E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Sala Das schönste Muttertagsgeschenk
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1421-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1421-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zum Muttertag möchte der niedliche Sammy seiner Mutter Libby etwas ganz Besonderes schenken: Er möchte seinen Daddy finden! Denn seine Mutter sagt immer zu ihm, dass sein Vater verloren gegangen ist. Zusammen mit seinem besten Freund heckt er einen raffinierten Plan aus ...
Es war ein Job, den sie hasste, der sie dazu brachte, ihre ersten Zeilen auf einer alten Schreibmaschine zu verfassen und es war ihre Liebe zu diesem Handwerk, die sie schreiben ließ. Ihre ersten Schreibversuche landeten 1980 noch unter ihrem Bett. Ein zweiter Versuch folgte 1981 und erlitt ein ähnliches Schicksal. Als ihr Vater 1985 und ihre einzige Schwester (nur zwei Monate später) starben, wurde ihr bewusst, dass sie irgendwann auf dem eigenen Totenbett niemals denken wollte, dass sie ihre Träume im Leben nicht verwirklicht hatte. Sie trat Autorengruppen bei, besuchte Konferenzen und lernte langsam auch bessere Schreibtechniken. 1989 entschied sie, dass sie weit genug sei, um einen Verlag für eines ihrer Bücher zu finden. Als Farmerstochter und später für viele Jahre Farmersfrau, entfloh sie immer wieder der Plackerei ihres Lebens über den Inhalt eines Buches. Jetzt als Autorin, sieht sie sich selbst immer wieder, wie sie in ihren Geschichten und Träumen lebt. Ihre Geschichten sind oft dunkel, haben als Inhalt ganz reale, manchmal auch schlechte Dinge, die in der Welt passieren aber immer besitzt Sharon Sala die Fähigkeit Hoffnung und Liebe durch ihre geschriebenen Zeilen zu vermitteln und das Herz ihrer Leser zu berühren. Ihre Bücher sind wiederholt in Bestseller - Listen erschienen und sie war siebenmal für den RITA® - Award nominiert. (Der RITA® - Award ist für Autoren das, was der Oscar für Schauspieler ist). Sharon Sala, schon immer Optimistin, fand oft auch Halt in ihren Geschichten. Sie schöpft ihre Kraft auch aus dem Glauben an Gott und an die Liebe und ist immer der Meinung 'Alles wird gut'.
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1. KAPITEL
Die Sonne ging gerade auf, als Liberty Farraday das Zimmer ihres Sohnes Sammy betrat, um ihn zu wecken. Es war nicht nur ein ganz normaler Schultag, sondern auch Sammys achter Geburtstag. Sie konnte es kaum glauben – acht lange Jahre hatte sie Sam Holts Sohn großgezogen, und zwar ganz allein.
Sie dachte darüber häufiger nach, als ihr lieb war. Dass sie allein dastand, war ihre Schuld, wie sie zugeben musste. Sam wusste nämlich nichts von der Existenz seines Sohnes Sammy. Und doch war es Sam gewesen, der sie verlassen hatte und nie mehr zurückgekommen war. Und wenn er sie nicht mehr wollte, dann interessierte ihn Sammy bestimmt auch nicht.
Meistens leuchtete ihr diese Argumentation ein. Doch hin und wieder befielen sie Zweifel daran – so wie an diesem Morgen, als sie ihren schlafenden Sohn betrachtete, der immer mehr das Abbild des Mannes wurde, der ihr das Herz gebrochen hatte.
Libby runzelte die Stirn und verscheuchte ihre Traurigkeit. Heute war ein Freudentag mit allem, was dazugehörte. Sie sah auf die Star-Wars-Uhr über Sammys Bett und beugte sich lächelnd zu dem Jungen hinunter.
„Guten Morgen, kleiner Mann“, flüsterte sie und kraulte ihn hinter dem Ohr, während er langsam aufwachte. „Alles Gute zum Geburtstag, Sammy! Du solltest schnell aufstehen und dich anziehen. Ich habe dir Pancakes gemacht. Und du willst doch nicht zu spät zur Schule kommen, oder?“
Wie typisch für ein Kind war Sammy innerhalb von Sekunden wach und sprudelte schon los, ehe er die Augen aufgemacht hatte.
„Mom, bringst du heute Nachmittag Muffins in die Schule?“
Liberty Farraday unterdrückte einen Seufzer. Muffins? Also noch etwas, das sie in ihrem ohnehin schon hektischen Arbeitstag unterbringen musste! Aber ein Kind wurde nur einmal im Leben acht Jahre alt. Und in Azalea, Tennessee, war es ein Muss, einen solchen Tag mit Schulfreunden zu feiern.
„Auf jeden Fall, kleiner Mann“, erwiderte Libby.
„Schokomuffins?“
Libby schmunzelte. „Gibt es denn noch andere?“
„Mom, du bist lustig“, erklärte Sammy, während er sich aus dem Bett rollte und aufs Badezimmer zusteuerte.
„Vergiss nicht, das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen“, rief Libby hinterher und legte ihm ein paar Kleidungsstücke heraus.
„Okay, Mom.“
Nicht nur Pancakes warteten auf Sammy. Als er an den Tisch kam, lag dort auch sein Geburtstagsgeschenk.
„Jaaa! Darf ich es gleich aufmachen?“
„Na klar darfst du das.“ Beglückt lehnte sich Libby zurück. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken, wie ähnlich ihr kleiner Sohn seinem Vater sah.
„Star-Wars-Figuren! Gut gemacht, Mom!“, rief Sammy begeistert und machte sich über die Schachtel her. „Cool! Lando Calrissian, Han Solo, Yoda … Oh oh! Und sieh mal, Mom, ein Ewok. Die sind witzig.“
Libby nickte zu allen Figuren, obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wer sie waren. Zwar besaßen sie alle Star-Wars-Filme auf DVD, doch hatte sie noch keinen einzigen bis zum Ende gesehen. Sie schaute auf die Uhr.
„Hoppla, iss schnell deine Pancakes auf! Du kannst heute Abend mit den Figuren spielen.“
„Ja, Mom. Ich kann es kaum abwarten, Pete zu erzählen, was ich bekommen habe.“
Pete Wyatt war Sammys bester Freund und seine Großmutter Kate Wyatt wahrscheinlich Libbys beste Freundin, obwohl sie über 40 Jahre auseinander waren.
Kurze Zeit später hielt Libby vor der Grundschule Robert E. Lee und gab Sammy seine Schultasche.
„Ich wünsch dir einen wundervollen Tag, mein Liebling. Wir sehen uns später … mit Muffins und so weiter.“
„Tschüss, Mom. Mach hübsche Blumensträuße!“, rief er und meinte damit ihren Job in Fayes Blumenladen. Winkend lief er zum Eingang ins Schulgebäude.
Libby winkte zurück und beobachtete Sammys wiegenden Gang. Erneut dachte sie, dass er mit zunehmendem Alter seinem Vater Sam immer ähnlicher wurde. Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Es war überflüssig, weiter über diesen Mann nachzudenken. Er hatte sie verlassen, bevor er überhaupt wusste, dass Sammy unterwegs war. Und der Bruch zwischen ihnen war so verheerend gewesen, dass sie ihn danach unmöglich anrufen und erklären konnte, dass sie schwanger war.
Sie hatte es nicht leicht als alleinerziehende Mutter, und manchmal plagten sie Schuldgefühle, weil Sammy ohne männliches Vorbild aufwachsen musste. Doch der Junge hatte nur wenige Male gefragt, was mit seinem Vater passiert sei und warum er nicht bei ihnen war. Daraufhin hatte Libby immer erklärt, dass er verschollen sei. Das hatte eine Zeit lang funktioniert, doch je älter Sammy wurde, desto weniger gab er sich mit dieser Antwort zufrieden. Das Leben war also nicht perfekt – Sam Holt hatte ihr diese Lektion erteilt.
Ein Hupton riss sie aus den Gedanken. Sie hob den Kopf und sah Kate Wyatt, die ihre Enkelsöhne Pete und Charlie absetzte. Libby winkte zurück und fädelte sich in den Verkehr ein, sobald die Straße frei war.
Für eine Frau in ihrer Situation war der Job im Blumenladen der beste in ganz Azalea. Sie hatte viel Erfahrung als Floristin, und ihre Chefin Faye war gerne bereit, ihre eigenen Arbeitszeiten nach Libbys Zeitplan zu richten, damit diese zu Hause sein konnte, wenn Sammy aus der Schule kam. Libby verdiente zwar nicht genug, um eine Kinderbetreuung bezahlen zu können, doch dank Fayes Großzügigkeit reichte das Geld, um über die Runden zu kommen.
Als Libby an einer roten Ampel warten musste, rechnete sie sich aus, wie lange es wohl dauern würde, nach der Arbeit nach Hause zu fahren und die Muffins zu holen, um zur verabredeten Zeit wieder in der Schule zu sein.
Die Ampel schaltete auf Grün, und Libby gab langsam Gas. Mitten auf der Kreuzung hörte sie plötzlich Bremsen quietschen und nahm undeutlich wahr, wie etwas von der linken Seite auf sie zukam. Dann wurde alles schwarz um sie herum.
Mit Blaulicht und heulenden Sirenen fuhr der Krankenwagen vor der Notaufnahme des Jackson-Memorial-Hospitals vor. Das bereits informierte Personal eilte den Sanitätern entgegen. Die Frau auf der Tragbahre war blutüberströmt, ihr Hals wurde von einer Manschette gestützt und in ihrem Arm steckte eine Kanüle. Die Rettungskräfte schoben sie eilig ins Gebäude. Während ein Sanitäter die aktuellen Vitalwerte hinausschrie, pumpte ein anderer die Sauerstoffmaske auf ihrem Gesicht.
„Sie wurde an der Kreuzung Elm und Main Street von einem Sattelschlepper erfasst. Blutdruck 80 zu 60, Puls unregelmäßig und schwach. Wir haben sie zweimal auf dem Weg hierher verloren. Sie hat innere Blutungen im Bauch, gebrochene Rippen und Gott weiß, was noch alles.“
„Bringt sie in OP zwei!“, rief ein Arzt, gefolgt von mehreren Krankenschwestern.
Nachdem die Verletzte umgebettet worden war, übernahm das Krankenhausteam.
„Wie heißt sie?“, wollte der Arzt wissen.
„Farraday. Es ist Libby Farraday.“
Ein Stöhnen ging durch den Raum, denn das Unfallopfer war nur schwer als die hübsche Frau wiederzuerkennen, die in Fayes Blumenladen arbeitete. Sofort wurden alle nötigen Maßnahmen eingeleitet, um Libby bis zur Operation zu stabilisieren.
Sammy spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, als er kurz nach Beginn der zweiten Stunde aus dem Klassenzimmer gerufen wurde. Da er seine Schultasche mitnehmen sollte, wurde ihm klar, dass er heute nicht mehr in die Klasse zurückkommen würde. Er war verwirrt. Ich habe doch nichts gemacht! Ach, bei den Erwachsenen und ihren Regeln weiß man doch nie, woran man ist!
Als er das Büro des Schuldirektors betrat, erwartete er, seine Mutter dort vorzufinden, doch stattdessen saß Petes Großmutter Kate da. In diesem Moment bekam er Angst.
„Komm her, Liebling.“ Kate nahm Sammy in die Arme und drückte ihn so fest an sich, dass er kaum noch atmen konnte.
„Was ist los? Wo ist Mom, und warum weinst du?“
„Mein Schatz, deine Mutter hatte heute Morgen einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit. Wir fahren jetzt zu ihr ins Krankenhaus.“
„Aber ich habe heute Geburtstag“, flüsterte er, als wäre es undenkbar, dass an diesem besonderen Tag etwas Schreckliches passieren könnte.
Jeder im Büro hatte bereits Tränen vergossen, doch es war fast unerträglich, die Angst und den Schock in der Stimme des kleinen Jungen zu hören. Die Sekretärin entschuldigte sich und verließ den Raum, während der Direktor sich die Nase schnäuzte und Sammy den Rücken tätschelte.
„Du darfst gehen, mein Junge. Ich bin sicher, dass es deiner Mutter bald wieder gut gehen wird. Wenn du sie siehst, sag ihr gute Besserung von uns allen.“
Sammy antwortete nicht. Er konnte nicht.
Kate Wyatt war bereits davon unterrichtet worden, wie ernst Libbys Verletzungen waren. Auf dem gesamten Weg ins Krankenhaus betete sie, dass Sammys Mutter noch am Leben sein würde, wenn sie dort ankamen. Sie wagte nicht sich vorzustellen, was mit diesem wunderbaren kleinen Jungen passieren würde, wenn seine Mutter nicht überlebte. Die beiden hatten doch nur einander.
Sammy stand zu sehr unter Schock, um weinen zu können. Seine Mom sah nicht mehr wie seine Mom aus. Ihre Nase war auf das Doppelte angeschwollen und stand schief, ihr Gesicht und ihre Lippen waren mit vielen kleinen Schnittwunden übersät. Es überstieg Sammys Vorstellungskraft, dass dies von dem zersplitterten Glas der Windschutzscheibe kommen sollte. Er blickte auf die vielen...