Sachse / Schirm / Kramer | Klärungsorientierte Psychotherapie systematisch dokumentieren | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 155 Seiten

Sachse / Schirm / Kramer Klärungsorientierte Psychotherapie systematisch dokumentieren

Die Skalen zur Erfassung von Bearbeitung, Inhalt und Beziehung im Therapieprozess (BIBS)
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8409-2654-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Die Skalen zur Erfassung von Bearbeitung, Inhalt und Beziehung im Therapieprozess (BIBS)

E-Book, Deutsch, 155 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2654-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Das Buch stellt die BIBS dar, die Skalen zur Erfassung von Bearbeitung, Inhalt und Beziehung im Therapieprozess. Mit diesem Rating-System können relevante Klientenprozesse und therapeutische Handlungen im Therapieprozess eingeschätzt werden. Das System ermöglicht Therapeuten und Supervisoren in der Klärungsorientierten Psychotherapie, schon früh in der Therapie die Qualität der Therapieprozesse einzuschätzen. Konsequent kann so das therapeutische Handeln korrigiert und verbessert werden, Klientenprozesse können konstruktiver gesteuert werden. Therapeuten können zudem mit Hilfe des Systems ihre Wahrnehmung relevanter Prozessaspekte schulen und so ein tieferes Verständnis von Psychotherapie erarbeiten.
Im vorliegenden Manual wird die Entwicklung des Rating-Systems, sein konzeptueller Hintergrund sowie das System selbst beschrieben; es werden Studien zur Reliabilität und Validität vorgestellt und anhand des Anleitungskapitels können die Leser die Skalen konkret im Rahmen der von ihnen durchgeführten Therapien anwenden. Das Vorgehen beim Rating wird schließlich exemplarisch auf Fallmaterial angewandt: auf der beiliegenden CD-ROM finden sich mp3-Dateien mit verschiedenen Gesprächs-Mitschnitten. An diesen Beispielen kann der Leser die Anwendung der Skalen konkret üben und seine eigenen Ratings mit den Ratings der Autoren vergleichen.
Diesen Titel finden Sie im Testkatalog unter der Artikelnummer 9700274

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Weitere Infos & Material


1;Klärungsorientierte Psychotherapie systematisch dokumentieren;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Kapitel 1: Überblick;9
2.1;1.1 Was ist das Ziel der BIBS?;9
2.2;1.2 Die Struktur der BIBS;9
3;Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund: BIBS und Klärungsorientierte Psychotherapie;11
3.1;2.1Schemata;11
3.2;2.2Das Drei-Ebenen-Modell;12
3.3;2.3Therapieprozess;13
3.4;2.4Störungsmodelle;18
4;Kapitel 3: Die Entwicklung der BIBS: Bearbeitungs-, Inhalts- und Beziehungsskalen;23
4.1;3.1Die erste Fassung der BIBS: Die Bochumer Bearbeitungs- und Beziehungsskalen (BBBS);23
4.2;3.2Die BBBS;24
4.3;3.3Die BIBS;24
4.4;3.4Vor-Analysen der BIBS;25
5;Kapitel 4: Reliabilitäten der BIBS;26
6;Kapitel 5: Untersuchung der BIBS-Skalen: Korrelationen der BIBS-Variablen untereinander;28
6.1;5.1Einleitung;28
6.2;5.2Vorgehen;28
6.3;5.3Ergebnisse;28
6.4;5.4Resümee;35
7;Kapitel 6: Empirische Ergebnisse der BIBS bei der Borderline-Störung;36
7.1;6.1Methoden;37
7.2;6.2Resultate;37
8;Kapitel 7: Validierung der BIBS-Skalen an Klienten-Erfolgsmaßen;41
8.1;7.1Einleitung;41
8.2;7.2Maße;41
8.3;7.3Korrelationen;47
8.4;7.4Ergebnisse: Klienten-Variablen;47
8.5;7.5Ergebnisse der Therapeuten-Variablen;50
8.6;7.6Resümee;50
9;Kapitel 8: Die Anwendung der BIBS;52
10;Kapitel 9: Veränderungsmessungen mit den BIBS;92
10.1;9.1Einleitung;92
10.2;9.2Stichprobe und Vorgehen;92
10.3;9.3Verläufe der Ratings über die Messzeitpunkte;93
10.4;9.4Schlussbemerkungen;105
11;Literatur;107
12;Anhang;113
12.1;Anhang A: Rating-Bögen (Kopiervorlagen) ;113
12.2;Anhang B: Kurze Darstellung der Fallbeispiele (Audio-Dateien auf CD-ROM);119


Kapitel 2 Theoretischer Hintergrund: BIBS und Klärungsorientierte Psychotherapie (S. 9-10)

Sandra Schirm, Rainer Sachse und Ueli Kramer

In diesem Kapitel wird der theoretische Hintergrund dargestellt, aus dem die BIBS abgeleitet wurden.

Die Klärungsorientierte Psychotherapie (KOP) ist Teil der dritten Welle der Verhaltenstherapie und entspringt der Gesprächspsychotherapie. Sie integriert kognitive (Beck, 1981), gestalttherapeutische (Perls, 1976) und erlebniszentrierte (Greenberg, Rice & Elliott, 1993) Techniken und bietet als eine Art „Rahmentherapie“ Anwendern die Möglichkeit, Interventionen anderer Therapieformen und -schulen bei Bedarf einzufügen (z.?B. Trainings, Imaginationen, etc.). Grundsätzlicher Interventionspunkt der Klärungsorientierten Psychotherapie ist die Klärung dysfunktionaler kognitiver und affektiver Schemata und die Aufhebung von Alienation – insofern ist das Hauptziel der Klärungsorientierten Psychotherapie die (Wieder-) Herstellung einer funktionalen Selbstregulation (nach Kuhl). Für andere Probleme, z.?B. klassisch konditionierte Ängste, ist die Klärungsorientierte Psychotherapie nicht indiziert; hier sollte anderen Methoden der Vorzug gegeben werden (z.?B. Reizkonfrontation; Sachse, 1992a).

Sie ist stark an der Mikro-Ebene (also der kleinstmöglichen Analyseeinheit Intervention – Reaktion des Klienten) von Psychotherapie ausgerichtet: klärungsorientierte Psychotherapeuten analysieren quasi in „Echtzeit“ die Informationen auf Inhalt (Motiv oder Schema) und spezifische Probleme des Klienten (z.?B. Vermeidung oder ungünstiges Beziehungsverhalten). Daraus resultierend planen sie die nächsten Schritte innerhalb der Sitzung und auch auf längere Sicht über mehrere Sitzungen hinaus. Dies bedeutet auf der Makro-Ebene, dass der Therapieprozess rekursiv und damit ggf. immer wieder neu zu konstruieren ist.

Dadurch ist die Anwendung der KOP auch hochgradig störungsspezifisch: Klienten rekonstruieren mit dem Therapeuten ihre idiosynkratischen Schemata, stellen den Bezug zur Biographie her und lernen ihre handlungsleitenden Motive kennen. Ebenso verläuft die Modifikation der problemdeterminierenden Schemata im Rahmen des Ein-Personen-Rollenspiels hochgradig individuell; der Interventionspunkt und die Richtung hängen von der Position ab, an der sich ein Klient befindet.

Therapeuten müssen neben einem für den einzelnen Klienten passenden Beziehungsangebot verschiedene Heuristiken für die einzelnen Störungsbereiche und unterschiedliche Interventionsstrategien parat haben, anwenden und den Klienten anleiten, den jeweils nächsten Schritt zu machen. Zudem bietet die Klärungsorientierte Psychotherapie verschiedene Strategien an, um mit „schwierigen Klienten“ umzugehen und diese zu Veränderung zu motivieren.

Durch diese Art der Einmaligkeit eines jeden Therapieprozesses sind die spezifischen Effekte selbstverständlich nicht durch relativ grobe Selbst- und Fremdeinschätzungsbögen zu ermitteln, sondern bedürfen eines speziellen, die Mikroebene auflösenden Instrumentes.

2.1 Schemata

Unter Schema wird ein strukturiertes (Gedächtnis-) Muster verstanden, welches kognitive und affektive Elemente enthält, automatisch aktiviert wird und die exekutiven Funktionen beeinflusst (vgl. Sachse, 1992a; Sachse, Breil & Fasbender, 2009; Sachse & Fasbender, 2010; Sachse et al., 2008, 2009, 2011). Diese Schemata entstehen meist in der Kindheit durch die Interaktion mit relevanten Bezugspersonen, meist den Eltern. Die aus den Erfahrungen gezogenen Schlussfolgerungen werden hochgradig generalisiert: aufgrund der Wichtigkeit der Eltern für das Kind wird ihnen eine große Definitionsmacht eingeräumt – aus der Rückmeldung einer Bezugsperson wird eine überdauernde Annahme über z.?B. alle Beziehungen (nicht: „Ich bekomme von Mama keine Hilfe.“, sondern: „Beziehungen sind nicht solidarisch!“). Diese wird mit der dazugehörigen Emotion (z.?B. Trauer) und den Handlungsimpulsen (z.?B. „Mache Dich von anderen unabhängig, dann wirst Du nicht enttäuscht!“) verknüpft und bildet somit ein Schema über Beziehungen. Andere Schemaarten beziehen sich auf das Selbstbild, Normen, die der Klient aufgrund seines Selbstbildes kompensatorisch erfüllen muss oder Regeln, die andere in der Interaktion mit dem Betreffenden zu erfüllen haben (diese sind v.?a. bei Persönlichkeitsstörungen relevant). Die Klärungsorientierte Psychotherapie betont, dass diese Schemata hochgradig idiosynkratisch sind und differenziert herausgearbeitet werden sollen – ein wichtiger Unterschied zur Schematherapie (Young et al., 2005), bei der die verhältnismäßig grobe Benennung der Schemainhalte ausreicht (siehe dazu auch Hammelstein, 2009). Die Dysfunktionalität von Schemata kann also im Inhalt des Schemas bestehen – die Art, über sich selbst, Beziehungen oder „die Realität“ zu denken. Ein anderes Problem kann in der Dissoziation von verschiedenen Schemata liegen: der Mangel an Kommunikation zwischen z.?B. einem Ressourcenund einem Selbstschema kann dazu führen, dass Klienten sozusagen vor einem gedeckten Tisch verhungern. Sie realisieren dann nicht die für einen befriedigenden Lebensstil sinnvollen Aktivitäten – Depressive sind wahre Meister im Unterlassen angenehmer Aktivitäten (z.?B. Hautzinger, 2003). Ungünstig ist auch die mitunter verblüffende Resistenz von Schemata: trotz zahlreicher vermeintlich korrektiver Erfahrungen bleiben die Überzeugungen bestehen. Mitunter werden positive Ereignisse auch schemakongruent umgedeutet. Insofern müssen Klienten lernen, diese gegenteiligen Informationen wahrzunehmen, zu verarbeiten und Schlüsse daraus zu ziehen.

Ein wichtiger Unterschied zur kognitiven Therapie (Beck, 1981) ist, dass bei der Klärung und Modifikation der problemdeterminierenden Schemata sowohl kognitive als auch affektive Aspekte Interventionspunkte sind (Sachse & Fasbender, 2011; Sachse et al., 2008). Dies ist unumgänglich, werden doch negative biografische Erfahrungen auch affektiv verarbeitet und gespeichert. In der frühen Kindheit werden Informationen sogar fast ausschließlich in diesem Code verarbeitet, da eine Versprachlichung von Erfahrungen in einen kognitiven Code noch nicht gelingt. Dies trifft auch auf traumatische Geschehnisse zu, die in jedem Lebensalter stattfinden können (Schirm, 2011). Therapeuten sollten für jede Phase der Schema- Arbeit gerüstet sein: bei der Klärung sind bestimmte Fragetechniken oder Explizierungen sinnvoll (Sachse & Sachse, 2011), Schemaheuristiken dienen der Zielorientierung (Sachse et al., 2009). Zur Modifikation dienen zunächst Distanzierungstechniken (Sachse et al., 2012) und dann das Ein- Personen-Rollenspiel zur direkten Bearbeitung (Sachse, 2006b; Sachse et al., 2008).

2.2 Das Drei-Ebenen-Modell

Eine wesentliche Komponente der Klärungsorientierten Psychotherapie ist die Betrachtung von Therapieprozessen auf verschiedenen Ebenen (Sachse & Maus, 1987, 1991). Diese Art der Analyse bietet dem Therapeuten die Möglichkeit, auf genau der Ebene mit den vorwiegend problematischen Verhaltensweisen zu agieren. So hat z.?B. ein interaktionsgestörter Klient zu Beginn der Therapie Probleme auf der Beziehungsebene, da er z.?B. Angst vor Abwertung hat – und spricht ausschließlich über seine Erfolge und positiven Aspekte seines Lebens. Insofern wählt der Therapeut diese Ebene zur Intervention aus – in diesem Falle legt er sein Hauptaugenmerk auf die Realisierung einer guten und belastbaren therapeutischen Beziehung durch Komplementarität zu den wichtigsten handlungsleitenden Motiven des Klienten (hier: Anerkennung). Alle Ebenen müssen aber grundsätzlich zusammen betrachtet werden: eine Vermeidung findet grundsätzlich immer an bestimmten Punkten eines Therapieprozesses statt (wenn die Betrachtung eines Problems erheblich unangenehm wird), kann aufgrund von grundsätzlichen Bearbeitungsproblemen entstehen (also ein dysfunktionales Problemlöseverhalten) oder aber interaktionell bedingt sein (im genannten Beispiel könnte der Klient vermeiden, Schwierigkeiten zu benennen, um in den Augen des Therapeuten nicht defizitär zu wirken).

Die Frage ist hier also: Was muss ein Klient tun, wie muss er sich bei der therapeutischen Arbeit sinnvollerweise verhalten, um gut zu arbeiten (= seine dysfunktionalen Schemata zu bearbeiten)? Alle der Klärung im Wege stehenden Angelegenheiten müssen sukzessive vom Therapeuten aus dem Weg geräumt werden.



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