Mignola / Wilson / Hautala Hellboy 1 - Medusas Rache
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-942396-57-8
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 300 Seiten
Reihe: Hellboy
ISBN: 978-3-942396-57-8
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
1994 erblickte Hellboy zum ersten Mal das Licht einer Comicseite und entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem phänomenalen Erfolg, der 2004 und 2008 mit den Kinofilmen von Starregisseur Guillermo del Toro seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Im Dezember 1999 wiederum erschien der erste von inzwischen drei Sammelbänden mit Hellboy-Geschichten, die bisher nur auf Englisch erhältlich sind. Dem wollen wir nun abhelfen, denn ob im Comic, auf der Leinwand oder in Form des gedruckten Wortes niemand erlebt so faszinierende, so unheimliche, so abgefahrene Abenteuer wie Hellboy!
Einige der besten Phantastik-Autoren der angloamerikanischen Szene haben zur Feder gegriffen, um dem roten Riesen die Ehre zu erweisen. Jede Erzählung ist mit einer ganzseitigen Illustration von Hellboy-Schöpfer Mike Mignola versehen ein Augenschmaus für Kenner und ein Muss für jeden Sammler.
Herausgegeben von Christopher Golden
Mike Mignola, 'Einleitung'
Grahan Wilson, 'Cartoon'
Yvonne Navarro, 'Medusas Rache
Stephen R. Bissette, 'Puzzle'
Philip Nutman, 'Eine Mutter weint um Mitternacht'
Greg Rucka, 'Versicherungen'
Nancy Holder, 'Folie à Deux'
Craig Shaw Gardner, 'Dämonenpolitik'
Nancy A. Collins, 'Ein grimmiges Märchen'
Rick Hautala & Jim Connolly, 'Die Vogelscheuche'
Chet Williamson, 'Wo ihr Feuer nicht erlischt'
Max Allan Collins, 'Ich bekam Bigfoots Baby'
Christopher Golden & Mike Mignola, 'Der Nuckelavee'
Matthew J. Costello, 'Eine Nacht am Strand'
Poppy Z. Brite, 'Brenn, Baby, brenn'
Brian Hodge, 'Weit reichte sein Ruhm'
Christopher Golden, Jahrgang 1967, ist der Autor zahlreicher, vor allem phantastischer Romane. Er unternimmt immer wieder Ausflüge in die Welten anderer Schöpfer, und so hat er u.a. Bücher zu Buffy, Battlestar Galactica und den X-Men verfasst. Hellboy-Fans sei vor allem der wunderschön ausgestattete Band Baltimore ans Herz gelegt, den Mike Mignola illustriert hat.
Mike Mignola, Jahrgang 1960, ist einer der ganz großen Stars der US-amerikanischen Comicszene. Neben seinem Welterfolg Hellboy arbeitete er auch an Filmen wie Bram Stoker' Dracula und Atlantis Das Geheimnis der verlorenen Stadt mit. Alan Moore hat Mignolas Stil als 'eine Mischung aus deutschem Expressionismus und Jack Kirby' bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum erscheint sein Comic-Werk bei Cross Cult.
Weitere Infos & Material
Mike Mignola, "Einleitung"
Grahan Wilson, "Cartoon"
Yvonne Navarro, "Medusas Rache
Stephen R. Bissette, "Puzzle"
Philip Nutman, "Eine Mutter weint um Mitternacht"
Greg Rucka, "Versicherungen"
Nancy Holder, "Folie à Deux"
Craig Shaw Gardner, "Dämonenpolitik"
Nancy A. Collins, "Ein grimmiges Märchen"
Rick Hautala & Jim Connolly, "Die Vogelscheuche"
Chet Williamson, "Wo ihr Feuer nicht erlischt"
Max Allan Collins, "Ich bekam Bigfoots Baby"
Christopher Golden & Mike Mignola, "Der Nuckelavee"
Matthew J. Costello, "Eine Nacht am Strand"
Poppy Z. Brite, "Brenn, Baby, brenn"
Brian Hodge, "Weit reichte sein Ruhm"
MEDUSAS RACHE Yvonne Navarro Aufgrund der großen Gefahr, die mit dem Fall verbunden war, hatte Hellboy sich entschieden, die Sache alleine anzupacken. Das bereute er jetzt. Er brauchte keine Hilfe bei der Recherche, er brauchte auch niemanden, der ihm mit weiteren übernatürlichen Kräften zur Seite stand – zumindest noch nicht. Aber er sehnte sich danach, jemanden an dem teilhaben zu lassen, was sich vor ihm ausbreitete. Er sehnte sich nach Anastasia. Denn unter ihm erstreckte sich das Paradies. Hellboy war viel in der Welt herumgekommen und hatte mehr Sehenswürdigkeiten, Länder und Schönheiten erblickt, als er wahrscheinlich zu würdigen wusste. Aber damit ließ sich nichts vergleichen. Er stand auf dem höchsten Punkt seiner Umgebung; vor und hinter ihm führten saftige Hügel abwärts, bedeckt von kniehohen Gräsern, aus denen hie und da Kalksteinfelsen lugten. Unmittelbar darunter fiel ein Felsvorsprung ab zum Ägäischen Meer, dessen Oberfläche wie eine Diamantendecke funkelte, die sich bis zum unnachahmlichen Horizont erstreckte, der von kaum sichtbaren Bergen gesäumt wurde, bis zum entferntesten Ende des Universums und noch darüber hinaus, wo die ruhmreichen griechischen Götter gewiss einst aus dieser Welt hinfortgegangen waren, um die mickrigen Sterblichen hinter sich zu lassen. Wasser brandete gegen die andere Seite der schmalen Klippe, während sich zu Hellboys Rechten und viele Hundert Fuß unter ihm kleine, ausgeblichene Fischerhütten – zu viele, um sie zu zählen – an die verwinkelten Felsspalten drängten, die schließlich zu den Bootanlegestellen und zur See führten. Eine warme, frische Brise umwehte ihn, die nach Salzwasser und Sonnenschein duftete. Doch die Schönheit dieser kleinen, namenlosen Insel östlich von Thira war trügerisch. Das Meer hätte Geräusche zurückwerfen müssen, so wie ein von einem Kind geworfener Stein auf der Oberfläche eines ruhigen Sees hüpft. Das Meer spiegelte jedoch nur Stille. Nirgends ein Mensch zu sehen, der an der kurzen Küste fischte oder kochte oder die gepflegten Fußwege vor den dicht aneinandergedrängten Hütten fegte. Keine kläffenden Hunde jagten fauchende Katzen um die Stände des verlassenen Marktplatzes. Selbst die Möwen waren geflohen und hatten das Dorf der Laune einer finsteren Macht überlassen, deren schwere Hand auf ihm lag. Da konnte Anastasia ebenso gut viele Tausend Kilometer entfernt sein und sich um die Verstrickungen ihres eigenen Lebens kümmern. Hier, da war sich Hellboy sicher, würden nur Gefahren auf sie lauern. Hellboy verlagerte das Gewicht, versuchte einen angenehmeren Standort zu finden, an dem sich ihm keine kleinen Steinchen und von Meeresstürmen heraufgewirbelte Muscheln in die Hufsohlen bohrten. Er kratze sich die Bartstoppeln und genoss die Sonnenwärme, während er den Hügel hinabspähte und erfolglos versuchte, etwas auszumachen, das sich bewegte. Er hegte keine Zweifel, dass dort unten noch irgendwo Menschen sein mussten, aber sie waren nicht dumm. Sie versteckten sich vermutlich, hatten die Türen ihrer Häuser mit schweren Holzbalken verrammelt, die Fensterläden fest zugezogen und waren dazu verdammt, die erdrückende Sommerhitze zu ertragen und sich nach dem kühlenden Seewind zu sehnen. Aber Moment mal ... Dort drüben. Hellboy richtete sich auf, versuchte angestrengt etwas zu erkennen. Anfangs war es nur ein Fleck. Doch dieses Etwas bewegte sich flink zwischen den Felsen und Gräsern und verkürzte rasch die Entfernung entlang der oberen Ausläufer des Dorfes. Hellboy brauchte etwa eine Minute, um zu begreifen, dass dieses Ding eine Absicht verfolgte, und er war alles andere als erfreut, als ihm klar wurde, welche: Offensichtlich peilte dieses Etwas ihn an und folgte einem Pfad die Klippe hinauf, der direkt zu ihm führte. Natürlich! So, wie er hier oben stand, musste er wie ein großes, rotes Leuchtfeuer wirken. Ebenso gut hätte er sich auf die Brust trommeln und mit ganzer Kraft »Hier bin ich!« brüllen können. Es dauerte noch weitere dreißig oder vierzig Sekunden – das Ding war schnell –, bis Hellboy schließlich erkennen konnte, was es war: ein Pferd. Ein Pferd aus Stein. Hellboy empfand keine Furcht, nur ein reges, kaltblütiges Interesse. Pferdeliebhaber auf der ganzen Welt würden ihn bestimmt deswegen verachten, aber ihm war nicht daran gelegen, diese Seltsamkeit, die sich so zielstrebig näherte, zu retten. Erlösen konnte man sie bestimmt nicht mehr. Wenn Hellboy dem Glauben schenkte, was Dr. Manning ihm im Büro der Behörde in Fairfield, Connecticut bei der Einsatzbesprechung gesagt hatte, dann waren Fleisch und Herz der Kreatur für immer versteinert, und alle ihre Gedanken drehten sich nur noch um Zerstörung. Nach weiteren zwanzig Sekunden konnte er das Pferd genauer erkennen, sah das merkwürdige Spiel der Muskeln, die sich unter der steinernen Oberfläche seiner Haut bewegten. Das hier war keine feuerspeiende Monstrosität – es atmete überhaupt nicht, sondern bewegte sich wie eine steife Animation und erinnerte Hellboy dabei an die frühsten und primitivsten Arbeiten des Stop-Motion-Pioniers Willis O’Brien. Die Augen der Kreatur waren so leblos wie der Boden, auf dem Hellboy stand, und in etwa so wohlwollend. Nur das weit aufgerissene Maul verriet ihre eigentliche Absicht. Die hochgezogenen Lippen entblößten die langen, eckigen Zähne des Pferdes, ein volles Gebiss, das offensichtlich nach einem Stück von Hellboys Fleisch gierte. »Heute nicht«, grollte Hellboy und biss die Zähne aufeinander. Das Steinpferd überwand die letzten Meter und bäumte sich auf; die Hufe, die größer und um einiges scharfkantiger waren als die von Hellboy, durchschnitten die Luft. Bevor er ihm Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, hatte Hellboy nicht bemerkt, wie groß dieses Pferd war. Er war nicht begeistert, als er feststellte, dass sein Kopf sich gerade einmal auf Brustkorbhöhe des vor ihm aufgerichteten Tiers befand. Na toll, dachte sich Hellboy. Von einem Bildhauer geschaffen, der nicht kleckert, sondern klotzt. Er wich den Hufen aus und sprang zurück. Das Vorderteil des Pferdes ging mit voller Wucht genau dort nieder, wo er eben noch gestanden hatte. Hellboy schlug nach dem Pferd und war bass erstaunt, als er es verfehlte – auch wenn sie aus Stein gemacht war, bewegte sich die Statue erheblich schneller, als Hellboy erwartet hatte, und umtänzelte ihn mühelos außerhalb seiner Reichweite. Es machte einen Satz nach links und griff erneut an, diesmal mit beängstigender Lautlosigkeit und seinem ganzen Gewicht. »Das soll eine Strategie sein?«, fragte Hellboy trocken, kurz bevor er sich zur Seite warf. Die Welt stand Kopf, während er den Hang gute sechs Meter hinabrutschte, bis ein einzelner aus dem Boden ragender Fels seinen Fall mit einem unangenehmen Bonk beendete. Es krachte gewaltig, und als Hellboy spürte, wie ein Zittern durch die Erde lief, reckte er den Hals, um zu sehen, was hangaufwärts geschah. Die Pferdestatue stürmte auf ihn zu, aller Leichtfüßigkeit beraubt: Ihr großes Gewicht war ihr zum Verhängnis geworden, und so rollte sie sich überschlagend herab ... Direkt auf ihn zu. Hellboy schrie laut und wühlte den Boden auf. Im letzten Augenblick fand er sein Gleichgewicht wieder und krabbelte wie eine unbeholfene Spinne über das Gras. Er spürte den Lufthauch, als das Steinwesen an ihm vorbeistürzte, und wurde von einer Menge brennender, scharfkantiger Steinsplitter getroffen – noch mehr Geschenke von dem ungewöhnlichen steinernen Meuchelmörder. Während er dem Pferd nachblickte, wäre er fast abgerutscht. Er fluchte, fand schließlich wieder Halt und sah, wie es sich ein letztes Mal überschlug und auf den Felsbrocken am Fuß der Klippe zerschellte. Stein traf auf Stein, und alles war vorbei. Der Kopf des Wesens zersplitterte, und der übrige Körper brach in vier oder fünf große Teile auseinander. Fasziniert beobachtete Hellboy, wie die Bruchstücke noch einige Sekunden lang zuckten, als versuchten sie, sich wieder zusammenzufügen, bis sie begriffen, dass ihnen ein entscheidendes Teil fehlte. Sie kamen zur Ruhe, während Hellboy sie weiter anglotzte. Von dort, wo er zwischen Felsen und Gräsern lag, wirkte der aufgewirbelte Staub, der sich nun auf die Überreste der Pferdestatue herabsenkte, wie ein Leichentuch, wie eine letzte Schotterschicht, deren Frieden nicht gestört werden sollte. »Na toll«, murmelte Hellboy zu sich selbst, als er wieder auf sicheren Beinen stand und sich den Staub abklopfte. »In der ersten Viertelstunde schon von einem Steinpferd gejagt – was kommt wohl als Nächstes?« Was war als Nächstes zu tun? Er wandte sich wieder dem Dorf zu und betrachtete es genauer. Diesmal ging er in Deckung, um nicht wieder ein so überdeutliches Ziel für die wiederbelebten Dinge abzugeben, von denen er wusste, dass sie in den engen Straßen und Gassen herumstrichen. Jetzt konnte er erkennen, dass sich dort unten etwas bewegte, doch glücklicherweise schien nichts sonst, ob Mensch, Bestie oder Stein, zu ihm hinauf zu wollen. Einen bangen Augenblick lang fragte er sich, ob die Statuen irgendwie telepathisch miteinander in Verbindung standen. Im Augenblick schien ihm jedoch von dieser Seite keine Gefahr zu drohen. Jammerschade, dass Jayson Paras nicht so viel Glück gehabt hatte. Dr. Manning hatte Hellboy ein Photo des Hobby-Archäologen gezeigt, der an seiner Promotion in vorgeschichtlicher...