Riner / Merz | Lösungsorientierte Maltherapie mit Kindern und Jugendlichen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Riner / Merz Lösungsorientierte Maltherapie mit Kindern und Jugendlichen

Wie Bilder Entwicklungsschritte ermöglichen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-456-76356-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie Bilder Entwicklungsschritte ermöglichen

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-456-76356-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Lösungsorientierte Maltherapie (LOM) bietet eine willkommene neue Form der Kommunikation für Kinder und Jugendliche, denn oft fällt es jungen Menschen schwer, ihre Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken in Worte zu fassen.
Simone Riner und Jörg Merz lassen in diesem Band erfahrene Kunsttherapeut:innen zu Wort kommen, die authentisch und anschaulich von Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren berichten; von ihren Sorgen, Bedürfnissen und Ängsten.
Im ersten Teil werden das Vorgehen und die Prinzipien der Lösungsorientierten Maltherapie vorgestellt. Danach werden pro Alter Fallbeispiele beziehungsweise wirksame Prozessverläufe anhand diverser Themen beschrieben, wie zum Beispiel:

unkontrollierbare Wut
Albträume
Schulangst
Trennung der Eltern
Cybermobbing
Anorexie
Transsexualität

Begleitet werden alle Beispiele mit den entsprechenden Bildern, die während des Prozesses entstanden sind.
Therapeut:innen und Erziehungsverantwortliche erhalten einen tiefen Einblick in die Lösungsorientierte Maltherapie und dadurch die Chance, neue Perspektiven für die Arbeit und die Behandlung von Kindern und Jugendlichen zu entdecken.

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Zielgruppe


Psycholog*innen, Kunsttherapeut*innen, Ärzt*innen, Eltern und Großeltern, Lehrkräfte


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


|11|1  Bilder ermöglichen Entwicklungsschritte
Francesco Petrarca (1988, S. 45) schreibt 1366: „Wenn ich an die Angelegenheiten und Schicksale der Menschen denke, an die ungewissen und plötzlichen Veränderungen der Dinge, finde ich kaum etwas Zerbrechlicheres und Ruheloseres als das Menschenleben.“ Petrarca gilt als einer der ersten Humanisten und diese Einleitungsworte zu seinem Werk „Heilmittel gegen Glück und Unglück“ könnten kaum zeitgemäßer sein. Mit unserer Zeugung und Geburt werden wir in eine Welt geworfen, die Glück und Unglück gleichermaßen bereithält. Dieser Wahrheit zum Trotz bewältigt der Mensch bis heute die Herausforderungen, die seine Umgebung, die Gesellschaft, das politische System und die Natur ihm stellen. Das ist nur möglich, weil wir Menschen hilflos zur Welt kommen. Wir brauchen ein Jahr, um gehen zu lernen, weitere Jahre, um mithilfe der Sprache Wünsche, Gefühle und Gedanken äußern zu können, und noch viele Jahre mehr, bis wir für uns selbst sorgen können (Eagleman, 2017). In unserem Gehirn sind unter anderem Atmung, Weinen, Saugen, Gesichtserkennung, die Fähigkeit, Sprachen zu erlernen und sich motorisch zu entwickeln, vorgegeben. Unsere Gene geben nur eine ungefähre Anleitung zum Aufbau des Netzwerkes, was unserem Gehirn erlaubt, sich an die unterschiedlichsten Gegebenheiten anzupassen, sei es das Klima, die herrschende Kultur oder sonst etwas – und das ein Leben lang. Um die Fähigkeiten des Gehirns optimal zu nutzen, ist das Kind von der Geburt an angewiesen auf eine fürsorgliche und liebevolle Umgebung. Es braucht körperlichen Kontakt, Stimulation, Kommunikation mit Sprache, Gestik, Mimik und die Möglichkeit zum Rückzug (Bucay, 2019). Zentral für die Entwicklung des Kindes sind das Vermitteln von Sicherheit und Grenzen, das das wichtige Gefühl der Geborgenheit ermöglicht. Der Säugling, der noch nicht bewusst wahrnimmt, empfindet lediglich etwas Unangenehmes, er beginnt zu schreien, das heißt, er mobilisiert Energie, um einen Kontakt zur Umwelt zu erhalten. Seine Bezugsperson hört das Schreien, reagiert, bietet Brust oder Flasche an, der Säugling trinkt, seine Körpersignale verändern sich, Sättigung tritt ein, er geht weg von der Nahrungsquelle und schläft oft kurz darauf ein. Am Anfang gibt es nur die Empfindung – angenehm oder unangenehm – und den Impuls hin zu etwas oder weg von etwas (hin zur Brust oder Flasche oder weg davon). Diese Grundreaktionen bleiben bestehen, obwohl sie sich durch die Entwicklung der Sinnesorgane, der Motorik und der Sprache mehr und mehr ausdifferenzieren. Im Kontakt mit der Umwelt lernt das Kind, Gegenstände bzw. Dinge zu erfassen und zu benennen. Im ständigen Wechselspiel zwischen eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen sowie dem, was die engsten Bezugspersonen dem Kind durch Sprache und Verhalten vermitteln, kann das kindliche Gehirn seine Wirklichkeit konstruieren (s. auch Whorf, 2008) und mit ihr interagieren. Auch Emotionen werden im Dialog mit der Umwelt konstruiert. Feldman Barrett (2023) betont, dass Emotionen nicht festgelegte und universelle Reaktionen auf bestimmte Reize sind, sondern vielmehr |12|Konstruktionen des Gehirns, die durch individuelle Erfahrungen, soziale Interaktionen und kulturelle Einflüsse geformt werden. Emotionen werden als dynamische Prozesse betrachtet, die sich ständig verändern und anpassen. In jedem Alter gibt es Entwicklungsaufgaben des Kindes und entsprechende Aufgaben der Bezugspersonen und des erweiterten Umfeldes. Die verschiedenen Entwicklungsstufen zeigen sich auch in den gemalten oder gezeichneten Bildern. Die nachfolgende Übersicht (s. Tabelle 1) lehnt sich an die Darstellungen von Jenni (2021) und Cassée (2020) an, die Bilder wurden von Kindern und Jugendlichen spontan gemalt und uns zur Verfügung gestellt. Bilder sind eine Art universelle Sprache, da sie über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg verstanden werden können. Bilder können Emotionen, Ideen und Informationen auf eine Weise vermitteln, die von vielen Menschen unabhängig von ihrer Muttersprache verstanden werden kann. Dies ist einer der Gründe, warum visuelle Kommunikation in Form von Piktogrammen, Symbolen und Icons in vielen Bereichen wie Verkehrsschildern, internationalen Flughäfen und digitalen Anwendungen weit verbreitet ist. Kinder in allen Kulturen malen Bilder, die sich ähneln. Kinder, die man gewähren lässt, malen aus ihrer Innenwelt und ihren Wahrnehmungen heraus Bilder, die für Erwachsene oft nicht verstehbar und interpretierbar sind, selbst dann, wenn das Kind mitteilt, was es gerade dargestellt hat. In Kindergarten und Schule findet dann eine Normierung statt: Himmel sind blau, Häuser stehen gerade, eine braune Kuh ist braun, nicht violett. Kommen die Kinder dann in ein Malatelier, in dem sie wieder nach ihren ganz persönlichen Empfindungen und Vorstellungen malen dürfen, kehren sie zurück zur ganz eigenen Gestaltung. Sie gestalten ihre Entwicklung in ihrem eigenen Tempo und sie lösen – ohne dass es ihnen bewusst wird – viele Schwierigkeiten und Belastungen ihres Alltags. Wie Kinder ihre Bilder gestalten, hat wohl niemand überzeugender dargelegt als Arno Stern (2020) in seinem Buch „Wie man Kinderbilder nicht betrachten soll“. Aus Sicht der neuropsychologischen Forschung lässt sich die Wirkung des Malens auf die verschiedenen Systeme in unserem Gehirn in Anlehnung an Gerhard Roth und Nicole Strüber (2014) folgendermaßen beschreiben: Im Stressverarbeitungssystem: Atem wird ruhig, vegetatives System fährt hinunter, Interesse am Bild tritt ein, gute Erfahrung wird gemacht. Im Impulskontrollsystem: Es entsteht ein Spielraum zwischen Impuls und Handlung. Im Selbstberuhigungssystem: „Es kommt alles gut, ich kann etwas tun.“ Im Realitätswahrnehmungssystem (Risikowahrnehmung, Impulskontrolle): „Ich kann es wagen.“ Im Bindungssystem: „Es ist jemand da, nimmt mich ernst, ich habe Vertrauen.“ Im Belohnungserwartungssystem und Belohnungssystem: Es entsteht ein Bild; Freude, Berührung, Motivation steigen. Kinder und Jugendliche erleben nicht immer eine gesunde, ungestörte Entwicklung. Belastende Ereignisse im Leben einer Familie wie Umzug, Scheidung, Unfall, Krankheit, Gewalt, Missbrauch, Sucht oder Depression eines oder beider Elternteile beeinträchtigen das Wachstum. Das Gleiche gilt für Überforderung im Schulalltag und Mobbing durch Schulkamerad:innen, auch und vor allem in digitalen Sozialformen, sprich alle Formen von Cybermobbing. Entwicklungsphase/Altersbereich Zentrale Entwicklungsaufgaben und -phänomene Kinder gestalten ihre Lebenswelt, Beispielbilder mit Altersangabe Aufgaben der Bezugspersonen Säuglingsalter 1. Lebensjahr Wachstum Schlaf-Wach-Rhythmus Essverhalten Bewegungsentwicklung (z.?B. Körperkontrolle, Greifen) Frühe Entwicklung der Wahrnehmung Erstes Erkundungsverhalten (oral, manuell, visuell) ...



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