Himmelreich. Hat was Heroisches und Verlorenes zugleich.« »Schlimm, das«, sagte ich. »Kapitaler Mist, das«, sagte sie. Ich hörte es zweimal in der Leitung krachen, bevor sie weitersprach. »Aber, ganz ehrlich, dir kann ich das ja sagen. Diese Stimmung hält mich irgendwie am Leben. Ich habe Angst, mich in Bedeutungslosigkeit und Langeweile aufzulösen.« Ich verstand nicht so recht, was sie meinte, wollte aber auch nicht unhöflich sein und fragte deshalb weiter: »Und der Verlag?« »Katastrophe. Die erste Entlassungswelle hat mich verschont, die zweite einige gute Kollegen aus dem Haus geschossen. Otmar Jenner, mit dem du ja auch gearbeitet hast, ist aber schon vorher gegangen. Ja, die Einschläge kommen näher. Vor der dritten Welle haben sie mir einen Auflösungsvertrag angeboten, um die Sache gütlich zu regeln. Ich habe mich geweigert, einen Anwalt genommen und konnte bleiben. Nun, o Wunder, bin ich...


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