E-Book, Deutsch, 526 Seiten
Rusch Der Sohn des Abtes
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7583-9045-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ryu und die Vampire
E-Book, Deutsch, 526 Seiten
ISBN: 978-3-7583-9045-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Jahre 1596 macht im Hafen von Osaka im Schutze der Nacht ein portugiesisches Handelsschiff fest, dessen Besatzung aus Vampiren besteht. Diese beginnen, die Menschen zu überfallen und zu töten. Das Schlimme daran ist, dass ihre Opfer selbst zu blutgierigen, untoten Monstern mutieren. Es scheint, als sei das Schicksal der Menschen Japans besiegelt. Der Autor Michael Rusch erzählt in diesem Roman die Geschichte Ryus, eines traumatisierten Jungen, der bei einem Massaker seines Dorfes seine Eltern verliert und von Meister Nakamura, dem Abt eines buddhistischen Klosters, als Pflegesohn angenommen wird. Er hilft dem Kind, sein Trauma zu überwinden, indem er ihn mit Liebe und Geduld, aber auch durch ein hartes körperliches und mentales Training, zu einem Ninja ausbildet. Doch plötzlich verändert sich Ryus Leben auf dramatische Weise. Sein Kloster wird von Vampiren bedroht und sein bisheriges Leben zerstört. Der Shogun befiehlt die Ninjas nach Edo, die in einen Krieg gegen die Vampire ziehen. Wer von den Ninjas wird ihn überleben? In diesem Roman verbindet Rusch die historische Realität gekonnt mit einer Geschichte aus dem Genre Fantasy.
Michael Rusch, 1959 in Rostock geboren, war von Beruf Rettungsassistent und lebte von 2013 bis 2017 in Hamburg, wo die ersten Bände der Fantasy-Reihe Die Legende von Wasgo entstanden. Heute ist er Rentner und lebt in Lutterbek, in der Nähe von Kiel. Nach einer kreativen Schreibpause veröffentlichte er 2012 seinen autobiografischen Roman Ein falsches Leben beim Selfmade-Verlag Lulu. Danach wandte sich Rusch dem Genre Fantasy zu. Die ewige Nacht aus der Reihe Die Legende von Wasgo erschien im Januar 2014. Im September desselben Jahres folgte die Fortsetzung Luzifers Krieg. Es folgten Angriff aus dem Himmel (2015) und Bossus´Rache (2017). Mit dem fünften Band Wasgos Großvater endete 2018 Die Legende von Wasgo. 2014 veröffentlichte Rusch beim AAVAA Verlag eine überarbeitete Version seines Romans Ein falsches Leben in zwei Bänden, den er im Juli 2020 nochmals überarbeitet mit BoD unter dem Titel Das Leben des Thomas Schneider herausgab. Im Jahre 2015 gründete er seinen eigenen Verlag Die Blindschleiche und veröffentlichte im gleichen Jahr seinen Roman Die drei Freunde. Im Sommer 2019 entschloss er sich, aus gesundheitlichen Gründen den Verlag aufzulösen und diesen Roman zu überarbeiten und ihn als Selfmade-Autor mit BoD neu zu veröffentlichen. Im gleichen Jahr beendete Rusch die Zusammenarbeit mit dem AAVAA Verlag und überarbeitete Die Legende von Wasgo, die er bereits im Januar 2020 mit BoD in zwei Bänden erneut veröffentlichte. Band 1 enthält die ersten drei und Band 2 den vierten und fünften der ehe-maligen 5 Bände. Jetzt wendete sich Rusch einem weiteren Bereich der Literatur zu, dem Horror. 2020 veröffentlichte er den ersten Band seines Romans Das Hochhaus. Band 2 folgte im Januar 2023. 2021 erschien sein dystopischer Roman Der Wegbe-reiter. Zurzeit arbeitet Rusch an einem weiteren Fantasy-Roman.
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Das Kloster Nachdem Ryu und Meister Nakamura die hilfsbereite und liebevolle Ayumi zum Tor des Klosters begleitet hatten, sah ihr der Knabe hinterher. Leise murmelte er mit Tränen in den Augen: „Danke, Ayumi.“ Ryu war in seinem Alter von erst fünf Jahren ein außergewöhnlicher Junge. Seine Fähigkeit zu denken war noch nicht sehr weit entwickelt, und er begann erst, in seinem Langzeitgedächtnis erste Erinnerungen von seinen Erlebnissen zu speichern. Trotzdem hatte er verstanden, dass Ayumi und ihr Mann Nasaki ihm das Leben gerettet hatten. Ohne sie wäre er in seinem Versteck qualvoll zugrunde gegangen. Der Abt hatte die Worte des Jungen verstanden und war gerührt. Freundlich legte er ihm seine Hand auf die Schulter und wartete, bis Ayumi sich ihren Blicken entzog. Dann schob er Ryu ins Klostergelände zurück und verschloss das Tor. Er nahm den Jungen an die Hand und ging mit ihm langsam zur Bank zurück. Dort setzten sie sich nochmals nieder. Der Abt wollte versuchen, von Ryu einige Antworten zu bekommen und zu erfahren, wer er war und wie er seine schrecklichen Erlebnisse verarbeitete. Es war ihm bewusst, dass das Kind dabei Hilfe benötigte. Andererseits wollte er herausfinden, in welchem psychischen Zustand sich Ryu befand. Zunächst saßen sie einige Sekunden schweigend auf der Bank und blickten auf den wunderschönen, großen Garten des Klosters. Ryus Beine hingen in der Luft und nervös bewegte er seine Unterschenkel hin und her. In seinem Gesicht erkannte der Abt, dass der Knabe sehr traurig war. Ryu kämpfte mit sich. Der alte Mann dachte daran, wie solch ein kleiner Junge wie Ryu, dessen Verstand sich erst zu entwickeln begann und der seine ersten Erlebnisse bewusst wahrnahm, mit solch einem schrecklichen Drama, dem er ausgesetzt war, leben sollte. Ob er in diesem Augenblick diesen schönen Garten, in dem sie sich befanden, wahrnahm? Meister Nakamura ließ dem Jungen etwas Zeit, damit er sich an seine neuen Lebensumstände gewöhnen konnte. Dafür würde er ohnehin mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen, benötigen. Der Abt ahnte, wie der arme Junge diese Minuten erleben musste, und empfand tiefes Mitleid mit ihm. Schließlich fragte er: „Ryu, kannst du dich daran erinnern, was geschehen ist? Willst du es mir sagen?“ Ryus Gesichtsausdruck versteinerte und sein kleiner Körper zuckte merklich zusammen. Dann schaute er auf den Boden und schüttelte den Kopf. Dem Abt wurde bewusst, dass er noch nicht darüber sprechen konnte, was ihm widerfahren war. Das Trauma, das er erlebte, steckte zu tief in seiner kleinen Seele und war noch zu frisch. Aus diesem Grund wechselte Meister Nakamura das Thema. „Siehst du diese Ecke dort?“ Er zeigte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf einen Punkt, an dem zwei Mauern auf dem Innenhof aufeinandertrafen. „Da bauen wir das Häuschen für Okami.“ „Aber ein großes Häuschen.“ Ryus Worte kamen spontan und er schaute in die vom Abt angezeigte Richtung. Dieser musste lachen, aber es war ein gutmütiges Lachen. Ryu gefiel ihm. Obwohl er Schreckliches durchmachen musste, hatte er sich seine kindliche Spontanität bewahrt und wollte für seinen Welpen das Beste erreichen, zu dem er fähig war. Mit warmer Stimme sprach Meister Nakamura zu seinem Pflegesohn, der Ryu mit dem heutigen Tage geworden war. „Keine Sorge, es wird groß genug sein.“ Nach einer weiteren Minute des Schweigens fragte der Abt: „Warum nennst du deinen Hund Okami? Er sieht doch gar nicht wie ein Wolf aus, sondern wie ein gewöhnlicher Hund.“ „Mein Vater nannte ihn so, weil sein Fell aussieht, wie bei einem Wolf.“ Ryu wurde wieder traurig. Eine einzelne Träne stahl sich aus seinem linken Auge. Schon wieder wurde er an das düstere Schicksal seiner Familie erinnert. Er versuchte tapfer, die Tränen zurückzuhalten. Der Abt, der von der einen auf die andere Minute zum Vater eines fünfjährigen Jungen geworden war, erkannte, dass im Inneren seines Pflegesohnes ein schwerer Kampf tobte. Er musste für ihn sehr viel Liebe und noch mehr Geduld aufbringen, damit er dem Knaben helfen konnte, mit den traumatischen Ereignissen leben zu können. Er legte ihm seinen Arm um die Schulter und drückte ihn sanft an sich. Mit der anderen Hand streichelte er dem Kind über den Arm. Okami, der im Garten umhertollte und mal hier und mal dort schnüffelte, auch einmal sein Bein hob, lief zu ihnen zurück und stand mit wedelnder Rute vor dem Jungen. Der Vierbeiner wollte mit Ryu spielen. Fragend sah das Kind seinem Pflegevater ins Gesicht. Dieser bedeutete ihm mit einem Handzeichen, mit dem Hund herumtoben zu dürfen. Freudig sprang der Kleine von der Sitzbank und lief ziellos über die Wiese. Okami sprintete hinterher. Als er ihn einholte, sprang der Hund seinem Spielkameraden in den Rücken. Dort wo er den Jungen mit seiner Schnauze traf, blieb ein kleiner feuchter Fleck zurück. Das Kind reagierte mit einem herzhaften Lachen. Jetzt rannte das Tier in eine andere Richtung und Ryu folgte ihm schnell, um ihn zu fangen. Der Meister saß entspannt und zufrieden auf der Bank und schaute den beiden beim Spielen aufmerksam zu. Er erlebte das Gefühl, im Hier und Jetzt zu sein, sehr intensiv. Seit Jahren schon hatte er darüber meditiert, den aktuellen Moment bewusst zu erleben, ohne über die Zukunft oder die Vergangenheit nachzudenken. Er erinnerte sich daran, dass er als Kind oft in diesem Zustand gewesen war. Erst als er erwachsen wurde, erreichten ihn die Sorgen und Ängste des Alltags und die vielen Zukunftspläne. Diese vereinnahmten seine Gedankenwelt und bestimmten fortan sein Leben. So wie es bei vielen anderen Menschen auch war. Meister Nakamura wusste, dass die Möglichkeit bestand, dass auch er von den beiden Freunden – dem Jungen und seinem Hund – etwas lernen konnte. Die beiden ungleichen Spielkameraden tobten fröhlich weiter, als Ryus Pflegevater aufstand. „Ryu, ich gehe Takeshi beauftragen, für dich etwas zum Anziehen zu nähen. Es muss fertig werden, bevor es für dich Zeit wird, ins Bett zu gehen. Was glaubst du, möchtest du auch so ein Wickelgewand tragen wie ich?“ Der Junge drehte sich kurz zu ihm um. „Ist gut, danke Meister Nakamura.“ Der alte Mann schmunzelte und ging langsam ins Klostergebäude zurück. Wenige Minuten danach erschien der junge Mann, der dem Knaben und Ayumi das Tor geöffnet hatte. Er ging zu dem mit dem Welpen spielenden Kind auf die Wiese hinaus. Als Ryu den jungen Mönch bemerkte, blieb er stehen und wartete, bis dieser ihn erreichte. Der Mönch hockte sich vor dem Kind nieder, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Lächelnd streckte er ihm zur Begrüßung seine rechte Hand entgegen. „Hallo, du kleiner Mann, mein Name ist Takeshi. Du heißt Ryu, richtig?“ Schüchtern nickte der Junge und verneigte sich vor dem freundlichen Mönch. Danach holte Takeshi ein Maßband aus seiner Kutte heraus, um die Maße des Jungen in Erfahrung zu bringen, damit er das Gewand für ihn in der richtigen Größe schneidern konnte. Dabei erklärte er: „Weißt du, wir sind in unserem Kloster nicht auf Kinder eingestellt und deshalb haben wir natürlich auch keine Bekleidung für sie. Die müssen wir jetzt für dich nähen oder auf andere Weise besorgen.“ Ryu nickte, um Takeshi zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte. Danach sagte der Mönch: „Meister Nakamura möchte, dass ich dich zu ihm bringe.“ Wieder nickte das Kind und ging gemeinsam mit Takeshi zum Eingang des Gebäudes. Okami sprang ihnen hinterher und wollte auch ins Haus hinein, doch der Mönch schob ihn behutsam vor die Tür zurück. „Du musst leider draußen bleiben, mein kleiner Freund. Aber morgen bauen wir für dich ein Häuschen, in dem du schlafen kannst.“ Dann ließ er die Tür ins Schloss fallen und drehte sich dem Kind zu. „Ryu, wie du weißt, zieht man in einem Haus immer die Schuhe aus. Hier neben der Tür stellen wir sie ab. Das wirst du ab jetzt auch tun.“ Der Junge nickte und zog wie der junge Mönch seine Schuhe aus. Danach begaben sie sich zu Meister Nakamura. Takeshi begrüßte ihn und betrat einen Nebenraum, wo er seine Utensilien zusammensuchte, um für Ryu das Wickelgewand nähen zu können. Meister Nakamura blickte zu Ryu, richtete sich auf und sprach mit freundlicher Stimme zu ihm. „Nun, mein Junge, will ich dir das Kloster zeigen. Du willst doch bestimmt dein neues Zuhause kennenlernen?“ „Ja, gerne.“ Der Abt öffnete die Tür des Zimmers, indem Takeshi Stoffe sortierte. „Hier ist Takeshis Nähzimmer. Meist repariert er zerrissene Kleidung oder näht neue Roben.“ Ryu blickte in das Zimmer hinein, hatte aber für die Stoffe kein Interesse. Meister Nakamura bemerkte das und schloss die Tür. Nun lief er mit ihm einen langen Gang entlang, den Ryu vorhin schon mit Takeshi gekommen war. An seinem Ende befand sich ein Türrahmen ohne Tür. Dahinter erkannte Ryu einen schmalen, langen Raum, in dem links und rechts vor den Wänden viele Sitzkissen nebeneinanderlagen. Am Ende des...