Reich / Kronmüller Bulimia nervosa

Psychodynamische Therapie
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8444-2615-1
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Psychodynamische Therapie

E-Book, Deutsch, Band 15, 171 Seiten

Reihe: Praxis der psychodynamischen Psychotherapie - analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

ISBN: 978-3-8444-2615-1
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bulimia nervosa ist eine schwer zu behandelnde Erkrankung, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der vorliegende Band stellt ein manualisiertes psychodynamisches Vorgehen zur Behandlung dieses Störungsbildes bei dieser Patientengruppe vor. Einleitend werden das Krankheitsbild der Bulimia nervosa, Epidemiologie, Komorbidität, körperliche Folgen sowie Persönlichkeits- und Entstehungsfaktoren dargestellt. Nach einem Überblick über gängige psychotherapeutische Entstehungsmodelle der Bulimie wird das diesem Manual zugrunde liegende psychodynamische Krankheitsverständnis ausführlich vorgestellt. Die detaillierte Darstellung der einzelnen Behandlungsschritte veranschaulicht das konkrete störungsorientierte Vorgehen auf der Struktur-, Konflikt- und Beziehungsebene. Dabei wird die Bearbeitung der jeweiligen Schwerpunkte anhand von Praxisbeispielen illustriert und Interventionsmöglichkeiten werden aufgezeigt. Eine ausführliche Falldarstellung skizziert einen exemplarischen Behandlungsverlauf. Das beschriebene Vorgehen ist für eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie mit ca. 60 Stunden ausgelegt, kann aber auch in kürzeren oder längeren Therapien angewendet werden. Die Wirksamkeit wurde in einer randomisiert-kontrollierten Vergleichsstudie empirisch belegt. Hilfreiche Arbeitsmaterialien ergänzen den Band und können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.

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Zielgruppe


Tiefenpsychologisch fundiert arbeitende sowie Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_innen, Kinder- und Jugendpsychiater_innen, tiefenpsychologisch fundiert arbeitende Psychotherapeut_innen, Psychoanalytiker_innen, Psychiater_innen, Psychologische Psychotherapeut_innen, Ärzt_innen mit der Zusatzbezeichnung Psychotherapie, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


|3|1  Beschreibung der Störung
1.1  Bezeichnung
Bulimia nervosa (BN)2 wurde erst 1980 als eigenständige psychische Störung durch Aufnahme in das DSM-III (American Psychiatric Association [APA], 1980, 1987) verbindlich definiert, nachdem Russel (1979) dieses Krankheitsbild als „bedrohliche Variante“ („ominous variant“) der Anorexia nervosa (AN) beschrieben hatte. Vorher wurde über dieses Syndrom bzw. eher über einzelne dazugehörige Symptome berichtet, ohne dass diese als gesonderte Krankheitseinheit verstanden wurden (Habermas, 1990; Stein & Laakso, 1988; Ziolko, 1985). Dabei beschrieben die Bezeichnung Bulimie – zusammengesetzt aus „limos“ (Hunger) und „bous“ (Stier, Ochse), also „Stierhunger“ – sowie andere Begriffe (z.?B. die in der Antike verwendeten Begriffe Kynorexie oder fames canina: „Hundshunger“) wiederkehrende Heißhungerzustände, z.?T. gefolgt von anschließendem Erbrechen. Laut Habermas (1990) gab es die „erste, halbwegs eindeutige Falldarstellung des Bulimie-Syndroms“ (S. 79), die mit heutigen Kriterien weitgehend vereinbar ist, im Jahre 1932. BN als nosologische Kategorie ging „aus der Unterscheidung Magersüchtiger in nur fastende und solche, die auch unter Heißhungeranfällen litten und intentional erbrachen, hervor“ (Habermas, 1990, S. 82). Neu ist dabei, „dass das Symptom bulimischer Attacken heute in aller Regel mit der Sorge um ein dem gängigen Körperideal entsprechendes Körpergewicht und darauf gerichteten Maßnahmen, insbesondere dem selbst herbeigeführten Erbrechen, einhergehen [sic]“ (Essen & Habermas, 1994, S. 164). |4|1.2  Definition
An BN Erkrankte sind immer wieder, in schweren Fällen über Stunden, mit Nahrungsaufnahme, -beschaffung und -zubereitung beschäftigt. Es kommt zu Essanfällen mit dem Gefühl des Kontrollverlustes: Die Betroffenen nehmen in kurzer Zeit große Nahrungsmengen zu sich, ohne aufhören zu können. Oft ist ihnen im Verlauf der Erkrankung das Gefühl für Hunger und Sättigung verloren gegangen. Während eines solchen Essanfalls können erhebliche Mengen verschlungen werden. Gleichzeitig besteht eine überzogene Furcht vor Gewichtszunahme. Um diese zu vermeiden, verwenden die Betroffenen u.?a. selbst induziertes Erbrechen, Fasten, Abführmittel, Diuretika, Appetitzügler, Schilddrüsenpräparate oder sie treiben exzessiv Sport. Die Diagnose einer BN ist nicht zwangsläufig an das Erbrechen gebunden. Von daher ist der Begriff „Ess-Brech-Sucht“ irreführend. Insbesondere bei Jugendlichen scheint das Erbrechen gegenüber anderen Maßnahmen (exzessiver Sport, Fasten) eine geringere Rolle zu spielen (ca. 60 zu 40?%, Hail & Le Grange, 2018). Ein Krankheitsgefühl ist vorhanden. Bulimie wird häufig nach wie vor heimlich praktiziert. Die körperlichen Folgen (z.?B. Zahnschäden, kardiologische Erkrankungen; Tith et al., 2020) werden oft erst spät sichtbar. Das Krankheitsbild der BN wird bzw. wurde in der ICD-10 (World Health Organization/Dilling et al., 2015), ICD-11 (WHO, 2019), dem DSM-IV (APA, 1994) bzw. DSM-IV-TR (APA, 2000) und dem DSM-5 (APA, 2013) unterschiedlich akzentuiert definiert (vgl. Tab. 1). Das in diesem Band dargestellte Manual wurde an Patientinnen geprüft, die nach dem DSM-IV diagnostiziert wurden. Deshalb werden dessen Kriterien hier ebenfalls dargestellt (vgl. Tab. 1, S. 5). |5|ICD-10 (F50.2)1 DSM-IV/DSM-IV-TR2 DSM-53 ICD-11 (6B82)4 Eine andauernde Beschäftigung mit Essen, eine unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln; der Patient erliegt Essattacken (Esstaumel), bei denen große Mengen Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert werden. |6|Der Patient versucht, dem dickmachenden Effekt der Nahrung durch verschiedene Verhaltensweisen entgegenzusteuern: selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, zeitweilige Hungerperioden, Gebrauch von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika. Wenn die Bulimie bei Diabetikern auftritt, kann es zu einer Vernachlässigung der Insulinbehandlung kommen. Wiederholte Episoden von „Fressattacken“. Eine „Fressattacken“-Episode ist gekennzeichnet durch beide der folgenden Merkmale: Verzehr einer Nahrungsmenge in einem bestimmten Zeitraum (z.?B. innerhalb eines Zeitraums von 2 Stunden), wobei diese Nahrungsmenge erheblich größer ist als die Menge, die die meisten Menschen in einem vergleichbaren Zeitraum unter vergleichbaren Bedingungen essen würden. Das Gefühl, während der Episode die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren (z.?B. das Gefühl, weder mit dem Essen aufhören zu können noch Kontrolle über Art und Menge der Nahrung zu haben). Wiederholte Anwendung von unangemessenen, einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahmen, wie z.?B. selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Laxanzien, Diuretika, Klistieren oder anderen Arzneimitteln, Fasten oder übermäßige körperliche Betätigung. Wiederholte Episoden von Essanfällen. Ein Essanfall ist durch die folgenden beiden Merkmale gekennzeichnet: Verzehr einer Nahrungsmenge in einem bestimmten Zeitraum (z.?B. innerhalb eines Zeitraums von 2 Stunden), wobei diese Nahrungsmenge erheblich größer ist als die Menge, die die meisten Menschen in einem vergleichbaren Zeitraum unter vergleichbaren Bedingungen essen würden. Das Gefühl, während der Episode die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren (z.?B. das Gefühl, nicht mit dem Essen aufhören zu können oder keine Kontrolle über Art und Menge der Nahrung zu haben). Wiederholte Anwendung von unangemessenen kompensatorischen Maßnahmen, um einer Gewichtszunahme entgegenzusteuern, wie z.?B. selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Laxanzien, Diuretika oder anderen Medikamenten, Fasten oder übermäßige körperliche Bewegung. Häufige, wiederkehrende Essanfälle (z.?B. einmal pro Woche oder...



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