Buch, Deutsch, 612 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm, Gewicht: 1022 g
Reihe: Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters
Erzählen von Freundschaft im Kontext der Roland-Tradition. Texte und Untersuchungen
Buch, Deutsch, 612 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm, Gewicht: 1022 g
Reihe: Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters
ISBN: 978-3-95490-150-0
Verlag: Reichert Verlag
Die Autorin präsentiert die drei Haupttexte dieser Erzähltradition in einer lateinisch-deutschen Ausgabe. Sie differenziert in drei Fallstudien die je verschiedenen Spannungen zwischen dyadischer Freundschaft, deren Relation zur Gesellschaft sowie der christlichen Religion und ordnet sie in ihr literaturhistorisches Umfeld ein.
Die Ergebnisse der Fallstudien zeigen, dass Rolands Martyrium wesentlich zum Verständnis der lateinischen Amicus und Amelius-Tradition beiträgt. Denn die Gerechtigkeit des durch Gott legitimierten Krieges aus der Roland-Tradition wird mit dem Freundschaftsideal von Amicus und Amelius verschränkt. Die Autorin diskutiert diesen Zusammenhang mittels überlieferungsgeschichtlicher, poetologischer und kulturhistorischer Argumente.
Für die Erschließung der rezeptionsgeschichtlichen Dynamik fügt die Autorin eine komparatistisch breit angelegte Übersicht von Werken des 12. bis 15. Jahrhunderts hinzu. Während sich die historiographischen und pastoral-theologischen Texte einerseits weiterhin an die lateinische hagiographische Tradition anschließen lassen, resultiert andererseits bereits aus ihrer Übertragung in andere Sprachen und Kulturräume eine unterschiedlich breite Varianz auf semantischer, struktureller und handlungslogischer Ebene.
Die volkssprachlichen Adaptationen hingegen stehen in ihrer Art des »Wiedererzählens« quer zur lateinischen Tradition: Jedes dieser Werke hat eine eigene Intention, konzentriert sich auf die dafu¨r geeigneten Handlungskerne der Materia und tilgt weitere Aspekte. Die unterschiedlich akzentuierenden Werke spitzen die Treue von Amicus und Amelius dabei entweder episch oder geistlich zu. So demonstriert die Autorin Verbindungslinien sowohl zu den frommen Pilgern der ›Jakobsbrüder‹ als auch zu den tapferen Rittern der ›Chanson d’Ami et Ami‹ oder des höfischen ›Engelhart‹ Konrads von Würzburg.
Die vorliegende Erschließung der Werke über Amicus und Amelius in ihrer jeweiligen kontextuellen Einbindung lässt ihre Komplexität erst sichtbar werden und bietet interdisziplinär neue Perspektiven auf diese facettenreiche mittelalterliche Erzähltradition.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Klassische Literaturwissenschaft Mittel- & Neulateinische Literatur
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Europäische Geschichte
- Interdisziplinäres Wissenschaften Wissenschaft und Gesellschaft | Kulturwissenschaften Kulturwissenschaften