Buch, Deutsch, Band 44, 236 Seiten, gebunden, Format (B × H): 179 mm x 245 mm, Gewicht: 578 g
Buch, Deutsch, Band 44, 236 Seiten, gebunden, Format (B × H): 179 mm x 245 mm, Gewicht: 578 g
Reihe: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag
ISBN: 978-3-8288-3886-4
Verlag: Tectum Verlag
""Man darf da nicht bequem werden und die Augen schließen."" Dieser Satz, den Irmgard Keun während ihres Exils an Arnold Strauss schrieb, fasst wie kaum ein anderer ihr literarisches Werk zusammen: das unbedingte Sehenwollen. Als Autorin verstand es Keun als ihre Aufgabe, die Augen angesichts des Zeitgeschehens offenzuhalten. Ihre Protagonistinnen sind visuelle Charaktere. Sie gehen mit einem wachen Blick durch eine Zeit, in der viele die Realität nicht wahrnehmen möchten. Fiona Pröll setzt sich mit dem Konzept des Sehens in Keuns Exilwerken ""Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften"" (1936), ""Nach Mitternacht"" (1937), ""D-Zug dritter Klasse"" (1938) und ""Kind aller Länder"" (1938) auseinander. Im Fokus ihrer Untersuchung steht der weibliche Blick auf die faschistische Gesellschaft – der Zusammenhang von weiblichem Sehen, Verbalisieren, Durchblicken, Handeln und zuletzt dem Bewältigen. Keuns Protagonistinnen zeigen sich dabei nicht als passive Sammelbecken der Sinneseindrücke, die auf sie einströmen. Das Gesehene arbeitet in ihnen weiter, wird überdacht, strukturiert und dient schließlich als Handlungsmotivation.
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Weitere Infos & Material
1 Einleitung: Der weibliche Blick in Irmgard Keuns Exilromanen
2 Der weibliche Blick auf die faschistische Gesellschaft in Irmgard Keuns Exilromanen: Braucht es die Perspektive der Frauen, um die braune Lebenswirklichkeit zu durchblicken und aktiv zu bewältigen?
2.1 Die Geschlechterrollen – stereotype Weiblichkeit und Männlichkeit?
2.1.1 Von Frauen und Männern: Die Geschlechterrollen im Personal
2.1.2 Was ist von der Neuen Frau übriggeblieben?
2.1.3 Die sprachliche Darstellung als Mittel der Typisierung
2.1.4 Die Protagonistin und ihr Identifikationspotential
2.1.5 Die Geschlechterrollen im Spiegel der NS-Ideologie
2.2 Was den Blick geprägt hat: Sehen in der Neuen Sachlichkeit
2.2.1 Keuns Exilwerke als Weiterführung der Neuen Sachlichkeit
2.2.2 Neue Sachlichkeit als Literatur des unverstellten Blicks auf die Realität
2.2.3 Literatur wie Kino
2.3 Die Erzählerinstanz
2.3.1 Perspektive
2.3.2 Stimme
2.3.3 Erzähler oder Erzählerin?
2.4 Der Blick als Voraussetzung für Aktivität
2.4.1 Sehen und gesehen werden
2.4.2 Vom Objekt zum Subjekt
2.5 Arten des Sehens: Nur den eigenen Augen trauen?
2.5.1 Mit offenen Augen durch die Welt gehen
2.5.2 Das Beobachten
2.5.3 Der intellektuelle Zugewinn durch die Sicht eines Zweiten
2.6 Berichten von dem, was man gesehen hat
2.6.1 Die Protagonistin als Reporterin
2.6.2 Sprache und Stil
2.7 Der Autor, die Autorin und die Sekretärin
2.7.1 Das Modell des erfolglosen Autors
2.7.2 Legitimation für weibliches Schreiben
2.8 Die Sicht der Dinge – Ausdruck eines weiblichen Humors?
2.9 Der Blick als Voraussetzung für Erkenntnis: Der Durchblick
2.9.1 Der Überblick der Zeitspanne: Zurückblicken, sehen, voraussehen
2.9.2 Strategien der Erkenntnisgewinnung
2.9.2.1 Das Verfahren der reflektierten Naivität
2.9.2.2 Das Durchleuchten
2.9.3 Der Durchblick von Politik und konkreter Lebenswirklichkeit
2.10 Die Überwindung des weiblichen Zweifels
2.11 Das Bild, das sich dem Beobachter bietet: Das Leben im Nationalsozialismus
2.11.1 Die scheinbar oberflächlich dargestellte Gesellschaft
2.11.2 Faschistische Strukturen in der Gesellschaft
2.11.3 Einblicke in die politische Lage
2.12 Illusionen, Lügen und das große Schauspiel: Die Welt als Bühne
2.12.1 Das Dritte Reich als Täuschungsspiel
2.12.2 Der Alltag als Bühne
2.13 Das Gesehene: Subjektive Wahrnehmung, Wahrheit oder beides?
2.13.1 Das Ende des wahrheitsstiftenden Blicks?
2.13.2 Objektivierungs- und Verallgemeinerungsstrategien des Gesehenen
2.14 Der Blick als Voraussetzung zum Handeln
2.14.1 Die traditionelle Zuschreibung der Handlungsfähigkeit zu den Geschlechtern
2.14.2 Die Frau beginnt zu handeln
2.14.3 Genügt einzig der Blick, um zu handeln?
2.15 Die (Über-)Lebensstrategie
2.15.1 Das selbstverantwortliche Gestalten des eigenen Lebens
2.15.2 Das sich Stellen der Lebenswirklichkeit
2.15.3 Die starke Frau gibt sich schwach
2.16 Faschismus – ein männliches Problem?
2.16.1 Charakteristika der faschistischen Ideologie
2.16.2 Systemanhänger und Systemgegner
2.16.3 Gründe für das Auftreten des Faschismus
2.16.4 Strategien zur Überwindung: Hilft Weiblichkeit?
3 Resümee: Der weibliche Blick – Synonym für einen am Leben interessierten Blick
Zusammenfassung der Ergebnisse
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur