Reid / Mortimer / Graham | Julia Winterträume Band 9 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 0009, 384 Seiten

Reihe: Julia Winterträume

Reid / Mortimer / Graham Julia Winterträume Band 9


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-0250-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 0009, 384 Seiten

Reihe: Julia Winterträume

ISBN: 978-3-7337-0250-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



EIN MILLIONÄR FÜR CLAIRE von REID, MICHELLE
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Michelle Reid ist eine populäre britische Autorin, seit 1988 hat sie etwa 40 Liebesromane veröffentlicht. Mit ihren vier Geschwistern wuchs Michelle Reid in Manchester in England auf. Als Kind freute sie sich, wenn ihre Mutter Bücher mit nach Hause brachte, die sie in der Leihbücherei für Michelle und ihre Geschwister ausgeliehen hatte. Das Aufregendste und Schönste war seit jeher für Michelle das Lesen. Nach dem College arbeitete sie mehrere Jahre als Sekretärin, sie wanderte von Job zu Job, dabei traf sie ihren Mann und heiratete. Zu den Lieblingsbeschäftigungen der Autorin zählte weiterhin das Lesen, besonders gern las sie Liebesromane. Nachdem ihre beiden Töchter geboren wurden, entschloss sich Michelle Reid selbst einen Liebesroman zu schreiben und fand ihren Traumberuf. Ihr erster Roman wurde vom Verlag Mills & Boon veröffentlicht, zu diesem Zeitpunkt hätte Michelle Reid nie vermutet, dass sie eine Karriere als Autorin machen würde. Bei jeder Gelegenheit geht sie in ihr kleines Büro und schreibt. Ihre Freizeit verbringt die Autorin am liebsten mit ihrem Mann in einem Cottage, welches mitten in der englischen Seenlandschaft liegt. Hier ist es paradiesisch ruhig und sie kann sich bei den langen Spaziergängen mit ihrem Mann erholen. Außerdem reist sie gern an das Mittelmeer, um die verschiedenen Länder kennenzulernen. Geboren wurde Michelle Reid in Manchester, heute lebt sie mit ihrem Mann in England. Sie hat zwei Töchter sowie drei Enkelkinder.
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1. KAPITEL

„Eine Adoption?“ Claire konnte es nicht fassen. „Ich soll Melanie zu wildfremden Leuten geben?“

Aschfahl und am ganzen Körper bebend, stand sie im spartanisch eingerichteten Wohnzimmer ihres kleinen Apartments und betrachtete ungläubig ihre Tante. Sie hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein. Hatte sie in diesen letzten furchtbaren Wochen nicht schon genug durchgemacht?

Und nun zu allem Überfluss auch noch dies. „Das ist nicht dein Ernst, Tante Laura.“ Unwillkürlich presste sie das Baby in ihren Armen enger an sich. „Das lasse ich nicht zu.“

„Es geht hier nicht um dich.“ Ihre Tante wirkte entschlossen. „Sei nicht so egoistisch. Du schaffst es nicht allein. Sieh dich doch um!“

„Das stimmt nicht! Ich komme sehr gut allein zurecht.“

Laura Cavell schnitt ein Gesicht. Sie trug einen schicken Zweiteiler, war dezent geschminkt, duftete nach teurem Parfüm, und ihr blondes Haar war nach der neusten Mode frisiert. Mit kaltem Blick musterte sie das kleine Zimmer. Ihre Miene sprach Bände.

In dem Apartment herrschte ein einziges Chaos. Überall waren Babysachen verstreut – auf dem Boden, den wenigen Stühlen und in der kleinen Küche. Es war zwar erst Oktober, doch das berühmt-berüchtigte englische Wetter ließ bereits den Winter erahnen.

Vor dem kleinen elektrischen Heizgerät stand ein Wäscheständer mit nassen Strampelanzügen. Nicht sehr praktisch, aber was blieb ihr, Claire, anderes übrig? Sie konnte es sich nicht leisten, in den Waschsalon zu gehen. Die Fenster der Wohnung waren zwar beschlagen, und es war kalt und klamm, das nahm sie allerdings gern in Kauf.

„Ich habe dich nur gebeten, mir etwas Geld für die Miete zu leihen.“ Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Sie kam sich vor wie eine Bettlerin, die bei einer Königin um ein Almosen bat. Warum tue ich mir das an? dachte sie verzweifelt. Es war sinnlos. Ihre Tante würde ihr nicht einen Penny geben. Sie war geizig und herzlos. Und die nächsten Worte ihrer Tante gaben ihr recht.

„Was denkst du dir eigentlich? Warum sollte ich dich unterstützen? Melanie ist nicht deine Tochter, und ich bin nicht die Wohlfahrt. Gib sie zur Adoption frei, und du bist alle Probleme los.“

„Sie ist meine Schwester, Tante Laura! Ich werde sie nie in fremde Hände geben.“ Melanie war das Einzige, was sie noch hatte.

„Deine Halbschwester.“ Laura Cavell ließ diesen Einwand nicht gelten. „Du weißt nicht einmal, wer ihr Vater ist.“ Widerwillig blickte sie auf das dunkelhaarige, südländisch aussehende Baby, das Claire schützend im Arm hielt.

„Das ist mir egal.“ So langsam verlor sie die Geduld. Wie konnte ihre Tante es wagen, so mit ihr zu sprechen? Was mischte sie sich überhaupt ein? Ihre Mutter hatte eine Affäre mit einem spanischen Kellner gehabt – na und? Sie war glücklich gewesen, und das hatte sie, Claire, ihr von Herzen gegönnt, nach allem, was sie mit ihrem ersten Mann durchgemacht hatte. „Melanie gehört zur Familie. Punkt und aus. Ich werde sie nicht weggeben.“

Warum hatte sie ihre Tante überhaupt um Hilfe gebeten? Sie hatte doch gewusst, dass sie auf Granit biss! Laura Cavell lebte nur für ihren Beruf. Sie war Assistentin eines mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden einer der größten europäischen Banken. Geld bedeutete ihr alles. Sie hatte, ohne zu zögern, Liebe und die Aussicht auf Kinder für ihre Karriere geopfert. Eine Frau wie sie verstand nichts von Romantik und Familienbanden. Claire hätte am liebsten geweint. Sie hatte sich noch nie so allein und hilflos gefühlt.

„Du bist erst einundzwanzig, Claire“, sagte ihre Tante streng. „Noch vor einem Monat hast du studiert. Sieh dich doch an! Du hast dein Studium aufgegeben. Jetzt sitzt du hier und hast nicht einmal einen Job. Wovon wollt ihr beide leben? Du kannst ja nicht einmal die Miete für dieses furchtbare Apartment bezahlen. Ich zweifle an deinem Verstand.“

„Ich werde schon eine Arbeit finden.“

„Ach ja? Als was denn? Als Kellnerin? Als Putzfrau? Willst du wirklich die Böden anderer Leute schrubben? Wer kümmert sich um das Kind, wenn du nicht da bist? Ein Babysitter kostet Geld. Deine Mutter hat dir nichts hinterlassen, hast du das schon vergessen?“

„Ich habe Anspruch auf staatliche Hilfe.“

„Bestimmt. Davon kannst du aber nicht in Saus und Braus leben. Denk wenigstens an das Baby. Glaubst du, Melanie wird dir später einmal dafür danken, dass sie in bitterer Armut leben musste?“

Claire schloss kurz die Augen. Hatte ihre Tante recht? War sie zu egoistisch gewesen? Wäre die Kleine bei Adoptiveltern vielleicht besser aufgehoben? Claire war verzweifelt und wusste weder aus noch ein.

Was sollte sie bloß tun? Schweigend ging sie zum Kinderbett, legte das Baby hinein und deckte es zu. Es war gerade einmal drei Jahre her, da war die Welt noch in Ordnung gewesen. Ihre Eltern waren sehr glücklich miteinander gewesen und hatten sie, ihre einzige Tochter, von ganzem Herzen geliebt. Bis die Firma ihres Vaters Konkurs machte. Sie verloren alles – die Ersparnisse, die Möbel, das Haus.

Sie waren gezwungen, in eine Mietwohnung im Londoner East End zu ziehen. Ihr Vater konnte mit der Schande nicht weiterleben und nahm sich das Leben.

Victoria Stenson, ihre Mutter, wurde nie damit fertig, dass sich der Mann, mit dem sie so lange verheiratet gewesen war, so einfach davon stahl und sie im Stich ließ.

Plötzlich hatte sie keine Freunde mehr und auch kein Geld. Ihr Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Verzweifelt suchte sie Arbeit. Wer aber stellte jemanden ohne Berufserfahrung ein? Schließlich wandte sie sich an ihre Schwester, die ihr einen Job in einer der besten Boutiquen Londons vermittelte.

Mit ihren zweiundvierzig Jahren war Victoria Stenson immer noch eine Schönheit, nach der sich die Männer umdrehten. Sie hatte ein Faible für Mode und einen Blick dafür, was den Kundinnen am besten stand. Schnell arbeitete sie sich ein, und der kleine Laden war bald ein Muss für alle reichen Frauen der Stadt. Ihre Chefin war so zufrieden mit ihr, dass sie sie eines Tages nach Madrid schickte, wo sie mit einem Lieferanten verhandeln sollte.

Als Victoria wieder zurückkam, strahlte sie übers ganze Gesicht und schien zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig glücklich zu sein. Es dauerte nicht lange, bis Claire herausfand, was geschehen war.

„Ich bin schwanger.“ Das Geständnis ihrer Mutter war zuerst ein Schock, aber spätestens als Melanie nach acht Monaten geboren wurde, war alles vergessen. Dieses kleine perfekte Wesen mit den schwarzen Haaren und der dunklen Haut zog sie sofort in ihren Bann. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Zwei Wochen nach der Geburt ging Victoria Stenson wieder zur Arbeit. Es war August, Claire hatte Semesterferien und konnte auf das Baby aufpassen. Später wollten sie ein Kindermädchen einstellen. Die Zukunft schien gesichert, und sie waren zufrieden wie schon lange nicht mehr.

Doch das Schicksal war gnadenlos. Victoria Stenson erlitt bei der Arbeit eine starke, nicht zu stoppende Nachblutung. Die Ärzte im Krankenhaus konnten ihr nicht mehr helfen. Plötzlich hatte Claire vor dem Nichts gestanden. Die Trauer und Verzweiflung waren übermächtig gewesen – nur der Gedanke an Melanie hatte sie aufrechterhalten.

Draußen hupte jemand, und Laura Cavell sah ungeduldig auf die Uhr. „Ich muss los. Hörst du mir eigentlich zu? Gibst du das Kind nun zur Adoption frei?“

Sanft strich Claire ihrer kleinen Schwester über die Wange. Tränen stiegen ihr in die Augen. Das Leben war so ungerecht. Sie wollte Melanie behalten und ihre Eltern zurückhaben. Warum bestrafte man sie so? „Was können wir tun?“, flüsterte sie.

Laura Cavell lächelte zufrieden. Anscheinend hatte das Mädchen endlich Vernunft angenommen! „Es gibt lange Wartelisten beim Jugendamt. Sehr viele Ehepaare wünschen sich ein Kind. Sie wären dir bestimmt unendlich dankbar …“

Claire wirbelte herum. „Darauf kann ich verzichten.“ Sie funkelte ihre Tante böse an.

„Schon gut.“ Laura Cavell seufzte leise. Warum war alles nur so schwierig? „Sie könnten dem Kind ein liebevolles Zuhause geben. Es wird Melanie an nichts fehlen.“

Was ist mit mir? dachte Claire verzweifelt. Nie wieder würde sie dieses kleine Wesen im Arm halten oder es heranwachsen sehen. Ihre Schwester war für sie verloren. Sie konnte den Gedanken daran nicht ertragen.

„Wir regeln das ganz diskret.“ Ihre Tante schien nicht zu merken, was in ihr vorging. „Es gibt private Vermittlungsstellen. Die Ehepaare werden auf Herz und Nieren geprüft. Das wäre für Melanie das Beste, glaub mir. Sie werden ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.“

Natürlich. Das war das einzige Argument, das Claire nicht widerlegen konnte.

„Du könntest weiterstudieren und deinen Abschluss machen. Ich bin bereit, dich dabei zu unterstützen. Dies hier …“, wieder blickte sie sich verächtlich um, „… ist nicht akzeptabel. Du machst nicht nur dich unglücklich, sondern auch das Kind. Sieh es endlich ein!“

„Ich … denke darüber nach.“ Hatte sie das wirklich gesagt? Claire konnte es nicht fassen. Es war, als würde ihr jemand das Herz herausreißen.

„Gut.“ Laura Cavell nickte erleichtert. „Ich werde morgen einige Agenturen anrufen.“ Wieder hupte jemand, und Laura schüttelte entnervt den Kopf. „Ich muss jetzt wirklich gehen.“

Sie musterte ihre Nichte – das aschfahle Gesicht, die traurigen Augen, in denen sich die Verzweiflung...



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