Buch, Deutsch, 92 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 146 g
Reihe: 16
Buch, Deutsch, 92 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 146 g
Reihe: 16
ISBN: 978-3-96146-753-2
Verlag: Diplomica Verlag
Mit dem neuen Standard IFRS 16 wird ein neues Kapitel in der Leasingbilanzierung für Leasingnehmer aufgeschlagen. Künftig sind Unternehmen angehalten, grundsätzlich sämtliche Leasinggeschäfte im Jahresabschluss auszuweisen. Ausgenommen sind Short-Term- und Small-Ticket-Leases, sodass ein begrenzter Spielraum bestehen bleibt. Insofern haben die neuen Regelungen gravierende Auswirkungen auf die Leasingbilanzierung. Bilanzverlängerung bei den Leasingnehmern sowie erhebliche Umstellungskosten für Prüfung und Neubewertung ihrer Leasingverträge sind nur zwei Punkte. Darüber hinaus werden die KPI in einer eher wenig erfreulichen Richtung tangiert, sodass es tendenziell negative Auswirkungen auf Bonität und Außenwirkung des Unternehmens zu vermeiden gilt. Wichtige Finanz- und Renditekennzahlen sowie natürlich sämtliche Cashflow-basierten Kennzahlen sind davon betroffen. Obwohl die theoretischen Auswirkungen des neuen Leasingstandards IFRS 16 bereits untersucht wurden, sind die praxisnahen Folgen bislang eher wenig erforscht. Das vorliegende Werk stellt daher die praxisrelevanten Auswirkungen für Leasingnehmer am Beispiel des Konzernabschlusses der Deutsche Post AG in den Fokus.
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Textprobe:
Kapitel 3.1 Geschichte und Zielsetzungen:
Bis zum 31.12.2018 galt für die Bilanzierung von Leasingverhältnissen nach internationaler Rechnungslegung der IAS 17. Der Internationale Accounting Standard 17 wurde erstmalig im September 1982 veröffentlicht und trat am 1. Januar 1984 in Kraft. Seit dem Inkrafttreten wurde der Rechnungslegungsstandard überarbeitet und zuletzt 2005 erneut veröffentlicht. IAS 17 behandelte im Grundsatz Regelungen zur Klassifizierung von Leasingverhältnissen sowie die Entscheidung, ob bei dem Leasinggegenstand ein wirtschaftliches Eigentum für den Leasingnehmer oder Leasinggeber vorliegt.
Der Rechnungslegungsstandard wurde in der Vergangenheit vor allem von Bilanzadressaten wie Investoren und Banken kritisiert. Grund für die Kritik waren die operativen Leasingverhältnisse, welche für Bilanzleser ohne eine weitere Analyse der finanziellen Verpflichtungen nicht direkt identifizierbar waren. Dadurch konnte beispielsweise ein Vergleich mit anderen Unternehmen nur schwer durchgeführt werden. Die Methode, Leasingverhältnisse nicht in der Bilanz abzubilden, wird auch off-balancing genannt. Leasingnehmer hatten dadurch die Möglichkeit, das wirtschaftliche Eigentum an einem Leasinggegenstand dem Leasinggeber anzurechnen. Dadurch wurde der Leasinggegenstand wie ein Mietgegenstand behandelt und eine Bilanzierung konnte vermieden werden. Das Hauptziel des IFRS, entscheidungsnützliche Informationen zu vermitteln, konnte durch den IAS 17 daher nur teilweise erfüllt werden.
Die Folge war die Einführung eines neuen Accounting-Standards, welcher die Bilanzierung von Leasingverhältnissen standardisieren sollte. Gemeinsam mit dem Financial Accounting Standards Board erarbeitete der IASB im März 2009 zunächst ein Diskussionspapier.
Nach weiteren Veröffentlichungen von zwei Standardentwürfen, wurde die finale Version des Standards IFRS 16 Leases am 13.01.2016 veröffentlicht.
Das Ziel des FASB und IASB war unter anderem, durch den neuen Accounting Standard die Harmonisierung von US-GAAP und IFRS fortzuführen. Die Konvergenz beider Rechnungslegungsstandards ist gemäß des FASB und IASB von großer Bedeutung. Eine Harmonisierung der Rechnungslegung bietet den Vorteil eines gesteigerten Informationsnutzens für Kapitalgeber durch eine internationale Vergleichbarkeit der nationalen Jahresabschlüsse. Trotz des Versuches, im Rahmen des IFRS 16 eine Harmonisierung von IFRS und US-GAAP durchzuführen, verbleiben dennoch Unterschiede zwischen den Standards. Eine vollständige Konvergenz konnte daher nicht erreicht werden.
Für Unternehmen, die nach IFRS bilanzieren, ist ab dem 01.01.2019 der neue Standard IFRS 16 anzuwenden. Damit ersetzt IFRS 16 den bisherigen Leasingstandard IAS 17 sowie die dazugehörigen Interpretationen IFRIC 4, SIC 15 und SIC 27. Durch die Neuerungen soll sichergestellt werden, dass die zur Verfügung gestellten Informationen ein korrektes Bild der Leasingverhältnisse von Leasingnehmer und Leasinggeber darstellt. Gemäß IFRS 16 gibt es einen Wechsel von dem bisherigen Risk-and-reward-Ansatz des IAS 17 zu einem Asset-and-Liability-Ansatz, welcher auf dem Bilanzierungsmodell Right-of-Use basiert. Bei dem Right-of-Use-Ansatz, auch Nutzungsrechtansatz genannt, stehen nicht mehr die Chancen und Risiken im Fokus, sondern die Rechte und Pflichten des Leasingnehmers, die aus dem Leasingverhältnis resultieren. Die bisherige Methode der Leasingnehmer, Operate Leases nicht in der Bilanz abbilden zu müssen, entfällt daher.