Sasse / Pfeffer / van der Burg | Agile Short Stories | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Sasse / Pfeffer / van der Burg Agile Short Stories

49 Geschichten über das Agilwerden und Agilbleiben
3. überarbeitete Auflage 2021
ISBN: 978-3-947487-14-1
Verlag: peppair
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

49 Geschichten über das Agilwerden und Agilbleiben

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-947487-14-1
Verlag: peppair
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Geschichten transportieren mehr als nur Wissen. Sie berühren, inspirieren, schaffen Nähe und ein Gespür für andere Menschen. Geschichten zeigen etwas von uns selbst und werden so zur Hilfe, wenn wir uns in ähnlichen Situationen befinden.

In diesem Buch teilen 45 Autorinnen und Autoren ihre Erlebnisse aus der Welt der Agilität. Es sind erfahrene Product Owner, Scrum Master, Führungskräfte, Agile Coaches, Berater und Organisationsentwickler. Sie erzählen wahre Geschichten aus ihrem Arbeitsalltag und ihrem persönlichen Leben: über die ersten Schritte und Spannungen in Teams, förderliche und hinderliche Führung, Verluste und Ängste, erstaunliche Entwicklungen, klare Werte und Haltungen. Diese Geschichten machen das Angebot, als Menschen voneinander zu lernen.

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Durch die Liebe zur Agilität
Mit der Teilnehmerliste in der Hand stehe ich mutterseelenalleine in einem gut vorbereiteten Seminarraum. Der Stuhlkreis ist perfekt. Die Flipcharts sind mit blütenweißem Papier bestückt und auch frisches Obst, Wassergläser und kleine Knabbereien stehen für die Ankommenden bereit. Mein Coaching-Idol aus der Schweiz soll die nächsten beiden Tage die Seminargruppe in einer »Coaching Masterclass« begeistern. Ich kenne dieses Training schon. Dreimal habe ich es bisher mitgemacht. Trotzdem melde ich mich immer wieder als Erste, wenn die Frage auftaucht, wer aus unserem Team das nächste Seminar zum Lösungsfokussierten Coaching mit Peter Szabo begleiten möchte. Ach ja, ich heiße Veronika und arbeite zu diesem Zeitpunkt seit sechs Jahren erfolgreich als Lösungsfokussierte Coach in Wien. Als Kooperationspartnerin übernehme ich gerne Aufträge meines Mentors und Lehrers Günter, der das Solution Management Center in meiner schönen Heimatstadt betreibt. Ich bin gerade frisch geschieden, und außer meinen beiden kleinen Töchtern hält mich derzeit nur meine Begeisterung für Lösungsfokussiertes Arbeiten aufrecht. Und das tue ich dann eben auch. Ich arbeite, ich lerne, ich kümmere mich um meine Kinder. Bloß nicht zurückblicken. Alles wird gut. Dass mein Leben in Kürze zwei alles verändernde Wendungen nehmen wird, ahne ich in diesem Moment noch nicht. Da öffnet sich die Tür und die ersten Teilnehmenden treten ein. Ich begrüße sie herzlich und helfe ihnen, sich zurechtzufinden. In der Gruppe bemerke ich ein bekanntes Gesicht. Leider kann ich mich nicht erinnern, woher ich diesen Mann kenne. Doch seine lachenden Augen sind mir sehr vertraut. Der Seminartag verläuft – erwartungsgemäß – großartig. Peter Szabo ist ein Meister darin, andere von Lösungsfokus zu begeistern. Die Stimmung im Raum ist ausgelassen und wir experimentieren nach den Vorgaben des Trainers. Nach 17 Uhr ziehen die Leute von dannen. Nur ich bleibe als Gastgeberin zurück, um die leeren Kaffeetassen, Wassergläser und Teller in der Spülmaschine zu verstauen und den Raum für den nächsten Tag vorzubereiten. Okay – ich bleibe nicht ganz alleine. Ralph, der Mann mit den lachenden Augen, ist auch noch da. Und nachdem wir gemeinsam alle Überreste des Seminartages beseitigt haben, bittet er mich, ihn auf einen Drink in ein benachbartes Bierlokal zu begleiten. Aus einem Drink werden drei, und nachdem wir unsere Lebensgeschichten ausgetauscht haben und er herausgefunden hat, dass mein Mädchenname »Jungwirth« ist, wissen wir es wieder: Ralph und ich haben 15 Jahre zuvor gemeinsam im Kino gejobbt. Ich an der Kassa und er als Billetteur – das ist der Typ am Eingang, der die Tickets kontrolliert. Irgendwie war er mir wohl schon damals sympathisch, denn ich hatte ihm – so behauptet er jedenfalls – meine Pager-Nummer gegeben. Kurz nach unserer ersten Begegnung ist er nach England gegangen, um dort zu studieren. Später, zurück in Österreich, hat er seinen Weg und seine Liebe zur Agilität gefunden – das ist jedoch seine Geschichte. Du findest sie hier in diesem Buch. Jedenfalls arbeitet Ralph zum Zeitpunkt des Peter-Szabo-Seminars schon seit zwei Jahren selbstständig als Agile Coach. Was genau das ist, verstehe ich zunächst nicht. Mit Coaching, so wie ich das mache, hat es scheinbar nicht viel gemeinsam. Zumindest so viel finde ich heraus: Es hat wohl irgendwie mit Softwareentwicklung zu tun. Ich beschließe, das Thema für mich ad acta zu legen. Vorerst wenigstens. Ein paar Wochen später – wir sind inzwischen ein unzertrennliches, sehr verliebtes Paar und benehmen uns wie Teenager – lädt Ralph mich ein, ihn übers Wochenende nach Rückersbach zu begleiten. Dort findet das alljährliche Agile Coach Camp Deutschland statt. Drei Tage soll ich mit begeisterten Software-Entwicklerinnen und Software-Entwicklern im Grünen verbringen. Angeblich macht das richtig viel Spaß. Kann ich mir vorstellen. Klar. Ich sage natürlich – trotz meines flauen Bauchgefühls – zu. Der Liebe wegen. Dummerweise habe ich am Anreisetag noch ein Seminar in Wien zu halten und muss spätabends alleine nachreisen. Bei meiner Ankunft, gleich an der Rezeption, werde ich von einem wildfremden Mann stürmisch umarmt und begrüßt. Er trägt einen Bart, eine Brille und ein T-Shirt, dessen Aufschrift ich nicht verstehe. Ähnliche Szenarien wiederholen sich, bis ich Ralph finde, noch ungefähr vier Mal und ich ertappe mich bei einem verzweifelten Gedanken: »Ob das Taxi wohl noch vor der Tür steht, um mich zurück zum Flughafen zu bringen?« Am Abend erlebe ich meine erste Open-Space-Eröffnung. Knapp 80 Menschen – vorwiegend Männer – sitzen in einem dreifachen Stuhlkreis. Zwei Moderatoren erklären mit ruhiger und fast schon feierlicher Stimme, worum es hier geht. Sie erzählen irgendwas von Hummeln und Schmetterlingen, und ich frage mich, ob mich Ralph zu einem Sektentreffen geschleppt hat. Noch bevor ich diese Befürchtung zu Ende denken kann, springen mindestens zwanzig Menschen auf, holen sich große Klebezettel und Stifte und schreiben Themen auf, über die sie im Laufe der nächsten Tage gerne sprechen möchten. Eine an der Wand vorbereitete Riesentabelle, in die Räume und Uhrzeiten eingetragen sind, füllt sich langsam mit diesen Klebezetteln, während die Themen vorgestellt werden. Die Begeisterung der Menge steckt mich an. Ich verstehe inhaltlich kaum ein Wort – vielleicht auch, weil alle Teilnehmenden Englisch sprechen. Doch irgendwie scheint es toll zu sein. Am nächsten Morgen geht es los. Nach einer kurzen Begrüßung im Stuhlkreis strömen die Leute auseinander, um sich in den verschiedenen Räumen zu treffen. Ralph geht zu einer technischen Session und empfiehlt mir eine andere, in der es um Coaching geht. So sitze ich also passenderweise im Raum »Österreich« und frage mich, was ich hier soll. Die etwa fünfzehn Personen, die mit mir in einem – du ahnst es schon – Stuhlkreis sitzen, sprechen über Coaching und ich höre zu. Und dann passiert es: Einer von ihnen trifft eine Aussage, die ich so unmöglich stehen lassen kann. Ich sammle meinen ganzen Mut, öffne meinen Mund und höre mich selbst – auf Englisch – über Lösungsfokus sprechen. Alle sehen mich gebannt an. Nach einer kurzen Stille strömen Fragen auf mich ein. Hier sitze ich, inmitten von begeisterten Software-Coaches, und kann mit meinem Wissen etwas beitragen, das die scheinbar interessiert. Ich bin angekommen. Von diesem Moment an bin ich kaum mehr zu bremsen. Ich wage mich in immer fremdere Themen vor, lerne, was Retrospektiven sind, was ein Scrum Master tut, worum es sich bei einem Minimum Viable Product handelt, und vieles mehr. Im Laufe dieser Tage wird mir immer klarer: Diese Menschen haben das gleiche Ziel wie ich. Sie wollen diese (Arbeits-)Welt zu einem besseren Ort machen. Sie möchten dabei helfen, dass Teams gemeinsam Erfolge feiern können, dass Kunden und Organisationen zufrieden und langfristig Hand in Hand arbeiten. Dazu braucht es viel Kooperation. Diese Leute hier in Rückersbach wissen, wie gute Zusammenarbeit gefördert werden kann. Und ich weiß, wie gute Kommunikation auf Augenhöhe besser klappt. Gemeinsam haben wir die Antwort. Topf trifft Deckel. Das muss es sein! Ralph strahlt, als er meinen begeisterten Ausführungen geduldig zuhört. Er wusste schon vor unserer Begegnung, dass Lösungsfokus und agiles Vorgehen zusammenpassen. Schließlich ist er als ausgebildeter systemischer Coach Experte auf beiden Gebieten. Ich will jedoch nicht schon wieder in seine Geschichte eingreifen – falls er das überhaupt erzählt. Zurück in Wien krame ich eine neue Rolle Flipchart-Papier aus dem Schrank und wir stellen die wichtigsten Aussagen aus der agilen Welt und jene aus der lösungsfokussierten Welt einander gegenüber. Was wir herausfinden, ist phänomenal: Die agilen Werte und die lösungsfokussierten unterstützen einander. Die Prinzipien der beiden Welten passen wie Puzzlesteine zusammen. Das, was hier auf dem Papier entsteht, ist wie eine Symphonie des sinnvollen Agierens in modernen Organisationen und in Zeiten der Digitalisierung! Aufregung, Hitzewallungen, Begeisterung! Diese Geschichte ist nun ziemlich genau sieben Jahre her. Vielleicht bald acht, je nachdem, wann dieses Buch erscheint. Heute diskutiere ich auf Augenhöhe mit gestandenen Agile Coaches über den Kern des agilen Vorgehens. Ich habe noch immer keine Zeile Code geschrieben. Ich kann es nicht und ich werde es wohl auch nicht mehr so richtig erlernen. Was mich hingegen enorm interessiert, ist, wie Menschen in verschiedensten Situationen möglichst gut miteinander harmonieren können. Und da unterscheidet sich für mich agiles Arbeiten kaum von einer Liebesbeziehung: Die Beteiligten haben mit äußeren Widerständen und Anforderungen zu kämpfen, und das schaffen sie nur, wenn sie bedingungslos zusammenhalten. Wenn es in einer Paarbeziehung etwa kleine Kinder gibt, die Aufmerksamkeit brauchen, oder Eltern, die es gar nicht...



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