Paech / Folkers | All you need is less | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 1300 mm x 205 mm

Paech / Folkers All you need is less

Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96238-510-1
Verlag: oekom verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht

E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 1300 mm x 205 mm

ISBN: 978-3-96238-510-1
Verlag: oekom verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Achtsamkeit und Nachhaltigkeit sind zu Modebegriffen geworden. Sie sind aber ebenso zentrale Pfeiler der aktuellen Suffizienz-Bewegung und der jahrtausendealten Lehre des Buddha. Mit Niko Paech und Manfred Folkers loten zwei Experten aus, welche Potenziale die beiden Denkrichtungen mitbringen, um unseren zerstörerischen Wachstumspfad zu verlassen. Über eine provokante Abrechnung mit den Wachstumstreibern kapitalistischen Wirtschaftens und das Besinnen auf die Tugenden eines konsumbefreiten Lebens entwickeln sie eine »Kultur des Genug«. Denn nur mit einer »zufriedenen Genügsamkeit« werden sich die großen Krisen unserer Zeit lösen lassen.

Prof. Dr. Niko Paech ist einer der profiliertesten Wachstumskritiker Europas und wurde mit seinem Buch »Befreiung vom Überfluss« (2012) zum führenden Vordenker der Postwachstumsökonomie im deutschsprachigen Raum. Paech ist außerplanmäßiger Professor im Bereich Plurale Ökonomie an der Universität Siegen.Von 2008 bis 2016 war er als Vertreter des Lehrstuhls für Produktion und Umwelt (»PUM«) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig. Zudem ist er Mitglied verschiedener Netzwerke und Einrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich, unter anderem als Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ).
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Vorbemerkung
Jedes Mal, wenn ich ein Kind sehe,
denke ich über die Welt nach,
die wir diesem Kind hinterlassen.
Thich Nhat Hanh
Um mutig und konstruktiv mit persönlichen Problemen und aktuellen gesellschaftlichen Krisen umzugehen, benötigen Menschen einen gesunden Geist sowie klare Motive und Ziele. Dharma, die Lehre des Buddha, kann den Einzelnen bei der Ausbildung dieser Basis unterstützen.
Weil viele Menschen bei »Buddhismus« an Glauben, Esoterik und asiatische Exotik oder an Rückzug, Wiedergeburt und rituelles Gedöns denken, wird ihnen dieser Vorschlag auf den ersten Blick abwegig erscheinen. Doch wenn die Lehre des Buddha von diesen historisch und kulturell bedingten Äußerlichkeiten und Schubladen befreit wird, entpuppt sie sich als eine offene und zugleich bodenständige Methode, die logisches Denken und Klarblick auf das gesamte Leben und auf das Leben als Ganzes anwendet. Die Essenz des Dharma ist eine alltagstaugliche Philosophie, die ohne religiöse Vorgaben zu einer tief begründeten Ethik gelangt.
Zwar ist der historische Buddha schon vor 2.500 Jahren gestorben und seine Lehre ausschließlich in Süd- und Ostasien kulturell verankert. Doch gegenwärtig erfreut sich diese Lehre auch in Europa und Nordamerika wachsender Beliebtheit. Schließlich ist sie »so schön praktisch«, da sie nicht nur dazu anregt, die persönliche Anwesenheit und die Bedeutung der menschlichen Existenz zu erforschen, sondern auch dafür passende Methoden vorschlägt (Achtsamkeit, Meditation, Entschleunigung, gewaltfreie Kommunikation etc.). Wer sie praktiziert, wird feststellen, dass auch die Inhalte des Buddha-Dharma überzeugen, da sie durch Erlebnisse nachvollziehbar sind und höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.
Den Mittelpunkt des Dharma bildet die Suche nach Möglichkeiten, Leid zu überwinden – vor allem die Angst vor Altern, Krankheit und Tod und die Zweifel am eigenen Wesen. Dieses Vorhaben wird traditionell in »Vier Wahrheiten« zusammengefasst, die heutzutage oft als »Vier Aufgaben« bezeichnet werden:
1. Leiden betrachten
2. Dessen Ursachen erkennen
3. Deren Ende einleiten
4. Diesen Prozess verwirklichen
Für diese Anliegen hat Buddha auf acht Bereiche hingewiesen, in denen jeder Mensch seine geistigen und körperlichen Begabungen anwenden und so Leid überwinden kann: Ansichten, Absichten, Sprache, Handlungen, Lebensgestaltung, Bemühung, Achtsamkeit und Sammlung.
Auf all diesen Wegen lässt sich die Essenz des Buddha-Dharma immer wieder bestätigen: Die Welt wandelt sich ständig (1.); sie zeichnet sich durch eine uneingeschränkte Verbundenheit aus (2.); und sie ermöglicht Glück und einen friedvollen Geist (3.).
1. Alles Seiende definiert sich durch die Eigenschaft, unbeständig zu sein – vom Buddha mit dem Begriff »Anitya« ausgedrückt. Wandel und Bewegung sind Voraussetzungen jeglichen Geschehens. Stillstand und Statik gibt es weder im Makro- noch im Mikrokosmos. Ohne Veränderungen und Entwicklungen hätte sich weder die Erde noch Leben auf ihr bilden können. Ohne Wandlungsprozesse wird aus einem Kirschkern kein Baum und aus einem Baby keine erwachsene Frau.
2. Alle Vorgänge geschehen in einem umfassenden Zusammenspiel von Raum, Zeit, Materie und Energie. Kein Sandkorn kann aus sich selbst heraus entstehen oder für sich allein bestehen – ein Mensch schon gar nicht. Der Buddha suchte vergeblich nach »Eigenständigkeit« beziehungsweise einem »eigenständigen Selbst« (Atman). Das Resultat dieser Suche nannte er »Nicht-Selbst« (Anatman) und folgerte daraus: Gegenseitige Abhängigkeit und wechselseitiges Durchdrungensein ist – genau wie Wandel – eine Grundeigenschaft des Daseins, die auch als »Intersein« bezeichnet werden kann. Alles ist voneinander abhängig und räumlich und zeitlich miteinander verbunden.
3. Das tiefe Verstehen von Unbeständigkeit und Verbundenheit und das »Erwachen« aus gegenteiligen Vorstellungen führen zu einer inneren Befreiung und zu einem von Klarheit, Nicht-Angst und Offenheit geprägten und im »Grund des Seins« (Nirvana) ruhenden Geist.
Mit anderen Worten: Buddha hat nach der Befreiung von Leid gesucht und entdeckt, dass die Wirklichkeit aller Dinge letztlich ohne »Selbst« ist, nämlich leer, frei und beziehungsreich. Diese »Leerheit« aller Erscheinungen (Shunyata) bedeutet nicht, dass Dinge oder Erscheinungen nicht existieren, sondern dass alles Seiende etwas Zusammengesetztes ohne einen selbstständigen, dauerhaften Wesenskern (»Seele«) ist. Diese auf direkter Erfahrung beruhende Erkenntnis der »Selbstlosigkeit« befreite Buddha von diesem Konstrukt und dem daraus resultierenden Leid. Er war nicht mehr gefangen in der Dualität, sondern hatte die Illusion des Getrenntseins überwunden. Er konnte sich vollständig und schöpferisch auf den Beziehungsreichtum des Lebens einlassen und zum Wohle aller Wesen wirken.
Auf vier weitere Aspekte des Dharma, die für meine Suche nach Motiven für eine Kultur des Genug zentral sind, möchte ich vorab hinweisen:
1. In der zweiten der vier Wahrheiten werden die Ursachen von Leid traditionell mit Gier, Hass und Verblendung beziehungsweise Verlangen, Abneigung und Täuschung angegeben. Diese individuellen Handlungsmotive lassen sich in der Struktur und der Funktionsweise der gegenwärtigen ökonomischen Verhältnisse wiederfinden.
2. Die Praktiken des Dharma (Anhalten, Innenschau, Mitgefühl, Gleichmut etc.) sind für alle Menschen geeignet. Die im Dharma versammelten inhaltlichen Einsichten eignen sich insbesondere für atheistisch, agnostisch und humanistisch orientierte Menschen.
3. Zwar lässt sich die Lehre des Buddha mit Konzepten füllen und in eine Religion verwandeln, doch ihr Mittelpunkt bleibt die eigene Erfahrung. Als eine weltzugewandte Seinslehre kann sie deshalb ohne Probleme die säkulare Grundlage einer Ethik für das 21. Jahrhundert sein. Diese Ethik wird häufig veranschaulicht mit dem Satz (mit den Worten): »Das Heilsame tun, das Unheilsame lassen: Das ist die Lehre des Buddha.«
4. Da der Nachvollzug der Lehre des Buddha eine individuelle Angelegenheit ist, gibt es im Prinzip ebenso viele Dharma-Interpretationen wie Menschen auf der Erde. Meine ist eine davon.
Unser Planet ist eine blaue Perle im Kosmos, auf der mithilfe von Mineralien, Wasser und Sonnenlicht Leben entstanden ist. Hier hat sich die Gattung Mensch entwickelt, die eine Zivilisation aufgebaut hat, in der Prozesse stattfinden und Dinge hergestellt werden, die ein bewusstseinsfreies Universum niemals hervorgebracht hätte: Wissenschaft und Künste, Fußballspiele und Harry-Potter-Filme, Brillen und Rhabarberkuchen, Schuheinlagen und Festplatten, Wertstoffsammelbehälter und Einbahnstraßen. So weit, so toll.
Im Grunde möchten sich alle Menschen an der Weiterentwicklung der kulturellen und gesellschaftlichen Errungenschaften beteiligen. Als Wesen mit geistigen Fähigkeiten sind sie in der Lage, ihr Leben für kluge, wache und von Integrität und Wohlwollen durchdrungene Aktivitäten zu nutzen. Dazu gehört auch eine verantwortliche Wertschätzung der naturgegebenen Voraussetzungen ihres Daseins.
Also alles gut? Leider nein. Wer genau hinschaut, konstatiert einen eher prekären Zustand. Die Menschheit sägt an den Ästen, auf denen sie sitzt. Ihre Handlungen gefährden das System ihres Zusammenlebens, wenn nicht sogar die Fundamente ihrer Existenz. Die vehemente Nutzung materieller Ressourcen hat Produktionsverhältnisse geschaffen, die die Bedürfnisse nachfolgender Generationen ignorieren. Gleichzeitig haben sie eine globale Erhitzung in Gang gesetzt, die in vielen Regionen die Lebensbedingungen zunehmend stören. Hinzu kommen unter anderem Umweltverschmutzung, die Dezimierung der Tier- und Pflanzenvielfalt, Verschwendung und die Zwänge der Schuldenfalle.
Ohne eine grundlegende Wende naht ein böses Ende, das von (sehr) vielen Menschen zumindest geahnt wird. Viele von ihnen sehen im Motto »Global denken – lokal handeln« den Schlüssel zur Lösung, doch der erste Aspekt kommt häufig zu kurz. »Lokal handeln« ist gleichsam selbstverständlich, da Individuen ständig vor Ort agieren. »Global denken« ist schwieriger zu verwirklichen, denn es gilt, nicht nur den Zustand der Biosphäre, sondern auch das Leben als solches in den Blick zu nehmen und dabei Vergangenheit und Zukunft einzubeziehen.
Diese ganzheitliche Betrachtung des Alltags lässt sich mit der Lehre des Buddha strukturieren. Sie verzichtet dabei auf Glaubensvorgaben und übernatürliche Phänomene, indem sie eine Überprüfung aller Einsichten verlangt. Mit der Aufforderung, die Widersprüche der momentanen Lebensweise genau zu untersuchen und alle Wirkungen mit ihren Ursachen zu verbinden, rückt sie die Beweggründe des Handelns ins Zentrum und stellt die entscheidenden Fragen des »Wieso? Weshalb? Warum?«. Indem sie geistig-spirituelle Eigenschaften wie Achtsamkeit, Mitgefühl, liebende Güte, inneren Frieden, Gleichmut etc. berücksichtigt, trägt sie dazu bei, die eigene Persönlichkeit bewusst und weltzugewandt zu entwickeln.
Dieses Vorgehen eignet sich besonders für die Analyse von Erscheinungen, die Leid hervorrufen. Hier bietet Buddhas Lehre Antworten an, die konkret und nachvollziehbar sind und das gesamte Dasein einbeziehen. Sie identifiziert das zurzeit vorherrschende ökonomische System als Motor der Zerstörung der Umwelt und der Bedrohung der menschlichen Kultur. Gleichzeitig bietet sie handhabbare Kriterien für die Überwindung...


Paech, Niko
Prof. Dr. Niko Paech ist einer der profiliertesten Wachstumskritiker Europas und wurde mit seinem Buch »Befreiung vom Überfluss« (2012) zum führenden Vordenker der Postwachstumsökonomie im deutschsprachigen Raum.

Paech ist außerplanmäßiger Professor im Bereich Plurale Ökonomie an der Universität Siegen.Von 2008 bis 2016 war er als Vertreter des Lehrstuhls für Produktion und Umwelt (»PUM«) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig. Zudem ist er Mitglied verschiedener Netzwerke und Einrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich, unter anderem als Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ).

Folkers, Manfred
Manfred Folkers unterrichtet Taijiquan und Qigong und ist seit 25 Jahren Vorsitzender des Vereins »Achtsamkeit in Oldenburg«. Er ist Buchautor und seit 2009 Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union. 2004 wurde er von Thich Nhat Hanh zum Dharma-Lehrer ernannt.



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