Reinalter | Die Freimaurer | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2133, 144 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Reinalter Die Freimaurer


6. Auflage 2011
ISBN: 978-3-406-61555-9
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2133, 144 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-61555-9
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Helmut Reinalter behandelt in diesem Buch die europäische Freimaurerei von ihren legendären Ursprüngen bis in die unmittelbare Gegenwart. Er stellt ihre Ziele, ihr Innenleben, ihre Organisationsstrukturen und Richtungen, ihr Verhältnis zu Staat, Politik, Gesellschaft, Kultur, Kirche und auch zu ihren Gegnern dar. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Selbstverständnis der Freimaurerei und ihrer gesellschaftlichen Rolle und Wirkung.

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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Zum Buch;2
3;Über den Autor;2
4;Titel;3
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Einleitung: Was ist Freimaurerei?;7
8;Erster Teil: Entstehung und historische Entwicklung;10
8.1;1. Die Ursprünge: Zwischen Mythos, Legende und Wirklichkeit;10
8.2;2. Die Anfänge und Verbreitung;12
8.3;3. Der Höhepunkt im 18. Jahrhundert;14
8.4;4. Das 19. Jahrhundert;19
8.5;5. Das 20. Jahrhundert;28
9;Zweiter Teil: Ziele und Innenleben – Theorie und Praxis;32
9.1;1. Freimaurerische Symbolik und Ritualistik;32
9.2;2. Der „Große Baumeister” aller Welten;35
9.3;3. Freimaurerische Anthropologie;37
9.4;4. Freimaurerische Humanität;40
9.5;5. Freimaurerische Ethik;42
9.6;6. Der Toleranzgedanke;44
9.7;7. Freimaurerei, Hermetik und Esoterik;46
9.8;8. Freimaurerei und Aufklärung;49
10;Dritter Teil: Konstitutionen, Organisationsstruktur und Richtungen;53
10.1;1. Die Alten Pflichten;53
10.2;2. Der Wandel des Pflichtenbegriffs;55
10.3;3. Regularität und Irregularität;59
10.4;4. Organisationsstruktur;66
10.5;5. Freimaurerei und Geheimbünde;68
11;Vierter Teil: Freimaurerei, Politik, Kirche und Antimasonismus;93
11.1;1. Freimaurerei, Staat und Politik;93
11.2;2. Freimaurerei und Kultur;99
11.3;3. Freimaurerei und Kirche;104
11.4;4. Antimasonismus und Verschwörungstheorien;110
12;Schluß: Zur Wirkungsgeschichte der Freimaurerei;128
13;Literaturhinweise (Auswahl);134
14;Personenregister;143


Zweiter Teil:
Ziele und Innenleben – Theorie und Praxis
1. Freimaurerische Symbolik und Ritualistik
In der Welt der Freimaurerei spielen Symbole eine entscheidende Rolle. Die Anzahl der Symbole im freimaurerischen Leben und Ritual ist beschränkt auf drei Zentralthemen: Wer bin ich? Der Einzelne in seiner Umwelt. Den eigenen Tod bestehen (Hiramslegende im dritten Grad). Dazu kommt noch die Einbindung der Freimaurerei in ein kosmogonisches Modell als symbolischer Ort und symbolische Zeit des rituellen Ablaufs. Die Darstellungsformen sind historisch tradiert, nicht erfunden und von besonderer Schlichtheit: Sonne, Mond, unbehauener und behauener Stein, eine helle und eine dunkle Säule, eine Kornähre, ein schachbrettförmiger Boden, das Pentragramm und das Hexagramm, eine die Vorstellung eines kosmischen Urozeans aufnehmende schwarz-weiße Zickzacklinie, der Zikkurat (eine Stufenpyramide als Weltberg), um nur die wichtigsten zu erwähnen. Dabei umfaßt die Loge den Raum vom Mittelpunkt der Erde bis zu den Sternen, von Osten nach Westen und von Süden nach Norden. Die symbolischen Arbeiten vollziehen sich von „Hoch-Mittag“ bis „Hoch-Mitternacht“. Der Symbolbegriff ist in „Symbole im weiteren Sinn“ und in „Symbole im engeren Sinn“ zu differenzieren. Symbole im weiteren Sinn sind alle Ausdrucksformen, die überhaupt als „Symbol“ bezeichnet werden können, bei jenen im engeren Sinn handelt es sich um meist einfache Zeichen, figürliche Darstellungen, Laute, Objekte oder typisierte Handlungen, wobei deren Inhalt nicht auf einem Konsens beruht, sondern auf einer der Psyche immanenten „arche-typischen“ Entsprechung. Für den geistigen Inhalt, aber auch als Anhaltspunkt für die historische Einordnung der Entwicklung freimaurerischer Rituale ist es wichtig, welche Symbole verwendet werden und welche nicht. Die Valenz der Symbole im engeren Sinne kann heute mit Methoden der Tiefenpsychologie nachgewiesen werden. Ohne diese innere Valenz wäre wahrscheinlich die Freimaurerei heute nicht mehr vorhanden. Auf der Grundlage des Symbolbegriffes im engeren Sinne ist verstehbar, warum Freimaurerei undogmatisch ist, denn das Symbolverständnis hängt hier nicht von einem Konsens oder von einer Instanz ab, die festlegen könnten, was durch die Symbolik vermittelt werden soll. Die Wirkung des Symbols beruht auf einer psychischen Gleichformung. Jeder Mensch unterscheidet sich vom anderen, weshalb die Auswirkung der Auseinandersetzung mit einem Symbol trotz des grundlegenden Gleichklangs bei allen Menschen verschieden ist. Das Symbol im engeren Sinne ist auch eines der Hauptelemente für die Zeitlosigkeit und Internationalität der Freimaurerei und ihrer Unabhängigkeit von religiösen Überzeugungen. Und schließlich ist sie der eigentliche Grund für das Wesen der Freimaurerei, die den Bruder nicht verbal, sondern in einer existenziellen Verinnerlichung an die Grundfragen unseres Seins heranführt. Wie das ganze Werk der Freimaurerei unter dem Symbol des Bauens verstanden wird, so erfolgt ihre rituelle Arbeit in Bildern und bildlichen Handlungen. Die freimaurerische Symbolik besteht daher in Lehrzeichen und symbolischen Handlungen, die in sinnbildliche Bräuche und in Erkennungszeichen gegliedert werden. Zu den Lehrzeichen zählen die drei großen und kleinen Lichter und der Teppich (Tapis) mit seinen bildlichen Darstellungen. Die sinnbildlichen Bräuche werden bei der Aufnahme und bei den Beförderungen in höhere Grade angewendet, und die Erkennungszeichen sind Handbewegungen und Handgriffe. Die Freimaurerei besteht in einer fortlaufenden Kette von Symbolen. Die Logenarbeiten werden durchgeführt, um die sinnbildlichen Gebräuche auszuführen, den Sinn der Symbole in kurzen Worten anzugeben oder in Vorträgen zu erläutern, wobei sich der geistige Inhalt der Freimaurerei zunächst nicht durch Worte zeigt, sondern durch Gestalten und Handlungen. Die Gestaltung hat den Vorteil der lebendigen Anschaulichkeit, weshalb die Rede häufig bildlich dargestellt wird, um die Gedanken und Begriffe nicht nur zu hören, sondern auch anschaulich werden zu lassen. In den Logen fehlt bei den freimaurerischen Lehrzeichen und Gebräuchen zwar nie das deutende und erklärende Wort, aber die Sprache ist nur Begleiter und Diener der Gestalt und Handlung. Die Deutung der Symbole ist nicht unbedingt festgelegt, weshalb der Freimaurer die Freiheit der Betrachtung hat. Das Ziel der Persönlichkeitsentwicklung versucht die Freimaurerei mit unterschiedlichen Mitteln zu erreichen. So bietet sie in Gestalt der Logen einen Frei- und Vertrauensraum für geistige Auseinandersetzung, für Aktivitäten der unterschiedlichsten Arten und für Kontemplation. Im Mittelpunkt der freimaurerischen Ritualistik steht die initiatorische Methode. „Initiation“ bedeutet „Einweihung“. Das Ritual bezeichnet jene Ordnung, in der eine sinnbildliche Handlung vor sich gehen soll. Das Ritual ist vielfach den alten Handwerksbräuchen der Steinmetzen nachgebildet und hat von dort seinen Ursprung. Fast jede freimaurerische Lehrart hat ihr besonderes Ritual, und selbst innerhalb ein und derselben Lehrart kann dieses verschieden sein. Das Ritual hat insgesamt in der Freimaurerei eine besondere Bedeutung, weil die freimaurerischen Lehren nicht durch Worte, sondern durch sinnbildliche Formen mitgeteilt werden. Im Ritual spiegelt sich die besondere Lehrart und teilt ihren eigenen Charakter mit, auch wenn in den Grundgedanken eine Einheitlichkeit vorhanden ist. Das Ritual ist von den einzelnen Großlogen den Tochterlogen vorgeschrieben, die wiederum einzelnen Bauhütten eine gewisse Ritualfreiheit zuerkennen. Rituale sind im freimaurerischen Verständnis sinngerichtete und dementsprechend dramatisch gestaltete Abfolgen symbolischer und allegorischer Handlungen, Worte und Gesten unter Einbeziehung figürlicher Darstellungen und Objekte. Grundidee der initiatorischen Methode ist dabei, daß der am Ritual teilnehmende Bruder durch Versenkung in das rituelle Geschehen in eine intensive Wechselwirkung der Symbolik mit seinen Emotionen versetzt wird. Jedes freimaurerische Ritual hat einen klar gegliederten Aufbau: Einstimmung des Teilnehmers, Installierung des symbolischen Raumes, in dem sich das Geschehen vollzieht, initiatorischer Zentralteil, Auflösung des symbolischen Raumes und Abschluß. Kernstück der Freimaurerei und zentraler Gegenstand des Rituals ist für den Freimaurer die persönliche Auseinandersetzung mit den drei existenziellen Themen: Wer bin ich? Der einzelne in seiner Umwelt und der eigene Tod. Die freimaurerischen Rituale verwenden keine Stimulanzien wie Weihrauch oder Trance. Die Stimmung ist die einer luziden Harmonie, die Ritualsprache einfach und geprägt von der Bauhüttentradition, die eine der Hauptquellen des Freimaurertums darstellt. Letztlich ist das freimaurerische Ritual ein System der Verinnerlichung, der inneren Erneuerung, der Gedankenklärung und der Bewußtseinserweiterung. 2. Der „Große Baumeister“ aller Welten
Der „Große Baumeister“ aller Welten bedeutet in der Freimaurerei eine Form der Bezeichnung des Schöpfers und Erhalters der Welt. James Anderson verwendet dafür den Ausdruck „great Architect of the Universe“ gleich am Beginn seiner Geschichte der Maurerei (1723). Das Symbol des „Großen Baumeisters“ aller Welten baut auf der Grundlage der ethischen Verantwortung des Freimaurers auf. Der Wert des Menschen wird in der Freimaurerei nicht nach seinem Bekenntnis zu einer Religionsgemeinschaft und zu einem Dogma beurteilt, sondern nach seiner intellektuellen Redlichkeit. Der „Große Baumeister“ symbolisiert in seiner Wirksamkeit den ewigen Hintergrund und allumfassenden Rahmen, aus dem das Leben Sinn und menschliche Verantwortung erhält. Die Freimaurerei ist zwar keine Religion und will daher auch mit bestehenden Religionsgemeinschaften nicht konkurrieren, aber sie kommt ohne transzendenten Bezug nicht aus. Sie, die von ihren Mitgliedern ethisches Handeln fordert, ist eine Gemeinschaft, die die Anbindung an ein Ideal benötigt, das über den Menschen und seine Existenz hinausweist. In der freimaurerischen Tradition nimmt der „Große Baumeister“ aller Welten eine Schlüsselstellung für diese Rückbindung an die Transzendenz ein. In der Verfassung der Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland heißt es daher: „Sie (die Freimaurer) sehen im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewußtsein des Menschen ein göttliches Wirken voll Weisheit, Stärke und Schönheit. Dieses alles verehren sie unter dem Sinnbild des Großen Baumeisters aller Welten.“ Im freimaurerischen Denken lebt der Mensch im Zustand der Unvollkommenheit. Er glaubt nicht an das Erfordernis der Endgültigkeit des Handelns. Für den Freimaurer ist der Zustand der Unvollkommenheit sehr eng verbunden mit dem Transzendenten, das eine regulative Funktion hat. Für ihn bedeutet das Transzendente keine Ontologie, denn das Endziel bleibt letztlich unerreichbar, wenngleich er diesem schrittweise näher zu kommen versucht, indem er an seiner eigenen Vervollkommnung arbeitet. Für den Freimaurer ist die Wahrheit demnach ein gedanklicher Richtpunkt, an dem er sich bei seiner initiatischen Selbstveredelung orientiert. Wenn der Freimaurer für sich in Anspruch nehmen würde, im Besitz der Wahrheit zu sein, dann würde er...


Univ.-Prof. Dr. Helmut Reinalter lehrt neuere Geschichte und politische Philosophie an der Universität Innsbruck.



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