Sachse | Komplexität in der Psychotherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

Sachse Komplexität in der Psychotherapie

Psychotherapie klientengerecht und nachhaltig gestalten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8409-3127-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Psychotherapie klientengerecht und nachhaltig gestalten

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

ISBN: 978-3-8409-3127-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Psychotherapie ist ein komplexer Prozess. Klientinnen und Klienten kommen mit unterschiedlichsten Symptomen und Störungen in die Therapie, ihre Anliegen und Ziele sind ebenso heterogen wie ihre Persönlichkeiten. Aber auch auf Therapeutenseite fließen viele Variablen mit ein, wie z.B. die gewählte Therapieform und die Persönlichkeit der Therapierenden. Wie kann angesichts dieser Komplexität eine Psychotherapie den Klientinnen und Klienten gerecht werden und nachhaltige Veränderungen erzielen?
Der erfahrene Psychotherapeut Rainer Sachse diskutiert in diesem Buch Ansätze aus Wissenschafts-, Chaos- und Systemtheorie und integriert wichtige psychologische und psychotherapeutische Forschungsergebnisse, um daraus konstruktive Vorschläge abzuleiten, wie Psychotherapie weiterentwickelt werden kann: zu einer komplexen Psychotherapie, in der nicht nur störungsspezifische Aspekte betrachtet werden, sondern auch die Funktionsspezifität bei der Konzeptualisierung des Therapieprozesses eine entscheidende Rolle spielt.

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Zielgruppe


Psychotherapeut_innen, Psychiater_innen, Klinische Psycholog_innen, Studierende der Psychologie.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;9
2;1Einleitung;15
2.1;1.1Worum es geht;15
2.2;1.2Was heißt genau, eine Psychotherapie soll Klienten gerecht werden?;17
2.3;1.3Sinn des Buches;22
2.4;1.4Das Konzept dieses Buches;24
3;2Erkenntnis- und wissenschafts­theoretische Überlegungen;31
3.1;2.1These 1: Menschen müssenin ihren Kontexten handeln;31
3.2;2.2These 2: Handlungen sollen effektiv sein;32
3.3;2.3These 3: Realitätsmodelle sind erforderlich;33
3.4;2.4These 4: Ein Realitätsmodell sollte valide sein;33
3.5;2.5These 5: Eine „Realität“ existiert;34
3.6;2.6These 6: Modelle könnenunterschiedlich valide sein;35
3.7;2.7These 7: Modelle bilden Wissen;36
3.8;2.8These 8: Modelle oderTheorien sind immer vorläufig;36
3.9;2.9These 9: Wissenschaftliches Wissenist immer hypothetisch;37
3.10;2.10These 10: Wissenschaftliche Forschung führt zu maximal validen Modellen;40
3.11;2.11These 11: Wissenschaftliche Forschung istper definitionem reduktionistisch;41
3.12;2.12These 12: Der notwendige Reduktionismus schränkt den Geltungsbereich wissenschaftlicher Aussagen ein;42
3.13;2.13These 13: Experimente schaffen sehr valide, aber von ihrem Geltungsbereich her stark eingeschränkte Aussagen;44
3.14;2.14These 14: Praxis ist deutlichkomplexer als Forschung;45
3.15;2.15These 15: Praktisches Handeln kann nur teilweise auf wissenschaftlichen Modellen basieren;46
3.16;2.16These 16: Wissenschaftliche Modellesind Heuristiken für die Praxis;47
3.17;2.17These 17: Die eigene Expertisespielt eine wesentliche Rolle;48
3.18;2.18These 18: Therapeuten arbeiten immer nur mit Hypothesen;49
3.19;2.19These 19: Wissenschaftlich validierte Modelle können Expertise verbessern, aber nicht ersetzen;50
4;3Schlussfolgerungen aus denThesen für die Psychotherapie;51
4.1;3.1Ziele der Wissenschaft Psychotherapie;51
4.2;3.2Einschränkungen wissenschaftlicherAussagen im Bereich Psychotherapie;52
4.3;3.3Das Problem der Generalisierbarkeit;56
5;4Ergebnisse der Psychotherapieforschung und Folgerungen für eine Konzeption von Psychotherapie;57
5.1;4.1Heterogenität und Komplexität;57
5.2;4.2Klienten-Variablen;58
5.2.1;4.2.1Diagnosen;58
5.2.2;4.2.2Eingangsvariablen des Klienten;59
5.2.3;4.2.3Die Bedeutung der Störung;61
5.2.4;4.2.4Weitere Variablen;63
5.3;4.3Therapeuten-Variablen;65
5.3.1;4.3.1Beziehungsgestaltung;66
5.3.2;4.3.2Interaktionsvariablen;68
5.4;4.4Prozess-Variablen;70
5.5;4.5Therapieeffekte;73
5.5.1;4.5.1Messung von Therapieerfolg;73
5.5.2;4.5.2Wirken alle Psychotherapien gleich?;74
5.6;4.6Schlussfolgerungen aus den Forschungsergebnissen;77
5.7;4.7Komplexe und einfache Störungen: Eine entscheidende Variable für die Psychotherapie;86
5.7.1;4.7.1Angststörungen;86
5.7.2;4.7.2Besondere Bedingungen bei der Therapie von Phobien;87
5.7.3;4.7.3Persönlichkeitsstörungen;89
5.7.4;4.7.4Angststörung und Persönlichkeitsstörung:Ein psychologischer Vergleich;93
6;5Therapeutische Informations­verarbeitung, Verstehen und Modellbildung;101
6.1;5.1Komplexität der Verarbeitung;102
6.2;5.2Therapeutisches Verstehen;102
6.3;5.3Verarbeitungsmodi;106
6.4;5.4Bildung eines Klientenmodells;108
6.5;5.5Das Situationsmodell;110
6.6;5.6Prozesse der Modellbildung;111
6.7;5.7Schlussfolgerungen;113
7;6Die Bedeutung von Expertise des Therapeuten;114
7.1;6.1Anforderungen an Therapeuten im Prozess der Psychotherapie;114
7.1.1;6.1.1Anforderungen an die Informationsverarbeitung;115
7.1.2;6.1.2Anforderungen an die Handlung;118
7.2;6.2Therapeuten benötigen Expertise, um die Anforderungen der Therapie zu bewältigen;119
7.3;6.3Definition von Expertise;121
7.3.1;6.3.1Expertise erfordert spezifisches Training;123
7.3.2;6.3.2Die Relevanz von Expertise hängtvon der Anforderung ab;123
7.3.3;6.3.3Expertise zeigt sich in Kompetenzendeutlicher als in Ergebnissen;125
7.4;6.4Was zeichnet Experten aus?;125
7.5;6.5Auch Experten können irren;130
7.6;6.6Expertise und Heuristik;130
7.7;6.7Das Scientist-Practitioner-Modell;133
7.7.1;6.7.1Das Konzept;133
7.7.2;6.7.2Kritik;133
7.7.3;6.7.3Anforderungsprofile;134
7.7.4;6.7.4Kommunikation;135
7.8;6.8Empirische Evidenzen zur Expertisein der Psychotherapie;136
8;7Der Prozess der Therapie;141
8.1;7.1Warum eine Betrachtung des Therapieprozesses wesentlich ist;141
8.2;7.2Viele relevante Aspekte entfalten sich erst mit der Zeit;141
8.3;7.3Probleme und Themen ändern sich im Prozessverlauf mit hoher Wahrscheinlichkeit;145
8.4;7.4Auch Ziele verändern sich im Therapieprozess;145
9;8Ein hoch relevanter Aspekt des Therapieprozesses: Chaos und Struktur;147
9.1;8.1Chaos im Prozess;147
9.2;8.2Konsequenzen für die Therapie;148
9.3;8.3Selbstorganisation;150
9.4;8.4Therapieprozess:Wechsel von Chaos und Struktur;151
9.5;8.5Der Weg entsteht beim Gehen;151
9.6;8.6Die Bedeutung von Expertisewird erneut deutlich;152
9.7;8.7Stringenz und Flexibilität des Therapeuten;152
9.8;8.8Schlussfolgerungen für die Therapie;153
9.8.1;8.8.1Was sind Systeme?;153
9.8.2;8.8.2Vorhersagbarkeit und Kontrollierbarkeit;156
9.8.3;8.8.3Interventionen und Veränderungen des Systems;158
9.8.4;8.8.4Veränderungsprozesse;160
9.8.5;8.8.5Destabilisierung;162
9.9;8.9Rekursiver Therapieprozess;163
10;9Bedeutung der Mikro-Ebene für eine Konzeption von Psychotherapie;164
10.1;9.1Was ist eine Mikro-Ebene?;164
10.2;9.2Relevanz der Mikro-Ebene;165
10.3;9.3Aufgaben des Therapeuten auf Mikro-Ebene;166
11;10Prozessforschung und therapeutische Konsequenzen: Das Beispiel der Steuerung von Klärungsprozessen;167
11.1;10.1Forschungsvorgehen;168
11.2;10.2Ergebnisse der Prozessforschung;170
11.2.1;10.2.1Prozesssteuerung durch den Therapeuten;170
11.2.2;10.2.2Konstruktive Steuerung;171
11.2.3;10.2.3Klienten klären kaum von sich aus;171
11.2.4;10.2.4Stufenfolgen von Klärungsprozessen;171
11.2.5;10.2.5Nicht völlige Determiniertheit von Klärungsprozessen;172
11.2.6;10.2.6Steuerung und Therapeut-Klient-Beziehung;172
11.2.7;10.2.7Steuerung und Verstehen;173
11.2.8;10.2.8Steuerung im Therapieverlauf;173
11.2.9;10.2.9Steuerung und Qualität der Intervention;174
11.2.10;10.2.10Steuerung und Eingangsvoraussetzungenvon Klienten;174
11.3;10.3Schlussfolgerungen;175
12;11Die therapeutische Kommunikation:Das Drei-Ebenen-Modell;177
12.1;11.1Inhaltsebene;180
12.2;11.2Bearbeitungsebene;180
12.3;11.3Beziehungsebene;181
12.4;11.4Dimensionen der Psychotherapie;182
13;12Psychotherapie und Psychologie;185
13.1;12.1Psychotherapie ist einTeilgebiet der Psychologie;185
13.2;12.2Schlussfolgerungen;186
14;13Menschenbild und Therapiekonzeption;188
15;14Psychotherapieziel Selbstregulation;190
15.1;14.1Was ist Selbstregulation?;190
15.2;14.2Ein theoretisches Modell der Selbstregulation;191
15.3;14.3Selbstregulation und Selbstkontrolle;194
15.4;14.4Selbstregulation in der Psychotherapie;195
16;15Beziehungsgestaltung;199
16.1;15.1Sinn einer Beziehungsgestaltung;199
16.2;15.2Allgemeine Beziehungsgestaltung;199
16.3;15.3Komplementäre Beziehungsgestaltung;200
16.3.1;15.3.1Beziehungsmotive;201
16.3.2;15.3.2Komplementarität zu Beziehungsmotiven im Therapieprozess;204
16.4;15.4Schlussfolgerungen;208
17;16Schemata und Schema-Klärung;209
17.1;16.1Wozu Schemata?;209
17.2;16.2Was sind Schemata und was tun sie?;210
17.3;16.3 Charakteristika von Schemata;210
17.4;16.4Exekutive Schemata;211
17.5;16.5Arten von Schemata;213
17.6;16.6Schemata und Beziehungsmotive:Die Schema-Matrix;215
17.7;16.7Klärung von Schemata;217
17.8;16.8Schlussfolgerungen;220
18;17Alienation und die Entwicklung von Therapiezielen;222
18.1;17.1Individuelle Therapieziele;222
18.2;17.2Das Konzept der Alienation;223
18.3;17.3Wie Alienation psychologisch wirkt;224
18.4;17.4Schlussfolgerungen für die Therapie;225
19;Literatur;227
20;Endnoten;295




|13|1  Einleitung

1.1  Worum es geht

Die Frage, wie Psychotherapie den Klientena gerecht werden kann, erscheint vielleicht merkwürdig, sie ist aber, wie hier gezeigt werden soll, hochgradig gerechtfertigt und angezeigt. Denn die Frage lässt sich gar nicht leicht beantworten, wenn man, wie hier, die Antwort nicht aus einer Ideologie heraus, sondern aus psychologisch-wissenschaftlichen Überlegungen heraus beantworten will.
Analysiert man gründlich, was es bedeuten kann, „Klienten gerecht zu werden“ und auch, inwieweit bisherige Psychotherapieverfahren Klienten gerecht werden, dann stößt man auf vielfältige Probleme. Das Erste, was man sieht, ist, dass Klienten hoch komplex sind, dass Probleme und Therapieprozesse hoch komplex sind. Und man erkennt, dass bisherige Therapieverfahren diese Komplexität z.?T. ignorieren. Stellt sich eine Psychotherapie dieser Komplexität, dann, so wird deutlich werden, muss sie ihr Paradigma ändern: Denn hoch komplexe Klienten, Probleme und Prozesse erfordern eine hoch komplexe Psychotherapie. Und dies ist auch erforderlich, damit Psychotherapie den Klienten stärker als bisher gerecht werden kann: Indem sie viel stärker die Komplexität und Heterogenität von Klienten, die Komplexität von Problemen und von Therapieprozessen berücksichtigt.
Dies bedeutet aber auch, wie zu zeigen sein wird, dass Psychotherapie sehr viel komplexer werden muss, um die Komplexität von Klienten und Problemen gerecht werden zu können. Und dass ein Psychotherapeut sich der Komplexität stellen sollte und eine entsprechende Expertise entwickeln sollte. Daraus folgt wiederum, dass viele Aspekte der heute praktizierten Psychotherapie zumindest „suboptimal“ sind, einige widersprechen sogar stark dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Es soll daher versucht werden, grundsätzliche wissenschaftstheoretische Erkenntnisse und psychologische und psychotherapeutische Forschungsergebnisse aufzuzeigen sowie wichtige Erkenntnisse der Chaos- und Systemtheorie zu verwenden und aus ihnen abzuleiten, in welcher Richtung Psychotherapie weiterentwickelt werden kann.
Leider ist es auch nicht so, dass ich perfekte Lösungen hätte, aber ich kann zumindest einige Ansatzpunkte aufzeigen, über die man näher nachdenken kann. Was ich aufzeigen werde, bedeutet über weite Strecken eine Modifikation des bisherigen Psychotherapieparadigmas: Von einfach strukturierten Therapien hin zu (hoch) komplexen, die auch in der Lage sind, Probleme weit jenseits von „Symptomreduktionen“ zu |14|bearbeiten. Ob dies zu Denkanstößen führen wird, ist ungewiss. Natürlich kann man alle Argumente ignorieren und „buisiness as usual“ machen, das ist ja eine bewährte Lösung. Aber man könnte vielleicht auch in Dialoge eintreten und versuchen, offensichtliche Mängel zu beseitigen. Ich möchte deshalb auch in erster Linie Denkanstöße geben und Diskussionen anregen: Auch ich weiß im Augenblick nicht, wohin die Entwicklung gehen wird, bin aber hoch gespannt.
Es ist dem Leser vielleicht aufgefallen, dass eine Frage des Buches lautet, wie Psychotherapie dem Klienten „gerecht werden“ kann. Sie lautet nicht, wie man Psychotherapie möglichst effektiv oder effizient machen kann. Natürlich ist Effektivität von Psychotherapie eine relevante Dimension: Ein Klient will, dass Psychotherapie „etwas bringt“ und das ohne unnötigen Aufwand! Man muss jedoch sehen, dass Effektivität und Effizienz (vor allem Geschwindigkeit) nicht die einzigen Dimensionen einer Psychotherapie sind.
Psychotherapie stellt, vor allem wenn sie dazu dient, Lebensprobleme zu bearbeiten, einen wesentlichen Aspekt des Lebens selbst dar. Und wie bei allen relevanten Lebensaspekten ist Effektivität oder Effizienz nur ein Aspekt der Lebensgestaltung. Wenn ich Sex haben will, ist die effizienteste Methode, mit dem Verkehr in zwei Minuten fertig zu sein: Das spart maximal Zeit und Energie. Das ist so, aber will man das? Geht es wirklich um einen derart eingeschränkten Begriff von Effektivität als einzelnes Ergebnis pro Zeiteinheit oder Kosteneinheit? Wollen wir unser Leben und wollen wir Psychotherapie wirklich derart eingeschränkt definieren?
Wenn ich Spaß haben will, kann ich mir 2?–?3 Stunden Zeit nehmen, mich auf neue Erfahrungen einlassen, ohne zu wissen, was genau passieren wird. Das ist zweifellos nicht effizient, aber das macht dennoch Sinn. In vielen Bereichen zielt man nicht auf ein einzelnes, isoliertes Ereignis ab, das man in hohem Tempo erreicht; man zielt auf breite Ergebnisse ab, darauf, mehrere Ziele gleichzeitig zu erreichen und man akzeptiert, dass das Energie und Zeit kosten kann.
Will man Psychotherapie als ein Verfahren, mit dem man schnell möglichst eingegrenzte Effekte erzielt oder will man auch hier möglichst gute, nachhaltige Ergebnisse?
Gerade bei hoch komplexen Problemen ist es wesentlich, komplexe Ziele nachhaltig anzustreben, weil Klienten sehr oft mit komplexen Problemen in die Therapie kommen, für die es keine simplen, vorgefertigten Lösungen und manualisierte Lösungswege gibt. Viele Klienten wollen in der Psychotherapie keine Tauben-Angst „wegmachen“, sie wollen Lebensprobleme, unter Umständen existenzielle Probleme lösen, die sie stark belasten, ihre Gesundheit gefährden usw., die damit hoch relevant sind und um die sich Psychotherapie auf alle Fälle kümmern sollte. Sie wollen klären, was genau sie so antreibt, dass sie ihre Gesundheit ruinieren, was sie eigentlich wirklich wollen, warum sie Probleme mit einem Partner haben, wieso sie ständig Interaktionskonflikte produzieren usw. usw. Auch das sind hochkomplizierte Fragen, für deren Analyse und Beantwortung man gründlich klären muss, was u.?U. viel Aufwand erfordert und viel Zeit kostet.
Viele Probleme von Klienten sind hoch komplex: Zu Therapiebeginn kann ein Klient oft nicht mal das Problem genau definieren, nicht sagen, was er will oder was eine Lösung sein könnte. Die Klärung selbst ist komplex, man muss sich Zeit lassen, sich Aspekte näher anzuschauen, gerät in Sackgassen, setzt neu an usw. usw. Um diese Pro|15|bleme zu lösen, muss man sich auf Prozesse einlassen, von denen man nicht wissen kann, wie sie ausgehen werden oder wohin sie einen führen werden, denn man weiß zu Beginn nicht, wo eine Lösung liegen wird und kann auch (noch) keine klaren Ziele definieren!
Psychotherapeuten brauchen die Kompetenz, diese Prozesse nicht nur zu begleiten, sondern konstruktiv zu steuern, dem Klienten deutlich zu machen, wo er langgehen sollte, welcher Frage er folgen sollte usw. Therapeuten können hier sehr konstruktiv wirken, aber sie müssen auch dem Prozess folgen, sie können keine Lösungen vorgeben, noch können sie Prozesse planen. Das alles mag aus der Perspektive einer Angst-Therapie unklar, unvorhersehbar, schlecht steuerbar und ineffizient erscheinen: Jedoch ist es eine relevante Alltagserfahrung, dass komplexe Probleme andere Vorgehensweisen brauchen als einfache, dass ihre Lösung anders verläuft und dass sie mehr Zeit erfordert. Und genau diese Aspekte sollen in diesem Buch ausführlich behandelt werden.
Gerade kreative Lösungen lassen sich nicht planen und nicht beschleunigen, jeder Zeitdruck macht die Lösung kaputt. Diese Aspekte sind auch in der Psychologie gut bekannt1. Und wir sollten ihnen folgen: Also sollten wir eine andere Form von Psychotherapie entwickeln, weg von Einfachheit, Planbarkeit, Determiniertheit, Effizienz: Wenn ich eine Schraube eindrehen will, kann ich allen diesen Prinzipien folgen, will ich ein komplexes Problem kreativ lösen, werden diese Vorgehensweisen meine Lösung „killen“.
1.2  Was heißt genau, eine Psychotherapie soll Klienten gerecht werden?

Wenn man sagt, Psychotherapie sollte Klienten gerecht werden, dann ist es natürlich wichtig zu präzisieren, was das genau bedeuten kann. Überlegungen, die im Laufe des Textes sehr viel genauer diskutiert werden, lassen es zu, mehrere Aspekte zu bestimmen, die die Frage beantworten, was genau „dem Klienten gerecht werden“ heißen soll. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte aufgelistet und anschließend kommentiert:


Psychotherapie sollte in erster Linie dem Klienten verpflichtet sein und nicht den Kostenträgern von Psychotherapie. Zwar sollte Therapie sich bemühen, kostengünstig zu sein, das darf aber niemals auf Kosten des Klienten gehen.
...




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